Die italienische Sleaze-/Hardrock Band Hell In The Club stellt ihr 6. Studioalbum vor. „F.U.B.A.R.“ fügt sich nahtlos ein, in die lange Liste ihrer erstklassigen Scheiben und begeistert mit einer Vielzahl eingängiger Hits. 8,5/10

Hell In The Club ist bereits seit etwa 15 Jahren, das Side- und Fun-Projekt von ein paar bekannten und erfahrenen Musikern aus der italienischen Metal-Szene. Die Band setzt sich dabei vorwiegend aus Musikern von Secret Sphere und Elvenking zusammen, die sich aber auch bei einigen anderen Gruppen ihre Anerkennung verdienen oder bereits verdient haben. Bis auf Drummer Mark (seit 2020), ist die Truppe schon seit 2009 in gleicher Besetzung am Start und besteht aus Sänger Dave, Gitarrist Picco und Bassist Andy. Auch wenn sich alle 4 Künstler ein gutes Stück weit weg von ihren üblichen musikalischen Pfaden bewegen, ist Hell In The Club dennoch ein ernsthaftes Unternehmen, mit echtem Band Charakter, das inzwischen mit 6 Studioalben und einer EP (“Kamikaze“/2022) zu überzeugen und auch zu begeistern weiß. Das italienische Quartett hat in all den Jahren so manchen Hit komponiert und auch die EP hat ein paar hochinteressante Songs zum Vorschein gebracht. Allen voran ein fantastisches Remake des Alice Cooper Klassikers „He’s Back (The Man Behind The Mask)“. Ein weiterer namhafter Künstler taucht bei den Hell In The Club Alben regelmäßig mit auf. Die Rede ist von Sänger/Gitarrist Marco Pastorino, bestens bekannt von Bands wie Temperance, Fallen Sanctuary, Wonders, Flames Of Heaven, Virtual Symmetry und seit Kurzem, auch als festes Mitglied, bei der österreichischen Symphonic Metal Band Serenity. Der viel beschäftigte Italiener sorgt mit seinen kraftvollen Backings, für noch mehr Vocal-Power und gibt der Sache durch sein Mitwirken, auch einen noch größeren Rahmen. Wie schon erwähnt, bewegen sich die Musiker von Hell In The Club, stilistisch, ein bisschen auf Abwegen und auf einem ganz anderen Terrain, als mit ihren schwermetallischen Stammbands. Die Spanne reicht hier von traditionellem Hardrock, über Sleaze Rock, bis hin zu ein wenig Glam und Melodic Rock. Bands wie Mötley Crüe, Crashdiet, Black Rain, Hardcore Superstars, Ratt oder Cinderella, kann man als Anhaltspunkte nennen. Natürlich kommt hier und da, auch mal ein bisschen der Metal durch. Speziell den einen oder anderen epischen Refrain, könnte man sich durchaus auch im Kontext eines Melodic Metal Songs vorstellen. All dies ist verpackt in einen recht modernen Sound. Dafür hat Simone Mularoni (DGM) Sorge getragen und sich vom Aufnahmeprozess, bis hin zu Mix und Master, um alle wesentlichen Teile der Produktion gekümmert. Wie auch schon in den vergangenen Jahren, ist auch „F.U.B.A.R.“ über Frontiers Records erschienen. Der Spaß hält den geneigten Zuhörer eine knappe dreiviertel Stunde in Atem. Über einige meiner Top-Favoriten, möchte ich euch in der Folge noch ein bisschen was erzählen.

