Nun ist es endlich da, das lang ersehnte Debüt von Cobra Spell! Die in den Niederlanden basierte, international besetzte All-Girl Sleaze Rock/Hardrock Band, hat ihren ersten Langspieler auf den Namen „666“ getauft. Und ich kann euch versprechen, er ist teuflisch gut und kochend heiß! 9,5/10

Cobra Spell wurden 2019 gegründet, von der ehemaligen Burning Witches und Crypta Gitarristin Sonia Anubis. Die junge, aufstrebende Saitenhexerin hatte sich zum Ziel gesetzt, eine Band ins Leben zu rufen, die der großen, musikalischen Ära der 80er Jahre alle Ehre macht. Sleaze Rock, Hardrock, Glam Rock aber auch eine gute Portion Metal sollten die Basis bilden. Zunächst waren Cobra Spell geschlechtlich gemischt besetzt. Es entstanden 2020 die 4-Track Debüt EP „Love Venom“ und 2022 folgte, ebenfalls mit 4 super Songs bestückt, die zweite EP „Anthems Of The Night“. Eine der Anfangsschwierigkeiten waren bandinterne Unstimmigkeiten, die mehrere Besetzungswechsel zur Folge hatten. Vielleicht war es hier und da auch mal die Chemie, die nicht passte. Nach der Veröffentlichung der letztjährigen EP führte dies dann dazu, dass Sonia Anubis sich entschieden hat, ihre Band nur noch mit weiblichem Personal zu besetzen. Mittlerweile scheint auch Stabilität eingekehrt zu sein. Cobra Spell haben ihren Weg gefunden und wie man hört, sind sie schon eine eingeschworene Truppe. Das musikalische Konzept und die außergewöhnlich hohe Qualität der Songs haben dann auch das österreichische Label Napalm Records überzeugt und man hat der momentan vielleicht eindrucksvollsten, ambitioniertesten und vermutlich auch heißesten All-Girl Band unseres Planeten, einen Plattenvertrag gegeben. Die selbstbewussten, hochemanzipierten Damen geizen nicht mit Klischees. Knappe, mit Ketten und Nieten besetzte Lack und Lederklamotten, gehören zur Standardgarderobe, was aber auch für ein hohes Maß an Authentizität sorgt. Klar, das ist Rock ’n‘ Roll Lifestyle, wie er in der heutigen Zeit, leider viel zu selten gelebt wird. Noch weniger geizen sie mit ihren musikalischen Fähigkeiten. Die 5 jungen Ladies agieren allesamt auf höchstem, spielerischem Niveau und sorgen gemeinsam für eine absolut hochklassige Umsetzung der einzelnen Kompositionen. Federführend beim Songwriting war natürlich Gründerin Sonia Anubis. Trotz ihren gerade mal 25 Jahren, darf man sie zu den aller stärksten Gitarristinnen im Hard & Heavy Genre zählen. Sie reiht sich damit nahtlos ein, zwischen Hochkaräter, wie Nita Strauss (Alice Cooper) oder auch Sophie Lloyd. Nun ist es aber an der Zeit euch die Mitstreiterinnen von Sonia Anubis vorzustellen. Am Mikro hören wir die charismatisch und kraftvoll agierende Kristina Vega, die im vergangen Jahr bereits mit der Single „Flaming Heart“ vorgestellt wurde. Gleiches gilt für Noelle dos Anjos an der zweiten Gitarre, die mit etlichen glanzvollen Vorstellungen überzeugt. Für die kraftvollen und ausdrucksstarken Rhythmen sorgen Schlagzeugerin Hale Naphtha und Bassistin Roxy Herrera. Keys und Synths stammen aus der Hand von Sonia Anubis, die dafür nicht nur einen großen Faible hat, sondern auch darin, ein großes Talent besitzt. Musikalisch setzen Cobra Spell den Weg fort, den sie mit den beiden EP’s eingeschlagen haben, dies jedoch mit noch mehr Klasse und mit noch deutlich mehr, höchst authentischen 80er Vibes. Die Soundmixtur ist grandios gelungen. Es ist wohl für fast jeden Fan dieser legendären Ära der Musikgeschichte etwas dabei. Die erkennbaren Einflüsse reichen von Bands wie u.a. Mötley Crüe, Poison, Whitesnake, Ratt, Alice Cooper oder Joan Jett, bis hin zu den 80er Werken von Pretty Maids, Ozzy Osbourne, W.A.S.P. und sogar Iron Maiden, bei den etwas härteren Stücken. Somit ist das Album sehr vielseitig und abwechslungsreich geworden. Dennoch liegen den meisten Songs ein toller Groove und eine gute Portion Rock ’n‘ Roll zugrunde, was fast alle Stücke eint. Ebenso wie die oft 80er Jahre typischen Lyrics, die mit viel Charme, Emotionalität und Ausdruck dargeboten werden. Auffällig ist, dass Sonia Anubis sich und ihren Band-Kolleginnen sehr viel Raum gegeben hat, um auch die jeweiligen instrumentalen Stärken ausgiebig zu präsentieren. Es gibt viele, wirklich grandios gespielte Solo-Passagen, die sich aber allesamt hervorragend in das kraftvolle Gesamtpaket einfügen. Ihr extrem großes Energie-Potenzial haben Cobra Spell in den vergangen Jahren ja auch bereits „Live“, mehrfach unter Beweis gestellt. Die 12 Titel ihres knapp 50 Minuten langen Debüts, transportieren genau diese Energie, die man von ihren Bühnen-Shows kennt, in absoluter Perfektion, heraus aus dem Studio, direkt rüber zum Zuhörer. Und außerdem liefert „666“ auch ein ganze Menge neues Futter für künftige Konzerte.

