Die britischen Melodic Rocker Nitrate haben ihr viertes und bislang stärkstes Werk im Gepäck. Bei „Feel The Heat“ ist sogar der Titel ein bisschen Programm, denn die Scheibe ist ein glühend heißes Hit-Album geworden, das spürt man von der ersten bis zur letzten Sekunde! 9,5/10

Nitrate wurden 2015 von Bassist und Mastermind Nick Hogg gegründet. Die musikalische Ausrichtung war von Beginn an klar, es sollte stilistisch in die mittleren bis späten 80er zurück gehen, mit einer Mischung aus Melodic Rock/AOR und ein bisschen Classic Rock. Schnell waren dafür namhafte Mitstreiter gefunden, wie beispielsweise Rob Wylde (Midnite City, Ex-Tigertailz) oder Produzent und Schlagzeuger Pete Newdeck (u.a. Vega). Aber auch die Melodic-/Hardrock Ikone Harry Hess (Harem Scarem, First Signal) war mit an Bord, für den letzten Schliff im Studio. Nach intensiver Arbeit kam 2018 dann das hoch gelobte Debüt „Real World“ auf den Markt. Nur ein Jahr später „Open Wide“, das sogar noch bessere Kritiken von Fans und Presse bekam. Ein kleines Problem von Nitrate war schon von Anfang an die große Fluktuation beim Personal. Diese fing schon bei den ersten beiden Alben an und ging auch bei der dritte Scheibe „Renegade“ so weiter. Mit diesem starken Werk gab es eine kleine musikalische Kurskorrektur, mit noch klarerer Ausrichtung am traditionellen AOR und Melodic Rock, natürlich mit stilistischer Basis, weiterhin in der zweiten Hälfte der 80er. Es kamen auch für „Renegade“ wieder einige neue Leute hinzu, ein paar davon sind aber auch auf dem aktuellen Hit-Album „Feel The Heat“ noch mit dabei. Da wären zum einen die beiden ehemaligen Vega Musiker James Martin am Keyboard und sein Bruder Tom Martin an der Gitarre, die mit ihrer Firma Martin Bros Productions auch die Produktion und den Mix gemacht haben. Gemastert wurde „Feel The Heat“ übrigens von Todd Jenson. Ebenfalls seit der 2021er Scheibe „Renegade“, ist am Mikro, der schwedische Shooting Star Alexander Strandell zu hören. Dieser hat ja in der jüngeren Vergangenheit mit zwei überragenden Crowne Alben und unlängst, auch mit einem großartigen Comeback seiner Band Art Nation, nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. Für das aktuelle Meisterstück „Feel The Heat“ sind Lead-Gitarrist Richard Jacques und Schlagzeuger Alex Cooper mit dazu gekommen. Wünschen wir dem Sextett, dass diese Besetzung nun eine Weile zusammen bleibt, denn ich habe das Gefühl, hier könnte sich etwas wirklich Großes anbahnen! Wie das auch schon in der Vergangenheit üblich war, haben Nitrate wieder mit ein paar weiteren klanghaften Namen der Musikszene zusammen gearbeitet, um ihre Musik und das Songwriting auf das aller höchste Level zu bringen. Für Backing Vocals konnten unter anderem Alan Clark (Change Of Heart), Paul Laine (The Defiants, Danger Danger) und die norwegische Melodic Rock Queen Issa gewonnen werden. Letztere ist zudem auch noch bei einem wunderbaren Duett zu erleben. Einen Co-Songwriter Credit hat sich der berühmte Bob Mitchell verdient. Ja, das ist der, der den kompositorischen Hauptanteil an dem mega Hit „The Flame“ von Cheap Trick für sich verbuchen kann. Bei ein paar der Songs hat sich aber auch wieder Rob Wylde verdient gemacht, ich vermute mal, vorwiegend bei den Stücken, die eine leichte Hairmetal Färbung, bzw. ein paar Desmond Child Gene in sich tragen. Damit wären wir auch schon beim Sound. „Feel The Heat“ ist sicherlich das stärkste und kompletteste Album, das Nitrate bislang unters Volk gebracht haben. Man kann sehr gut erkennen, wie viel Liebe zum Detail, wie viel Kreativität und was für ein großer Ideenreichtum, sowohl beim Komponieren, als auch bei der Produktion mit eingeflossen ist. Eigentlich hätte jeder einzelne Song das Zeug zu einem Chart Hit. Vielleicht nicht heute aber vor 35 Jahren, auf jeden Fall. Stilistisch orientieren sich Nitrate an den Größen der Melodic Rock/AOR Szene aus den 80er Jahren, gepaart mit ein klein wenig Hairmetal und ein paar Akzenten aus dem Radio Pop/Rock von damals. Natürlich finden sich auch ein paar Querverweise zu Bands aus der aktuellen Zeit. Da fallen mir als erstes Midnite City, Issa, Chez Kane oder Crazy Lixx ein. Ein weiteres Detail springt sofort ins Auge oder ins Ohr? Nun, wie auch immer. Viele der Stücke von „Feel The Heat“ könnte man sich auch hervorragend, als Soundtrack-Musik für einen 80er Jahre Action-Film vorstellen. Diese These wird natürlich auch perfekt durch das großartige Cover-Artwork gestützt, das durchaus einem Filmplakat ähnelt. Dafür verantwortlich ist übrigens die Firma Arkham Artwork, der man hier komplett frei Hand gelassen hat. Das Ergebnis spricht eindeutig für sich und gehört zu den genialsten Cover-Designs, die mir in all den vielen Jahren untergekommen sind. Veröffentlich wird „Feel The Heat“ über Frontiers Records und ist somit ein Label Debüt. Dies feiern die im britischen Nottingham basierten Nitrate in gebührender Form, mit einem unglaublich starken Sensations-Album, das sich auf 48 Minuten Spielzeit, von einem mega Hit zum nächsten voran arbeitet. In den lokalen Fachgeschäften und den Online-Stores, wird dieses herausragende Genre-Highlight ab dem 13.10.2023 erhältlich sein.

