Heute möchte ich euch wieder ein ganz fantastisches Debüt vorstellen. Die süddeutsche Metal-Band Front Row Warriors feiert mit ihrem Erstwerk „Wheel Of Fortune“ einen herausragenden Einstand. Es gibt traditionellen, melodischen Metal im Stile der 80er zu hören aber auch Hardrock und ein bisschen AOR gehören zum Klangbild mit dazu. Alles zusammen, ergibt das ein bemerkenswertes und rundum überzeugendes Debüt! 9/10

Die schwäbische Metal-Formation Front Row Warriors wurde 2019 gegründet, von Sängerin und Texterin Elkie Gee und Schlagzeuger Jay-G. Es handelt sich hierbei aber nicht um  aufstrebende Nachwuchstalente, wie man vielleicht meinen könnte, sondern um zwei gestandene Musiker, sowohl mit Band-, als auch mit einiger Lebenserfahrung. Talent ist aber freilich dennoch vorhanden, ich würde sogar fast schon sagen, im Überfluss. Beide Musiker haben in den vergangenen Jahren die Musikszene eher ein wenig von der Seitenlinie aus betrachtet, haben aber schon vor langer Zeit einige Erfahrungen gesammelt. Elkie Gee war um 1990 herum bei der damals sehr ambitionierten Band Ampyre zugange und viele Weichen für die Zukunft wurden bereits gestellt. Leider ist es dann über den Demo-Status doch nicht hinaus gegangen und es wurde zunächst nichts, aus einer erfolgreichen Karriere als Sängerin. Das ist unglaublich schade, denn wenn ich mir ihre Stimme, die Texte und das komplette Front Row Warriors Debüt nun so anhöre, bin ich sicher, es hätte für Elkie Gee mit einer sehr großen, langjährigen Laufbahn als Frontlady klappen können. Sie hätte sich sicher zwischen großen deutschen Metal-Sängerinnen wie Doro oder Jutta Weinhold einreihen können. Aber hey, das kann ja alles noch kommen, lieber spät als nie, sagt man doch so schön oder? Und mit einem Meisterstück wie „Wheel Of Fortune“ im Gepäck, muss man dafür auch gar nicht unbedingt das sprichwörtliche, titelgebende „Glücksrad“ bemühen, hier spricht die Musik und die kompositorische Qualität, ganz klar für sich. Der zweite Bandgründer Jay-G hat etwa 10 Jahre später wie Elkie, ein paar ähnliche Erfahrungen gemacht. Er war Ende der 90er/Anfang der 2000er Schlagzeuger bei der hochinteressanten Hardrock Truppe Sharon, mit denen er 1999 das starke Album „Edge Of Time“ veröffentlichte, unter anderem mit Top-Hits wie „Stop Draggin“ und „Hold You“ oder auch der wundervollen Balladen „Take It Or Leave It“. Alles Songs die mich damals lange Zeit begleitet haben und auch heute noch, einen hohen Stellenwert bei mir genießen. Aber auch für Sharon nahm es damals, trotz erfolgreicher Support-Shows für etliche Genre Größen, ein baldiges Ende im Jahre 2002. Elkie Gee und Jay-G haben sich dann vor ein paar Jahren zusammen getan und beschlossen, nochmal einen Neustart im Musikgeschäft zu wagen und haben die Front Row Warriors gegründet, übrigens ein sehr cooler Name für eine Metal-Band! Nach und nach hat sich die Truppe zusammen gefunden, zu einigen davon bestand durchaus schon etwas länger Kontakt. Allesamt, sind das erfahrene Musiker, mancher sogar mit großem Songwriter-Talent ausgestattet. So werden die Front Row Warriors dann komplettiert mit den beiden Gitarristen Sorin Badin und Stef Binnig-Gollub, Bassist Timo Michels und Tastenvirtuose Richie Seibel. Gemeinsam hat das Sextett dann an den Stücken gearbeitet und dabei zusätzlich, auch ein paar alte Songideen aus den Ampyre bzw. Sharon Zeiten ausgegraben und diese überarbeitet. Das Gesamtergebnis ist nun ein lückenloses Hörvergnügen, mit annähernd 50 Minuten Spielzeit, inklusive etlicher, herausragender Hits und großer Hymnen. Das musikalische Spektrum ist durchaus weitgefächert, bewegt sich aber vorwiegend, zwischen melodischem Metal und Hardrock der 80er, mit diversen Akzenten aus dem traditionellen AOR/Melodic Rock. Zur stilistischen Einordnung kann man hier beispielsweise Frühwerke von Axel Rudi Pell, Pink Cream 69, Bonfire oder TNT nennen aber es kommt auch mal eine gute Portion Velvet Viper/Zed Yago, Iron Maiden und Accept durch. Somit wird deutlich, dass die Basis für die Stücke, eine vielseitige und kraftvolle Gitarren-Arbeit ist. Die Schwaben haben auch viel Wert auf Atmosphäre gelegt, die mit tollen Keyboard-Teppichen und schönen Arrangements erzielt wird. Für die Produktion von „Wheel Of Fortune“ haben sich die Front Row Warriors mit einem alten Bekannten und früheren Weggefährten zusammen getan. Die Rede ist von niemand Geringerem, als Michael Bormann (u.a. Michael Bormann’s Jaded Hard). Auch für die finalen Schritte konnten durchaus namhafte Kräfte gefunden werden. Gemixt wurde „Wheel Of Fortune“ von Achim Köhler, bekannt für die Arbeit mit Sinner, Primal Fear, Witchbound, Sacred Steel oder Brainstorm, um nur ein paar wenige zu nennen. Das abschließende Mastering hat dann Patrick W. Engel gemacht, der schon für Bands wie Angel Dust, Heaven Shall Burn, Hitten oder Protector gearbeitet hat. Aber auch hier nur eine sehr kleine Auswahl aus einer langen Liste. Natürlich gehört zu einem erstklassigen Album auch ein ebenso brillantes und einprägsames Cover-Artwork. Dafür haben sich die Front Row Warriors den versierten und erfahrenen Designer und Illustrator Uwe Jarling mit ins Boot geholt, der eine ganz ausgezeichnete Arbeit abgeliefert hat. Veröffentlicht wurde „Wheel Of Fortune“ übrigens über das griechische Label Rock Of Angels Records, bei den meisten besser bekannt unter ROAR!. Genug aber nun von der Theorie und dem ganzen Drumherum. Kommen wir zur Musik und die ist wirklich sehr beeindruckend und sorgt für allerbeste Unterhaltung.

