First Signal, die Band um den kanadischen Sänger Harry Hess, haben ihr 5. Werk fertiggestellt. „Face Your Fears“ ist für mich nicht nur das stärkste und kraftvollste bislang, es offenbart auch ein paar Veränderungen, die mit dafür verantwortlich sind, dass wir uns über ein lupenreines Hit-Album freuen dürfen! 9,5/10

First Signal wurden 2010 gegründet, als Projekt aus dem Hause Frontiers Records, rundum Sänger und Harem Scarem Legende Harry Hess. Der Startschuss viel seinerzeit, während einer Schaffenspause seiner Stammband und so hatte der kanadische Sänger, Gitarrist und Songwriter genug Zeit, um sich in diesem neuen Betätigungsfeld zu verwirklichen. Zunächst arbeitete er bei First Signal mit Dennis Ward (u.a. Khymera, Pink Cream 69) zusammen, später dann mit dem chilenischen Schlagzeuger, Songwriter und Produzent Daniel Flores (u.a. Find Me, The Murder Of My Sweet, Hydra). So sind dann über die Jahre ein paar großartige Melodic Rock Alben entstanden, das letzte erst im vergangenen Jahr („Closer To The Edge“). Etliche der Stücke liefern dabei durchaus Querverweise zu frühen Werken von Harry Hess‘ Stammband Harem Scarem, die ja auch schon seit einigen Jahren wieder aktiv ist. Für das neue First Signal Album „Face Your Fears“ hat sich Harry Hess nun umorientiert und mit Produzent, Multiinstrumentalist, Sänger und Songwriter Michele Guaitoli zusammen gearbeitet. Der italienische Musiker ist vor allem bei Melodic und Symphonic Metal Fans aller bestens bekannt (Visions Of Atlantis, Temperance, ERA, SheWolf etc.). Er hat aber zuletzt auch schon das neue, herausragende Album von Issa produziert und somit auch seine Kompetenzen bei der melodischen Rockmusik, eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dazu gibt es nun noch eine weitere Parallele. Die Instrumental-Formation des neuen First Signal Albums ist exakt die gleiche, wie sie auch beim aktuellen Issa Werk „Lights Of Japan“ im Einsatz war. So hören wir an der Gitarre Marco Pastorino (Temperance, Fallen Sanctuary, Flames Of Heaven, Virtual Symmetry), am Bass und zusätzlicher Gitarre, Michele Guaitoli (Temperance, Visions Of Atlantis) und hinterm Schlagzeug hat Marco Andreetto (Issa) Platz genommen. Der facettenreiche und wandlungsfähige Gesang, der den Songs das großartige, unverwechselbare Charisma verleiht, stammt selbstverständlich von Harry Hess, der sich auf „Face Your Fears“ tatsächlich selbst übertroffen hat. Die personellen Veränderungen, im Besonderen der Einsatz zweier erfahrener Musiker aus dem melodischen Metal Genre (Michele Guaitoli und Marco Pastorino), bringt freilich auch eine etwas andere Spielweise und gerade bei der Produktion, auch eine etwas andere Herangehensweise mit sich. Das Resultat ist ein ziemlich kraftvolles Klangerlebnis, mit stark gitarrenorientiertem Erscheinungsbild. Auch die Drums von Marco Andreetto wurden mit einer ordentlichen Portion Power eingespielt und produziert. Natürlich ist „Face Your Fears“ noch dem Melodic Rock Genre zuzuordnen aber es finden sich auch immer wieder Elemente aus dem melodischen Metal, was dann nicht selten, an Bands wie beispielsweise Pretty Maids denken lässt. Dieser Gedanke wird aber nicht nur durch das extrem eingängige Songwriting und die druckvolle Instrumentierung gestützt, sondern auch durch die sehr vielseitige und ausdrucksstarke Performance von Harry Hess, der hier mehr als je zu vor, immer wieder mal an Ronnie Atkins erinnert. Die Vocallines sind absolut perfekt auf Harry Hess zugeschnitten, der sich mit all seiner stimmlichen Brillanz zeigt und einmal mehr unter Beweis stellt, dass er zu den ganzen großen Hardrock Sängern unseres Planeten gehört. Die 11 Stücke zünden allesamt schon beim ersten Durchlauf und sind der tolle Beleg dafür, mit welch großem Geschick hier komponiert worden ist. Die Songs sind durchaus abwechslungsreich, mit etlichen Facetten der melodischen Rock und Metal Musik akzentuiert. Sie verfügen, jeder einzeln, über einen mitreißenden, teils auch ohrwurm-verdächtigen Refrain. Die Stücke sind gut strukturiert und auf den Punkt komponiert, was den Hörspaß stets hoch hält und mit einer knappen dreiviertel Stunde Spielzeit, auch eine ordentliche und angenehme Länge hat.