Den Anfang macht der Titel-Track „Feel The Heat“, zu dem es am Veröffentlichungstag, auch ein Video geben wird. Die Nummer kommt mit viel typischem 80er Flair rüber, egal ob es die zu Beginn installierten Polizei-Sirenen sind oder die opulenten Keyboard-Klänge, aus der Hand von James Martin, sehr cool! Die Gitarren von Tom Martin und Richard Jacques kommen zunächst eher punktuell oder im Hintergrund zur Geltung, im Verlauf des Songs, verstärkt sich dies aber. Die Rhythmus-Abteilung um Basser Nick Hogg und Drummer Alex Cooper ist gut gefordert, Sänger Alex Strandell begeistert von Beginn an, mit einer starken, charismatischen Performance, die im Chorus ihren ersten großen Höhepunkt des Albums erlebt. Der oben erwähnte Gedanke zu einem Action-Film-Soundtrack, rückt bei diesem Stück sehr stark in den Fokus. „All The Right Moves“ hat unlängst schon einen sehr unterhaltsamen Kurzfilm verpasst bekommen, wirklich sehenswert. Der Song kommt ein gutes Stück rockiger und gitarrenorientierter daher, wie sein Vorgänger. Mit kraftvollem Schlagzeug wird das Lied vorangetrieben. Die Nummer hat eine schöne Grundstimmung, verfügt auch über einen guten Groove und nimmt den erfreuten Zuhörer mit, auf eine nostalgische Reise in die Vergangenheit. Auch hier steht wieder der Soundtrack-Gedanke im Raum. Der Song macht unheimlich viel Spaß und bekommt spätestens durch den nächsten Mega-Refrain, absoluten Top-Hit Charakter. Dasselbe kann man von „Wild In The City“ behaupten, einer recht rasanten Nummer, die auch ein paar Nuancen Hairmetal bereit hält. Es wäre in früheren Jahren sicher kein Abend vergangen, an dem dieser Kracher nicht in den Rockdiscos gespielt worden wäre. Zum Auftakt gibt es erst mal opulente Keys von James Martin, schnell übernehmen aber die Lead- und Rhythm-Guitars das Ruder. Speziell zum Vers-Teil spielen Nick Hogg und Alex Cooper eine dominantere Rolle und liefern eine kraftvolle, rhythmische Begleitung, für den ausdrucksstarken Gesang von Alex Strandell, der eine brillante Vorstellung zeigt. Der Song trägt eine gewaltige Energie in sich, die einmal mehr, den Refrain zu einem überragenden Highlight macht. Einen schönen, stimmungsgeladenen Melodic-Rock Super-Hit gibt es dann mit „Needs A Little Love“. Die Vers-Passage ist zunächst etwas ruhiger gehalten, jedoch mit einer kontinuierlichen Steigerung, hin zum nächsten Monster-Chorus, der von der Melodieführung her, ganz deutliche Spuren der legendären Schaffenskunst von 80er-Ikone Desmond Child aufweist. Dieser war natürlich nicht involviert, vermutlich aber Rob Wylde, der wie ich, ein großer Bewunderer seiner Kompositionen ist. Die Nummer ist ein Ohrwurm der Extraklasse und ich lehne mich mal ein Stück aus dem Fenster und sage, 1989 wäre das ein Top 10 Hit in den Billboard Charts geworden. Mit „One Kiss (To Save My Heart)“ gibt es nun ein paar ruhigere Klänge. Wir sind bei der ersten Ballade angekommen, die sehr stark Keyboard geprägt ist, im Verlauf aber durchaus intensiver wird und auch den Gitarreros Tom Martin und Richard Jacques, den einen oder anderen Moment im Rampenlicht beschert. Dieses wunderschöne Lied ist logischerweise emotional geprägt und zudem, als Duett konzipiert. Ich hatte es oben schon angedeutet, hier gesellt sich nun Issa zu Alexander Strandell und singt mit ihm eine traumhafte Ballade. Sowohl Issa, als auch Alex glänzen bei verschiedenen Solo-Passagen, ergänzen sich stimmlich hervorragend und sind ganz außergewöhnlich stark, wenn sie zweistimmig agieren. Ganz speziell beim Chorus. „Live Fast, Die Young“ ist eine überragende Hymne, die nicht nur eine Hommage an die späten 80er ist, sondern auch eine Fülle von wunderbaren Klischees erfüllt, nicht zuletzt mit den Lyrics. Die Nummer ist einfach der Wahnsinn! Ich habe diesen Song vom ersten Durchlauf an geliebt und er ist ohne jeden Zweifel, mein persönlicher Top-Favorit auf