Los geht’s mit dem Intro „2022“, das mit Richie Seibel’s Keys, etwas Dramatik und unheilschwangerer Grundstimmung aufwartet, dazu gibt es noch ein paar finstere und ausdrucksstarke „Spoken Words“ von Elkie Gee. Der eigentliche Opener „Chasing Shadows“ legt dann schon mal gleich die Latte für alles was noch kommt, ziemlich hoch. Eine kraftvolle Nummer, angetrieben von der druckvoll agierenden Rhythmus-Abteilung, um Schlagwerker Jay-G und Tieftöner Timo Michels. Geprägt wird der Song von der sehr starken Gitarren-Arbeit von Sorin Badin und Stef Binnig-Gollub. Die Instrumentierung ist, wie bei so vielen Stücken, unglaublich facettenreich ausgefallen, sehr ideenreich und auch mit häufigen Tempowechseln. Das sorgt für einen stets guten Spannungsbogen und eine durchwegs hohe Intensität. Obendrauf kommt natürlich noch der unglaublich vielseitige Gesang von Elkie Gee, die mit viel Ausdruck, federführend dazu beiträgt, dass man dem Song das Prädikat „Hymne“ verpassen kann. „Fantastic“ ist der Titel für das nachfolgende Lied, der damit aber auch schon gut beschreiben wird. Die Nummer ist ein bisschen wuchtiger, häufig aber eher getragen, wofür auch Tastenmeister Richie Seibel mit verantwortlich ist, der einen grandiosen Keyboard-Teppich über das Stück legt. Der Vers-Teil startet ein klein wenig verhaltener, mit leicht zurückhaltender Instrumentierung, baut dann aber die volle Energie auf, hin zum Refrain, der erhaben und eindringlich wirkt. Stilistisch mit einer guten Portion Hardrock versehen. „Love Is Not A Game“ wird von schönen Keys eingeleitet, Elkie Gee agiert zunächst sanft und gefühlsbetont. Schnell kommen aber die satten Drums von Jay-G und auch die schweren Gitarren von Stef Binnig-Gollub und Sorin Badin dazu. Der stete Wechsel zwischen ruhigeren und flotteren Passagen ist hier das Salz in der Suppe und die Basis für eine tolle Dramaturgie. Der Chorus ist einmal mehr von gewaltigem Ausmaß und hat sogar einen epischen Charakter. Es ist bei so einem lückenlosen Hit-Album schwierig, einzelne Songs herauszuheben. Einer meiner ganz großen persönlichen Höhepunkte schon seit dem ersten Durchlauf, ist aber ganz klar „Deadly Sins“. Die anfängliche Gitarren-Sequenz, die sich zum Ende nochmal wiederholt, erinnert mich ein klein wenig an den mega-Hit „I’m A Loser“, von den einstigen Münchner Legenden Railway. Elkie Gee kommt dann mit weicher aber sehr charismatischer Stimme schnell mit dazu und es folgt als bald, ein richtig satter Power-Übergang, angetrieben von Basser Timo Michels und Drummer Jay-G. Kraftvolle Riffs prägen in der Folge das Bild und es gibt viele Zed Yago/Velvet Viper Momente zu entdecken. Nicht zuletzt auch wegen Elkie’s Stimme, die immer mal wieder an die große Jutta Weinhold erinnert. (Tipp: Neues Velvet Viper Album „Nothing Compares To Metal“!) Weitere Highlights von „Deadly Sins“ sind natürlich der mega Refrain, bei dem Elkie Gee förmlich über sich hinaus wächst aber auch das wunderbare Gitarren-Solo ist ein echter Genuss-Moment. „Damnation“ ist ein kurzes instrumentales Intro mit düsterer Stimmung und einem markerschütternden Schrei, mit dem dann auch die Überleitung zu „Hell Invaders“ erfolgt. Stef Binnig-Gollub und Sorin Badin sind dabei wieder voll in ihrem Element und verpassen dem Song ein paar schöne Accept Vibes. Überhaupt gibt es hier viele, traditionelle Klänge aus den 80ern zu entdecken. Eine Nummer die in früheren Jahren, in den Rock und Metal Discotheken, ganz sicher zum allabendlichen Standard-Programm gehört hätte. Ein paar coole Arrangements, ein sehr intensiver und ausdrucksstarker Refrain und ein weiteres top Solo, runden den Spaß ab. Auch das Titel-Stück „Wheel Of Fortune“ würde ich ein kleines bisschen hervorheben, unter all den großartigen Nummern. Das tolle Video dazu wurde übrigens im Stuttgarter Cult-Club Wizemann aufgenommen. Zunächst geht das Stück rasant vorwärts, angetrieben von Jay-G und Timo Michels, dazu teils, fast schon Helloween typisches Riffing. Der Vers-Part dagegen, ist durchaus gefühlvoll von Elkie Gee dargeboten, mit einem beinahe sphärischen Erscheinungsbild. Das Tempo wird dann aber wieder deutlich angezogen und nach einer epischen Bridge, geht das Ganze über, in einen opulenten, durchaus auch stimmungsvollen Monster-Chorus, der mit majestätischer Größe und unglaublich viel Energie daher