Den Finnen Teräsbetoni wird ja immer wieder gern eine gewisse Ähnlichkeit zum Stil von Manowar nachgesagt. Nun, völlig abwegig ist dieser Vergleich sicher nicht.

Teräsbetoni: „Missä miehet ratsastaa“ from pete veijalainen on Vimeo.

(aus „Myrkystuoja“, da die meisten Youtube-Videos in Deutschland gesperrt sind)

In Interviews mit beispielsweise Gitarrist Arto Järvinen ist öfters zu lesen, dass eben jene US True Metal Band sie inspiriert habe, dass man sich „back to the roots of heavy metal“ orientiere. Super eingängige Refrains, die sich in die Gehörgänge brennen, dazu kraftvolle, dominante Gitarrenarbeit, genretypische Drums und auch die Lyrics bewegen sich im Dunstkreis der bekannten True Metal Bands: Heldentum, Männlichkeit, große Schlachten, … Gut, einen Innovationspreis kann das Quartett aus dem Raum Tampere hiermit heutzutage wohl nicht mehr gewinnen. Müssen sie aber auch nicht.

Denn das was Teräsbetoni machen, machen sie extrem gut und überzeugend. Wie wurde ich auf Teräsbetoni aufmerksam – eine Band, die außerhalb ihrer nordischen Heimat trotz ihrer ESC-Teilnahme 2008 („Missä miehet ratsastaa (Wo die Männer reiten)“) hierzulande doch ein Geheimtipp ist? Irgendwann bin ich über die Solo-Scheiben von Lead-Sänger und Bassist Jarkko Ahola gestolpert. Mit seiner authentischen, kräftigen Stimme hat er mich sofort in seinen Bann gezogen. Die Songs seiner Band Ahola sind auf Englisch gesungen, hier bei Teräsbetoni agiert Herr Ahola in Muttersprache. Ja, es klingt mal ganz anders, aber der finnische Gesang passt doch so wunderbar zu diesen Songs voller Pathos und Leidenschaft. Und dank Google-Translate oder ähnlichen Internetseiten hat heute jeder die Chance, sich auch mit den Inhalten zu beschäftigen, wenn er das denn möchte. Hart wie Stahlbeton, mit einer gewissen Portion Selbstironie und jeder Menge Spaß bei der Arbeit – damit konnten Teräsbetoni 2004 das Major-Label Warner von sich überzeugen und veröffentlichten unter deren Flagge „Metallitotuus“ (Metal-Wahrheit), „Vaadimme Metallia“ (Wir wollen Metal) und „Myrskytuoja“ (Sturmbringer). Dann kam der Wechsel zum Indie-Label Sakara Records. In Kooperation mit Hiili Hiilesmaa erschien dann 2010 „Maailma Tarvitsee Sankareita“ (zu Deutsch: Die Welt braucht Helden).

„Maailma Tarvitsee Sankareita“ – ein paar Worte zum Titelsong des Albums. Der Text liest sich schon recht gewöhnungsbedürftig, fast martialisch. Glücklicherweise verstehe ich die finnische Sprache einigermaßen, so dass ich mich nicht auf Übersetzungstools verlassen muss – was dank ihrer agglutinierenden Grammatik oftmals irreführend ist. Musikalisch ist der Titeltrack, ebenso wie der Großteil des Silberlings, geprägt von treibenden, packenden Riffs und Jarkko Ahola’s starker, markanter und facettenreicher Stimme. Keyboard-Linien sucht man hier vergebens – was den Sound sehr geradlinig gestaltet.

Kuka vain, missä vain, milloin vain (Jedermann, überall, jederzeit)
Kaiken avain, voi suunnan muuttaa (Jeder Schlüssel kann die Richtung ändern)
Kuka vain, minä vain, sinä vain (Jedermann, nur ich, nur Du)
Kaiken avain, voit muuttaa suuntaa (Mit jedem Schlüssel kannst Du die Richtung ändern)

Läpi yön pimeyden (Durch die Dunkelheit der Nacht)
Varjojen ja pelkojen (Schatten und Ängste)
Katseet yhteen kääntyy (Augen beobachten)
Kun tilanne on toivoton (Wenn die Lage hoffnungslos ist)
Ja sieluissa aukko suunnaton (Und sich Großes öffnet in den Seelen)

Maailma tarvitsee sankareita (Die Welt braucht Helden)
Tekoja suurten sielujen (Taten großer Seelen)
Maailma tarvitsee sankareita (Die Welt braucht Helden)
Uhrauksia veljien ja sisarten (Opfere Brüder und Schwestern)

Doch auch ruhigere Töne dominieren zwischendurch – fast balladesk sind „Uudestisyntynyt“ und „Gloria“ gehalten. Weitere Anspieltipps sind für mich das voran galoppierende „Eteenpäin“, „Jumalten Usva“ und die Mid-Tempo-Nummer „Tunemme Sinut“. Hierzulande wird sich der eine oder andere wahrscheinlich schwer tun mit der für Ottonormalverbraucher unverständlichen und ungewohnten Sprache, weshalb ich auch empfehle, erst einmal rein zu hören. Doch wer sich eine etwas andere Kreuzung aus Manowar und Whitesnake vorstellen kann, der könnte an Teräsbetoni sicher Gefallen finden. Auch Live kann ich die Jungs sehr empfehlen – eine gute Gelegenheit, das mehr oder weniger versteckte Augenzwinkern zu erleben. Auf ihre Show beim Southpark Festival im heimatlichen Tampere habe ich mich lange gefreut – und wurde kein Bisschen enttäuscht. tuhannet kiitokset ihanasta konsertistanne ja onnea suunnitelmillenne.

Line-Up:

Jarkko Ahola – Vocals, Bass
Arto Järvinen – Gitarre, Vocals
Viljo Rantanen – Gitarre
Jari Kuokkanen – Drums

 

Tracklist:

  1. Myrsky Nousee (Einen Sturm entfachen)
  2. Metalliolut (Metal-Bier)
  3. Maailma Tarvitsee Sankareita (Die Welt braucht Helden)
  4. Jumalten Usva (Nebel der Götter)
  5. Mies (Mann)
  6. Tunnemme Sinut (Unsere Gefühle für Dich)
  7. Uudestisyntynyt (Wiedergeboren)
  8. Thanatos
  9. Konstantinopoli
  10. Eteenpäin (Vorwärts)
  11. Gloria
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