Der Hardrock hat in der Schweiz, bekanntermaßen, eine große und jahrzehntelange Tradition. Auch King Zebra folgen dieser mit größtem Enthusiasmus. „Between The Shadows“ ist ihr zweites Album, das stilistisch sehr vielseitig ausgefallen ist. Es überzeugt mit stark gitarrenorientierten Hardrock Hymnen, die mal mit Melodic Rock, mal mit Glam und auch mal mit Sleaze Rock garniert worden sind. 8,5/10

Den ersten gemeinsamen, musikalischen Nachweis haben King Zebra 2019 erbracht, mit ihrer starken, selbstbetitelten 5-Track-EP. Bereits im Folgejahr ging es erneut ins Studio, um des Debüt-Album „Survivors“ aufzunehmen, unter anderem mit dem Top-Hit „Wall Of Confusion“, der in Zusammenarbeit mit Guernica Mancini (The Gems, ex-Thundermother) entstanden ist. Schon gleich zu Beginn ihres gemeinsamen Weges, haben King Zebra auf bedeutenden Genre Festivals spielen können, wie dem Rock Of Ages oder Rock The Ring. Sie teilten die Bühne mit Legenden, wie beispielsweise Lynyrd Skynyrd oder Uriah Heep. Mit ihrem Debüt im Gepäck konnten sie dann unter anderem, als Support für Bands wie Crashdiet spielen. Beständigkeit ist den Schweizern sehr wichtig. Auch das aktuelle Line-Up, das sich auf „Between The Shadosws“ so stark und kreativ präsentiert, besteht, wie gehabt, aus dem ehemaligen China Frontmann Eric St. Michaels, den Gitarristen Roman Lauer und Jerry Nepitupulu, Bassist Manu Judge und Schlagzeuger Benjamin Grimm. Auch was die Produktion angeht, haben King Zebra auf Bewährtes vertraut und die Aufgabe wieder an den Schweden Oscar Nilsson übergeben, der auch den Mix übernommen hat. Gemastert wurde „Between The Shadows“ von Genius Thomas „Plec“ Johansson, der dem Zweitwerk der Schweizer einen brillanten Klang verpasst hat. Eine Veränderung gibt es aber dennoch zu vermelden. King Zebra haben das Label gewechselt und gehören nun dem gewaltigen Band und Musiker Kreis von Frontiers Records an. Musikalisch reihen sich die Schweizer nahtlos ein, zwischen die Größen ihrer Heimat, wie die Altmeister Krokus, Gotthard, China und Crystal Ball oder den aufgehenden Sternen der jüngeren Geschichte, wie beispielsweise Black Diamonds. King Zebra spielen kraftvollen, facettenreichen, gitarrenorientierten Hardrock, der aber auch viele Elemente aus dem traditionellen 80er AOR/Melodic Rock, dem Glam und dem Sleaze Rock aufweist. Es gibt durchaus auch ein paar moderner anmutende Momente, die sich aber absolut harmonisch darstellen und vorwiegend auch der tollen Produktion geschuldet sind. Die 10 Songs liefern lückenlosen Hörspaß, mit einer Hardrock Hymne nach der anderen. Die Indizien sprechen stark dafür, dass die Schweiz eine weitere echte top Band zu feiern hat. Glücklicherweise, darf der Rest der Welt mitfeiern. Nachfolgend noch ein paar Worte zu den einzelnen Songs.

