Das schwedische Damen Trio The Gems, gibt mit seinem Debüt „Phoenix“, einen sehr beindruckenden Einstand. Das Album sprüht nur so vor Spielfreude und grenzenloser Energie. Ein wahres Fest für Freunde des Classic Rock, 80er Hardrock, Sleaze Rock und Blues Rock. 8,5/10

So wie es der Album Titel schon suggeriert, sind The Gems wie ein Phönix aus der Asche aufgetaucht. Es ist wohl gemeinhin bekannt, dass es Anfang 2023 wieder mal einen großen Personalumbruch bei Thundermother gab. Das erste „Opfer“ dabei war die großartige Sängerin Guernica Mancini. Mit ihr ist aber nicht nur der aller größte Trumpf gegangen, den die schwedischen Hardrockerinnen je hatten, es folgten ihr dann, jedoch auf eigenes Bestreben hin, auch noch Bassistin/Gitarristin Mona „Demona“ Lindgren und Schlagzeugerin Emlee Johansson. Es kam mir kaum länger vor als ein Wimpernschlag, bis eben diese drei Ladies die Gründung von The Gems bekannt gaben und sich auf machten, um dem Rock ’n‘ Roll ein bisschen frischen Wind einzuhauchen. Der etwas seltsame Bandname setzt sich übrigens aus den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen zusammen. Mit viel Energie und einer ordentlichen Portion Wut und Emotionalität im Bauch, machten sich die drei Schwedinnen zügig ans Werk, um die ersten Songs zu komponieren. Der vermeintliche Titel-Track „Like A Phoenix“ wurde dann auch nur wenige Monate später veröffentlicht und schlug gleich richtig ein, sowohl bei den Fans, als auch bei den diversen Medien. Der Plattenvertrag bei Napalm Records war auch schnell eingetütet und somit steht dem Aufstieg und einem zügigen Erfolg von The Gems, eigentlich nichts mehr im Weg. Damit der Sound auch im perfekten Licht erscheint, haben sich die Schwedinnen mit Produzent Johan Randén zusammen getan und für den finalen Feinschliff, mit Thomas „Plec“ Johansson. Bekannt von seiner Arbeit mit Bands wie Soilwork, Borealis, Dynazty, Art Nation und sehr vielen anderen. Das coole Cover-Design im Retro-Look, stammt aus der Hand von Giorgia Carteri, die auch schon mal als Musikerin (Gitarre) bei Thundermother aktiv war. Die drei Damen beweisen ein großes Geschick beim Songwriting. Die Stücke überzeugen mit viel Kraft, kompositorischer Vielseitigkeit, großer Treffsicherheit bei den Refrains und einer ganzen Menge Groove und Rock ’n‘ Roll. Die musikalischen, spielerischen Fähigkeiten von Guernica Mancini, Mona Lindgren und Emlee Johansson sind über jeglichen Zweifel erhaben. Dies haben sie bereits bei ihrer vorherigen Arbeitsstelle eindrucksvoll unter Beweis gestellt und tun dies hier selbstverständlich auch, mit Bravour und ganz viel Herzblut. Gerade die schöne Mischung aus traditionellem 80er Hardrock, Classic Rock mit Einflüssen zurück bis in die 70er, richtig dreckigem Sleaze Rock und der Emotionalität des Blues Rock, macht dieses Album und die Musik von The Gems im Allgemeinen, so hochinteressant. Sie machen sich damit einen großen Kreis an Musikliebhabern und Feinschmeckern zur Zielgruppe. Ich hatte schon angedeutet, dass sich wohl so einiges an Emotionen bei den Ladies angestaut haben mag. Dies bringen sie sowohl über die Musik, als auch über die sehr tiefsinnigen Lyrics sehr gut zum Ausdruck, mitunter sogar fast autobiographisch.

