The Dark Side Of The Moon ist eine international besetzte, neu gegründete Band, die mit „Metamorphosis“, ein sehr vielseitiges, spannendes und in jeder Hinsicht, außergewöhnliches Debüt vorlegt. Zu hören gibt es eine Mischung aus Cover-Songs bekannter Film-/Serien-Soundtrack-Hits und ein paar eigenen Kompositionen, präsentiert in einem hochklassigen Melodic- und Symphonic Metal Gewand. 9/10
Die Geschichte von The Dark Side Of The Moon ist noch ziemlich kurz aber dennoch interessant und mit großer Zukunftsperspektive. Gegründet wurde die Band 2021 und alles was folgte, ist eigentlich einer Wette geschuldet, zwischen Sängerin Melissa Bonny (Ad Infinitum) und Gitarrist Hans Platz (Feuerschwanz). Zum Glück für uns alle, hatte seinerzeit Melissa die Wette verloren und war Hans somit einen Gefallen schuldig. Dieser trieb sich schon eine Weile mit dem Gedanken herum, einen ganz besonderen Song neu zu erschaffen. So fragte er nun Melissa, ob sie ihre Wettschuld damit einlösen würde, den Game Of Thrones Soundtrack Klassiker „Jenny Of Oldstones“, in einer Metal Version einzuspielen und aufzunehmen. Die hochtalentierte Sängerin war sofort begeistert und es war dann recht schnell, mehr eine Herzensangelegenheit, als das Einlösen einer Wettschuld. Das Ergebnis sorgte auch bei Napalm Records sofort für große Begeisterung und nachdem ja ohnehin beide Musiker mit ihren Bands dort unter Vertrag stehen, war es ganz schnell, eine beschlossene Sache. Der Deal war perfekt und es sollte nun unter dem Banner The Dark Side Of The Moon ein komplettes Album erschaffen werden, in den Welten großer und bekannter Film- und Serien Hits. Es wurde eine Auswahl an geeigneten Liedern getroffen, unter anderem aus den Universen von Lord Of The Rings, Harry Potter, League Of Legends und natürlich Game Of Thrones. Der Gedanke war dabei aber von Beginn an, nicht einfach nur ein paar Cover zu machen, sondern man wollte den Stücken ein komplett neues Erscheinungsbild geben, wenngleich die grundlegende Ausstrahlung durchaus erhalten bleiben durfte. Es ist hervorragend gelungen, sich die einzelnen Lieder so sehr zu eigen zu machen, dass sie nicht im Geringsten wie Cover-Stücke klingen. Durch die harte melodisch/sinfonische Metal Instrumentierung und die starken Arrangements, offenbaren die Songs Seiten, die man bei den Originalen niemals vermuten würde. Genial wie The Dark Side Of The Moon dies herausgearbeitet haben und damit auch ihr Konzept klar und schlüssig wird. Es werden unentdeckte, verborgene Dinge in den Stücken hervorgebracht, die wie gut gehütete Geheimnisse schlummerten, eben wie die dunkle, unerforschte Seite des Mondes. Ebenso ist natürlich der Album-Titel eine logische Konsequenz und eine sehr gute Wahl, wenn man bedenkt, welchen Wandel die einzelnen Lieder genommen haben. Manche so deutlich, dass man tatsächlich von einer „Metamorphose“ sprechen kann. Melissa Bonny und Hans Platz haben dies alles aber natürlich nicht alleine bewältigt. Es kommen, neben einigen tollen Gästen, auf die ich später zurück komme, noch zwei weitere wunderbare Musiker mit dazu. Hinterm Schlagzeug sitzt Morten Løwe Sørensen, bestens bekannt als langjähriger Drummer bei Amaranthe und Jenny Diehl an der Harfe, die nicht nur eine Kollegin von Hans Platz bei Feuerschwanz ist, sondern mit ihrem Instrument, auch für ein sehr individuelles und außergewöhnliches Klangerlebnis sorgt. Neben den insgesamt acht Coverstücken, haben die Musiker von The Dark Side Of The Moon auch noch drei eigene Songs komponiert, die thematisch ebenfalls in der Welt der