Blackbriar haben ihr 2. Kapitel aufgeschlagen. Mit „A Dark Euphony“ gehen die Niederländer ihren eingeschlagenen Weg konsequent weiter und offenbaren erneut, ein außergewöhnliches Meisterwerk, mit dunklen, sinfonischen Metal Klängen, das seinem Titel alle Ehre macht. Ein mystisches, melancholisches und märchenhaft schönes Album. 9/10

Blackbriar blicken mittlerweile auf eine mehr als 10-jährige Geschichte zurück (Gründung 2012). Schon nach kurzer Zeit gab es die ersten Veröffentlichungen, unter anderem mit drei großartigen EP’s, ehe dann 2021 das grandiose Debüt-Album „The Cause Of Shipwreck“, die Herzen der Fans hat höher schlagen lassen. Auch die Medien haben dieses tolle Werk sehr gut angenommen, einzig die Live-Präsenz hat seinerzeit, Corona bedingt, leider nur eingeschränkt stattgefunden. Ganz anders läuft es da nun mit dem neuen Album „A Dark Euphony“. Die Veröffentlichung fand noch während der umfangreichen Co-Headliner Tour mit Ad Infintum statt, die erst vor kurzem zu Ende ging. Blackbriar haben zwar auch in früheren Jahren schon etliche Shows gespielt und auch einige Support-Gigs für ihre Landsleute von Epica absolviert, dennoch ist die abgelaufene Tour, die bislang größte, längste und aufwändigste Erfahrung der Band gewesen. Als Live-Zeuge kann ich von einer sehr starken und eindrucksvollen Bühnen-Show berichten, die für große Begeisterung bei den Fans sorgte, dies sogar oftmals, in ausverkauften Hallen! Nach ihrem Debüt haben sich Blackbriar nicht lange Zeit gelassen, um die Musik für das 2. Kapitel zu schreiben. Die tiefgründigen, bildreichen und sehr poetischen Lyrics, stammen selbstverständlich wieder aus der hochbegabten Feder von Sängerin Zora Cock, die natürlich auch die traumhaften Gesangsmelodien dazu erschaffen hat. Den wesentlichen Teil der Musik haben Schlagzeuger René Patrick Boxem und Lead-Gitarrist Bart Winters komponiert. Alle drei übrigens, von Beginn an dabei. An der Rhythmus Gitarre hören wir, wie gewohnt, Robin Koezen und am Keyboard Ruben Wijga. Am Bass ist neu hinzugekommen Siebe Sol Sijpkens, der bei der letzten Tour sogar gleich doppelt zum Einsatz kam, nämlich bei Blackbriar und auch beim Opening Act Phantom Elite. Für die Produktion, die Arrangements und den Mix haben sich die Holländer erneut mit ihrem Landsmann und Starproduzenten Joost van den Broek (Sandlane Recording Facilities) zusammen getan. Der talentierte Musiker und Toningenieur ist ja bestens bekannt auch für seine Arbeit mit Bands wie beispielsweise Ayreon, Epica, Powerwolf, Xandria, Ex Libris und dem in Etappen entstehenden Solo-Album, von Dianne van Giersbergen. Abschließend gemastert wurde „A Dark Euphony“ dann von Darius van Helfteren. Die eigentlich schlichten aber sehr ausdrucksstarken Cover-Artworks stammen ja schon seit jeher, aus der Hand von Alpino Alip Hudaya, der natürlich auch für das aktuelle Design, all seine Kreativität mit eingebracht hat. Nachdem die EP’s und das Debüt noch in Eigenregie veröffentlicht wurden, haben Blackbriar inzwischen einen Vertrag bei Nuclear Blast ergattern können. In Zusammenarbeit mit diesem großen und erfahrenen Label, werden die Niederländer ihre Karriere sicher schnell und gut vorantreiben können. Musikalisch gesehen, setzen Blackbriar ihren Weg fort und dies mit beeindruckender Qualität und größtem Ideenreichtum. Die wunderbare Mischung aus düsterem Gothic und opulentem Symphonic Metal hat schon eine ganz besondere, märchenhafte Ausstrahlung. Dazu kommen diese vielen, wunderschönen Melodien, umgeben von einer mystischen und dunklen Aura. Auch auf „A Dark Euphony“ war es bei weitem nicht die erste Priorität, die Musik in einer besonders ausgeprägten metallischen Härte darzubieten, wenngleich die Gitarren und der kraftvolle, rhythmische Background, natürlich schon eine wichtige und stets präsente Rolle spielen. Es kommt bei der Musik von Blackbriar immer auf die Gesamtwirkung und vor allem auf die sehr emotionale Tiefe bei den einzelnen Stücken an. Dies wird zum einen mit der wirklich überragenden Orchestrierung von Joost van den Broek erreicht aber an erster Stelle, durch unglaublich starke Melodiebögen und die Ausnahmestimme von Zora Cock. Es gibt wohl nur wenige Sängerinnen mit einer derart charismatischen, außergewöhnlichen und in ihrem Klangbild, sogar einzigartigen Stimme. Auch das Talent, so facettenreich und feinfühlig damit um zu gehen, ist schon bemerkenswert. Gleichzeitig ist Zora’s Stimme natürlich auch das unverkennbare Aushängeschild für die sehr hohe Authentizität, die die Musik von Blackbriar ausmacht. „A Dark Euphony“ nimmt den Zuhörer bei knapp 50 Minuten Spielzeit, verteilt auf 11 Songs, mit, auf eine märchenhafte Reise durch opulente, stets harmonische Klangwelten, mit eingängigen, bittersüßen Melodien, düsterem Metal Sound und tiefster Emotionalität.