„Aurora“ ist das sehr coole Intro zum Auftakt, mit epischer Ausstrahlung und sehr starken Vocals von Guernica Mancini. Fast würde man sich wünschen, dass daraus ein vollwertiger Song geworden wäre. So ist es aber die Einleitung für den rasanten und sehr starken Rock ’n‘ Roll Hit „Queen“. Die Nummer schallt mit brachialer Power aus den Boxen und reißt alles und jeden mit, der sich nicht gut festhält. Ziemlich rhythmisch, durchaus wuchtig, dazu der Schlagwort-Refrain. Ein großartiger Song, auch für die Bühne. „Send Me To The Wolves“ startet gleich direkt mit der grandiosen Performance von Guernica Mancini. Ein bisschen Sleaze, ein bisschen Blues und all dies mit viel Groove und großer Intensität dargeboten. This is Rock ’n‘ Roll! In diesem Stil geht es dann mit „Domino“ auch gleich weiter, sogar noch mit einer gut erkennbaren Portion klassischem Cinderella Sound obendrauf. Mona Lindgren glänzt hier ganz besonders, mit ihrem facettenreichen Gitarre-Spiel. Emlee Johansson sorgt mit kraftvollen Drums dafür, dass hier garantiert keiner die Füße still halten kann. „Silver Tongue“ geht flott, ohne Kompromisse und ziemlich gradlinig voran. Der Chorus wirkt eindringlich, gestärkt mit guten Backings. „Undiscovered Paths“ kommt im mittleren Tempo daher und entpuppt sich schnell als großer Hit. Die Nummer hat durchaus eine dreckige Ausstrahlung, nicht zuletzt, durch die einmal mehr, ganz fantastische Gesangsleistung von Guernica Mancini. Die hier fraglos unter Beweis stellt, dass sie eine der aller stärksten Rocksängerinnen der aktuellen Zeit ist. „Maria’s Song“ ist eines von zwei kurzen, instrumentalen Intermezzi. Ein schönes Stück, gespielt auf der Geige, von Gastmusikerin Maria Jern, die übrigens auch schon bei Thundermother zum Einsatz kam. Gleichzeitig stimmt dieses wundervolle Stück ein, auf eine der stärksten Balladen der letzten Jahre. „Ease Your Pain“ ist an Emotionalität und Intensität kaum zu überbieten. Es wird hier auch mal die Akustik Gitarre hervor geholt, speziell in der ersten Hälfte mit einer tragenden Rolle. Ab dem 2. Refrain wird die Instrumentierung deutlich verstärkt und der Song gewinnt noch mehr an Tiefe. Kommen wir schnell zum nächsten Stück, ehe uns die Gänsehaut nicht mehr los lässt. Es geht dann auch direkt in einem ganz anderen Fahrwasser weiter. Bei „Running“ ist der Titel fast schon Programm. Mit viel Power und flottem Tempo überrennt einen dieser Song förmlich. Emlee Johansson treibt mit druckvollem Schlagzeug-Spiel an, Mona Lindgren liefert fette Riffs dazu. Guernica Mancini holt stimmlich alles aus sich heraus. Zunächst fast im Sprechgesang, mit viel Trotz und wütender Ausstrahlung, zum Schlagwort-Chorus hin, dann ausdrucksstark und sehr energiegeladen. „Renaissance“ ist dann das zweite instrumentale Intermezzo, ehe wir zum vermeintlichen Titel-Stück „Like A Phoenix“ kommen. Bereits im Sommer letztes Jahr veröffentlicht aber immer noch frisch und sehr stimmungsgeladen aber auch emotional geprägt. Die Nummer versprüht viele 80er Vibes, mit tollen Riffs als eines der vielen Highlights. Eine echte Rock ’n‘ Roll Hymne, die nicht nur die musikalische Vielseitigkeit zeigt, sondern auch unglaublich gut ins Ohr geht. Mein persönlicher Top-Favorit ist „P.S.Y.C.H.O“. Eine sehr kraftvolle Sleaze Rock Granate, im Stile von den Label Kolleginnen