Den Auftakt macht der stimmungsvolle und schwungvolle Riff-Rocker „Starlight“, der sich mit überragender Vocalline und sehr eingängigem Refrain, sofort im Ohr festsetzt. Einer der stärksten Einzel-Hits des Albums! Der Single/Video Release „Children Of The Night“ liefert eine ordentliche Portion Rock ’n‘ Roll Groove, wirkt wuchtig, mit fetten Rhythmen und facettenreichem Gitarre-Spiel. Dazu kommen noch starke Piano-Klänge, die das Rock ’n‘ Roll Feeling früherer Jahre komplettieren. „Wicked“ bewegt sich instrumental zwischen alten Dokken und Mötley Crüe, geprägt von einer brillant gespielten Lead-Gitarre. Der Chorus kommt im Stadion-Rock Format rüber, gestärkt mit kraftvollen Backing-Shouts. „Dina“ ist eine überragende Melodic Rock Hymne, mit ein klein wenig 80er Glam als Sahnehäubchen obendrauf. Die Nummer ist extrem eingängig und wurde sicher nicht zufällig, als Single nebst bewegten Bildern veröffentlicht. Ein echter Top-Hit, der auch bei einschlägigen Radio-Stationen Anklang finden dürfte. „Love Lies“ ist sehr gitarrendominiert, mit einer leicht modernen, sogar ganz dezent punk-rockigen Ausstrahlung, was mich an die Frühwerke der britischen Rockband GUN erinnert. Speziell auch der Refrain ist hier sehr gut gelungen, mit erhabener Erscheinung, viel klanglicher Opulenz und erneut starken Backing Vocals. Zu meinen größten Favoriten zählt sicher auch das Kraftpaket „Cyanide“, das die Gitarren-Formation um Roman Lauer und Jerry Nepitupulu in besonderer Weise ins Rampenlicht stellt aber auch die rhythmische Power kommt hier nicht zu kurz. Und so können sich Drummer Ben Grimm und Tieftöner Manu Judge, von ihrer allerbesten Seite präsentieren. Das Stück ist sehr mitreißend und überzeugt auch durch seine nachhaltige Melodieführung. Es folgen zwei Midtempo-Granaten, die sich zwischen Melodic Rock Hymne und Power Ballade bewegen. Zunächst haben wir da „With You Forever“, das mit brillanter Lead-Gitarre und teils sanften, emotionalen aber auch sehr ausdrucksstarken Vocals von Eric St. Michaels begeistert, der sich unglaublich vielseitig zeigt. Der Chorus ist gewaltig und spätestens hier, ist die Zeitreise in die 80er erfolgreich absolviert. Das nachfolgende „Love Me Tonight“ geht, wie schon angedeutet, stilistisch in die gleiche Richtung. Auch hier ist der Spannungsbogen gut entwickelt, über einen ruhigeren Vers-Teil, hin zu einem opulenten, kraftvollen und sehr eingängigen Refrain, mit hymnischem Erscheinungsbild. Eine gute Portion 80er Glam Rock haben King Zebra bei ihrem Über-Hit „Out In The Wild“ mit reingepackt. Super Riffs und starke Lead, dazu dominante Bass/Drums zur Strophe. Der Chorus setzt sich tief in den Gehörgängen fest. Überragend eingebundene Backings, sorgen für traditionelles 80er Flair und geben dem Song bereits auf dem Album, einen sehr typischen „Live“-Charakter. Wenn diese Nummer nicht perfekt für die Bühne ist, dann weiß ich es auch nicht. Beim Album-Finale hat der Rock ’n‘ Roll ganz klar das Sagen. Mit viel Groove und einer ordentlichen Sleaze Rock Schlagseite überzeugt „Restless Revolution“. Ein paar 70er Vibes und auch ein klein wenig Blues kommt gelegentlich mit durch. Mit den immer wieder kehrenden „Ohohoh“-Backings kommt Stimmung auf und qualifiziert auch diese Nummer, zum unverzichtbaren „Live“-Track. Obendrein ist dieser grandiose Song, vielleicht der instrumental vielseitigste, auf dem ganzen Album. Ein echter Knaller zum Ende!

Spätestens jetzt mit ihrem neuen Werk „Between The Shadows“, darf man King Zebra zu den großen Hoffnungsträgern der europäischen Hardrock Szene zählen. Von den Schweizern wird man in den kommenden Jahren sicher noch eine ganze Menge hören. Hier treffen musikalische Tradition, Erfahrung, Talent, Kreativität und große Spielfreude aufeinander. Diese Zutaten waren schon immer ein gutes Rezept für tolle Musik und großen Erfolg. Herzlichen Glückwunsch an King Zebra zu ihrem grandiosen zweiten Album „Between The Shadows“!

Band

Eric St. Michaels (Gesang)
Roman Lauer (Gitarre)
Jerry Nepitupulu (Gitarre)
Manu Judge (Bass)
Benjamin Grimm (Schlagzeug)

Titel

  1. Starlight
  2. Children Of The Night
  3. Wicked
  4. Dina
  5. Love Lies
  6. Cyanide
  7. With You Forever
  8. Love Me Tonight
  9. Out In The Wild
  10. Restless Revolution
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