Sonata Arctica aus Kemi / Finnland sind eine der ersten Bands, die ich in meinem Leben live gesehen habe. Als eine reine Akustik-Tour names „Acoustic Advantures“ angekündigt wird, kaufe ich natürlich gleich Tickets.
Diesmal findet der Stopp im Ländle im Wizemann statt. Die Location ist leicht zu erreichen und mit zahlreichen Parkmöglichkeiten ausgestattet. Generell ist alles gut organisiert. Als es dann rein geht, bin ich doch überrascht. Der Gig wird nicht nur das erste rein akustische Konzert, sondern auch das erste komplett bestuhlte. Ich schätze, in der Form passen ca. 250 Leute in den ausverkauften Club.
Pünktlich um acht starten Witherfall aus Kalifornien als Support-Act. Ich muss gestehen, dass ich die Band bis dato kaum kenne. Was sich ab sofort ändern wird. Von der Live-Performance bin ich absolut begeistert. Sänger Joseph Michael versteht es bestens, das Publikum binnen Sekunden in seinen Bann zu ziehen. Er und Jake Dreyer (u.a. Iced Earth) harmonieren prima an den beiden Gitarren. Doch noch ein bisschen spannender finde ich es, Anthony Crawford an seinem threadless Bass zu beobachten. Eine hervorragende Show, die leider nur zirka eine halbe Stunde dauert.
Die Pause ist kurz und schon kurz vor neuen betreten Sonata Arctica die Bühne. Tony Kakko hat noch kürzere und diesmal blonde Haare. Und Sonata Arctica haben zumindest auf dieser Tour Zuwachs bekommen – Matti ? – den Nachnamen habe ich leider nicht richtig verstanden. Der junge Mann scheint ein Multi-Talent zu sein, wechselt fließend zwischen Gitarre, Keyboard und Querflöte. Es gibt also einiges Unbekanntes auf dieser Tour. Vor allem natürlich, dass die Songs diesmal anders klingen werden als bekannt.
Los geht’s mit „Life“ – ja, es klingt ungewohnt, aber auch richtig gut. Etwas anders steht es um die Balladen, wie „As If The World Wasn’t Ending“, „Tallulah“ oder „Letter To Dana“ – die hat man mitunter schon als Akustik-Variante gehört. Und auch sie werden überwältigend von den Stuttgartern aufgenommen. Die Atmosphäre in dem kleinen Club ist super. Ich wusste nicht, dass so wenige Leute so laut sein können. Gefühlt ist jeder textsicher. Der Abend ist bunt gemischt – auch schnelle Songs wie „Black Sheep“ oder „Flag In The Ground“ werden in ein weitgehend akustisches Gewand gepackt. „Paid In Full“ wird eingeleitet mit Stories über die ersten Autos der Bandmitglieder. Sonata Arctica waren lange nicht mehr so witzig und ausgelassen.
Zusammenfassend war dieser Gig der beste, den ich von den Jungs aus Kemi seit langem erlebt hatte. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder den Eindruck, dass Sonata Arctica die Spielfreude abhandenkam. Mannheim im Oktober 2016 war für mich der Tiefpunkt – die Songs wirkten auf mich lustlos heruntergerasselt, fast ausschließlich von der „Ninth Hour“ und aufgrund von zirka 70 min Spielzeit als Headliner logischerweise kaum Klassiker. In Tampere beim South Park Festival 2018 war es dann schon deutlich besser – aber im Wizemann konnten sich die sechs Finnen nochmals deutlich steigern. Knapp zwei Stunden Spielzeit, gespickt mit zahlreichen Klassikern, darunter auch kaum live gehörten wie „Wolf & Raven“. Voller Witz und Interaktion mit dem Publikum. 1A Sound, recht fotogenes Licht. Da bleiben keine Wünsche offen.
Zum Abschluss gibt es noch prima Neuigkeiten: Im Herbst kommt ein neues Studioalbum raus und noch vor Weihnachten gehen Sonata Arctica auf Tour, auch mit Stopps in Deutschland.
Band:
Tony Kakko (Lead Vocals)
Elias Viljanen (Gitarre)
Matti ? (Gitarre, Keyboard, Querflöte)
Pasi Kauppinen (Bass)
Tommy Portimo (Drums, Cajon)
Henrik Klingenberg (Keyboard)
Setlist:
- Life
- Only The Broken Hearts
- Half A Marathon Man
- The Rest Of The Sun Belongs Me
- As If The World Wasn’t Ending
- Full Moon
- Letter To Dana
- Alone In Heaven
- On The Flaultline (Closer To An Animal)
- Wolf & Raven
- I Have A Right
- Black Sheep
- Among The Shooting Stars
- Tallulah
- Paid In Full
- Flag In The Ground
Encore:
- Victoria’s Secret
- The Wolves Die Young
