Mein Album des Jahres 2014 … denn alles andere wäre ein Fehler gewesen. Das Album hat sogar Potenzial zum Hardrock-Album des Jahrzehnts.

Moment mal, wird sich so mancher einer fragen: Von dieser Band habe ich noch nie irgendetwas gehört und gerade deren Album steht auf Platz eins? Ja ganz recht, im bin im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, habe lange mit mir gerungen und die Entscheidung sehr bewusst getroffen.

Es war Oktober 2014, als ich bei Amazon Rezessionen durchstöbert und Kommentare gelesen habe, u.a. über „Diamond In The Firepit“ von Brother Firetribe. Das Album ist meine ganz klare Nummer eins 2014. Jemand schreibt, das Album sei gut, aber es gäbe ein besseres: den zweiten Longplayer der Finnen Free Spirit. Gut, sagte ich mir, ich höre rein. „Hysteria“ war dabei, „Silence“ und „Until The Night“. Die drei Songs haben so gesessen, dass ich mir umgehend beide Scheiben der sechs Herren bestellt habe.

Free Spirit 2014

Free Spirit – All The Shades Of Darkened Light Sami Alho – vocals
Vesa Yli-Mäenpää – guitars & backing vocals
Marko Haapamäki – guitars & backing vocals
Sami Hämäläinen – bass
Pasi Koivumäki – drums
Timo Alho – keyboards

„All The Shades Of Darkened Light“ ist nicht direkt ein Konzeptalbum. Es erzählt die Geschichte eines Sommers – lange Tage, heiße Nächte, nicht enden wollende Parties. Doch für manche ist der Preis zu hoch, den sie zahlen müssen.

Druckvolle Drums, pulsierender Bässe, fesselnde Gitarrenriffs unterlegt mit perfekt dosiertem Keyboardeinsatz von Timo Alho – los geht’s mit „Nights Of Paradise“ – und gleich der Opener weiß zu überzeugen. Im Geiste sitze ich auf der Terasse einer Bar, irgendwo mit Blick aufs Meer und die letzten Sonnenstrahlen. Vorfreude auf die anbrechende Nacht … und die anderen Songs des Albums. In diesem Sinne: „Shake up the champain“.

Allerspätestens jetzt zeigt sich das absolut überragende Songwriting: Intro, Vers, Chorus, Bridge greifen perfekt ineinander und bilden das wunderschönes Gesamtkunstwerk „Living Tattoo“. Die Markenzeichen der Band stechen klar hervor: traumhafte Melodien, die sich sofort im Kopf einnisten, perfekt arrangierte Spannungsbögen, die charakteristische, kräftige und gleichzeitig gefühlvolle Stimme von Lead-Sänger Sami Alho akzentuiert mit mehrschichtigen Backingvocals.

FREE SPIRIT – HYSTERIA (Official video) from Free Spirit on Vimeo.

Die Grundgeschwindigkeit wird ein wenig erhöht, „Hysteria“ folgt. Pasi Koivumäki liefert erstklassige Arbeit am Drumkit ab. Keyboards und Bässe von bilden den Teppich, auf dem sich der Song entfaltet. Das Solo ab 2:15 – einmal mehr Riffs und Hooklines zum auf die Knie fallen. Vesa Yli-Mäenpää und Marko Haapamäki spielen perfekt zusammen – die Gitarren dröhnen kraftvoll und energiegeladen aus den Boxen. Nur zu gut verständlich, dass der Song auch die Kinosäle beschallen darf. Im finnischen Streifen „Anselmi,  Nuori Ihmissusi“ spielt Sami Alho übrigens auch eine der Hauptrollen.

“Ever Come True” und “The Dew Of The Rose” schließen sich an. Free Spirit bleiben ihrer Linie treu und zeigen auch hier all ihre Stärken. Beide Songs sind perfekt geschrieben und gemischt.

Oh, was haben wir denn da? Erstklassige Balladen könnt ihr also auch schreiben. „Turn On The Night“ ist Gänsehaut pur. Einem sehr gefühlvollen, ruhigen Intro folgt die sanfte Steigerung hin zum ersten Refrain. Diese Übergänge sind magisch. Der Song ist frei von jeglichem Kitsch. Das ist vielleicht die beste Ballade, die ich seit langem gehört habe.

Ein wenig erinnern die ersten Sekunden von „Burning Love“ an ein australisches Didgeridoo. Das ist vielleicht der coolste Song des Albums – treibende Drums, der Bass von Sami Hämäläinen bildet das Rückgrad, leidenschaftliche Gitarren, … Was will man mehr?

„Carry On“ – der Song schreit einfach danach, mitgesungen zu werden. Mit “Fever” liefern Free Spirit DEN Song für so ziemlich jede Party.

FREE SPIRIT – CARRY ON (Official video) from Free Spirit on Vimeo.

„Silence“ – die zweite Ballade des Longplayers. Auch hier zeigt die Band alles, was sie kann. Dieser Titel ist einfach himmlisch.

„Storyline“ – Noch eine Mid-Tempo-Nummer zum Abschluss und wie nicht anders zu erwarten war, setzt auch dieser sich sofort in den Gehörgängen fest. Gratulation Jungs – ich bin beeindruckt. Besser geht es im Hardrock-Segment nicht. Wann habe ich zuletzt ein so stimmiges Album gehört?

Ich habe beim besten Willen rein garnichts gegen AOR und 80er Stadionrock. Aber was ich hier in den Händen halte ist viel mehr: So kraftvoll und energiegeladen ist kein reines AOR-Album. Progressive Elemente, dazu die Würze von Celtic- und Folk-Rock-Facetten … es ist kurzum ein sehr eigenständiger Sound mit hohem Wiederekennungswert.

Bedenkt man, dass der gesamte Kreativprozess inkl. Aufnahme und Abmischen komplett von der Band in Eigenregie in deren eigenem Studio umgesetzt wurde, fällt es schwer, die Leistung gebührend zu würdigen.

Einen Kritikpunkt gibt es allerdings doch von meiner Seite: Dieses Album sollte nicht so einfach freiverkäuflich sein. Vorsicht! Es hat einen beachtlichen Suchtfaktor. Einmal gehört, kommt man unter Umständen nie mehr davon weg. Es macht absolut Lust auf mehr.

Toivon teille onnea ja menestystä kaikessa mitä kohtaatte. Uskokaa vahvuuksiinne, siten tulette ennemmin tai myöhemmin tapaamaan sellaisia ihmisiä, jotka tuovat unelmianne lähemmäksi.

 

Line Up:

Sami Alho – vocals
Vesa Yli-Mäenpää – guitars & backing vocals
Marko Haapamäki – guitars & backing vocals
Sami Hämäläinen – bass
Pasi Koivumäki – drums
Timo Alho – keyboards

 

Tracklist:

  1. Nights of Paradise
  2. Living Tattoo
  3. Hysteria
  4. Ever Come True
  5. The Dew of the Rose
  6. Turn on the Night
  7. Burning Love
  8. Carry On
  9. Fever
  10. Silence
  11. Storyline
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