„Hørizøns“ lautet der vielversprechende Titel des vierten Beyond The Black-Albums. Vor allem die Erweiterung des musikalischen „Horizonts“, ist einer der Hauptaspekte, die das neue Meisterwerk so interessant, spannend und beeindruckend machen.

„Hørizøns“ ist nun die zweite Scheibe mit derselben Besetzung, nach dem großen personellen Umbruch vor ein paar Jahren. Bandleaderin Jennifer Haben und ihre Mannen haben sich in den letzten Jahren, seit sie in der aktuellen Formation spielen, sehr gut zusammen gefunden und man könnte sagen, sie begeistern den geneigten Hörer, mit einer höchst überraschenden Wendung, im vielbesagten, 4. Akt. Beyond The Black, die neben der immer stärker und vielseitiger agierenden Jennifer Haben, weiterhin aus Chris Hermsdörfer an Gitarre und Mikro, Tobias Lodes ebenfalls an der Gitarre, Stefan Herkenhoff am Bass und Kai Tschierschky an den Drums bestehen, haben sich für Album Nr. 4 ganz klar auf die Fahne geschrieben, dass es keine musikalischen Grenzen und keine „Schubladen“ mehr gibt. Deutlich variantenreicher, als, im Besonderen auf den ersten beiden Werken, agieren die fünf Musiker völlig befreit von jeglichen Fesseln und liefern mit „Hørizøns ein unglaublich abwechslungsreiches neues Album ab. Von dem einst mal auf die Werbetafel geschriebenen Symphonic Metal, sind lediglich noch ein paar Reste übrig. Viel mehr legen Jennifer und ihre Mannen, ein hochmodernes Melodic Metal-Album vor, das Einflüsse aus den unterschiedlichsten Genres offenbart. Zwar sind auch auf „Hørizøns“ bewährte Mitstreiter an den Kompositionen beteiligt, wie u.a. Hartmut Krech, Mark Nissen und Kissin‘ Dynamite Frontmann Hannes Braun aber den wesentlichen Teil der Stücke, haben die hochtalentierten Musiker selbst geschrieben und ihren „Horizont“ damit in jeder Hinsicht, deutlich erweitert. Sicher mag der eine oder andere Fan der früheren Werke ein bisschen Anlaufschwierigkeiten mit dem neuen Release haben. Ich gebe zu, das ging mir zu Beginn auch so, dennoch glaube ich, dass man den Großteil des BTB-Fankreises, weiter an Bord haben wird. Denn auch die eingefleischtesten Fans wollen nicht x-mal das gleiche hören und kreativer Stillstand, ist immer aber vor allem in der Musik, das Schlimmste was man tun kann.

In diesem Sinne freuen wir uns über 13 hochkarätige Hits, die trotz der vielen, neu gewonnen und eingebrachten Einflüsse, nichts von ihrer Eingängigkeit und ihrem hohen Hitpotenzial eingebüßt haben. Im Folgenden möchte ich euch nun die einzelnen Songs von „Hørizøns“ noch ein wenig näherbringen, so manche Überraschung inklusive.

