Die italienischen Symphonic/Power Metal Heroen Rhapsody Of Fire, zelebrieren die Veröffentlichung ihres 15. Studio-Albums mit einem ziemlich klanggewaltigen Epos im Gepäck. „Challenge The Wind“ kommt mit noch größerer cineastischer Opulenz daher als üblich und auch die schwermetallische Härte ist wahrlich beeindruckend! 9/10

Wer sich im melodischen Symphonic und Power Metal zu Hause fühlt, für den sind die Alben von Rhapsody Of Fire sicherlich schon viele Jahre ein beständiger Begleiter. Die Band gibt es mittlerweile seit über 30 Jahren. Ursprünglich mal unter dem Namen Thundercross gegründet, haben sich die Italiener 1995 in Rhapsody umbenannt. Unter diesem Banner erschienen dann auch 1997 das Debüt „Legendary Tales“ und das noch mehr gefeierte Zweitwerk „Symphony Of Enchanted Lands“ aus dem Jahre 1998. Eine ganze Reihe weiterer, hochkarätiger Alben folgte und man erwarb sich den Titel als Gründer des Filmscore bzw. Cinematic Metal oder eben auch Hollywood Metal, wie es die Printmedien gerne etwas despektierlich bezeichnen. 2006 musste sich die italienische Metal Institution aus rechtlichen Gründen erneut umbenennen. Die aktuelle Version Rhapsody Of Fire war geboren. Die Erfolgsgeschichte ging ungebremst weiter und wir dürfen uns heute über das bereits 15. Studio-Album freuen! 3 EP’s und diverse Live-Alben kommen zur glorreichen Vita der Italiener noch dazu. Ein Mann war von Beginn an mit dabei und ist auch heute noch der Vater des Erfolges und für den Großteil des Songwritings und auch für die gewaltigen Orchester-Arrangements verantwortlich. Natürlich, ihr wisst es alle, ich spreche von Keyboarder/Pianist Alex Staropoli. Er ist als einziges Gründungsmitglied noch an Bord. Viele große Namen aus der Szene, die über lange Jahre in der Band waren, wie beispielsweise Sänger Fabio Lione, Drummer Alex Holzwarth oder Mitgründer und Gitarrist Luca Turilli, haben in den vergangen Jahren Abschied genommen. Dies hat unter anderem auch zu anderen Band-Varianten geführt, wie beispielsweise Turilli/Lione Rhapsody. Alex Staropoli ist es aber immer gelungen für „seine“ Rhapsody Of Fire eine schlagkräftige, gut harmonierende Truppe zu formen, mit herausragenden Einzelkünstlern. Und so hat sich über die vergangenen Jahre auch nach und nach, die aktuelle Besetzung zusammen gefunden. Ein ganz wichtiger Mitstreiter, gerade auch was das Songwriting angeht, ist Gitarrist Roberto „Roby“ De Micheli, der seit 2011 mit an Bord ist. Er sorgt mit seinen harten Riffs, brillanten Soli und filigran gespielten Lead-Gitarre-Parts, für den perfekten Ausgleich zu den opulenten, cineastisch wirkenden Orchester-Arrangements und den fetten Keyboard-Klangteppichen von Alex Staropoli. Eine weitere, schon seit einigen Jahren entscheidende Größe stellt Sänger Giacomo Voli da. Der grandiose Frontmann, der früher unter anderem, auch bei Bands wie Teodasia gesungen hat, gibt den Stücken mit seiner vielseitigen, charismatischen aber auch sehr gefühlvollen Stimme, eine ganz besondere Note. Zudem ist er auch für einen wesentlichen Teil der Lyrics verantwortlich. Für die gewaltige rhythmische Power die den Songs zu Grunde liegt, sorgen Bassist Alessandro Sala (auch schon annähernd 10 Jahre dabei) und der aktuellste Neuzugang (seit 2020) Paolo Marchesich, mit überragender Schlagzeug Performance. Die Produktion von „Challenge The Wind“ lag natürlich in der Hand von Mastermind Alex Staropoli, die finalen Arbeiten mit Mix und Master oblagen Seeb Levermann, natürlich bestens bekannt von Orden Ogan. Wie gewohnt, wird auch „Challenge The Wind“ über AFM Records veröffentlicht. Eingangs hatte ich ja bereits erwähnt, dass es an mancher Stelle ein paar Entwicklungen zu entdecken gibt. Natürlich ist auch das aktuelle Meisterstück vom Grundsatz und auch von der Grundidee her, ein ganz typisches Rhapsody Of Fire Album, das den musikalischen/stilistischen Weg und auch die Storyline („The Nephilim’s Empire Saga“) der letzten Werke fortführt. Was aber schon auffällig ist, ist ein noch größeres Klangvolumen bei den Orchester-Arrangements und eine sehr deutlich gestiegene Härte im Sound. Die Gitarren scheinen etwas mehr in den Vordergrund gerückt zu sein und auch das Tempo ist teils sehr rasant. Man bewegt sich da vereinzelt in Bereichen von Twilight Force und v.a. Dragonforce. Wie Alex Staropoli selbst sagt, haben ein paar der Stücke an mancher Stelle, Geschwindigkeiten von bis zu 190bpm (u.a. „The Bloody Pariah“). Ihr seht also, Drummer Paolo Marchesich hat ziemlich flotte Beine und Arme. Diese Highspeed-Parts sind aber trotzdem nur Moment-Aufnahmen. Alle 10 Songs, die sich auf eindrucksvolle 63 Minuten verteilen, sind in jeder Hinsicht sehr abwechslungsreich und absolut facettenreich komponiert. Neben den überragenden und wirklich gewaltigen klassischen Arrangements, die oftmals für die Grundstimmungen hauptverantwortlich sind, ist es immer wieder das sehr gut gelungene Spiel mit dem Tempo, das die Songs so spannend gestaltet. Etliche tolle Übergänge, grandiose Breaks, epische Vocal-Parts inklusive fantastischer Refrains, filigrane Gitarren-Soli, fette Riffs und großartige Keyboard-Sequenzen, all das eint sämtliche Stücke auf „Challenge The Wind“. Dazu kommt natürlich noch eine gute Portion Dramatik, Theatralik und cineastischer Sound-Bombast und eben die etwas härtere Gangart. Bester Beleg dafür, es gibt auf dem aktuellen Album keine Ballade zu hören! Angesichts solcher Giganten-Hits wie „The Wind, The Rain And The Moon“ vom „The Eighth Mountain“ Album oder dem epischen „Magic Signs“ von der letzten Scheibe „Glory For Salvation“, finde ich das durchaus etwas schade aber die grundlegend kraftvollere Schwermetall-Instrumentierung tut der Musik insgesamt schon ganz gut. Alle Songs für sich sind echte, individuelle Highlights, die aber trotz alledem, auch im Kontext der Storyline, am besten in ihrer Gesamtheit zu genießen sind und dies idealerweise mit Kopfhörern, um die vielen Details bestmöglich heraushören zu können. Ein paar Stücke möchte ich aber dennoch gerne gesondert hervorheben, jedoch nicht in der chronologischen Reihenfolge.

