Moran Magal, die Berliner Band um die namensgebende Sängerin und Komponistin, begeistern mit ihrem neuen Album „Time Prisoner“. Ein sehr emotionales und authentisches Meisterwerk, stilistisch einzuordnen, zwischen epischem Dark Rock, Folk und Symphonic Metal. 9/10

Moran Magal ist eine sehr vielseitig begabte Sängerin, Pianistin und Komponistin, die ihre Wurzeln in Israel hat. Nach drei Veröffentlichungen als Solo-Artist und diversen Beteiligungen als Songwriterin und Musikerin, auch bei anderen, namhaften Bands, wie beispielsweise Orphaned Land, siedelte die talentierte Künstlerin um nach Berlin. Sie gründete ziemlich rasch eine Band, die nun seither, unter ihrem Namen, also unter Moran Magal, aktiv ist. 2019 kam dann „Under Your Bed“ auf den Markt, ein vielseitiges Werk, das auch von etlichen Vertretern der schreibenden Zunft, mit sehr guten Kritiken bedacht wurde. Zusätzliche Kollaborationen, wie beispielsweise mit Tanzwut folgten. Corona hat den weiteren Plänen zwar ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen aber Moran Magal und ihrer Band konnte das nicht viel anhaben. Moran hat zügig an neuen Songs gearbeitet, teilweise unterstützt von Yotam „Defiler“ Avni (Prey For Nothing) und mit „Time Prisoner“ nun ein Werk am Start, das alles was sie solo und mit ihrer Band bislang veröffentlicht hat, zu toppen weiß. Das neue Album ist sicherlich das „härteste“ der bisherigen Releases, allerdings kommt es darauf bei Moran Magal eigentlich überhaupt nicht an. „Time Prisoner“ ist sehr stark emotional geprägt, mit einer inhaltlich, klaren Linie. Man könnte es durchaus als eine Art Konzeptalbum bezeichnen, wenngleich es keine zusammenhängende Geschichte gibt. Aber, es dreht sich dabei fast alles um die Belange der Frauen, wohl ein Thema das Moran Magal sehr wichtig ist und generell, in unserer Gesellschaft noch mehr Beachtung finden sollte. Den musikalischen Querschnitt habe ich schon angedeutet. Epischer Dark Rock, trifft auf folkige Elemente, progressive Passagen, verfeinert mit sinfonischen Momenten und ein paar Gothic Akzenten, damit auch alles schön schwer und dunkel erscheint. Dennoch gibt es stimmungsmäßig auch ein paar aufhellende Stücke, insgesamt ist „Time Prisoner“ aber nachdenklich, melancholisch und vor allem emotional, sehr intensiv. Neben der wundervollen, sehr charismatischen Stimme von Moran Magal und ihren gleichermaßen zauberhaften Klängen vom Piano, hören wir auf „Time Prisoner“ natürlich auch die großartigen Qualitäten ihrer Bandkollegen. An der Gitarre begeistert Thomas Kock mit starken Riffs und so manchem Solo. Den Tieftöner bedient Ishay Sommer, mit großer Ausdrucksstärke. Hinterm Schlagzeug sitzt Marcos Feminella, der für einen stets kraftvollen Rhythmus sorgt. Die Geige wird von Shir-Ran Yinon gespielt, die bereits mit etlichen Genre-Größen zusammen gearbeitet hat, unter anderem mit Delain, Epica, Eluveitie oder auch Haggard. Für zusätzliche Klänge von der Violine konnte auch noch die hochbegabte US Amerikanerin Skye Kinlaw gewonnen werden. Für einige großartige Chorpassagen haben Moran Magal mit dem Berliner Gothic Chor Stimmgewalt, einen sehr starken Partner gewählt, wie schon für das letzte Album. Bei der Produktion hat Matthias Alexander Preisinger das Heft in die Hand genommen und Moran Magal dabei tatkräftig unterstützt. Zusätzlich hat er auch noch die Orchestrierung beigesteuert und kann neben ein paar Songwriter Credits, auch die Synths und die punktuell eingesetzte Flöte und Mandoline, für sich verbuchen. Mix und Master hat Benjamin Schwenen übernommen, der unter anderem, regelmäßig mit Elli Berlin (Null Positiv) und Tanzwut zusammen arbeitet. Es wurde also nichts dem Zufall überlassen, an jeder Position findet sich absolute Top-Qualität. Das wunderbare, sehr ausdrucksstarke Artwork rundet das Gesamtpaket hervorragend ab. Das Cover Design stammt aus der höchst kreativen Hand von Hajnalka Anna Hurta. Moran Magal konnten mit dem Label 7 hard einen Vertrag abschließen, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft scheinen somit wohl gestellt zu sein. Es gab zum aktuellen Werk auch schon ein paar Live Erlebnisse. Unter anderem hat die Berliner Band Anfang Februar, die wiederauferstandenen Xandria bei deren drei Album-Release Shows begleitet. Vor Kurzem durften sie dann auch beim belgischen Festival Les Anthioises auftreten. Zudem konnte Sängerin Moran Magal zusätzlich auf sich aufmerksam machen, denn die junge Dame stellt ihr Können auch noch einer weiteren Berliner Band zur Verfügung, nämlich Dying Phoenix, der Band von Pat St. James. Diese haben am 26.05.23 ihr sensationelles Debüt „Winter Is Coming“ veröffentlicht hat, mit Moran Magal am Piano und einigen Gesangspassagen. Kommen wir aber nun wieder zurück zu „Time Prisoner“. Ich möchte euch in der Folge noch ein paar persönliche Eindrücke zu den einzelnen Songs schildern.