Fiktion zu Hause sind und sich ausgezeichnet ins Gesamtbild einfügen. Die Basis all dieser Stücke ist natürlich sehr vielseitig, somit erscheint auch das gesamte Album unglaublich abwechslungsreich. Natürlich geprägt von Melodic- und Symphonic Metal aber durchaus auch mal ein wenig moderner akzentuiert und sehr gerne, mit mystischen nordic/folk Elementen ergänzt, als Stimmungsgrundlage und Authentizitätsmerkmal. Ein so gewaltiges Album wie „Metamorphosis“ verlangt logischerweise auch nach einer erlesenen Gästeliste. Als da wären die großartigen Stimmen von Charlotte Wessels (ex-Delain), Fabienne Erni (Illumishade, Eluveitie) und Tom S. Englund (Evergrey). Zudem begeistert uns bei mehreren Stücken Rusanda Panfili an der Violine. Die hochbegabte Musikerin hat weltweite Bekanntheit erlangt, durch ihre langjährige Zusammenarbeit mit Filmmusik-Guru Hans Zimmer und ist so, natürlich bestens geeignet, um bei diesem schwermetallischen Soundtrack-Cover-Erlebnis, eine wichtige Rolle einzunehmen. Für einen perfekten Klang hat hier selbstverständlich, fast unnötig zu erwähnen, der einzigartige Jacob Hansen gesorgt, der auch bei Teilen der Produktion involviert war und bei den beteiligten Musikern fast schon zur Familie gehört. Auch das optische Erscheinungsbild von „Metamorphosis“ ist wunderbar gelungen. Das Artwork-Design stammt aus der erfahrenen und kreativen Hand von Stefan Heilemann (Heilemania) und die schönen Fotos von Natalia Enemede, mit der Melissa Bonny ja auch bei Ad Infinitum schon mehrfach zusammen gearbeitet hat. Nun wird es aber Zeit, dass wir uns der Musik zuwenden, die für wirklich verdammt viel Spaß sorgt. Eines möchte ich aber vorher noch hervorheben, weil es durchaus auch bemerkenswert ist. The Dark Side Of The Moon haben mittlerweile schon 6 Videos aus ihrem Debüt-Album veröffentlicht, angefangen im August 2021, natürlich mit „Jenny Of Oldstones“.
Los geht es mit dem League Of Legends Titel-Song „Legends Never Die“. Der Beginn ist sanft und mystisch mit den wundervollen Klängen von Jenny Diehl’s Harfe. Melissa Bonny kommt mit warmer und weicher Stimme dazu und verleiht dem Auftakt eine melancholische Note. Auch Hans Platz und Morten Løwe Sørensen steigen langsam mit ein und geben dem Song die Kraft und Energie, die dem Original vielleicht fehlt. Der Chorus ist wirklich gewaltig und erhaben. Er wirkt sehr opulent und kommt mit epischer Größe daher. Zweifelsfrei einer der absoluten Top-Highlights dieses Albums. Das nächste folgt aber direkt, in Form von „The Gates Of Time“, dem ersten der drei eigenen Stücke. Hier gibt es die volle instrumentale Power zu erleben, mit satten Riffs von Hans Platz und sehr knackigen Drums von Morten Løwe Sørensen. Eine recht wuchtige Nummer, mit durchaus modernem Erscheinungsbild. Das Stück ist sehr facettenreich und zeigt die gemeinsame Kreativität der vier erfahrenen und talentierten Musiker. Im Besonderen ist es hier Melissa Bonny, die mit ihrer wunderbaren, so unglaublich charismatischen Stimme den großen Unterschied macht. Man könnt sich das Lied auch gut auf einem Ad Infinitum Album vorstellen. Sie hebt den Song auf das Niveau einer sensationellen Melodic Metal Hymne, die mit dem wunderschönen Harfe-Spiel von Jenny Diehl zu Ende geht und uns auch gleich im Anschluss, in die Welt der Hobbits entführt, in dem sie „Misty Mountains“ mit einleitet. Es kommt ein wenig Dramatik auf und nordisch/folkige Töne prägen die Melodieführung. Das Lied kommt mit sehr variabler Tempogestaltung daher und gleichzeitig gesellt sich Gastsänger Tom S. Englund an die Seite