Gleich der Opener „An Unwelcome Guest“ ist ein gutes Beispiel dafür, was uns auf dem Album erwartet. Der Auftakt ist mystisch, dunkel und stark geprägt von Zora Cock’s unvergleichlicher Stimme. Nach etwas verhaltenem Start, nimmt das Stück immer mehr Fahrt auf, angetrieben mit den starken Rhythmen aus der Hand von Drummer René Boxem und Neu-Bassist Siebe Sol Sijpkens. Die schweren Gitarren-Riffs von Bart Winters und Robin Koezen geben dem Song eine kraftvolle Ausstrahlung. Ein sehr vielseitiger Einstieg, in dieses großartige Werk. „Far Distant Land“ ist von ein paar folkigen Klängen akzentuiert, dies gleich von Beginn an. Große Highlights sind hier die Melodieführung im Allgemeinen und die Orchestrierung ganz im Speziellen. Das Stück ist ziemlich schwermütig, was auch Zora Cock mit ihrer Performance sehr gut unterstreicht. Eine wirklich facettenreiche Vorstellung der Niederländerin, dargeboten mit tiefster Melancholie. Nach ruhigem Vers-Teil, kommen dann zum Refrain verstärkt die Gitarren dazu, wenngleich sie eher etwas im Hintergrund stehen. Auch die klassischen Arrangements kommen mehr zur Geltung und geben dem Ganzen ein deutlich größeres Volumen. „Spirit Of Forgetfulness“ ist ziemlich düster und kommt zunächst mit leicht verschlepptem Tempo daher. Sehr stark inszeniert ist dann die allmähliche Steigerung hin zum Chorus, wo sich das Lied dann förmlich erhebt und seine ganze Brillanz offenbart. Das Stück besitzt sehr viel Ausstrahlung und eine große emotionale Tiefe. Einmal mehr ist es die Orchestrierung die im Background für viele tolle Momente sorgt. Die Nummer ist aber auch recht abwechslungsreich, mit starker und filigraner Instrumental-Begleitung. Noch ein bisschen finsterer wird es nun bei „Bloody Footprints In The Snow“. Der Anfang erinnert durchaus an die Musik zu einem Gruselfilm oder Horror-Streifen. Ruben Wijga glänzt dabei an Piano/Keyboard, ein paar Drums von René Boxem kommen dazu. Einige Arrangements noch oben drauf und fertig ist der unheilschwangere, dramatische Beginn. Bart Winters und Robin Koezen steigen mit ihren Gitarren ein. Nach und nach öffnet sich der Song und spätestens der Übergang zum Refrain, lässt dann den Spannungsbogen zerbersten. Wirklich genial gemacht, wie Blackbriar hier mit vielen kleinen Details und auch verschiedenen Wendungen, dafür sorgen, dass der Track derart mitreißend geworden ist. Insgesamt ein recht typischer Song der Holländer. „The Evergreen And Weeping Tree“ beginnt erneut mit dem tollen Piano/Keyboard Spiel von Ruben Wijga. Zora Cock zeigt sich von ihrer schwermütigsten Seite, bei dieser wundervollen, dunklen Ballade. Zunächst ist das Stück nur sehr spärlich instrumentiert, von Piano und Streichinstrumenten getragen und ist sehr sanft in seiner Erscheinung. Eine kaum merkliche Steigerung führt dann hin zum Refrain, der die ganze Größe von Zora’s Stimme offenbart. Im Verlauf kommen dann aber auch die restlichen Instrumente vermehrt hinzu und geben diesem tief emotionalen Song, eine noch größere Intensität. „Cicada“ ist vielleicht das stimmungsvollste Stück auf dem Album, dennoch, in ein recht dunkles Gewand gehüllt. Die Nummer ist ein sehr eingängiger Symphonic Metal Hit, mit super Melodieführung aber auch kraftvollen Riffs und toller Lead-Gitarre, im Mittelteil sogar ein bisschen modern akzentuiert. Die Ausstrahlung ist eher getragen, der Chorus