Die Power Metal Warrior Frozen Crown, folgen dem Ruf in den hohen Norden. Das neue Meisterstück „Call Of The North“ verbindet die traditionelle, italienische, gitarrenorientierte Kunst des Heavy Metal, mit nordischen Mythen, epischen Helden-Geschichten und entsprechenden Klangmustern, die auch für viele stimmungsvolle Akzente sorgen. 9/10

Es ist noch gar nicht lange her, da kannten Frozen Crown nur Genre Insider. Mittlerweile ist der Bekanntheitsgrad aber deutlich angewachsen. Diese Review zu „Call Of The North“ ist inzwischen meine vierte, über ein Frozen Crown Album und ebenso viele, haben die kreativen und sehr fleißigen Italiener seit 2018 veröffentlicht. Von Release zu Release gab es klar erkennbare Fortschritte und eine sehr gute Entwicklung in allen Bereichen. Spätestens seit dem letzten Album „Winterbane“, das auch personell für Frozen Crown einige Veränderungen brachte, sind sie eine feste und etablierte Größe in der melodischen Power Metal Szene. Angeführt wird die italienische Truppe von Federico Mondelli. Der vielseitig begabte Musiker, ist Songwriter, Gitarrist und Keyboarder, kümmert sich aber auch um die Arrangements. Ganz nebenbei, tritt er bei „Call Of The North“ verstärkt auch als Sänger auf und gibt an einigen Stellen, einen tollen Partner für Giada „Jade“ Etro ab, die von Beginn an, das stimmliche Aushängeschild von Frozen Crown ist. Federico Mondelli ist zusätzlich auch noch aktiv bei Volturian, an der Seite von Federica Lanna, hierbei mit etwas moderneren, teils poppigeren Klängen. Und bei Nocturna, zusammen mit den Shooting-Stars Grace Darkling und Rehn Stillnight. Hier mit deutlicher Schlagseite in Richtung Symphonic Metal. Ihr seht also, Federico Mondelli hat einen weitgefächerten, musikalischen Horizont. Desweiteren ist der hochbegabte Künstler auch ein kreativer Cover-Art Designer. Er entwirft für all seine Alben auch das Artwork, was speziell für „Call Of The North“, ganz ausgezeichnet gelungen ist. Ein beeindruckendes Kunstwerk, wie ich finde. Dasselbe kann man allerdings auch über die Musik sagen. Federico Mondelli hat wirklich ein herausragendes Album komponiert, das in vielerlei Hinsicht, als das bislang stärkste Frozen Crown Werk zu sehen ist. Neben den ausdrucksstarken Lyrics und den hervorragend dazu passenden, sehr stimmungsvollen Arrangements, ist es in erster Linie die phänomenale Gitarrenarbeit, die hier immer wieder im Vordergrund steht. Ich lehne mich mal so weit aus dem Fenster und behaupte, dass Federico Mondelli zu den stärksten Metal Gitarristen der jüngeren Musikgeschichte gehört. Ihm zur Seite an der Gitarre, steht Jungstar Fabiola „Sheena“ Bellomo, die sich seit dem „Winterbane“ Album, als zweite Gitarristin ganz ausgezeichnet etabliert hat. Wenngleich sie fürs aktuelle Album im Studio, nur ein paar Soli selbst ein gespielt hat. Ein weiterer Pluspunkt ist die enorme Power die hinter den einzelnen Stücken steht. Daran ist natürlich die Rhythmus-Abteilung maßgeblich mit beteiligt. An den Drums hören wir Niso Tomasini und am Bass Francesco „Ikki“ Zof, beide auch mit ihrem zweiten Album-Einsatz bei Frozen Crown. Giada „Jade“ Etro habe ich ja bereits kurz erwähnt. Sie ist die unangefochtene Frontlady, die von Album zu Album, immer stärker und vielseitiger wird. Mit ihrem unverwechselbaren Gesang, führt sie die fünfköpfige italienische Reisegesellschaft, souverän und sehr versiert, durch die spannenden und mystischen Abenteuergeschichten, im hohen Norden. Ich muss dazu aber eines sagen, nordische Klangmuster und entsprechend erzeugte Grundstimmungen, werden nur als Akzente verwendet und sind nicht die Basis. Diese bildet bei allen Stücken, wie gewohnt, ein sehr facettenreich komponierter Power Metal, stets mit einem Auge auf eine gute und eingängige Melodieführung. Alle 10 Songs sind sehr abwechslungsreich gestaltet, viele Tempowechsel sorgen für Spannung und Highlights. Die Vocallines gehen sehr gut ins Ohr, manche Refrains sind nur schwer wieder raus zu bekommen. Damit all dies auch fein abgestimmt ist und in einem perfekten Klang erscheint, haben sich Frozen Crown, wie gewohnt, auf die Arbeit von Andrea Fusini verlassen, der auf ganzer Linie zu überzeugen weiß. Eine ganz brillante Produktion, inklusive Mix und Master. Auch ihrem Label sind die Italiener treu geblieben und so ist „Call Of The North“ wieder über Scarlet Records erschienen.