von Melissa Bonny. Er gibt einen tollen Duett-Partner ab und sorgt für einige ausdrucksstarke Gesangspassagen. Mit „Double Trouble – Lumos! Hedwig‘s Theme“ sind wir nun im Reich von Harry Potter angelangt. Diese grandiose Version nimmt die Stimmung des Originals sehr gut auf, ist aber freilich deutlich schwungvoller und rasanter. Es gelingt auch hervorragend, etwas mehr Mystik und düstere Finsternis mit einzubauen. Die Umsetzung ist instrumental sehr druckvoll und reißt den Zuhörer sehr gut mit. Zudem hat Rusanda Panfili ihren ersten Auftritt und begeistert mit herausragendem Violine-Spiel. Das Stück ist auch gleichzeitig der perfekte Live-Track, nicht nur wegen des brachialen Neckbreaker-Song-Finales. „First Light“ ist die zweite Eigenkomposition. Das Stück ist stark geprägt durch die tollen Riffs von Hans Platz aber auch Rusanda Panfili hat hier wieder einige ganz starke Momente. Die Nummer darf man ganz klar als Symphonic Metal Super-Hit titulieren und weist zudem, ein paar progressive Elemente auf, als zusätzliche Highlights. Insgesamt ist das Stück in jeder Hinsicht sehr vielseitig, sowohl instrumental, als auch stimmlich. Ein weiteres Prunkstück auf „Metamorphosis“, ist das dritte, selbst erschaffene Lied „New Horizons“. Jenny Diehl steht hier einmal mehr im Blickpunkt, die ganz besonders bei der Einleitung und beim Abspann im Mittelpunkt des Geschehens steht und dem Song ihre ganz persönliche Note gibt. Das Stück ist im mittleren Tempo zu Hause, mit hymnischem Charakter. Trotz der klanglichen Opulenz, gibt es auch ein paar Augenblicke voller Melancholie zu erleben. Bei dieser sensationellen Nummer kommen zwei der momentan außergewöhnlichsten und gefragtesten Stimmen zusammen. An der Seite von Melissa Bonny begrüßen wir ihre Schweizer Landsfrau Fabienne Erni, die nach dem ersten Refrain mit einsteigt und den Song auf eine noch höhere Eben hebt. Es ist absolut phänomenal diese beiden unglaublichen Sängerinnen hier zusammen zu erleben. So viel Intensität, so viel Ausstrahlung und so viel stimmliche Brillanz. Das ist wirklich einzigartig. Durch die kraftvolle Instrumentierung von Hans Platz und Morten Løwe Sørensen wird zusätzlich, eine gewaltige Menge an Energie frei gesetzt. Das spürt man bis in den letzten Knochen. Auch Rusanda Panfili ist hier wieder mit von der Partie und setzt viele Highlights mit ihrer Geige. Bitte mehr davon, …viel mehr! Nun heißt es, willkommen bei „The Witcher“. Aus dem entsprechenden Soundtrack haben sich The Dark Side Of The Moon das Stück „The Wolven Storm (Priscilla’s Song)“ ausgesucht und daraus ein sehr rasantes, schwermetallisches Kraftpaket entwickelt. Die Dramaturgie ist großartig umgesetzt, mit stark inszenierten Steigerungen, speziell, hin zum fantastischen Chorus. Durch die eingestreuten Growls von Melissa Bonny wird noch mehr Tiefe und Ausdruck erreicht. Dazu gibt es noch ein tolles Solo von Hans Platz. Wenn man es nicht besser wüsste, würde garantiert niemand darauf kommen, dass es sich hierbei um ein Cover handelt. Genial gemacht! Es wird wieder episch, wir kommen nach Mittelerde, in die Welt von Lord Of The Rings. Bereits Enya’s Original-Version von „May It Be“ hat eine erhabene Größe, was uns aber The Dark Side Of The Moon hier anbieten, ist epochal, majestätisch oder einfach nur gigantisch! Melissa Bonny bekommt erneut Gesellschaft am Mikro. Hier von der großartigen Charlotte Wessels. Gemeinsam sorgen sie für sehr viel Emotionalität aber auch für eine wirklich kraftvolle und energiegeladene Performance. Die wunderbare Grundstimmung der Ur-Version