T3nors ist ein neues, hochinteressantes AOR Projekt aus dem Hause Frontiers Records. „Naked Soul“ ist ein starkes Debüt geworden, mit einer Vielzahl eingängiger und facettenreicher Melodic Rock Songs, vorgetragen von drei absoluten Ausnahmesängern des Genres! 7,5/10

Die Idee für T3nors liegt schon seit ein paar Jahren in der Schublade von Frontiers Records‘ Boss Serafino Perugino. Allerdings haben lange Zeit die idealen Umstände gefehlt, um dieses spannende Projekt in die Tat umzusetzen. Entweder war es nicht der optimale Zeitpunkt oder es fehlten die freien Kapazitäten, bei geeigneten Musikern. Lustigerweise war es dann wohl tatsächlich die Corona Pandemie, die für die richtigen Rahmenbedingungen gesorgt hat. Die von Serafino Perugino bevorzugten Sänger, die T3nors ihre Stimmen verleihen sollten, hatten ein paar Lücken im Kalender und nachdem der Zuspruch für hochwertige Melodic Rock Alben, aktuell ohnehin sehr groß ist, hat es dann endlich gepasst. Die Auswahl der drei AOR „Tenöre“, genau das verbirgt sich natürlich hinter dem Bandnamen, hätte kaum hochklassiger ausfallen können. Zum einen sind da die beiden US Legenden Robbie LaBlanc, bekannt von Blanc Faces und natürlich auch Find Me und Toby Hitchcock, der sowohl solo, als auch an der Seite von Jim Peterik bei Pride Of Lions, große Erfolge in einer langen Geschichte als Musiker vorweisen kann. Der dritte „Tenor“ ist der schwedische Sänger Kent Hilli, der in den letzten Jahren durch etliche tolle Alben auf sich aufmerksam gemacht hat. Unter anderem mit mehreren top Scheiben mit seiner Band Perfect Plan oder auch solo und bei verschiedenen Projekten, wie z.B. Restless Spirits. Und so ganz nebenbei, ist Kent Hilli ja auch noch der neue Frontmann der AOR Großmeister Giant. Ihr seht also, stimmlich gesehen, konnte hier nichts schief gehen. Zudem hat Frontiers Records‘ Haus und Hof – Songwriter, Produzent und Multiinstrumentalist Alessandro del Vecchio, über allem sein Hand drüber gehabt, was freilich ein weiterer Garantiefaktor für ein gutes Album ist. Er hat für „Naked Soul“ dann auch Bass, Keyboard und ein paar Gitarren-Spuren eingespielt. Einigermaßen neu im umfangreichen Session-Musiker-Kreis bei dem italienischen Label, ist Francesco Savino. Der hochtalentierte Gitarrist und Songwriter ist grundsätzlich eher im Metal zu Hause und gewöhnlich, für etwas härtere und dunklere Musik bekannt, was er mit seiner eigenen Band False Memories schon mehrfach unter Beweis gestellt hat und dies auch über Frontiers Records veröffentlicht hat. (Info dazu, wer es gerne mystisch und dunkel mag. Ein neues False Memories Album ist in Arbeit!) Fehlt noch der Mann hinter der Schießbude. Den Posten bekleidet auf dem T3nors Debüt Jacopo Martignoni. Die Lieder von „Naked Soul“ sind, wie könnte es anders sein, natürlich geprägt von den Stimmen der drei wunderbaren Sänger. Die Stücke sind selbstverständlich auch gut auf sie zugeschnitten, geben ihnen aber auch gleichzeitig viel Spielraum zur Entfaltung. Musikalisch/Stilistisch bewegen wir uns dabei vorwiegend zwischen dem AOR der frühen und mittleren 80er mit gelegentlichen Ausflügen auch mal in die späten 70er. Es kommt mir dabei auch immer wieder mal Journey in den Sinn, ohne aber damit sagen zu wollen, dass sich dies über das ganze Album erstreckt. Aber bei manchen Songs und Passagen durchaus. In der Folge möchte ich euch nun noch kurz meine Top-Favoriten vorstellen.