Cobra Spell. Das Stück liefert neben einem sehr hohen Fun Faktor, auch immer wieder cool vorgetragene Gang-Vocals, die den Song zum perfekten und zentralen Stück für die Bühne machen. Wer sich davon nicht mitreißen lässt, dem ist dann auch nicht mehr zu helfen. Auch das Video dazu, ist ein echter Knaller und macht sehr viel Spaß! Ein weiterer Hochkaräter ist „Kiss It Goodbye“. Ein wunderbarer Midtempo-Groove-Rocker, mit einer glänzend aufgelegten Mona Lindgren an der Gitarre. Der Spannungsaufbau ist hier besonders gut gelungen und findet in einem grandiosen Chorus seinen Höhepunkt. Guernica Mancini überzeugt mit einer unglaublich facettenreichen Darbietung. Die insgesamt etwas rebellische Ausstrahlung, verleiht dem Lied dann noch das ganz besondere Etwas. Kompromisslos und rasant kommt „Force Of Nature“ ums Eck. Die Power-Drums von Emlee Johansson geben die Richtung vor, fette Riffs bringen zusätzliche Kraft mit rein. Gelegentlich hat die Nummer sogar eine ganz leichte Punk Attitüde. Ein sehr launiger Song, der richtig gut rein geht. „Fruits Of My Labor“ ist die aktuellste Single mit Video Begleitung. Eine Halbballade, die gerade zu Beginn, von Mona Lindgren’s brillant gespielter Lead-Gitarre geprägt wird. Zum Vers ist die Instrumentierung etwas zurückhaltend, beim Refrain wird dann die ganze Energie freigesetzt und gibt dem Stück fast schon eine erhabene, hymnische Ausstrahlung. Die Nummer ist mit viel Emotionalität, großer Intensität und genialer Melodieführung ausgestattet. Ich bin mir sicher, in den 80ern, wäre das ein großer Chart-Erfolg gewesen. Ans Ende ihres tollen Debüts, haben The Gems noch eine reduzierte, akustische Version ihres Titel-Songs „Like A Phoenix“ gepackt. Ich finde, dass das Lied in diesem Gewand, ebenfalls eine ausgezeichnete Figur macht. Ganz im Besonderen, wird dadurch die so unglaublich charismatische Stimme von Guernica Mancini, noch ein bisschen mehr in den Vordergrund gestellt. Die Akustik-Gitarre wird hier von Produzent Johan Randén gespielt. Natürlich wirkt diese Version ein Stück gefühlsintensiver, als die elektrische Variante und bringt die Basics gut zum Vorschein. Man könnte sich diese Version auch ganz gut in launiger Runde an einem Lagerfeuer vorstellen oder noch besser, auf Barhockern sitzend, als kleines Akustik-Intermezzo bei den künftigen Shows.

The Gems werden mit so einem großartigen Debüt nicht lange brauchen, um sich in der Szene zu etablieren. Der Bekanntheitsgrad der 3 Musikerinnen ist durch ihre vorherige Tätigkeit ja ohnehin schon groß und mit „Phoenix“, werden sie ihren Stand bei den Fans, problemlos festigen können. Die Qualität des Albums spricht da ganz klar für sich und man kann den Schwedinnen nur von Herzen gratulieren, zu diesem ersten großen Ausrufezeichen, mit ihrer neuen, gemeinsamen Band!

Band

Guernica Mancini (Gesang)
Mona „Demona“ Lindgren (Gitarre, Bass)
Emlee Johansson (Schlagzeug)

Titel

  1. Aurora (Intro)
  2. Queens
  3. Send Me To The Wolves
  4. Domino
  5. Silver Tongue
  6. Undiscovered Paths
  7. Maria’s Song (Interlude)
  8. Ease Your Pain
  9. Running
  10. Renaissance (Interlude)
  11. Like A Phoenix
  12. P.S.Y.C.H.O
  13. Kiss It Goodbye
  14. Force Of Nature
  15. Fruits Of My Labor
  16. Like A Phoenix (Acoustic Version)
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