Die Schweizer Hardrock Band Gotus hat dieser Tage ihr sehnsüchtig erwartetes Debüt in die Regale gestellt. Das selbstbetitelte Erstlingswerk hält genau das, was die Vorschusslorbeeren versprochen haben. Ein knackiges, vielseitiges und emotional geprägtes Hardrock Album der gehobenen Klasse! 8,5/10

Die Geschichte von Gotus ist noch kurz und schnell erzählt. 2019 haben Gitarrist Armand „Mandy“ Meyer (Krokus, ex-Gotthard, ex-Katmandü uva.) und Schlagzeuger Pat Aeby (ex-Krokus) ihre neue, gemeinsame Band gegründet. Ursprünglich waren Gotus nur als Live-Projekt gedacht. Während der Corona-Jahre hat sich dann aber der Gedanke gefestigt, mehr daraus zu machen und auch mit eigenen Songs zu arbeiten. Dem Vernehmen nach, hatte Mandy Meyer die Ideen zu ein paar der Stücke, schon über viele Jahre gesammelt. Es kamen dann mit Keyboarder Alain Guy und Bassist Tony Castell (Crystal Ball, ex-Krokus) noch zwei weitere Mitstreiter hinzu. Nachdem die musikalische Ausrichtung vorwiegend bei Krokus und noch sehr viel deutlicher, bei den frühen Werken von Gotthard liegen sollte, hatte sich die Frage nach dem Sänger fürs Debüt, eigentlich fast schon von selbst beantwortet. Natürlich kam dafür niemand Geringeres als Ronnie Romero in Frage, den man wohl niemandem mehr vorstellen muss. Er ist in der Welt des Hardrock vermutlich der einzige, der es stimmlich, mit der leider viel zu früh, auf tragische Weise zu Tode gekommenen Gotthard Legende Steve Lee aufnehmen kann. Dass er die Musik und den Stil alter Gotthard Stücke bestens verkörpern kann, hat er auf den ersten beiden CoreLeoni Alben eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Somit ist er selbstverständlich die beste und eigentlich auch alternativlose Wahl fürs Mikro bei Gotus. Das Album ist nicht nur eine kleine, musikalische Hommage an die frühen Jahre von Gotthard, es wird auch vielen Fans dieser Ära Tränen der Freude aber auch der Wehmut, in die Augen treiben. Aber natürlich sind auch viele Einflüsse von Krokus heraus zu hören, was schlussendlich auch den etwas mysteriösen Bandnamen Gotus erklärt. Eben eine Mischung der beiden Bands. Nachdem Mandy Meyer ja in beiden Schweizer Hardrock Truppen lange Zeit aktiv war bzw. ist, liegt ihm dieser spezielle Sound natürlich im Blut. Es ist ihm in Zusammenarbeit mit Pat Aeby gelungen, ein eindrucksvolles, mitreißendes und höchst unterhaltsames Debüt zu erschaffen. Es war dann wohl ein Leichtes, die Herrschaften von Frontiers Records damit zu überzeugen, wo man dann auch zügig einen Vertrag bekam. Deren Haus und Hof Musiker/Produzent Alessandro del Vecchio hat es sich dann natürlich nicht nehmen lassen, Gotus bei der Produktion zu unterstützen. Somit war dann auch für den perfekten Sound bestens gesorgt. Unter den 11 Songs die sich auf stattliche 50 Minuten verteilen, sind auch zwei Cover-Songs aus der Vita von Mandy Meyer zu finden. Zum einen der Katmandü Klassiker „When The Rain Comes“ und von Gotthard der zeitlose Midtempo Hit „Reason To Live“. Beide relativ nah am Original aber stark interpretiert. Ansonsten gibt es eine ganze Reihe erstklassiger Eigenkompositionen zu bewundern, von denen ich euch in der Folge meine persönlichen Top-Favoriten kurz vorstellen möchte.

