Die Schweizer Band Illumishade stellt ihr fantastisches Debüt vor. „ECLYPTIC: Wake Of Shadows“ ist jedoch weit mehr, als „nur“ ein Metal-Album, es ist ein Gesamtkunstwerk, das ein ganz außergewöhnliches Klangerlebnis bietet.

Illumishade ist von den beiden Eluveitie-Musikern Fabienne Erni (Gesang, Piano) und Jonas Wolf (Gitarre) gegründet worden, um ihrer eigenen Kreativität, freien Lauf lassen zu können. Sie haben eine fiktive Fantasiewelt erschaffen, die sowohl dem lyrischen, als auch dem musikalischen Konzept der Band, zu Grunde liegt. Für das Vorhaben, konnten die beiden, drei weitere herausragende Mitstreiter finden. Allen voran Mirjam Skal, die für Keyboard, Synthesizer und die Orchester-Arrangements zuständig ist, am Bass ist Yannick Urbanczik zu hören und das Schlagzeug wird von Marc Friedrich bearbeitet. Ein Großteil der Musiker, hat in der Schweiz dieselbe Musikschule besucht, z.T. sogar gemeinsam. Dies sorgt natürlich für ein sehr harmonisches Bandgefüge und die studierten Künstler, können bei Illumishade, all ihre erlernten Fähigkeiten, gepaart mit einem riesigen Fundus an Ideen und Kreativität, voll ausleben. Das Ergebnis ist ein übergroßes Meisterwerk, das sowohl konzeptionell, als auch kompositorisch, seines gleichen sucht.

Kurz ein paar Worte zu der Geschichte die hinter Illumishade steckt. Der zweiteilige Bandname steht hier wohl für hell/dunkel bzw. Licht und Schatten, je nachdem wie man es interpretieren mag. Es geht bei der Story, um eine fiktive Welt. Fünf verschiedene Stämme stellen je ein Mitglied ab, so werden daraus die Illumi. Diese versuchen diese (fiktive) Welt zu retten. Der Kern, der alles am Leben erhält, ist ein magischer Kristall, den es zu beschützen gilt. „ECLYPTIC: Wake Of Shadows“ ist das erste Kapitel oder wenn man so will, der erste Teil, einer farbenfrohen, emotionalen Erzählung, die sicherlich noch mehrere Fortsetzungen finden wird. Wer tiefer in die Fantasiewelt der Illumi einsteigen möchte, dem sei die Website der Band ans Herz gelegt (www.illumishade.ch), dort kann man sich sogar interaktiv, daran beteiligen. Auch das ist sicher ziemlich einzigartig. Übrigens, Ideengeber für dieses tolle Konzept, ist Sängerin Fabienne Erni, die natürlich auch einen Großteil der Texte geschrieben hat. Als einen weiteren Schritt in der Zukunft, könnte ich mir dazu sogar eine bildreiche Bühnenshow vorstellen, quasi im Rockmusical-Gewand, um dieses doch recht außergewöhnliche Musikerlebnis, auch visuell mal im großen Stil umzusetzen. Das bringt mich dann auch schon ein Stück näher zum musikalischen Teil der Review. Wie ihr euch sicher bereits denken könnt, ist das Illumishade-Debüt, ein sehr opulentes und abwechslungsreiches Album geworden. Auf gar keinen Fall geeignet, für irgendeine „Schublade“. Es ist bombastisch, cineastisch, melodisch, sinfonisch, modern aber auch sehr emotional und verletzlich. Viele Eigenschaften, die „ECLYPTIC: Wake Of Shadows“ ohne weiteres, zu einem Filmsoundtrack qualifizieren würden, eben vielleicht ihrem eigenen aber auch dazu, ein überwältigendes, musikalisches Highlight im Jahr 2020 zu sein. Hier trifft die Verspieltheit von Ayreon, auf die kreative, volumenstarke Schaffenskunst von Tuomas Holopainen (Nightwish) und wird noch angereichert, durch die Vielseitigkeit, Ausdrucksstärke und das Hitpotenzial von Queen. Freilich sind dies nur ein paar Attribute, um euch einige wenige Anhaltspunkte zu geben. Der Sound von Illumishade ist sehr authentisch und in seiner Gesamtheit etwas ganz besonderes. Ein derartiges Konzeptalbum oder eben Gesamtkunstwerk, bereits beim Debüt auf den Markt zu bringen, ringt mir die größte Hochachtung ab, ist aber eben auch das Ergebnis, aus der Erfahrung von Fabi und Jonas bei Eluveitie und dem umfangreichen Musikstudium, aller beteiligter Musiker.

