Die schwedischen Melodic-/Hard Rocker Art Nation sind nach mehrjähriger Pause zurück, mit einem absolut überragenden Comeback-Album! „Inception“ ist vielleicht das kompletteste und stärkste der bisherigen 4 Werke. Definitiv aber die Scheibe mit dem größten Hit-Faktor. 9/10

Zur Einleitung möchte ich euch zunächst ein bisschen was zur Bandgeschichte erzählen und wie es nun zu Album Nr. 4 gekommen ist. Art Nation wurden 2014 von Sänger Alexander Strandell und Gitarrist Christoffer Borg gegründet. Bereits kurz nach Veröffentlichung ihres Debüts („Revolution“) in 2015, waren sie in aller Munde und wurden als die neuen Superstars der schwedischen Melodic Rock Szene gefeiert. Es folgten Festival Auftritte und diverse Shows gemeinsam mit vielen Genregrößen, all dies, auf den größten Bühnen ihrer Heimat. Die Musiker waren allesamt noch sehr jung zu diesem Zeitpunkt und auch dementsprechend natürlich unerfahren im Musikgeschäft. Es war folglich nicht leicht, mit all dem schnellen Ruhm und auch dem Druck umzugehen. Im Besonderen Sänger Alexander Strandell hat sehr darunter gelitten, was unter anderem, auch verschiedene gesundheitliche Probleme hervorrief. Es kam zu den ersten Ungereimtheiten innerhalb der Band und nach dem 2017er Album „Liberation“ zu einem Zerwürfnis und dem Ausstieg von Gitarrist Christoffer Borg. Fortan war es nicht mehr dasselbe, der Spirit ging verloren und weitere Personalwechsel waren die Folge. Nichts desto trotz gab es 2019, mit „Transition“ noch ein neues Album, bei dem auch bereits aus der aktuellen Besetzung, Drummer Alexander Lundgren und Basser Richard Svärd zu hören waren. Erst wurde aber alles nicht einfacher und dann war erst mal Schluss. Alexander Strandell nahm sich eine Auszeit, um mit sich selbst und auch mit seiner Gesundheit, wieder klar Schiff zu machen. All diese Informationen stammen übrigens aus einem persönlichen Statement des schwedischen Ausnahmesängers. Ich finde es unglaublich beeindruckend und durchaus auch mutig, so offen mit all dem umzugehen und auch die eigenen Fehler einzugestehen. Dies macht ihn nochmal ein ganzes Stück sympathischer und zeugt von einer großen Reife und Persönlichkeit! Ehe er aber mit seinen Bandkollegen, auch mit seinem langjährigen Freund Christoffer Borg wieder ins Reine gekommen ist, hat Alexander Strandell bei zwei anderen Bands angeheuert. Zum einen bei der britischen Band Nitrate, mit denen er das grandiose Album „Renegade“ veröffentlicht hat, das nächste ist aktuell bereits in Arbeit! Wohl aber noch viel wichtiger ist die Beteiligung bei der schwedischen All-Star Band Crowne, mit denen er mittlerweile sogar schon 2 Alben veröffentlicht hat, 2 ganz überragende Werke, möchte ich betonen! Diese haben ihn auch zum italienischen Label Frontiers Records gebracht. All das was in den letzten paar Jahren während der Corona Pandemie passiert ist, trug natürlich auch maßgeblich zur Heilung und zur Aufarbeitung bei Alex Strandell bei und als man ihn nun vor einiger Zeit von Label-Seite her fragte, wie er über eine Reunion von Art Nation denken würde, war er sehr begeistert. Die Vertragsunterschrift bei Frontiers Records war dann nur noch Formsache. Das wichtigste für Alex war es aber, dass er sich mit seinen früheren Bandkollegen wieder aussöhnen konnte, im Besonderen mit Christoffer Borg, mit dem zusammen, vor 9 Jahren alles begonnen hatte. Die letzten Jahre haben ganz offensichtlich auch der Kreativität von Alexander Strandell sehr gut getan. Denn wenn man sich die 11 Songs anhört, die er für das neue Album „Inception“ komponiert hat, so ist dies schlicht und ergreifend überragend! Das ist aller feinster schwedischer Melodic Rock, mit sehr individueller und authentischer Note. Die Songs kommen durchaus auch mit ein paar Ecken und Kanten daher und einer gesunden Grundhärte. Diese bringt so manches Stück schon in die Nähe der Musik, mit der er bei Crowne so sehr zu begeistern weiß. Der Fokus liegt in jedem Fall bei sehr eingängigen und prägnanten Refrains und nachhaltigen Melodienbögen, die für große Suchtgefahr sorgen. Auch die Lyrics sind sehr stark und vielseitig. Einige davon, auch zweifelsfrei ein weiteres Mittel zur Aufarbeitung der schwierigen Jahre. Damit die Songs auch richtig lebendig und kraftvoll rüber kommen, haben Art Nation für eine großartige Produktion gesorgt. Den Mix hat Christoffer Borg gemacht und den letzten Feinschliff mit dem Master, hat Produzenten-Guru und Pyramaze Gitarrist Jacob Hansen beigesteuert. Nun habe ich euch eine ganze Menge erzählt was in den letzten Jahren bei Art Nation los war und wie es zu diesem herausragenden neuen Meisterstück „Inception“ gekommen ist. Wenden wir uns nun der Musik zu, die mit kompakten knapp 40 Minuten Spielzeit, restlos zu begeistern weiß!

