Die Dark Metal Band False Memories nimmt uns mit, auf eine weitere Reise durch die Finsternis. „Hybrid Ego System“ ist bereits das 3. Studio Album der Italiener und erneut, zelebrieren sie ihre Vorliebe für düsteren, gothic akzentuierten und progressiv geprägten Heavy Metal, der mit großem Klangvolumen und hoher Intensität aus den Boxen schallt. 8,5/10

False Memories gibt es inzwischen seit 8 Jahren. Gegründet wurde die italienische Dark/Gothic Metal Band von Gitarrist, Songwriter und Produzent Francesco Savino. Es folgte bereits kurz darauf die erste EP und nicht lange danach das Debüt-Album „Chimerical“. Dieses wurde nur wenig später noch einmal neu veröffentlicht, inklusive diverser Bonus Tracks, nachdem es am Mikro einen Besetzungswechsel gab. Diesen Posten bekleidet nun seit dem Herbst 2018 die wunderbare Rossella Moscatello, die sich über die Jahre auch als hervorragende Komponistin erwiesen hat. Den Durchbruch schafften False Memories dann fast exakt vor 2 Jahren, als sie im Mai 2021 ihr letztes Album „The Last Night Of Fall“ veröffentlicht haben. Nicht nur ein grandioses Meisterwerk, auch der Beginn der Zusammenarbeit mit Frontiers Records. Noch im selben Jahr haben die Italiener eine Cover-EP veröffentlicht und 2022 folgte die Live-EP „Live Until The Twilight“. Zudem gab es im Sommer 2022 eine ausgedehnte und recht erfolgreiche Europa-Tournee, gemeinsam mit den brasilianischen Label-Kollegen Semblant. Rossella Moscatello und Francesco Savino haben in den letzten beiden Jahren aber nicht nur mit viel Liebe zum Detail und großer Intensität am neuen Album „Hybrid Ego System“ gearbeitet, sie waren auch an anderen Releases von Frontiers Records beteiligt. Francesco hat seine Talente als Musiker und Komponist, bei den jeweiligen Debüts der neuen Formationen Demons Down und T3enors zur Verfügung gestellt. Gemeinsam hatten er und Rossella die große Ehre mit Legenden wie unter anderem Deen Castronovo (Journey) zu arbeiten und haben einen wunderbaren Song („Eagle Flight“) für die aktuelle Revolution Saints Scheibe geschrieben. Die Nummer war auch gleichzeitig die erste Single und der Titeltrack dieses Hit-Albums. Ihr seht also, die beiden sind in der Welt von Frontiers Records voll integriert und bereits ein gefragtes Team, im großen Pool der hochtalentierten Musiker, die bei diesem Label ein zu Hause gefunden haben. Kommen wir aber nun wieder zurück zu „Hybrid Ego System“, denn darüber gibt es auch einiges zu erzählen. Fangen wir mit der Band an, die sich zum letzten Werk nicht allzu sehr verändert hat. Neben Rossella Moscatello am Mikro und Francesco Savino an der Gitarre, hören wir auch auf dem aktuellen Album wieder Moreno Palmisano an der zweiten Gitarre und Emanuele Cossu am Schlagzeug. Einziger Neuzugang ist Davide Tavecchia am Bass, der dann auch gleich noch seine Fähigkeiten als Tontechniker mit eingebracht hat und Mix und Master durchgeführt hat. Musikalisch haben sich False Memories auch nochmal ein kleines Stück weiterentwickelt und ihrem sehr schweren und düsteren Sound ein paar neue Akzente hinzugefügt. Gleichermaßen wurden die bewährten und häufig prägenden progressiven Elemente verfeinert. Eine Sache die mich auch schon bei „The Last Night Of Fall“ so begeistert hat, ist die emotionale Tiefe die in den Songs steckt und dieser permanente Wechsel zwischen sanften, epischen, oft melancholischen Phasen und den kraftvollen und schweren Gitarrenriffs. Es werden tolle Grundstimmungen erzeugt und der Klangteppich ist oftmals so gewaltig, dass man sich von der Musik förmlich tragen lassen kann. Natürlich kommt bei all der Dunkelheit durchaus mal eine etwas endzeitliche Stimmung auf. Inhaltlich haben die Texte von Rossella Moscatello, neben vielen kritischen Themen aber eher eine persönliche Prägung, dies ist zumindest mein Eindruck. Das grandiose Cover-Artwok zeigt Rossella als eine Art Androide vor einer schaurigen, apokalyptischen Kulisse. Sehr cool und ausdrucksstark! Die so wunderbare und sympathische Sängerin liefert für „Hybrid Ego System“ aber auch musikalisch, noch eine ganz große Neuerung, die die Stilistik sehr deutlich prägt und auch ein gutes Stück verändert. Die Songs erscheinen dadurch noch ein bisschen finsterer. Rossella Moscatello hat seit dem letzten Album, die hohe Kunst des gutturalen Gesangs erlernt und offenbart dabei ein riesiges Talent. Wenn ich nun einfach sagen würde, sie hat gelernt zu Growlen, dann trifft es das nicht mal ansatzweise. Sie growlt auf eine derart diabolische Art und Weise, da friert sogar die Hölle zu!! Es ist unglaublich, wie stark sie das macht und wie sie diese spezielle Ausdrucksform bei einem Großteil der neuen Songs einsetzt. Man könnt beinahe sagen, sie ist das weibliche Pendant zu Shagrath (Dimmu Borgir). Das eröffnet False Memories natürlich viele neue Möglichkeiten, sich und ihre Musik weiter zu entwickeln. Auch wenn dazu grundsätzlich die Härte und das Tempo fehlt, sind neben dem Dark und Gothic Metal, auch ein paar Momente des Melodic Death zu erkennen und dies nicht nur wegen der Growls. Die Italiener bieten ihren Fans mit „Hybrid Ego System“ nicht nur eine, erneut sehr hohe Qualität bei Musik und Songwriting. Mit 55 Minuten Spielzeit, verteilt auf 11 Songs, bekommt man auch quantitativ, eine ganze Menge geboten. Über einige meiner persönlichen Favoriten möchte ich euch nun in der Folge, noch ein paar Worte erzählen.