kommt. Elkie Gee Superstar, wo warst du nur die letzten 30 Jahre? Das ist mit nur einem Wort gesagt „sensationell“, was die Schwäbin hier leistet. Aber ihre Kollegen stehen dem in nichts nach, man genieße dazu auch die brillante Harmonie zwischen den Gitarren und den Keys von Richie Seibel. Das ist aller oberste Liga!! Bestes Beispiel dafür ist der sehr kraftvolle Mittelteil, ehe es dann zum gewaltigen Song-Finale übergeht. „Hell Awaits“ ist ein wunderbarer Stil-Mix aus Melodic Metal und Hardrock, nicht, dass bei dem Titel noch jemand auf falsche Gedanken kommt. Sehr stark ist hier die getragene Vers-Passage, ehe sich das Stück dann zum Refrain hin gänzlich öffnet und die wahre Größe des Songs preis gibt. Ein eingängiges Lied, sowohl mit hymnischen, als auch emotionalen Attributen und einer weiteren Glanzleistung der gesamten Instrumental-Fraktion. Bewegtes Bildmaterial gibt es dazu auch schon. „Dystopian Time“ ist für die Front Row Warriors ein ganz besonderes Stück, im Besonderen auch für Frontlady Elkie Gee. Für sie ist hier ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen, denn man konnte Todd Michael Hall als Gastsänger gewinnen, mit dem Elkie ein tolles Duett singt. Sie schätzt den Riot V Frontmann schon seit vielen Jahren sehr und so dürfte es nicht nur eine große Freude, sondern auch eine Ehre gewesen sein, ihn für diesen Song zu gewinnen. Obwohl die beiden eine relativ ähnliche Stimmlage haben, wie ich finde, wirkt dieses Duett dennoch absolut großartig und sowohl Elkie Gee als auch Todd Michael Hall, können sich individuell gut auszeichnen, harmonieren aber auch gleichermaßen ganz ausgezeichnet. Dem Titel entsprechend ist die Grundstimmung etwas düster und beklemmend und hat ein wenig Endzeitcharakter, mit prophetischen Nuancen. Der Soundteppich ist einmal mehr, ziemlich gewaltig, daran hat sowohl Tastengott Richie Seibel, als auch die Gitarren-Formation mit Sorin Badin und Stef Binnig-Gollub entscheidenden Anteil. Stilistisch erkenne ich hier sogar ein paar Akzente aus den späten 70er Jahren, der Wesentliche Teil wirkt aber durchaus modern und zeitgemäß, im steten Duell mit dem 80er Metal. All das ist verpackt in einen sehr starken Songaufbau, gekrönt von einigen, durchaus prägenden Arrangements. „The Hunter“ stellt erneut die perfekte Harmonie zwischen den Gitarren und den Keys in den Blickpunkt. Zur Einleitung gibt es aber erst mal eine kleine Prise Iron Maiden zu hören, dank der filigranen Riff-Arbeit der beiden Saitenhexer Sorin Badin und Stef Binnig-Gollub, ehe sich auch Richie Seibel ins Geschehen einmischt. Der Vers-Teil kommt dann etwas verhaltener rüber und spannt so perfekt den Bogen, hin zum überragenden Refrain. Das Lied verfügt über ein sehr hohes Energie-Potenzial, mit einem großen Hit und Sucht Faktor. Das ist eine 80er Jahre Melodic Metal Rakete der Extraklasse, die Dank der unbändigen Rhythmus-Power von Jay-G und Timo Michels, bis in die Zehenspitzen vordringt und die Füße ganz sicher nicht still stehen lässt. Zum Ende dieses denkwürdigen Debüts, gibt es noch einen weiteren, echten Leckerbissen zu genießen, die einzige Ballade, mit dem aussagekräftigen Titel „Wasted Life“. Das Stück kommt im XL Format, mit guten sechseinhalb Minuten Länge und ganz viel Spielraum, für Emotionen und die charismatische Stimme von Elkie Gee. Das ist wirklich eine unfassbar starke Performance der wunderbaren Sängerin, die hier facettenreicher agiert, als je zuvor und alles in die Waagschale wirft, was sich an Energie und Gefühlen, in all den Jahren so angestaut haben mag. Das ist schlichtweg überragend! Natürlich ist „Wasted Life“ etwas zurückhaltender instrumentiert, auch die akustischen Gitarren wurden hervorgeholt. Absolut genial ist dann der Übergang zum Refrain, der mit einer unfassbaren Intensität und Tiefe, die Kopfhörer fast zum explodieren bringt. Natürlich ist dabei die Instrumentierung ebenfalls deutlich verstärkt und so genießen auch Drummer Jay-G, Basser Timo Michels, Tastenvirtuose Richie Seibel und die beiden Gitarreros Sorin Badin und Stef Binnig-Gollub, noch so manchen Moment, bei dem sie sich nach Herzenslust verwirklichen können. Dies ganz im Besonderen, bei dem kurzen Zwischenspurt den das Lied einlegt, ehe es dann nach filigranem Solo, mit dem episch, opulenten letzten Chorus und einem sanften Ausklang zu Ende geht.