Viel Wert haben die fünf hochtalentierten Musiker auch auf das Design gelegt. Klar, das Auge kauft mit. Das Album kommt mit einem sehr feinen Coverartwork daher, entworfen von Manuel Vargas und Tamara Schön, die quasi auch die gute Seele des Hauses ist, sprich Managerin, Promoterin und was sonst noch alles an Organisatorischem zu machen ist.

Nun möchte ich mich, wie üblich an dieser Stelle, natürlich noch den einzelnen Stücken auf „ECLYPTIC: „Wake Of Shadows“ ein bisschen widmen. Mehr als sonst noch, möchte ich darauf verweisen, dass es sich hier um ein Album handelt, das tatsächlich in seiner Gesamtheit am besten zur Geltung kommt. Ich empfehle sogar dringend Kopfhörer, um dieses Klangerlebnis, so intensiv wie möglich zu genießen, ganz im Besonderen wegen der üppigen und detailliert ausgearbeiteten Arrangements.

„Passage Through The Clouds“ macht den Anfang. Ein instrumentaler Einstieg, der den Hörer gut einstimmt, auf die wunderbare Reise durch die Welt der Illumi. „The Calling Winds“ ist ein kurzes atmosphärisches Stück, mit ein paar wuchtigen Gitarreneinsätzen von Jonas Wolf und offenbart zum ersten Mal die wunderbare Stimme von Fabienne Erni. Das folgende „Tales Of Time“ gehört zu meinen persönlichen Top-Highlights. Ein flotter Melodic-Metal-Track, der mit Chrigel Glanzmann, als Gastsänger, ein weiteres Mitglied der Eluveitie-Familie, mit einbindet. Ein tolles Duett mit Fabi. Die Rhythmus-Sektion, um Yannick Urbanczik und Marc Friedrich, mit ordentlich Power von der Basis, sorgen für einen ausdrucksstarken Rocker.“The Farewell Arcades“ ist wieder ein wunderbares Instrumentalstück, bei dem die bezaubernde Mirjam Skal alle Register zieht. Tolle, fein abgestimmte Melodiebögen, dazu leicht progig angehauchte Gitarren, eine tolle Überleitung zu „Crystal Silence“. Ein sehr moderner Song. Wuchtiges Bass/Gitarre-Spiel, dazu feine, leicht poppige Keys von Mirjam, runden dieses großartige Stück ab. „What Have I Become“ ist ein ruhiger, balladesker Song und stellt ganz im Besonderen Mirjam an den Keyboards und die herausragende Stimme der wundervollen Fabienne, in den Vordergrund. Die Harmonie zwischen diesen großartigen, melancholischen Melodien und dem ausdrucksstarken Gesang, ist einmalig und sorgt beim Schreiber dieser Zeilen regelmäßig für Gänsehaut. Die hervorragend ausgebildete Sängerin, agiert hier mit ihrem gesamten, wirklich gewaltigen Stimmumfang. Von zart und zerbrechlich, mit fast schon souligem Touch, bis hin zu kraftvollen Vocals, bis in die hohen Töne. Ein Stück, das eigentlich an die Radiostationen gehen sollte. Das gäbe sicher viel Airplay, wenn man den richtigen Sender findet. „Rise“ schließt sich hier lückenlos an und offenbart einen weiteren, emotionalen Höhepunkt des Illumishade-Erstlings. Was für eine Hymne! Jonas mit phänomenaler Gitarrenmelodie und die hübsche Fabi, packt teils sogar mal ein bisschen die Rockröhre aus. Unglaublich stark! Bei „Into The Maelstrom“ sind dann wieder die tollen Arrangements von Mirjam gefragt, feine Orchestrierung und großartige Keys, die einen stimmungsmäßig mitreißen. „Muse Of Unknown Forces“ ist ein zentrales Stück des Albums und wie die meisten Lieder auf „ECLYPTIC: Wake Of Shadows“, kompositorisch, eine Gemeinschaftsarbeit. Mit düsterem Beginn, wuchtig instrumentiert, mit gigantischem Refrain. Auch „Muse Of Unknown Forces“ verzichtet weitestgehend, auf eine traditionelle Songstruktur und die fünf Musiker haben sich hier wieder ganz viel Raum für ihre Kreativität gelassen. „Golden Lands“ ist eine Piano-Ballade. Schwermütig, dennoch etwas optimistisch von der Grundstimmung her, überragend von Fabi gesungen, Jonas steuert eine geniale Gitarrenmelodie bei. Freddy Mercury und Brian May (beide natürlich Queen, falls ich das tatsächlich erwähnen muss), hätten diesen Song nicht besser schreiben können und wären damit vermutlich wochenlang an der Chartspitze gestanden. Einfach großartig!  „Beyond The Obsidian Veil“ ist die nächste instrumentale Überleitung, in recht dramatisch anmutendem Gewand. Knackiges Bass/Gitarre-Spiel, dazu opulente Keyboard-Klänge von Mirjam Skal. Mit unheilschwangerem Beginn startet „World’s End“. Mit leicht progressivem Instrumental-Einsatz, donnernden Drums von Marc und den gewohnt sehr ausdrucksstarken Vocals von Fabienne Erni, gibt es zum Ende hin, passender Weise, eine weitere fantastische Hymne zu hören, bei der Illumishade nochmal alles aus sich herausholen. Das Stück war übrigens die erste Single-Veröffentlichung. „Glowing Tides“ rundet das Meisterwerk, mit ein paar Naturklängen, stimmungsvoll ab. Damit ist die Reise durch die Welt der Illumi nun erst mal zu Ende. Ich freue mich schon auf die nächste Episode, eurer wundervollen, musikalischen Geschichte.