Gleich beim Opener „Brutal & Beautiful“ liegt das Energie-Level extrem hoch. Neben der starken Gitarren-Arbeit von Christoffer Borg, ist es hier oft auch die Rhythmus-Abteilung um Tieftöner Richard Svärd und Drummer Alexander Lundgren, die die Akzente setzen kann. Speziell der mitreißende Refrain darf noch als ganz großes Highlight betrachtet werden. Der packt einen gleich beim aller ersten Mal und lässt einen nicht wieder los. Stimmlich natürlich ganz brillant, so wie man es von Alexander Strandell gewohnt ist. Vielleicht sogar noch ein bisschen ausdrucksstärker und emotionaler, als sonst. Keyboard-Klänge begleiten den Auftakt von „Last Of The Burned“, einem sehr vielseitigen Knaller, im Besonderen von instrumentaler Seite her. Das Stück hat viel Power, sogar ein paar progressive Momente und dazu einen weiteren mega Chorus. Die Nummer hätte durchaus auch auf einem Crowne Album einen Platz finden können. Nachdem es bei „1001“ erneut die Keys zu Beginn sind, gibt es dazu zunächst, auch ein paar sanftere Töne von Alexander Strandell zu hören. Das Stück nimmt aber schnell Fahrt auf und offenbart einen opulenten Refrain, mit hymnischem Charakter und hohem Wiedererkennungswert. Durch die hervorragend harmonierenden Riffs von Christoffer Borg und der sehr druckvoll agierenden Rhythmus-Fraktion, entsteht ein ziemlich intensives und mitreißendes Hörvergnügen. „Fight Fire With Fire“ ist zwar kein Remake des gleichnamigen Metallica Hits aber ein sehr kraftvoller und knackiger Top-Hit ist es dennoch geworden. Das ist Melodic Rock der gehobenen Klasse, mit sehr stark prägenden Gitarren und einem Power-Chorus, der die Nummer zum perfekten Live-Track macht, nicht zuletzt auch wegen der Singalong Lyrics. Stimmungsvoll ist das Stück auch und man muss gut aufpassen, dass es einem nicht die Boxen von der Anlage zerlegt. „Echos“ liefert ein beeindruckendes Klangvolumen, auch mittels ein paar Chören und Arrangements. Richard Svärd hat ein paar Solo-Momente mit seinem Bass, womit er sich gut ins Rampenlicht spielen kann. Der Vers-Teil ist vom Tempo her etwas zurückhaltender, all dies aber nur, um dem satten Refrain eine große Bühne zu verschaffen. Unglaublich, was da für eine Energie freigesetzt wird, das kann man bis ganz tief rein spüren. Die Melodieführung ist ebenfalls genial komponiert und nur schwer wieder aus den Ohren zu bekommen. „Break Up“ startet ruhig mit ein bisschen Keyboard und der sanften Stimme von Alexander Strandell. Drummer Alexander Lundgren meldet sich aber auch als bald zu Wort und bringt das Lied langsam in Gang. Der recht prägnante Refrain weist ein paar poppige Charakterzüge auf, was sich aber sehr gut auf die Gesamtstimmung des Songs auswirkt. Der Hit-Faktor liegt hier extrem hoch. Christoffer Borg hat dazu dann noch ein wunderbares Solo auf Lager, um den Spaß zu komplettieren. „Light The Fire“ versprüht zu Beginn fast ein bisschen Western Vibe, überhaupt ein ziemlich cooler Start. Die Nummer ist eher wuchtig und rhythmisch konzipiert, was auch einen gewissen Groove und eine schöne Rock ’n‘ Roll Attitüde als Begleiterscheinung mit sich bringt. „The Legend Reborn“ gehört zu meinen absoluten Top-Favoriten. Der Auftakt gibt Richard Svärd und Alexander Lundgren Raum zur Entfaltung, Alex Strandell mischt ebenfalls direkt mit, ehe dann auch Christoffer Borg seine kraftvollen Riffs in den Fokus rückt. Das Stück treibt gut voran, der Spannungsaufbau hat ganz klar, ein erklärtes Ziel, nämlich den hymnischen, fast schon