Den möglicherweise größten Hit, den Hell In The Club in ihrer Bandgeschichte bislang komponiert haben, finden wir gleich zu Beginn des neuen Albums. Der Kracher trägt den Titel „Sidonie“ und hat auch schon ein Video verpasst bekommen. Das Stück ist eine echte Sleaze Rock Hymne mit extrem hohem Suchtpotenzial. Speziell der Refrain fräst sich tief in die Gehörgänge und ist nur schwer wieder los zu werden. Dave zeigt sich dabei stimmlich von seiner allerbesten Seite, immer wieder unterstützt, von Marco Pastorino’s starken Backings. Die Nummer ist aber auch gleichermaßen von Picco’s druckvollen Riffs und einer wirklich brillant gespielten Lead-Gitarre geprägt. Da erkennt man schon die langjährige Erfahrung als Metal Gitarrist. All dies wird getragen, von einer sehr kraftvoll agierenden Rhythmus-Fraktion, um Andy und Mark. Wer seine musikalischen Wurzeln bei den einschlägigen Genre Größen der 80er Jahre sieht, wird diesen Song lieben! „The Arrival“ schallt mit sehr viel Groove aus den Boxen und ist insgesamt ein gutes Stück wuchtiger, als der Opener. Der Chorus wirkt erhaben und fügt sich hervorragend in eine energiegeladene Vocalline ein. „Total Disaster“ kommt mit einer guten Portion Rock ’n‘ Roll daher, hat aber durchaus auch ein paar punkige Nuancen im Angebot. Die Nummer ist recht flott unterwegs, mit starken Riffs und teils dominanten Bass-Passagen, speziell zu den Versen. Ein echter Knaller für die Bühne, mit stimmungsvoller Ausstrahlung. „The Best Way Of Life“ zähle ich auch zu meinen absoluten Lieblingsstücken des Albums. Stilistisch erinnert mich der Song an die Anfangsjahre von Bonfire, zu den „Don’t Touch The Light“-Zeiten. Das Stück begeistert mit einem sehr typischen Gitarren-Sound der frühen 80er und wird angetrieben von druckvoll gespielten Drums. Der Riff-Rocker versprüht einen super Groove und der mega Refrain, lädt gleich schon beim ersten Durchlauf zum Mitsingen ein. Besonders stark ist die Power-Bridge (instrumental + Vox), vor dem genialen Gitarren-Solo. „Sleepless“ ist nicht weniger, als eine lupenreine Sleaze Rock Granate, die erneut mit fantastischer Gitarren-Arbeit und einer satten Ladung Rock ’n‘ Roll ums Eck kommt. Zum Chorus öffnet sich das Lied richtig gut und glänzt durchaus auch, mit großem Facettenreichtum. „The End Of All“ stellt einmal mehr die Riffs von Picco in den Mittelpunkt und wandelt vor allem in der Anfangsphase, auf den Spuren von Mötley Crüe. Umso cooler ist dann aber auch der Stil-Mix, der sich mit dem Refrain zeigt, der ohne weiteres auch zu einem Melodic Metal Song passen würde, wenn man ihn ein kleines bisschen anders arrangiert und abmischt. Entsprechend erhaben und episch ist die Wirkung. Mit einem etwas ruhigeren Part in der Mitte, wird neue Spannung aufgebaut und eine etwas düstere Stimmung macht sich breit. Zum Ausklang begeistert Picco dann noch mit einem echten Van Halen-Gedächtnis-Riff. Sehr cool! „Undertaker“ ist zwischen Sleaze und Blues Rock zu Hause. Der Weg zu Cinderella oder Britny Fox ist somit nicht allzu weit. Das Tempo ist hoch, dafür sorgen Andy und Mark, in dem sie das Stück gut antreiben. Dave begeistert mit charismatischen Vocals. Auch die 80er-typischen Backing-Shouts wurden geschickt mit eingebaut und komplettieren den starken Gesamteindruck. „Tainted Sky“ ist ein schöner, mitreißender Gute-Laune-Rocker, mit toller Melodieführung, großartigem Spannungsbogen und einem hohen Maß an Vielseitigkeit. Schön rhythmisch gehalten, damit die Füße auch stets in Bewegung bleiben. Obendrauf gibt es noch einen hymnischen Chorus, der das Prädikat „sensationell“ verdient. Zum Ausklang gibt es mit „Embrace The Sacrifice“ einen etwas experimentelleren Song, der mit Orgel-Klängen und ein bisschen 70er-Jahre Groove rüber kommt. Auf der anderen Seite kommt aber auch die Moderne mit durch, was mich dann wieder zu den jüngeren Veröffentlichungen von Alice Cooper bringt, der einen ähnlichen Spagat mit seiner Musik schafft. Ein sehr unterhaltsames und abwechslungsreiches Album-Finale.

Die Musiker von Hell In The Club fühlen sich auch im Sleaze- und Hardrock Genre sehr wohl und offenbaren auch abseits ihrer üblichen, schwermetallisch agierenden Bands, großes Talent. Die 6 hochklassigen Alben und eine 5-Track-EP sind dafür der beste Beweis. Man hört es der Musik zu jeder Sekunde an, wie viel Spaß die Italiener haben, dennoch fehlt auch eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht! „F.U.B.A.R.“ ist möglicherweise ihr bislang stärkstes und komplettestes Werk, das man sicher zu den besten Genre Veröffentlichungen des Jahres zählen darf. Herzlichen Glückwunsch an Hell In The Club, zu einem weiteren, großartigen und sehr unterhaltsamen Album!

Band

Davide „Dave“ Moras (Gesang)
Andrea „Picco“ Piccardi (Gitarre)
Andrea „Andy“ Buratto (Bass)
Marco „Mark“ Lazzarini (Schlagzeug)

Titel

  1. Sidonie
  2. The Arrival
  3. Total Disaster
  4. The Kid
  5. Best Way Of Life
  6. Cimitero Vivente
  7. Sleepless
  8. The End Of All
  9. Undertaker
  10. Tainted Sky
  11. Embrace The Sacrifice
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