Die Front Row Warriors offenbaren auf ihrem Album-Einstand eine unglaubliche Menge an Inspiration, Kreativität und großem Talent. Dies alles, gepaart mit ihrer langjährigen Erfahrung und der Versiertheit des gesamten Produzenten-Teams, macht „Wheel Of Fortune“ zu einem der stärksten Debüts der letzten Jahre und zu einem großen Hoffnungsträger für die Zukunft. Gemeinsam mit der Nachwuchsband Fireborn, über deren Debüt „Reflections“ ich unlängst ähnliche Lobeshymnen verfasst habe, gehören die Front Row Warriors, zu den ambitioniertesten und hoffnungsvollsten, neuen deutschen Top-Acts der Hard & Heavy-Szene! Herzlichen Glückwunsch an das Schwaben-Sextett, zu einem phänomenalen ersten Album „Wheel Of Fortune“, auf das hoffentlich noch viele weitere folgen werden!

Band

Elkie Gee (Gesang)
Stef Binnig-Gollub (Gitarre)
Sorin Badin (Gitarre)
Timo Michels (Bass)
Jay-G (Schlagzeug)
Richie Seibel (Keyboard)

Titel

  1. 2022 (Intro)
  2. Chasing Shadows
  3. Fantastic
  4. Love Is Not A Game
  5. Deadly Sins
  6. Damnation (Intro)
  7. Hell Invaders
  8. Wheel Of Fortune
  9. Hell Awaits
  10. Dystopian Time
  11. The Hunter
  12. Wasted Life
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