dem Album! Nach cooler Keyboard-Einleitung bestimmen schnell, Schlagzeug und die Gitarren das Geschehen. Der Vers-Teil ist bereits sehr druckvoll und energiegeladen. Dies entlädt sich dann mit aller Kraft bei einem überragenden Refrain, der so dermaßen mitreißt und nachhaltig ins Ohr geht, dass einem fast die Superlative ausgehen. Das Stück liefert auch ein paar spaßige Arrangements und Sound-Spielereien. Über allem steht aber eine phänomenale Performance des schwedischen Shooting Stars Alex Strandell, der mit seiner Stimme aus einem Hit, einen Jahrhundert-Hit macht! „Haven’t Got Time For Heartache“ ist ein ziemlich energetisches Stück, das wuchtig aus den Boxen schallt. Zum einen wegen einer sehr stark agierenden Rhythmus-Abteilung um Nick Hogg und Alex Cooper aber auch durch die kraftvolle Gitarren-Arbeit von Richard Jacques und Tom Martin. Die Vers-Passage hätte man sich musikalisch, stilistisch auch auf dem 1989er Skid Row Debüt vorstellen können, der Chorus verändert die Stimmung und Grundausrichtung dann aber komplett. Der Song öffnet sich und liefert einen opulenten, erhaben wirkenden AOR-Mega-Refrain. Nach kurzem Gitarren-Solo und einer ruhigen Sequenz, nimmt das Stück nochmal richtig gut Fahrt auf, für ein kraftvolles Finale. Wenn wir nun in den späten 80er Jahren wären, würde ich euch jetzt und hier, den neuen Nummer 1 Hit „Satellite“ vorstellen, der es in etlichen Ländern auf die Pole-Position geschafft hat. Leider sind wir aber im Jahr 2023 und ich kann euch „nur“ ein herausragendes Juwel der Rockgeschichte präsentieren. Wenn mich jemand fragen würde, „wie klingt deiner Meinung nach der perfekte Melodic Rock Song“, dann würde ich ihm „Satellite“ vorspielen. James Martin brilliert hier mit grandioser Arbeit an den Tasten. Die Melodieführung ist mit einem Suchtpotenzial erschaffen worden, dass es nur schwer in Worte zu fassen ist. Wenn ich mir dazu noch die brillante Gitarren-Arbeit und die feinfühligen aber auch sehr charismatischen Vocals anhöre, dann haben wir einen absolut perfekten Song, dem ich aber auch heutzutage noch, eine ganze Menge Airplay bei einschlägigen Radiosendern zutrauen würde. „Strike Like A Hurricane“ spricht dann eine ganz andere Sprache. Es kommen wieder ein paar Hairmetal Gene durch und es weht erneut, ein ganz dezenter Hauch von Desmond Child typischen Melodiebögen durch den Raum. Vor allem Tom Martin und Richard Jacques sind mit ihren Gitarren schwer beschäftigt. Der Song liefert auch einen schönen Rock ’n‘ Roll Groove, an dem Basser Nick Hogg und Drummer Alex Cooper einen guten Anteil haben. Der Spannungsbogen ist klar auf den Chorus ausgerichtet, der wieder einmal einen echten Glanzpunkt setzt. „Big Time“ startet mit dominanter Lead-Gitarre, ehe dann auch die restlichen Instrumente voll zum Einsatz kommen. Der Refrain ist hier sehr „live“ tauglich mit Schlagwörtern ausgestattet, die ein sicherlich begeistertes Publikum, sehr gerne mitsingen würde. Insgesamt ist die Nummer ziemlich flott unterwegs und ist somit vermutlich auch ein zentrales Element, wenn es denn irgendwann mal auf die Bühne geht. Zum Ende des Albums fahren Nitrate das Tempo noch einmal herunter und lassen ihr Meisterwerk mit der wunderbaren Ballade „Stay“ ausklingen. Das Lied wird standesgemäß mit schönen Keyboard Klängen von James Martin und sanften, gefühlvollen Vocals von Alexander Strandell eingeleitet. Die Intensität nimmt nach und nach zu und vor allem stimmlich, erleben wir beim Chorus eine wahre Explosion. Genial wie der schwedische Sänger dabei aus sich heraus geht und dem Stück eine so unglaubliche Energie und Tiefe verleiht. Stilistisch bin ich hier bei einem Mix aus Journey und Boston. Durch filigranes Spiel an den Instrumenten und eine tolle Dramaturgie, bekommt der Song zusätzlich sehr viel Ausstrahlung und ist der perfekte Schlusspunkt, für dieses fantastische Album.