bleibt zwar durchaus erhalten, bekommt durch die satte Instrumentierung aber noch viel mehr Power und Volumen. Durch die ruhigeren Momente zwischendurch, wird immer wieder neuerlich gut die Spannung aufgebaut. Auch dies gelingt hier ganz ausgezeichnet. Weiter geht die Reise zu den Wikingern. Aus dem Serien-Epos „Vikings“ stammt das Lied „If I Had A Heart“, das eine sehr deutliche Frischzellenkur verpasst bekommen hat. Das Stück wirkt zwar ein bisschen verhalten vom Tempo her, ist aber sehr wuchtig, teils etwas schwer, mit viel Dramatik und etwas Bombast. Vor allem die instrumentale Umsetzung ist sehr stark und vielseitig ausgefallen. Es gibt auch wieder ein paar zarte nordic/folk Nuancen zu entdecken, die einen guten Anteil an der Grundstimmung haben. Die vielleicht größte Metamorphose hat „The Hanging Tree“ erfahren, ein Song aus dem Film „The Hunger Games: Mockingjay Part 1“, der im Original von der Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence selbst gesungen wurde. Der Wandel den dieses Lied nun hier vollzogen hat ist echt gewaltig. Man könnte fast schon von Power Metal sprechen. In jedem Fall hat diese Version erheblich mehr Kraft und Energetik. Hans Platz liefert so manches Mörder-Riff ab und auch Morten Løwe Sørensen gibt hinter seiner Schießbude alles was er hat. Trotz aller Härte ist das Stück eine launige Hymne geworden, mit erneut, ganz dezenten folkigen Nuancen in der Melodieführung. Ganz stark ist die ruhige, epische Bridge vor Hans’ Gitarren-Solo und dem überragenden Song-Final. Vom Song-Finale zum Album-Finale. Die Scheibe endet mit dem Stück, mit dem alles angefangen hat, dem „Game Of Thrones“ Hit „Jenny Of Oldstones, der für die Band den Weg geebnet hat. Das Lied wandelt im Wechselbad der Gefühle, quasi zwischen tiefer Emotionalität und satter Metal-Power. Einmal sanft, getragen und schwer, auch durch das wunderbare Harfe-Spiel von Jenny Diehl, dann wieder kraftvoll, mit harten Riffs und donnernden Drums, von Hans Platz und Morten Løwe Sørensen. Zusätzlich gibt es auch wieder ein paar Growls von Melissa Bonny, als Highlights zu ihrem wundervollen „normalen“ Gesang. Ein brillanter Abschluss, für ein brillantes Album, das nach sehr viel mehr verlangt.
Ob Hans Platz und Melissa Bonny seinerzeit geahnt haben, wo sie ihre Wette hinführen würde? Sicherlich nicht. Das Ergebnis ist jenseits aller Erwartungen und Hoffnungen die man hätte haben können. „Metamorphosis“ ist zwar in vielerlei Hinsicht ein Cover-Album, irgendwie aber auch nicht, wie ich finde. Die Stücke wurden auf so geniale Weise verwandelt, dass sie allesamt ein komplett anderes und sehr eigenständiges Erscheinungsbild bekommen haben und zusätzlich gibt es ja auch noch die drei Eigenkompositionen, die zweifelsfrei, in der obersten Liga des Melodic- und Symphonic Metal mitspielen können. Herzlichen Glückwunsch an The Dark Side Of The Moon zu diesem außergewöhnlichen und beeindruckenden Debüt! Filme und Serien haben Fortsetzungen, manche sogar sehr viele. Wenn das mal kein Anreiz ist, für eine lange und erfolgreiche Bandgeschichte!
Band
Melissa Bonny (Gesang)
Hans Platz (Gitarre)
Jenny Diehl (Harfe)
Morten Løwe Sørensen (Schlagzeug)
Gäste
Charlotte Wessels (Gesang Track 8)
Fabienne Erni (Gesang Track 6)
Tom S. Englund (Gesang Track 3)
Rusanda Panfili (Violine Track 4,5,6)
Titel
- Legends Never Die
- The Gates Of Time
- Misty Mountains
- Double Trouble – Lumos! (Hedwig’s Theme)
- First Light
- New Horizons
- The Wolven Storm (Priscilla’s Song)
- May It Be
- If I Had A Heart
- The Hanging Tree
- Jenny Of Oldstones