„Unbreakable“ bildet den kraftvollen Auftakt, der auch direkt die satte Gitarren- bzw. Bass-Arbeit von Marco Pastorino und Michele Guaitoli in den Vordergrund stellt. Harry Hess krönt dies mit einer tollen ersten Vorstellung und verleiht dem Song viel Ausdruck und einen grandiosen Refrain. „Situation Critical“ startet sehr wuchtig, auch dank des druckvollen Schlagzeug-Spiels von Marco Andreetto. Der Vers-Teil ist sehr facettenreich, mit feiner Steigerung hin zum Chorus, der von starken Backings mit getragen wird. Ein ziemlich eindrucksvoller Track, mit deutlichen Tendenzen zum Melodic Metal. „Shoot The Bullet“ begeistert mit einer großartig gespielten Lead-Gitarre und satten Riffs. Die Gesangsmelodie, inklusive einem sehr intensiven und ausdrucksstarken Refrain, geht super ins Ohr. Gut nachvollziehbar, dass man dieses Lied bereits vorab als Single/Video unters Volk gebracht hat. „Always Be There“ kommt mit etwas reduziertem Tempo rüber, ist grundsätzlich eher etwas rhythmischer angelegt. Dennoch brilliert auch hier Marco Pastorino mit filigraner Lead-Gitarre. Gesanglich agiert Harry Hess zunächst etwas ruhiger, der Spannungsaufbau findet im Hintergrund statt und gipfelt in einem weiteren, fantastischen, etwas schwerer wirkenden Chorus, der dann auch den kanadischen Sänger, in all seiner Ausdrucksstärke zeigt. Auch die Gesamtausstrahlung des Stückes ist toll gelungen und es werden Erinnerungen an etwas langsamere Pretty Maids Songs geweckt. Zu meinen absoluten Top-Favoriten zählt ganz sicher auch „Dominoes“. Eine Nummer mit sehr viel Power und extrem hohem Energie-Level. Erneut ganz famose Gitarren-Arbeit, tolle Dramaturgie, ein schöner getragener Vers-Teil, obendrauf der nächste Monster-Chorus, gestärkt durch super Backings. Mega Nummer! „Rain For Your Roses“ fährt die Geschwindigkeit wieder ein Stück runter. Nach sanftem Start mit ein paar emotionalen und sogar melancholischen Akzenten, kommt das Lied aber dann in Gang und wird auch von dem einen oder anderen Riff getragen. Eine tolle Mid-Tempo-Granate mit höchstem Hit-Potenzial. Das Titel-Stück „Face Your Fears“ stellt dann wieder die Gitarren in den Fokus. Marco Pastorino und Michele Guaitoli sind voll in ihrem Element. Marco Andreetto treibt mit druckvollem Schlagzeug-Spiel den Song vor sich her. Ein sehr energetisches Stück, das freilich auch einen entsprechenden Chorus offenbart, mit dem Harry Hess mit Leichtigkeit, die Zuhörer mitzureißen versteht. „Never Gonna Let You Go“ spricht dann eine komplett andere Sprache. Das Lied begeistert mit einer sehr schönen Grundstimmung, liefert sehr viel typisches 80er Jahre Flair, das auch durch die filigran gespielte Lead-Gitarre gut geprägt ist. Das ist ein lupenreiner Melodic Rock Hit, mit dem man früher locker die Charts hätte stürmen können. Die Vocalline ist dazu passend, super eingängig und der Refrain ein erstklassiger Ohrwurm. Die wandlungsfähige Vocal-Performance von Harry Hess, lässt einen sogar immer wieder mal, auch an Def Leppard denken. Ein bisschen bewegtes Bildmaterial gibt es dazu übrigens auch schon. Ihr seht, wir bewegen uns von einem Hit zum nächsten und da macht auch „Not This Time“ keine Ausnahme. Ein Stück das sehr gut voran treibt. Rhythmisch aber dennoch auch flott, mit getragenen Passagen. Stilistisch klar im Fahrwasser von TEN zu verorten. Ein bisschen Groove kommt hier und da noch dazu. Obendrauf eine sehr facettenreiche Instrumentierung und eine feine Gesangsdarbietung, mit viel Ausdruckskraft und Intensität. „In The Name Of Love“ ist eine wundervolle Power-Ballade. Schöne Piano-Einleitung, ergänzt mit ein paar feinen Arrangements. Harry Hess holt alles aus seiner großartigen Stimme heraus und agiert kraftvoll, emotional und unglaublich ausdrucksstark. Nach dem 1. Refrain setzen dann vermehrt die Instrumente mit ein und das Lied wird noch deutlich intensiver und gibt spätestens zum 2. Chorus, seine volle Größe preis. Zum Abschluss gibt es dann noch eine wunderbare AOR Hymne, mit Gute-Laune-Feeling und einem ganz typischen 80er-Riffing. Hat hier jemand was von Danger Danger gesagt? Nein? Doch! Ein bisschen finde ich schon. In jedem Fall ist „Never Be Silenced“ eine wunderbare Spielwiese für die Instrumentalisten, um sich nochmal richtig auszutoben und auch Harry Hess zeigt sich ein letztes Mal, mit der ganzen großen Kunst, seiner stimmlichen Vielseitigkeit. Ein wahrlich krönender Abschluss eines grandiosen Albums!

„Face Your Fears“ ist ein toller Beweis, wie sich die Musik zu wandeln vermag, wenn man sie auf ein leicht verändertes, musikalisches Grundgerüst stellt. Ich finde die neue Mannschaft um Harry Hess herum, hat sich extrem positiv ausgewirkt. Ich war schon immer ein begeisterter Fan von First Signal, jede Scheibe hatte große Hits aber das neue Album, ist da definitiv nochmal ein riesiger Schritt nach vorne gewesen. Im Besonderen, nach dem etwas durchwachsenen 2022er „Closer To The Edge“. Bleibt mir also nur, einen überschwänglichen Glückwunsch an First Signal auszusprechen, verbunden mit der Hoffnung, dass dieses großartige Team auch in Zukunft, solch makellose Hit-Alben zu Tage fördert! Release Day 17.02.2023!

Band

Harry Hess (Gesang)
Marco Pastorino (Gitarre)
Michele Guaitoli (Bass, Gitarre)
Marco Andreetto (Schlagzeug)

Titel

  1. Unbreakable
  2. Situation Critical
  3. Shoot The Bullet
  4. Always Be There
  5. Dominoes
  6. Rain For Your Roses
  7. Never Gonna Let You Go
  8. Not This Time
  9. In The Name Of Love
  10. Never Be Silenced
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