„Take Me To The Mountain“ ist der sensationelle Opener dieses Albums, der auch gleichzeitig die erste Single/Video Veröffentlichung aus dem Gotus Debüt war. Er verkörpert in absoluter Perfektion den Mix aus den bereits genannten Einflüssen. Die Nummer kommt mit unglaublich viel Groove und Rock ’n‘ Roll Appeal rüber. Sowohl die Rhythmus Fraktion um Drummer Pat Aeby und Tieftöner Tony Castell, als auch Mandy Meyer an der Gitarre, können sich immer wieder ganz stark in Szene setzen und geben dem Stück ordentlich Power und Drive. Auch Keyboarder Alain Guy hat einige Highlight Momente für sich, speziell ab der Mitte, wenn er sein Instrument im Orgel-Modus zum Glühen bringt. Und stimmlich? Ich hatte ja bereits meine Begeisterung über die Performance von Ronnie Romero zum Ausdruck gebracht aber speziell dieser Song, ist vielleicht eine seiner stärksten Darbietungen, die ich je von ihm gehört habe. Das ist schlichtweg überragend! „Beware Of The Fire“ ist die aktuelle Single nebst Kurzfilm, pünktlich erschienen zum Album Release. Getrieben von fetten Riffs und satten Drums, geht die Nummer flott voran und reißt den Zuhörer super mit. Eine schöne Hardrock-Hymne ganz im Stile der frühen Gotthard Werke. Auch Gotus gelingt diese tolle Mischung aus kraftvollen und emotional geprägten Songs ganz ausgezeichnet, wie man sie von den Schweizer Kollegen so gut kennt. Ein gutes Beispiel bei dem man beides sogar in einem Stück findet, ist „Love Will Find Its Way“. Eine Halbballade, die aber auch druckvolle, fast sogar hymnische Passagen bereit hält. Der Anfang ist noch ziemlich ruhig, mit etwas gedämpfter Stimmung. Ronnie Romero zeigt sich gefühlvoll aber auch sehr charismatisch. Zum Refrain wird die Nummer dann deutlich kräftiger und gibt auch der kompletten Instrumental-Abteilung Raum zur Entfaltung. Mandy Meyer glänzt zudem mit einem tollen Solo und ein paar kurzen aber sehr starken Riffs. Bei „Undercover“ ist das Tempo dann wieder am Anschlag. Ein ziemlich rasanter und gradliniger Rocker, der an manchen Stellen auch mal ein bisschen an Whitesnake denken lässt. Der Refrain ist getragen und gleichzeitig ausdrucksstark. Ein hervorragender Live-Track. Ich erwähnte schon die emotionale Seite. Da haben Gotus dann aber auch wirklich ein super Händchen dafür. Auf den Spuren legendärer, typischer Gotthard/Steve Lee Balladen, haben die Schweizer zwei absolute mega Nummern auf ihr Debüt gepackt. Da wäre dann zunächst mal „Children Of The Night“, dem die Nähe zu einem gewissen White Lion Klassiker nicht ganz abzusprechen ist. Das aber nicht nur wegen dem „Children“ im Titel, sondern vor allem auch wegen der Tonlage/-folge bei der Akustik-Gitarre, im Besonderen ganz am Anfang. Ein unglaublich intensiver und gefühlsbetonter Song, den Ronnie Romero in brillanter Weise darbietet. Nach dem ersten Refrain glänzt Mandy Meyer zusätzlich noch mit einer wunderbaren Lead-Gitarren Melodie. Im Verlauf wird dieses traumhafte Lied ein bisschen kraftvoller und geht somit noch tiefer rein. Den zweiten großen, emotionalen Höhepunkt liefert „Without Your Love“. Eine weitere wunderschöne Hardrock-Ballade im Stil der späten 80er. Alain Guy kann sich mit tollen Keyboards auszeichnen, Mandy Meyer wechselt wieder zwischen E- und Akustik-Gitarre. Ronnie Romero legt alles in seine Stimme rein, was er zu bieten hat. Der Refrain geht bis in die Zehenspitzen und auch die Gänsehaut meldet sich zu Wort. Bewegtes Bildmaterial gibt es dazu übrigens auch schon. Eine ganze Portion druckvoller und flotter ist dann „What Comes Around Goes Around“. Mit Western/Country Flair und einer guten Portion Blues und Sleaze Rock, reißt einen dieser Monster-Hit aus den Latschen. Stilistisch gehen hier auch ein paar Grüße an Tom Keifer bzw. Cinderella. Ein unglaublich cooler Groove-Rocker bei dem sich einmal mehr, auch Tony Castell und Pat Aeby ganz ausgezeichnet ins Rampenlicht spielen können. Ein absolutes Top-Highlight des Albums, bei dem so ziemlich alle Einflüsse, die die Musik von Gotus ausmachen, zu hören sind. Zum Ende dieses großartigen Debüts gibt es noch einen weiteren Knaller, der ein bisschen auf den Spuren des 80er AOR/Melodic Rock daher kommt. „The Dawn Of Tomorrow“ macht richtig Laune, begeistert mit starken Keys, toller Melodieführung und einem guten Spannungsaufbau. Diese schwungvolle Nummer bietet nochmal allen Musikern eine gute Plattform, um sich mit all ihren individuellen Stärken zu präsentieren und ist auch gleichzeitig, ein perfekter Schlusspunkt für ein absolut gelungenes Debüt.

Es war eine verdammt gute Idee und Entscheidung, aus Gotus eine vollwertige Band, mit eigener Musik zu machen! Es macht unheimlich viel Spaß, diese vielseitigen und eingängigen Hits zu erleben und zu genießen. Man hört zu jeder Sekunde, dass da absolute Vollblut-Musiker am Werk sind, die ihr ganzes Herzblut in diese Songs gesteckt haben. So muss ein Hardrock Album klingen! Sehr gerne mehr davon! Herzlichen Glückwunsch an Gotus zu einem ganz ausgezeichneten Auftakt!

Band

Ronnie Romero (Gesang)
Armand „Mandy“ Meyer (Gitarre)
Tony Castell (Bass)
Pat Aeby (Schlagzeug)
Alain Guy (Keyboard)

Titel

  1. Take Me To The Mountain
  2. Beware Of The Fire
  3. Love Will Find Its Way
  4. Undercover
  5. Weekend Warriors
  6. Children Of The Night
  7. When The Rain Comes
  8. Without Your Love
  9. What Comes Around Goes Around
  10. Reason To Live
  11. The Dawn Of Tomorrow
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