Der Titel-Track „Time Prisoner“ macht den Anfang. Kraftvoll, beinahe wuchtig, schallt es einem aus den Lautsprechern entgegen. Das Lied hat ein ordentliches Klangvolumen, ist insgesamt eher rhythmisch gehalten, womit vor allem Basser Ishay Sommer und Drummer Marcos Feminella permanent im Fokus stehen. Das Stück liefert auch einige starke Riffs, mit denen sich Thomas Kock, gleich mal richtig gut in Szene setzen kann. Es kommt auch durchaus ein bisschen Groove zum Vorschein. Natürlich wird der Song auch von wunderbaren Piano-Klängen begleitet, Moran Magal begeistert auf ganzer Linie, ebenso natürlich mit ihrer wunderbaren Stimme, die zunächst getragen, mit Melancholie akzentuiert, im Weiteren erhaben und sehr ausdrucksstark rüberkommt. Die Backing-Chöre von Stimmgewalt sorgen für zusätzliche Highlights und viel Klangvolumen. Ein Video gibt es dazu übrigens auch schon. Gleiches gilt für das nachfolgende „Don’t Fall Asleep“, der ersten Single, die aus dem aktuellen Werk veröffentlicht wurde. Ein sehr interessantes und vielseitiges Stück, mit einem sehr coolen Rhythmus, der mich fast ein bisschen an 80er typische Punk Rock Songs erinnert. Dazu gesellen sich die brillant gespielten Geigen von Shir-Ran Yinon und Skye Kinlaw. Die Klänge vom Piano setzen einige gute Akzente und speziell der eindringliche Chorus, kommt mit epischer Größe und hoher Eingängigkeit daher. Zum Ende hin nimmt das Lied nochmal zusätzlich Fahrt auf und liefert somit einen sehr starken Ausklang. „Take Me Down“ kommt mit einem schönen Keyboard-Teppich ums Eck, wirkt instrumental aber zunächst verhalten. Das Stück ist recht schwer und gibt der dunklen, melancholischen Stimme von Moran Magal viel Raum zur Entfaltung. Die Riffs sind eher punktuell gesetzt, im Verlauf wird das dann etwas mehr. Der fast schon sphärisch wirkende Refrain schwebt ein bisschen über dem Stück. Sehr schön ist der recht dominante Einsatz der Violine im letzten Drittel, auch mit kurzem Solo-Part. Großartig gespielt! „Numbers“ ist dann wieder deutlich rifflastiger, offenbart aber erneut tolle Momente von Moran Magal am Piano und wundervolle Momente mit Shir-Ran Yinon an der Violine. Gesanglich ist das Stück sehr intensiv und emotional geprägt. Noch ein wenig rasanter und kraftvoller ist „White“, bei dem sich die Instrumental-Fraktion mit Saitenhexer Thomas Kock und die Rhythm-Section um Marcos Feminella und Ishay Sommer, sehr gut verwirklichen können. Ein facettenreiches Lied, mit vielen Tempoverschärfungen und einem recht opulenten Chorus, der auch ein paar klassische Backings bereit hält. Mein persönlicher Favorit ist zweifelsfrei „Pendulums“, ein Song, der eigentlich auch als Single-Veröffentlichung hervorragend geeignet wäre. Kommt vielleicht noch? Der Beginn ist schwer, Moran Magal agiert sehr sanft aber durchaus kraftvoll, begleitet sich selbst dabei am Piano, unterstützt von den wunderschönen Klängen von Shir-Ran Yinon’s Violine. Zum Refrain öffnet sich das Stück und geht dabei ganz tief in die Gehörgänge. Großartige Gesangsmelodie und auch eine tolle Dramaturgie, mit der das Lied aufgebaut ist. Eine herausragende Halbballade, mit unglaublich viel Tiefgang und so manchem Gänsehaut Moment. „Mouth Of History“ wurde mit folkigen Akzenten komponiert. Die