epischen Monster-Refrain, der das Lied stilistisch fast ein wenig vom Melodic Rock weg bringt. Wenn man sich den Titel betrachtet, könnte man hier durchaus einen autobiographischen Hintergrund vermuten. Gerade durch dieses gewaltige Volumen, das der Song transportiert und die hohe Energetik, ist diese Nummer zwingt, für künftige Live-Aktivitäten Pflicht! Ohne Punkt und Komma startet gleich der nächste super Hit „Somewhere I Know I Belong“ und geht direkt in die Vollen. Das ist ganz typischer „Schweden-Stoff“, mit viel Tempo, einem satten Klangteppich und wen überrascht es, mit einem überragenden Refrain ausgestattet, der eingängiger kaum sein könnte. Bravo!! Eine sehr launige Stimmungskanone, die auch mit einem kurzen Drum- und einem schönen Gitarren-Solo begeistert. Gesanglich übrigens, eine der stärksten und charismatischsten Darbietungen von Alexander Strandell! Dieser ist auch gleich am Anfang von „Superman“ wieder voll im Einsatz, begleitet zunächst von ein paar Streichinstrumenten. Steckt hier wohl ein bisschen Selbstironie mit drin? Man weiß es nicht. In jedem Fall ist dieses Stück ein echtes Kraftbündel, mit einem durchaus modernen und erneut ein wenig poppig wirkenden Chorus. Die Dramaturgie ist gut entworfen, der Unterhaltungswert ist stets am oberen Level und die Melodien sind extrem catchy! Christoffer Borg liefert zu seinen tollen Riffs auch wieder ein filigranes Solo, das ich durchaus als ein bisschen verspielt bezeichnen würde. Ja, es gibt auf „Inception“ auch Platz für die einzelnen Musiker, um sich persönlich zu verwirklichen. Den aller größten Hit haben sich Art Nation für den Schluss aufgehoben, zumindest ist dies meine Empfindung. „Powerless“ liefert eigentlich alles was man sich von einem 80er Jahre geprägten AOR mega Kracher so erwarten würde. Ein für diese Epoche sehr typisches Riffing, schöne, dominante Bass-Spuren zum Vers von Richard Svärd, obendrauf die facettenreich und ausdrucksstark gespielten Drums von Alexander Lundgren. Für die Grundstimmung und ein bisschen mehr Klangvolumen sorgen ein paar schöne Arrangements. Das Stück ist auch ziemlich emotional geprägt und geht richtig in die Tiefe. Alexander Strandell legt hier alles rein, was sich in den vergangen Jahren aufgestaut hat und begeistert zum einen, mit gefühlvollen Momenten, zum anderen, mit sehr kraftvollen und intensiven Augenblicken. Ein wirklich fantastisches Lied, das ein ebenso fantastisches Gesamtkunstwerk, gebührend ausklingen lässt.

Man darf Art Nation bescheinigen, das Comeback ist zu 100% gelungen! Die Schweden sind nach unruhigen Jahren wieder zurück und ohne jeden Zweifel, noch viel stärker als jemals zuvor! Mit „Inception“ können Art Nation exakt dort anknüpfen, wo sie vor einigen Jahren schon mal waren. Sie werden mit ihrem aktuellen Meisterstück vielleicht nicht das gesamte Melodic Rock Genre auf den Kopf stellen aber die Weichen sind gestellt und die Zeichen stehen auf Erfolg! Herzlichen Glückwunsch zu einem absolut beindruckenden Album, mit dem sich Art Nation in die Herzen vieler alter aber auch etlicher neuer Fans spielen werden.

Band

Alexander Strandell (Gesang)
Christoffer Borg (Gitarre)
Richard Svärd (Bass)
Alexander Lundgren (Schlagzeug)

Titel

  1. Brutal & Beautiful
  2. Last Of The Burned
  3. 1001
  4. Fight Fire With Fire
  5. Echo
  6. Break Up
  7. Light The Fire
  8. The Legend Reborn
  9. Somewhere I Know I Belong
  10. Superman
  11. Powerless
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