Gleich beim Opener dürfen wir den einzigen Gast auf dem neuen Album begrüßen und dies ist wahrhaftig eine echte Genre-Größe! False Memories konnten für den Top-Hit „The Storm Inside“ niemand Geringeres begeistern als Anette Olzon, natürlich bestens bekannt als Sängerin von Allen/Olzon, The Dark Element und natürlich, als zwischenzeitliche Frontlady von Nightwish. Aktuell arbeitet sie übrigens an ihrem dritten Solo-Album! Die schwedische Sängerin übernimmt dann auch direkt das Ruder, nach schwerem und düsterem Beginn, ehe sich dann auch Rossella Moscatello als Duett-Partnerin dazu gesellt. Eine Glanzleistung der beiden Damen, ohne jeden Zweifel. Das Stück baut sich zwar erst langsam auf, transportiert aber eine sehr große Menge Energie. Dafür sind im Wesentlichen die kraftvollen Gitarren von Francseco Savino und Moreno Palmisano verantwortlich, die ganz bewusst, von Basser Davide Tavecchia durchaus auch mal ein bisschen mehr in den Hintergrund gemixt worden sind. Er und Schlagzeuger Emanuele Cossu sorgen für diesen schönen, manchmal sogar leicht verschleppten Rhythmus, der die Musik so intensiv und schwer wirken lässt. Natürlich wurde dieser grandiose Hit auch schon als Single nebst tollem Video veröffentlicht. Gleiches gilt ebenfalls für „Rising Tide“. Auch diese starke Nummer wurde bereits vor einiger Zeit unters Volk gebracht. Die schönen Piano/Keyboard Klänge weichen dann satten Drums und starken Riffs. Rossella Moscatello offenbart hier all ihre Talente, mit zarter Stimme, kraftvoller Stimme, ein paar spoken words und einigen richtig fiesen Growls, die durch Mark und Bein gehen. Beeindruckend sind dabei auch die spielerischen Wechsel zwischen den Gesangsstilen, mit denen auch die Stimmung des Songs, federführend geprägt wird. Oben drauf begeistert Francesco Savino noch mit einem tollen Gitarren-Solo. Mein Top-Favorit ist „The Other Side“. Eine sehr vielseitige und beeindruckende Nummer, die zunächst ruhig beginnt, wie so viele der Songs von False Memories, sich dann aber mit den druckvollen Rhythmen von Davide Tavecchia und Emanuele Cossu, nach und nach, deutlich intensiviert. Getragen wird das Stück von den schweren Riffs von Moreno Palmisano und Francesco Savino. Rossella Moscatello sendet stimmlich, einmal mehr, Grüße aus der Hölle, nur um dann wieder, fast zerbrechlich sanft zu agieren. Das ist ganz große Kunst liebe Leser. Zudem gibt es etliche getragene Melodiebögen und sogar ein paar episch/hymnische Momente. Ein unglaublich tiefgehender Song, der stilistisch, hier und da, an die italienischen Kollegen von Walk In Darkness erinnert. Auch zu diesem tollen Lied gibt es bereits einen Kurzfilm. „Rise Again“ liefert ein paar schöne Arrangements mit Streichinstrumenten. Die Gitarren kommen wieder sehr düster rüber. Insgesamt ist die Instrumentierung hier aber ein wenig zurückhaltend und agiert meistens, eher aus dem Hintergrund. Der Spannungsaufbau ist gut inszeniert, mit deutlicher Steigerung hin zum Refrain. Rossella gibt sich sehr charismatisch und vielseitig. Eine tolle Entwicklung, die die junge Italienerin in dem letzten Jahren genommen hat. „Concrete“ begeistert mit einem gewaltigen Klangvolumen, wirkt sehr opulent, ist auch ziemlich wuchtig, mit einer modernen Note. Das Stück verfügt in allen Belangen über eine hohe Intensität und eine schöne Dramaturgie, die auch mittels etlicher Temposteigerungen erreicht wird. Stimmlich ist das wieder eine extrem facettenreiche Performance, mit großer emotionaler Tiefe. Vor allem die Riffs und das Solo sind noch hervorzuheben, mit denen der Mittelteil und das Finale so eindrucksvoll werden. „Insanity“ lebt von einer wunderbaren Grundstimmung, die aber regelmäßig von den kraftvollen Einsätzen von Davide Tavecchia und Emanuele Cossu durchbrochen wird. Treibende Riffs begleiten die ausdrucksstarke Vers-Passage, zum Chorus erhebt sich das Stück und wird noch ein bisschen eindringlicher. Die facettenreiche und sehr filigrane Instrumentierung liefert eine große Menge Energie. „From Dust“ startet sanft mit Piano/Keyboard Einleitung und baut sich dann ganz allmählich auf. Rossella Moscatello wechselt wieder spielerisch ihre Stilistik, mit einer sensationellen Performance und verleiht dem Stück damit, eine sehr hohe Ausdruckskraft. Das instrumentale Gerüst trägt das Lied ganz ausgezeichnet. Mit diversen Breaks und progressiven Sequenzen, wird der Unterhaltungswert noch weiter erhöht. An manchen Stellen erinnert mich die Nummer ein klein wenig an Ad Infinitum. Ein ganz großes Highlight ist auch das abschließende „Shed My Skin“. Eine epische Halbballade, mit ein bisschen Akustik-Gitarre und ein paar Streichinstrumenten. Die Stimmung ist ziemlich schwermütig. Rossella Moscatello gibt sich sehr emotional und sorgt für Eindringlichkeit und Tiefgang. Das ist bis in den letzten Knochen zu spüren. Sehr stark ist auch die Darbietung von Francesco Savino und Moreno Palmisano, die mit einigen tollen Momenten begeistern. Hört euch da nur mal das wunderbare Akustik-Gitarren-Solo an, das dann fließend in ein E-Gitarren-Solo übergeht. Ein fantastischer Abschluss, der auch die kompositorischen Qualitäten noch einmal ganz besonderes hervorzuheben weiß.

Man kann False Memories nur beglückwünschen zu diesem hervorragenden und außergewöhnlichen Release. Die Dichte der Einzel-Hits ist hier gar nicht mal das alles entscheidende Kriterium. Es sind mehr die Gesamtheit, die Authentizität und die deutlich gewachsene Vielseitigkeit, die „Hybrid Ego System“ zu so einem grandiosen Album machen. Mit diesem großartigen Werk wird der wunderbar schwere und düstere Stil der italienischen Dark/Gothic Metal Band auf das nächste Level gehoben. Wer sich gerne in solchen finsteren, klangintensiven, musikalischen Sphären verliert, wird an dem neuen False Memories Epos große Freude haben. Release Day ist der 09.06.2023!!

Band

Rossella Moscatello (Gesang)
Francesco Savino (Gitarre)
Moreno Palmisano (Gitarre)
Davide Tavecchia (Bass)
Emanuele Cossu (Schlagzeug)

Titel

  1. The Storm Inside (feat. Anette Olzon)
  2. Holding On
  3. Rising Tide
  4. The Other Side
  5. Rise Again
  6. Stains
  7. Concrete
  8. Insanity
  9. From Dust
  10. Fragments Of Your Ego
  11. Shed My Skin
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