Den Anfang macht das sechseinhalb minütige Titel-Stück „Call Of The North“, bei dem Frozen Crown gleich alle Register ihres Könnens ziehen. Nach stimmungsvollem Intro, geführt von Federico Mondelli‘s filigran gespielter Lead-Gitarre, gibt es die volle Power Metal Packung. Niso Tomasini haut in die Felle, als gäbe es kein morgen, auch bei Tieftöner Franceso Zof glühen schnell die Finger. Giada Etro zeigt sich sehr kraftvoll und vielseitig, bei diesem epischen Opener, der facettenreicher kaum hätte ausfallen können. Fabiola Bellomo glänzt für einen zusätzlichen Highlight-Moment, mit einem brillanten Gitarren-Solo. Die wunderbaren, nordisch anmutenden Arrangements, sorgen für eine authentische Stimmung. Eine Power-Metal-Hymne der Extraklasse, der perfekte Einsteiger auch für die Bühne und ein wunderbares Video gibt es ebenfalls. Auch bei „Fire In The Sky“ ist Federico’s Lead Gitarre und seine vielen starken Riffs, die Grundessenz. Die Vocals schweben ein wenig über der rasanten instrumentalen Wand und erheben sich dann zu einem majestätischen Chorus. Federico Mondelli gesellt sich als zweite Stimme an die Seite von Giada Etro, was für viel Volumen, Energie und Ausdruck sorgt. Auch hier zeigt Nachwuchsstar Fabiola Bellomo mit genialem Solo, was für eine herausragende Saitenvirtuosin sie in so jungen Jahren bereits ist. „Live“ wird sie selbstverständlich eine umfangreichere Rolle spielen. „Black Heart“ ist eine rifflastige Nummer, ziemlich wuchtig, mit viel Raum auch für Niso Tomasini und Francesco Zof, um sich auszutoben. Das gesamte Klangerlebnis ist sehr opulent, woran auch die Chöre großen Anteil haben. Der absolute Höhepunkt ist allerdings der Refrain, bei dem Federico Mondelli eine tragende Rolle einnimmt und eine wirklich epische Passage singt. Das ist ein echter Gänsehaut-Moment. Natürlich gibt es zu dieser starken und sehr abwechslungsreichen Nummer auch ein tolles Video. Gleiches gilt ebenfalls für das nachfolgende „Victorious“, das mit viel nordischer Stimmung, im balladesken Gewand startet. Es werden durchaus ein paar Erinnerungen an den legendären „Bard Song“ von Blind Guardian geweckt. Mit der Ruhe und Stille ist es dann aber recht schnell vorbei. Ein kraftvoller Übergang, mit satter Power von Gitarren und Schlagzeug folgt und mit hohem Tempo geht es dann auch weiter. Die nordischen Klangmuster, auch in der Vocalline, bleiben aber durchaus erhalten. Giada Etro begeistert mit einer ganz fantastischen Vorstellung. Auch ansonsten ist die kompositorische Leistung hier besonders hervorzuheben. Ein unheimlich vielseitiges Lied, mit tollem Songaufbau. „In A Moment“ wartet mit viel instrumentalem Volumen auf. Die Power reißt einen förmlich aus den Schuhen. Das Stück geht kompromisslos voran und zeigt Federico Mondelli neben brillantem Gitarren-Spiel und starker Arbeit mit den Arrangements, auch immer wieder als Lead-Sänger neben Giada Etro. Ein starkes Gesangs-Duo, mit beeindruckender Harmonie. Fabiola Bellomo liefert das Gitarren-Solo und untermauert ihre Fähigkeiten als Saitenhexerin, in eindrucksvoller Manier. Der Meister höchst selbst, begeistert mit großem Talent und Spielfreude, mit sensationell gespielter Lead-Gitarre, gleich zu Beginn von „Legion“. Backing-Chöre verleihen dem Song eine schöne, erhabene Stimmung. Es wird hervorragend mit dem Tempo gearbeitet, viele Steigerungen aber auch mal kurze, ruhigere Passagen, im Besonderen vorm Chorus, der dadurch noch viel kraftvoller und intensiver wirkt. Kommen wir nun zu meinem persönlichen Top-Favoriten. „Until The End“ war vom ersten Durchlauf an, mein erklärtes Lieblingslied. Giada Etro startet quasi a cappella, nur von ein paar dezenten Arrangements begleitet. Wundervolle, recht launige Melodieführung, durchaus mit ein wenig Dramatik nuanciert. Es setzen als bald die Instrumente ein, führen die tolle Grundstimmung aber uneingeschränkt fort. Das Stück treibt gut voran und spätestens wenn wieder der Refrain an der Reihe ist, wird jedem klar, das ist eine Hymne für die Ewigkeit und ganz nebenbei auch noch ein mega Ohrwurm. Die eher getragen Vocals zu den Strophen, stehen im guten Kontrast zu der sehr rasanten Instrumentierung. Herausragend inszeniert! „Now Or Never“ stellt einmal mehr, die filigrane Gitarren-Arbeit von Federico Mondelli ins Rampenlicht. Das ist genau das, was ich oben schon meinte, dass er einer der begnadetsten Metal-Gitarristen der heutigen Zeit ist. Fantastisch, was der Italiener hier wieder zeigt. Der Song ist eine echte Highspeed-Power-Metal-Granate, die alles mitbringt, um den geneigten Fan vom Hocker zu reißen. Ein echter Killer für die Bühne und ein wahrlicher Nackenbrecher, für alle Freunde des gediegenen Headbangens. Da ist es dann doch ganz gut, dass man wenigstens zu Beginn von „One For All“, ein wenig durchatmen kann. Es gibt wieder ein paar nordische Klangelemente, dazu akustische Gitarre und eine Giada Etro, die mit sehr sanfter Stimme agiert. Die Spannung steigt aber stetig, der Song baut sich langsam auf und erreicht zum Chorus epische Größe. Auch kommt die volle instrumentale Power dazu und liefert ein gewaltiges Klangvolumen. Rifflastig geht es weiter, generell aber eher rhythmisch, als schnell. Sehr stark ist auch der Mittelteil gelungen, mit fetten Chören, die fast schon ein bisschen sakral wirken. Mit viel Energie geht es dann dem Ende entgegen. Da sind wir dann auch tatsächlich schon angekommen. „Far Away“ bildet den Schlusspunkt dieses spannenden und sehr unterhaltsamen Ausflugs in den hohen Norden. Es gibt ein wenig traditionelle Heavy Metal Kunst der 80er zu hören, geprägt von den herausragenden Riffs von Federico Mondelli. Das musikalische Kraftpaket offenbart so manchen Tempowechsel, immer gut ein- und übergeleitet von der Rhythmus-Fraktion, um Niso Tomasini und Francesco Zof. Überhaupt ist die Instrumentierung beim letzten Stück, noch einmal sehr facettenreich dargeboten. Gleiches gilt auch für die herausragende Performance von Giada Etro, die sich immer mehr, zu einer der stärksten Sängerinnen des Genres entwickelt!