Nummer ist recht flott und versprüht viel Energie. Der Vers kommt dagegen fast ein bisschen im Erzähl-Modus rüber, baut aber super die Spannung zum Chorus auf. Dieser hat fast schon majestätische Erhabenheit. Sehr mitreißend ist der rasante, instrumentale Mittelteil, ehe es weiter zum grandiosen Song-Finale geht. „Days Of Yore“ ist die aktuellste Single/Video Veröffentlichung aus dem Album. Produzent Matthias Alexander Preisinger liefert hier die Mandoline und Flöten. Ansonsten hat das Stück schon was von der typischen Singer/Songwriter Attitüde. Es gibt noch zusätzliche akustische Gitarren zu hören und im Besonderen die Flöten-Melodien, geben dem Lied ein bisschen mittelalterlich/folkige Stimmung. Die Ballade begeistert zudem, mit einem sehr fein entworfenen, sukzessiven Spannungsaufbau, der zwar vorwiegend, dezent im Hintergrund abläuft aber für eine stetig wachsende Intensität sorgt. Stark gemacht! „Planet Prison“ stellt zunächst Moran Magal am Piano und Thomas Kock an der Gitarre ein wenig in den Mittelpunkt, natürlich begleitet von Marcos Feminella’s druckvollen Drums. Es kommt Shir-Ran Yinon mit ihrer Geige dazu und erneut zeigt sich ein leicht folkiges Klangbild, hier aber wirklich nur sehr dezent. Dennoch wird so, eine schöne Grundstimmung erzeugt, die den Song begleitet. Das Stück kommt sehr vielseitig in der Tempogestaltung rüber, insgesamt recht abwechslungsreich. Moran Magal mit brillanter Performance am Mikro, mit viel Charisma und Ausdruck. Die Backing Chöre sorgen einmal mehr, für ein gutes Stück mehr Klangvolumen. Zum Abschluss dieses beeindruckenden Albums, gibt es noch ein absolutes Highlight zu erleben und zu genießen. „Child Forever“ ist eine wunderschöne Piano-Ballade, vielleicht das persönlichste und emotionalste Lied, das die israelische Sängerin je geschrieben hat, durchaus mit autobiographischem Hintergrund. Es gibt im Wesentlichen nur Moran Magal und ihre wundervolle, so einzigartige Stimme zu hören, die sich dabei aber natürlich selbst am Piano begleitet. Unglaublich gefühlsintensiv, schwermütig und nachdenklich, gleichermaßen aber auch für den Zuhörer, sehr berührend und ein Garant für so manche Gänsehaut Attacke ist. Für mich, eine der schönsten und emotionalsten Balladen, die ich je gehört habe, mit einer Ausstrahlung, die nur ganz schwer in Worte zu fassen ist. Aber dafür gibt es ja die Musik.

„Time Prisoner“ ist für Moran Magal vielleicht das wichtigste Album, ihrer bisherigen Laufbahn, sowohl solo, also auch nun, mit ihrer Band. Dieses Meisterstück hat das Potenzial, die Band ein gutes Stück voran zu bringen und den Weg für eine erfolgreiche Laufbahn noch weiter zu ebnen. Was in „Time Prisoner“ an Herzblut, Emotionalität und Talent steckt, ist wirklich bewundernswert und ebenso beeindruckend. Herzlichen Glückwunsch an Moran Magal zu diesem grandiosen, außergewöhnlichen und sehr authentischen Album!

Band

Moran Magal (Gesang, Piano)
Shir-Ran Yinon (Violine)
Thomas Kock (Gitarre)
Ishay Sommer (Bass)
Marcos Feminella (Schlagzeug)

Titel

  1. Time Prisoner
  2. Don’t Fall Asleep
  3. Take Me Down
  4. Numbers
  5. White
  6. Pendulums
  7. Mouth Of History
  8. Days Of Yore
  9. Planet Prison
  10. Child Forever
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