Da steht der Opener „April Rain“ ganz weit oben, möglicherweise sogar der größte Hit des Albums. Kent Hilli, Toby Hitchcock und Robbie LaBlanc gleich mal mit einer wirklich brillanten Demonstration ihres vielseitigen Könnens. Die 3 „Tenöre“ agieren dabei meist im Wechsel, zum Refrain auch gerne mehrstimmig. Der Songaufbau ist toll gelungen, mit einem super Chorus als Highlight. Francesco Savino glänzt auch gleich von Beginn an mit tollem Riffing und einem wunderbaren Solo. Alessandro del Vecchio sorgt mit facettenreichem Keyboard-Spiel für die großartige Stimmung und ein paar schöne Highlights. Jacopo Martignoni gibt immer wieder ordentlich Gas, damit es auch am druckvollen Rhythmus nicht fehlt. Noch etwas kraftvoller kommt dann der Titel-Song „Naked Soul“ rüber. Starke Gitarren, sowohl Lead als auch Rhythm, dazu fein harmonierende Keys. Stimmlich ergänzen sich Kent, Toby und Robbie einmal mehr, ganz ausgezeichnet. Dies macht sich ganz besonders beim dreistimmigen Refrain bemerkbar, der so, sehr eindringlich und stimmgewaltig wirkt. Ein bisschen Groove steckt auch noch mit drin, was dem Stück eine gewisse Schwere verleiht. „Time Is Coming“ startet ruhig, die Herren der Schöpfung bekommen jeder gute solo Momente. Nach und nach intensiviert sich das Lied, ohne aber vom mittleren Tempo weg zu gehen. Die Grundstimmung verbreitet etwas Melancholie und auch ein paar Journey Momente sind nur schwer zu überhören. „Silent Cries“ zählt zu meinen absoluten Top Favoriten. Wunderbarer Aufbau, ganz brillante, stimmliche Performance, mit etlichen, sehr eingängigen Passagen. Obendrauf gibt es dann einen recht opulent wirkenden Chorus, dem man fast schon einen hymnisch/epischen Charakter zusprechen kann. Auch die Gitarren-Arbeit von Francesco Savino ist wieder ganz speziell hervorzuheben, genauso, wie die hervorragend eingebauten Keys von Alessandro del Vecchio, der dem Song damit seinen Stempel aufdrückt. „I Could“ wird von schönen Piano-Klängen eingeleitet, Drums und eine wundervoll gespielte Lead-Gitarre kommen dazu. Kent Hilli startet, ehe dann auch Toby Hitchcock und Robbie LaBlanc glanzvolle Momente haben und viel Emotionalität mit einbringen. Der Refrain ist sehr intensiv und kraftvoll, mit hohem Energie-Level. Unnötig zu erwähnen, dass hier auch der Ohrwurm-Faktor ziemlich hoch ist. Ein weiterer mega Hit ist zweifelsfrei der Song „Set Fire To The Rain“, zudem es auch schon ein Video gibt. Die Nummer ist eine schwungvolle AOR Granate, mit einem feinen Songaufbau. Nach sanfterem Vers-Teil erhebt sich das Stück dann in all seiner Größe, hin zum Refrain, der mit viel instrumentalem aber auch stimmlichem Volumen begeistert. Auch hier gibt es wieder ein paar Sequenzen zu genießen, die an gute alte Journey Tage denken lassen. Insgesamt vielleicht das facettenreichste Lied des Albums. Auch „Stand For Love“ hat alles was es für einen Melodic Rock Knaller braucht. Eine schön gespielte, treibende Lead-Gitarre, großartige Keys, die auf sehr elegante Weise, die Stimmung des Songs tragen. Das Stück hat so, eine wirklich schöne Ausstrahlung bekommen, die mit den sensationell harmonierenden Stimmen von Kent Hilli, Robbie LaBlanc und Toby Hitchcock noch sehr viel intensiver wird.

T3nors ins Leben zu rufen, ist eine tolle Idee gewesen! Ein spannendes und auch sehr ambitioniertes Projekt. „Naked Soul“ zeigt schon mal ganz gut, was da für Möglichkeiten drin stecken. Viele starke Songs haben ihren Weg aufs Album gefunden und den drei „Tenören“ Kent Hilli, Toby Hitchcock und Robbie LaBlanc, ein wunderbares gemeinsames Betätigungsfeld ermöglicht. Sicherlich wurde hier noch nicht das komplette Potenzial ausgeschöpft, das dieses Band-Projekt hergeben könnte. Ich bin aber sicher, dass „Naked Soul“ keine Eintagsfliege bleibt und man für ein weiteres Album, noch ein bisschen was nachlegen kann. Es muss ja für die Zukunft auch noch etwas Luft nach oben bleiben, wie man so schön sagt. Dennoch darf sich die AOR Fan Gemeinde natürlich erst mal über ein tolles Debüt freuen, zu dem ich allen beteiligten Musikern von T3nors, meinen herzlichen Glückwunsch aussprechen möchte!

Band

Kent Hilli (Gesang)
Toby Hitchcock (Gesang)
Robbie LaBlanc (Gesang)
Francesco Savino (Gitarre)
Alessandro del Vecchio (Bass, Keyboard, Gitarre, Backing Vocals)
Jacopo Martignoni (Schlagzeug)

Titel

  1. April Rain
  2. Naked Soul
  3. Nights
  4. Time Is Coming
  5. Silent Cries
  6. Torn
  7. I Could
  8. Mother Love
  9. Set Fire To The Rain
  10. Stand For Love
  11. Strength To Carry On
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