wirkt eindringlich und ausdrucksstark. „My Soul’s Demise“ liefert bittersüße Klänge und Traurigkeit aber auch ein bisschen was magisches. Streicher begleiten den Auftakt ehe dann Drummer René Boxem und Tieftöner Siebe Sol Sijpkens das Stück ein bisschen mehr in Fahrt bringen. Bart Winters glänzt mit tollem Gitarren-Solo, Robin Koezen kommt mit ein paar dezenten Riffs im Hintergrund zum Zug, ehe es dann eine Wendung gibt und das ganze Stück an Energie und Klangvolumen gewinnt. „We Make Mist“ besticht mit toller Dramaturgie, einer mystischen Note und brillanter Gitarren-Arbeit. Speziell die tolle Harmonie mit den klassischen Arrangements ist hier besonders gut gelungen. Die Vocalline ist eine wunderbare Spielweise für Zora Cock, die hier viel Schmerz und Verletzlichkeit in ihre Stimme legt. Ich kenne keine andere Sängerin, die das mit so einer Intensität rüberbringen kann. „Thumbelina“ ist mein persönliches Lieblingslied auf „A Dark Euphony“ und der Auftakt, für ein klanggewaltiges Album-Finale. Die inhaltliche/lyrische Basis liefert das Märchen „Däumelinchen“ von Hans Christian Andersen, das im dänischen Orginaltitel „Tommelise“ heißt. Ein wunderbarer Symphonic Metal Track, mit allem was man sich dazu wünschen kann. Getragen wird das Stück von grandiosen Orchester-Parts, aber auch gerne mal angeführt, von Bart Winters‚ filigran gespielter Lead-Gitarre. Der Song lebt auch von der Vielseitigkeit. Ruhige, emotionale Momente, wechseln sich mit energiegeladenen Passagen ab, was die Spannung stets hoch hält. Eine Nummer die sich sehr schnell und sehr nachhaltig im Ohr festsetzt. Das ist pure Magie! Gleiches gilt auch für „Forever And A Day“, Teil 2 des großen Endspurts, mit drei wirklich sensationellen Liedern nacheinander. Diese gefühlsintensive Herzschmerz-Geschichte startet schwermütig und traurig, einmal mehr, mit dem wunderbaren Piano/Keyboard Spiel von Ruben Wijga. Zora Cock agiert zunächst ganz sanft, René Boxem und Siebe Sol Sijpkens steigen mit ein, auch die Gitarren von Robin Koezen und Bart Winters sind dezent zu vernehmen. Der Spannungsbogen strafft sich allmählich. Zum Refrain erreicht das Lied dann seine volle Energie und Intensität, mit einer nahezu majestätischen Ausstrahlung. Es liegt weiterhin viel Melancholie zwischen den Zeilen, das Klangvolumen nimmt aber immer mehr zu, die Instrumente sind voll da und tolle Backing-Chöre sorgen für zusätzliche Größe und Opulenz. Das letzte Highlight ist ein wirklich kraftvoller und eindrucksvoller Ausklang. Dies bringt uns dann auch schon zum 3. und letzten Teil dieses mega Album-Abschlusses, mit dem Song „Crimson Faces“. Eigentlich „nur“ als Bonus Track tituliert aber dennoch bereits mit einem Video geehrt (zur Feier des Plattenvertrags) und definitiv, einer der stärksten Stücke auf „A Dark Euphony“! Der Song kommt erst mal mit etwas verschlepptem Tempo ums Eck und wirkt ziemlich schwer aber auch mit relativ typischen Blackbriar Klangmustern. Der Aufbau hin zum getragenen, aber auch durchaus gewaltigen Ohrwurm-Refrain, ist hervorragend gelungen. Die Vocalline ist mitunter fast schon betörend, die Orchestrierung absolut brillant und die restliche Instrumentierung facettenreich und genial gespielt, mitunter sogar ganz leicht progressiv angehaucht. Ein unglaublich abwechslungsreiches Stück, zum Abschluss eines wunderbaren und sehr klangintensiven Albums.