Als Fazit bleibt mir nur eines, nämlich meinen herzlichsten Glückwunsch auszusprechen. Fabi, Mirjam, Jonas, Yannick, Marc, ihr habt hier etwas Großartiges erschaffen, ein außergewöhnliches Stück Musikgeschichte kreiert und ich wünsche euch damit allen, nur erdenklichen Erfolg.

Nachdem es ja wohl bis auf weiteres kein „echtes“ Leben auf der Bühne geben kann, hier noch ein Hinweis/Tipp von mir. Illumishade haben vor ein paar Wochen per Live-Stream, eine Release-Show gespielt, mit an die 600 Zuschauern vor den Bildschirmen. Wer das noch nicht gesehen hat, kann dies über Youtube nachholen, sehr lohnenswert! Desweiteren, spielen die Schweizer am 21.06.2020 auf dem Tohuwabohu-Festival, ebenfalls natürlich, ein reines Streaming-Festival, mit Samael, Cellar Darling und Kassoghta! Lasst euch das nicht entgehen und unterstützt diese tolle Band.

Dann bleibt mir abschließend nur noch zu sagen, bleibt gesund und „let’s get rocked, not infected!

 

Band

Fabienne Erni (Gesang, Piano)
Jonas Wolf (Gitarre)
Yannick Urbanczik (Bass)
Marc Friedrich (Schlagzeug)
Mirjam Skal (Keyboard, Synthis, Orchestrationen)

 

Titel

 

  1. Passage Through The Clouds
  2. The Calling Winds
  3. Tales Of Time (feat. Chrigel Glanzmann)
  4. The Farewell Arcades
  5. Crystal Silence
  6. What Have I Become
  7. Rise
  8. Into The Maelstrom
  9. Muse Of Unknown Forces
  10. Golden Lands
  11. Beyond The Obsidian Veil
  12. World’s End
  13. Glowing Tides
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