Nitrate haben bei ihrem neuen Meisterstück „Feel The Heat“ wirklich alles richtig gemacht! Die Songauswahl ist sehr ausgewogen und durchaus abwechslungsreich. Die Produktion, inklusive Mix und Master, ist brillant gelungen, mit perfekt austarierten, absolut grandios harmonierenden Instrumenten. Tolle Melodiebögen und überragende Vocallines mit teilweise sensationellen Refrains, komplettieren den Hörspaß, bis hin zur Perfektion. „Feel The Heat“ hat einfach alles, was sich ein Melodic Rocker Herz nur wünschen kann. Herzlichen Glückwunsch an Nitrate zu diesem Genre Highlight, über das sicherlich noch lange gesprochen wird. Release Day ist der 13.10.2023!

Band

Alexander Strandell (Gesang)
Tom Martin (Gitarre)
Richard Jacques (Gitarre)
Nick Hogg (Bass)
Alex Cooper (Schlagzeug)
James Martin (Keyboard)

Titel

  1. Feel The Heat
  2. All The Right Moves
  3. Wild In The City
  4. Needs A Little Love
  5. One Kiss (To Save My Heart) (feat. Issa)
  6. Live Fast, Die Young
  7. Haven’t Got Time For Heartache
  8. Satellite
  9. Strike Like A Hurricane
  10. Big Time
  11. Stay
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