Da wären dann zum Beispiel das ausdrucksstarke, absolut eingängige „Kreel’s Magic Staff“ oder auch der epische, klanggewaltige Opener und Titel-Track „Challenge The Wind“, mit grandioser Vocal-Performance oder die majestätische Bombast-Hymne „A Brave New Hope“, mit Highspeed-Instrumentierung zum Chorus und aller höchstem Suchtpotenzial, was die Melodieführung angeht. Alle drei übrigens schon als Single nebst Video veröffentlicht. Überragend ist auch „Whispers Of Doom“ mit tollem Spannungsaufbau respektive genialer Arbeit mit dem Tempo, brillanter Lead-Gitarre und grandioser Vocalline. „Holy Downfall“ kommt in pompösem aber auch rasantem Opera Metal Style ums Ecke und reißt durch seine energiegeladene Ausstrahlung super mit. Ein perfekter „Live“-Track. Sehr ideenreich wirkt auch der Abschluss-Hit „Mastered By The Dark“, der mit kurzen balladesken Momenten immer wieder neue Spannung aufbaut, um die epischen Passagen noch besser in den Fokus zu stellen. Ein genialer Schlusspunkt! Eine Nummer steht vom Kompositorischen und von der Vielseitigkeit her, natürlich über allen und das ist der gut 16-minütige XL-Track „Vanquished By Shadows“. Man könnte sagen, ein kleines Epos, innerhalb des großen Epos. Die Nummer begeistert mit unglaublich großem Facettenreichtum, Abwechslung und Dramatik. Es gibt viele Wendungen, harte, riffdominierte Passagen, sogar ein paar richtig fies gekeifte Growls, voluminöse Orchester-Arrangements, wunderbare Melodiebögen, zahllose tolle Übergänge aber auch ein paar ruhigere, sanftere Passagen, wie beispielsweise den sehr schönen Ausklang. Das ganze Stück ist ein echtes Erlebnis und ein ganz großer Genuss für Freunde von gigantischen, vielschichtigen Metal Kompositionen.

Rhapsody Of Fire erfinden auf „Challenge The Wind“ natürlich den Symphonic/Power Metal nicht neu. Wozu auch? Es käme ja auch keiner auf die Idee, das Rad grundlegend neu zu erfinden. Die Italiener zelebrieren ihre Musik jedoch in absolut überragender Art und Weise und liefern ein echtes Genre-Highlight ab! Was ihnen aber durchaus auch gelingt und dies mit absoluter Bravour, ist, dass sie immer wieder in der Lage sind, ihren ureigenen Stil ein Stückchen weiter zu entwickeln, in einzelnen Facetten Anpassungen vorzunehmen, wie hier beispielsweise, die größere Härte und die noch weiter gewachsene Stärke der klassischen Arrangements. Ich möchte an dieser Stelle meine Glückwünsche zum Ausdruck bringen, zu einem phänomenal komponierten aber auch gleichermaßen sensationell gespielten und produzierten Meisterwerk! „Challenge The Wind“ erscheint am 31.05.2024 und wird im Herbst auf einer ausgedehnten Europatournee ausgiebig vorgestellt.

Band

Giacomo Voli (Gesang)
Roby De Micheli (Gitarre)
Alessandro Sala (Bass)
Paolo Marchesich (Schlagzeug)
Alex Staropoli (Keyboard, Orchester-Arrangements)

Titel

  1. Challenge The Wind
  2. Whispers Of Doom
  3. The Bloody Pariah
  4. Vanquished By Shadows
  5. Kreel’s Magic Staff
  6. Diamond Claws
  7. Black Wizard
  8. A Brave New Hope
  9. Holy Downfall
  10. Mastered By The Dark
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