Mit dem Titeltrack geht es fulminant los. Ein flotter, rhythmischer aber stets melodischer Rocker, bei dem auch gleich Chris Hermsdörfer, einen seiner deutlich vermehrten Gesangsparts abliefert. Toller Einstieg, der auch für die Bühne bestens geeignet ist. Beim nun folgen „Misery“ werden sich die Geister dann vielleicht am ehesten scheiden. Der Song versprüht ein sehr opulentes Pop-Flair und hat möglicherweise auch ein paar Eindrücke und Einflüsse zu Grunde liegen, die aus Jennifer’s Teilnahme bei der Fernsehshow „Sing meinen Song“ stammen. Nichts desto trotz hat „Misery“ ein sehr hohes Hitpotenzial, mit tollem Refrain und sind wir doch mal ehrlich, obwohl poppig, hat man nicht vergessen, ein paar kräftige Gitarren und ein wuchtiges, natürlich „echtes“ Schlagzeug (höchst selbst von Kai Tschierschky vermöbelt) zu verwenden, was ja bei vielen Pop-Produktionen, so, oft nicht der Fall ist. Nun, wem es dann trotzdem nicht gefällt, dem sei gesagt, dass jedes elektronische Wiedergabegerät auch eine Skip-Taste hat. Ich finde „Misery“ jedenfalls gut und es ist ein deutlicher Beweis für die Weiterentwicklung, den Mut und auch die Authentizität von Beyond The Black. Bei „Wounded Healer“ gibt es einen Gastauftritt der großartigen Amaranthe-Sängerin Elize Ryd zu bewundern. Die beiden Damen legen ein Duett der gehobenen Spitzenklasse hin, das im modernen Gitarrengewand und knackigem Schlagzeug, zu einem Band-Classic werden dürfte. „Some Kind Of Monster“ ist für mich persönlich, der größte Hit auf „Hørizøns“. Eine Hymne im Midtempo mit überragendem Refrain und einem sehr ausdrucksstarken Text, den sicher jeder auf seine Weise irgendwie nachvollziehen kann bzw. auf sich oder gewisse Lebenserfahrungen, übertragen kann. Das Lied macht durchaus ein wenig süchtig, also schön vorsichtig genießen. „Human“ kommt mit einem angedeuteten Western-Touch ums Eck. Allerdings pünktlich zu „high noon“, sprich zum Refrain, gewinnt dann der Metal wieder die Oberhand und der Song entwickelt sich zu einem großartigen Melodic-Metal-Track. Dazu haben Jennifer Haben und ihre Jungs auch ein tolles, sehr aufwändiges Video gedreht. Eine deutliche Amaranthe-Schlagseite weist dann „Golden Pariah“ auf. Sehr modern, mit vielen elektronischen Elementen, wuchtigen Gitarrenriffs und ordentlich Punch an den Drums. Übrigens, wer es nicht mitbekommen hat, Beyond The Black und Amaranthe gehen gemeinsam auf Tour, die aber aus den bekannten Gründen, leider aufs Frühjahr 2021 verschoben werden musste. Bei „Marching On“ darf sich Serenity-Gitarrist Chris Hermsdörfer auch wieder am Mikro beweisen. Er agiert sehr harmonisch im Duett mit der bezaubernden Jennifer Haben. Ein recht rhythmischer Song, mit knackiger Gitarre, eine tolle Hymne. Könnte ich mir auch gut im Sabaton-Sound-Gewand vorstellen. Mit fetten Streichern und nun tatsächlich mal mit sinfonischem Einschlag, kommt „You’re Not Alone“ daher. Leicht progressiv, insgesamt aber richtig bombastisch arrangiert, tolle Mischung aus ruhigen und flotten Passagen. Ein Mega-Song, grad für Fans der frühen Werke von Beyond The Black. Zu Beginn, als Piano-Ballade getarnt, mit einer sehr emotionalen Jennifer Haben, entwickelt sich „Out Of The Ashes“ zu einer mörderischen Hymne im Stadion-Format. Definitiv ein Stück für große Bühnen und Arenen. Ich sehe vor den geschlossenen Augen schon ein Lichtermeer aus schwenken Armen und tausende Stimmen, die das Lied mitsingen. Gänsehaut pur, schon jetzt. Im zweiten Teil, greift dann, quasi als i-Tüpfelchen, auch Chris nochmal bei den Vocals mit ein. Echt mega! „Paralyzed“ zieht dann wieder ordentlich das Tempo an. Wirkt zwar dennoch auch ein wenig poppig aber ein paar starke Riffs und kräftige Schlagzeug-Power von Kai Tschierschky, machen den Song zu einem stimmungsvollen Rocker. Live ein absolutes Muss! „Coming Home“ wirkt irgendwie ein bisschen finster. Könnte auch als Filmsoundtrack funktionieren. Insgesamt ein eher getragenes Stück, mit einer ganz fantastischen und v.a. ausdrucksstarken Gesangsleistung von Jennifer Haben, wie ich finde. „I Won’t Surrender“ ist die einzige echte Ballade auf „Hørizøns“, wie geschaffen für die variable Stimme der tollen Frontlady. Als Gast ist hier, die international bekannte und erfolgreiche Cellistin Tina Guo zu hören. Die modern-klassische Musikerin mit chinesisch-amerikanischem Ursprung, die auch schon einen Gastauftritt beim Wacken-Festival hatte, gibt diesem Stück das gewisse Etwas. Ich würde mir wünschen, das so auch mal live zu erleben. Den Abschluss des vierten Beyond The Black-Albums bildet „Welcome To My Wasteland“. Ein weiterer moderner Melodic-Metal-Song, mit feiner Gitarrenarbeit von Chris Hermsdörfer und Tobias Lodes und der sehr druckvoll agierenden Rhythmus-Abteilung, um Stefan Herkenhoff und Kai Tschierschky. Ein würdiges Finale.

Mein Fazit ist hier nun ganz einfach. „Hørizøns“ ist ein sehr abwechslungsreiches, von vielen Hits durchzogenes, modernes Metal-Album geworden, mit dem sich Beyond The Black ein großes Stück weiterentwickelt haben und sich von den immer wiederkehrenden Kritiken der Printmedien, wegen fehlender Authentizität etc., sehr gut befreien konnten. Meinen Glückwunsch zu diesem tollen Album. Weiter so!

In diesem Sinne: „Let’s get rocked, not infected!“

 

 

Band

Jennifer Haben (Gesang)
Chris Hermsdörfer (Gitarre, Gesang)
Tobias Lodes (Gitarre)
Stefan Herkenhoff (Bass)
Kai Tschierschky (Schlagzeug)

 

Titel

  1. Hørizøns
  2. Misery
  3. Wounded Healer (feat. Elize Ryd)
  4. Some Kind Of Monster
  5. Human
  6. Golden Pariahs
  7. Marching On
  8. You’re Not Alone
  9. Out Of The Ashes
  10. Paralyzed
  11. Coming Home
  12. I Won’t Surrender (feat. Tina Guo)
  13. Welcome To My Wasteland
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