Frozen Crown untermauern mit „Call Of The North“ ihr Standing im Power Metal Zirkus in eindrucksvoller Weise. Das neue Meisterstück weiß in allen Facetten zu überzeugen und verdient sich meinen Respekt und die herzlichsten Glückwünsche! Die Italiener haben mit ihrem 4. Album gezeigt, dass sie sich vor keiner Genre Größe verstecken müssen. Ganz im Gegenteil, die jugendliche Frische und Verspieltheit von Frozen Crown, dürfte so manch alt gedienten Musiker, durchaus ein wenig inspirieren. Wer sich von der „Live“-Tauglichkeit überzeugen will, dem sei die anstehende Europa-Tour ans Herz gelegt, wo sie als Support ihrer Landsleute von Nanowar Of Steel zu sehen sein werden.

Band

Giada „Jade“ Etro (Gesang)
Federico Mondelli (Gitarre, Keyboard, Arrangements, Gesang)
Fabiola „Sheena“ Bellomo (Gitarre)
Francesco „Ikki“ Zof (Bass)
Niso Tomasini (Schlagzeug)

Titel

  1. Call Of The North
  2. Fire In The Sky
  3. Black Heart
  4. Victorious
  5. In A Moment
  6. Legion
  7. Until The End
  8. Now Or Never
  9. One For All
  10. Far Away
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