Blackbriar sind mit ihrer dunklen, tief emotionalen Variante des Symphonic Metal sicherlich in einer Nische des Genres zu Hause, die aber relativ wenig frequentiert ist. Dies gibt dieser aufstrebenden, niederländischen Band die Chance, sich durch ihre große Authentizität, sogar eine gewisse Alleinstellung zu sichern. „A Dark Euphony“ ist bestens geeignet, um für Blackbriar den Weg zu großem Erfolg, weiter zu ebnen. Auch mit dem 2. großen Kapitel ihrer Bandgeschichte, wissen die Holländer rundum zu überzeugen und zu begeistern. Die abgelaufene Tour dürfte ihnen eine ganze Menge zusätzlicher Fans eingebracht haben. Sie können sich in ihrer Musik, ihren Ideen, ihrer Kreativität absolut bestätigt fühlen und dies zum Anlass nehmen, viele weitere tolle Alben zu erschaffen. Nun aber erst mal meine herzlichsten Glückwünsche zu dem aktuellen Meisterstück „A Dark Euphony“, einem außergewöhnlichen Gerne Highlight in diesem Jahr!

Band

Zora Cock (Gesang)
Bart Winters (Gitarre)
Robin Koezen (Gitarre)
Siebe Sol Sijpkens (Bass)
René Patrick Boxem (Schlagzeug)
Ruben Wijga (Keyboard)

Titel

  1. An Unwelcome Guest
  2. Far Distant Land
  3. Spirit Of Forgetfulness
  4. Bloody Footprints In The Snow
  5. The Evergreen And Weeping Tree
  6. Cicada
  7. My Soul’s Demise
  8. We Make Mist
  9. Thumbelina
  10. Forever And A Day
  11. Crimson Faces (Bonus Track)
Tagged with →  
Share →

Schreibe einen Kommentar