Glam Rock made in Germany klingt im ersten Moment durchaus ein kleines bisschen exotisch. Die Band Pussy Sisster ist aber wahrlich kein unbeschriebenes Blatt in der Glam/Sleaze Rock Szene. Nach einer 9-jährigen Auszeit sind die Badener zurück in alter, gewohnter Stärke und bieten mit „Here Are The Pussys“ ein sehr launiges Comeback-Album an. 7,5/10

Pussy Sisster gibt es bereits seit mehr als 20 Jahren und die Glamrocker aus Baden-Württemberg blicken auf eine bewegte Laufbahn zurück. Sie konnten in früheren Jahren bereits 5 erfolgreiche Tourneen in den USA absolvieren, sie spielten natürlich auch zahllose Shows in unseren Breiten und obendrein, gab es auch noch diverse Teilnahmen an TV Shows (u.a. Taff auf Pro 7) und als vielleicht größtes Karriere-Highlight, einen Auftritt in Wacken. „Here Are The Pussys“ ist mittlerweile das 5. Album der Badener Band die schon immer auch eine Art Familien-Projekt war. Gründer waren unter anderem Sänger Alex Nad und sein Bruder Chris Nad, der für das Management der Band verantwortlich ist. Im Laufe der Jahre gab es den einen oder anderen Besetzungswechsel. Das aktuelle Line-Up komplettieren Harry LaForce an der Gitarre, Coma am Bass und Janis Hiemesch am Schlagzeug. Nach dem 2015er Album „Arrogance“ haben sich Pussy Sisster eine schöpferische Pause genommen, die sie nun mit ihrem neuen Highlight-Werk „Here Are The Pussys“, eindrucksvoll beendet haben. Die Glam/Sleaze Rocker werden gerne mit diversen, bekannten Genre Größen verglichen, eine namhafte Band fehlt mir dabei aber, mit der ich die Badener Truppe, zumindest musikalisch/stilistisch, tatsächlich am ehesten vergleichen würde, nämlich Pretty Boy Floyd. Ich würde sogar so weit gehen, Pussy Sisster als deutsche Antwort auf die US Glam Rock Legenden zu bezeichnen. Ok, ein bisschen fehlt bei den Deutschen dann schon der Glamour und auch die Hitdichte ist nicht ganz so hoch wie bei den Amerikanern aber eine gewisse, stilistische Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Dies liegt unter anderem auch ganz speziell an der Stimme von Alex Nad, der immer wieder, an den großen Steve Summers von Pretty Boy Floyd erinnert. Für mich persönlich, ist der US-Sänger die größte Glam Rock Ikone die es auf unserem Planeten gibt und somit darf der Vergleich, durchaus als großes Kompliment für Alex Nad verstanden werden. Musikalisch bewegen sich Pussy Sisster, wie gewohnt, sehr versiert zwischen Glam und Sleaze Rock, mit lediglich ein paar ganz wenigen, moderneren Passagen, wo dann auch Bands wie Black Rain oder Crashdiet mal in Nuancen kurz durch kommen. Über weite Strecken des Albums befinden wir uns stilistisch in der Hochphase der 80er, als der Hairmetal seine große Blütezeit hatte. Pussy Sisster zelebrieren ihre Liebe für diese Epoche mit größtem Herzblut, was sich durchaus auch in der Produktion ein wenig widerspiegelt. Mit sehr viel 80er Charme, Spirit und Nostalgie, schallt „Here Are The Pussys“ aus den Lautsprechern. Verantwortlich dafür zeichnen Sven Gallinsky (Mix) und Jan Kalt (Master). Für das ziemlich coole, optisch sehr ansprechende Erscheinungsbild des Comeback-Albums, hat Michael Heins Sorge getragen. Die Veröffentlichung liegt in den Händen von El Puerto Records/Kontor New Media/Edel, die sich glücklich schätzen können, diese Perle des Glam Rock am 10.05.2024 unter die Leute bringen zu dürfen.

Die Gute-Laune-Scheibe erstreckt sich über gut 36 Minuten, respektive 10 Songs. Meine persönlichen Highlights, die auch sicher als Anspieltipps gut geeignet sind, wären dann wie folgt. Gleich der Opener „On The Run“ nimmt den Zuhörer super mit. Liefert tolle Riffs, einen feinen Groove, einen starken Refrain und verdient das Prädikat Glam Rock Hymne! Mein Top Favorit ist das Titel-Stück „Here Are The Pussys“, das wirklich gut im Ohr hängen bleibt. Super catchy, kraftvoll instrumentiert und starke Backing-Vocals als Ergänzung zu Alex Nad’s charismatischem Gesang. Eine echte Live-Granate, die sehr deutliche Pretty Boy Floyd Gene in sich trägt. Auch „Circus Of The Dark“ steht bei mir hoch im Kurs. Ein fast schon wuchtiges Stück, mit sattem Riff und ein paar ganz dezent modernen Augenblicken. Der Vers-Teil wirkt getragen, auch gestützt durch die Backings. Nach toller Bridge folgt ein schöner Power-Chorus. Das abschließende Highlight ist ein tolles Solo von Harry LaForce zum Ausklang. Natürlich können Pussy Sisster auch Balladen. Zwei davon haben es mit dem tiefgründigen „Humanity“ und dem hitverdächtigen „Song For Mum And Dad“, aufs Album geschafft. Speziell die zuletzt genannte Nummer hat es mir besonders angetan. Gesanglich wandelt Alex Nad hier zwischen gefühlvoll und kraftvoll und verpasst dem Lied eine intensive und emotionale Ausstrahlung. Im Verlauf bekommt das Stück mit wachsender Energie einen hymnischen Stadion-Charakter. Stilistisch irgendwo zwischen Black Rain und Pretty Boy Floyd zu verorten. Eine mega Nummer!! Das abschließende „Brotherhood“ hat sich auch gleich beim ersten Durchlauf tief in meine Gehörgänge gefräst und hängt seit dem dort fest. Neben Harry LaForce’s starken Riffs und tollen Lead-Passagen, ist es hier auch ganz speziell die Rhythmus-Abteilung um Basser Coma und Drummer Janis Hiemesch, die dem Song viel Energie gibt. Ein richtig schöner, eingängiger Glam Rock Hit, mit dem man sich auch hinter den Großtaten von Poison und Mötley Crüe nicht verstecken muss. Übrigens, eine großartige Wahl, als erster Single/Video Release aus dem Album!

Liebe Pussy Sisster, es ist schön, dass ihr wieder da seid! Die deutsche Rock ’n‘ Roll Landkarte ist nun wieder um einen fetten Farbtupfer reicher. Mit „Here Are The Pussys“ ist ein zweiter Frühling in der Karriere, ganz sicher eine gut vorstellbare Zukunftsvision. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Comeback! Glam und Sleaze Rock Fans sollten sich den 10.05.2024 unbedingt vormerken, denn an diesem Tag stellen Pussy Sisster ihre neue Scheiblette in die Regale der einschlägigen Musik-Händler.

Band

Alex Nad (Gesang)
Harry LaForce (Gitarre)
Coma (Bass)
Janis Hiemesch (Schlagzeug)
Chris Nad (Management)

Titel

  1. On The Run
  2. Love Is Gone
  3. Here Are The Pussys
  4. Girls In Bed
  5. Black Sheep (Of The Family)
  6. Circus Of The Dark
  7. Song For Mum And Dad
  8. World Of Tomorrow
  9. Humanity
  10. Brotherhood
Tagged with →  
Share →

Schreibe einen Kommentar