Der Titel-Track „666“ ist ein instrumentales Intro, im musikalischen Fahrwasser von „The Final Countdown“, bei dem Sonia Anubis ihre Vorliebe für Keys und Synths offenbart. Es geht direkt weiter mit dem prägenden Song „S.E.X.“, der ja schon vor einigen Wochen als erste Single, nebst ansprechendem Video veröffentlicht wurde. Ein rasanter Sleaze Rock Kracher, der kein Klischee auslässt. Die kraftvollen Rhythmen von Drummerin Hale Naphtha und Tieftönerin Roxy Herrera treiben das Stück an. Saitenhexerin Noelle dos Anjos glänzt an der Seite von Sonia Anubis mit starken, rotzigen Riffs und einem tollen Solo. Kristina Vega sorgt mit kraftvollen Vocals für die Highlights, immer wieder im Duell mit den starken Backings ihrer Kolleginnen. „Satan Is A Woman“ besticht an vorderster Stelle mit der brillanten Gitarrenarbeit von Sonia Anubis und Noelle dos Anjos. Der Songaufbau ist zunächst eher verhalten, es gibt aber eine tolle Steigerung hin zum Chorus. Das Stück wirkt etwas schwer und auch ein wenig düster. Hier und da kommen ein paar bluesige Töne zum Vorschein. Instrumental, sind hier mitunter, auch Einflüsse von Whitesnake und frühen Gotthard erkennbar. „Hotline 666“ ist ein recht spaßiges, kurzes Intermezzo, mit dem eingeladen wird, sich der „Bad Girl Crew“ anzuschließen. Genau mit diesem Song geht es dann auch weiter. Zur Einleitung gibt es, auch 80er typisch, ein paar „spoken words“, die den „dirty rock ’n‘ roll“-Charakter des Stückes großartig unterstützen. Überhaupt spielen hier, neben den starken Riffs und kraftvollen Rhythmen, die Lyrics eine wesentliche Rolle. Kristina Vega zelebriert das in Perfektion und der häufige Dialog mit den Backing Vocals, hebt den Unterhaltungswert noch zusätzlich. „The Devil Inside Of Me“ war unlängst die 2. Single, verbunden mit einem sehr spaßigen Video. Die Nummer ist ziemlich flott und hat eine ordentliche Portion 80er Metal mit im Gepäck. Aber, das Stück schreibt auch ein bisschen die Musikgeschichte neu! Nun haben wir über 40 Jahre lang gehört und gelernt, es heißt „…666 the number of the beast…“ und haben dies hunderte oder tausende Male auf den Konzerten gesungen. Ab sofort müssen wir uns etwas Neues merken! Es heißt jetzt nämlich „…666 yeah, you said the devil’s inside of me“…! Also, prägt euch das bis zum nächsten Cobra Spell Konzert gut ein! Da wird das garantiert abgefragt! Angetrieben wird dieser rasante Album-Höhepunkt von einer schneidenden Lead-Gitarre und fetten Riffs, die im Zusammenspiel mit der Rhythmus-Abteilung um Roxy Herrera und Hale Naphtha, auch so manchen Steigerungslauf zu bieten haben. Unglaublich wie viel Energie diese Nummer besitzt. Das reißt einen förmlich aus dem Sitz. Dazu kommen tolle Melodiebögen, die sich auch langfristig im Ohr festsetzen. Nach so viel Action und Aufregung, dürfen wir nun zweimal durch schnaufen. Zunächst kommt die wunderbare Ballade „Fly Away“. Die Basis bildet ein schönes Grundthema, garniert mit wundervollen Gitarren-Melodien. Kristina Vega zeigt sich emotional und stimmlich sehr gefühlvoll aber durchaus auch ausdrucksstark. Das wirkt mitunter fast träumerisch aber auch ein bisschen melancholisch. Auch hier kommen wieder die Backings oft zum Tragen und geben gesanglich, viel Volumen und Facettenreichtum. Den Abschluss bildet hier ein ausgedehnter, verspielter Instrumental-Part, bei dem sich vor allem Sonia Anubis und Noelle dos Anjos in all ihrer Stärke zeigen können. Auch das nun folgende „Love = Love“ ist in etwas ruhigeren Gewässern zu Hause, jedoch nicht als Ballade. Viel mehr erleben wir hier eine tolle Basis aus 80er AOR, mit einer sukzessiven Steigerung und Intensivierung im Verlauf des Songs. Toller Aufbau und großartiger Spannungsbogen. Der Refrain ist quasi für die Bühne geschrieben und kommt im mehrstimmigen Gang-Vocal Modus daher. Als zusätzliches Highlight, das hier auch ganz hervorragend mit rein passt, gibt es ein feines Saxophone-Solo zu hören, das in der zweiten Hälfte des Songs für Spaß und Auflockerung sorgt. Genug ausgeruht, jetzt geht es wieder mit aller Kraft weiter. „Love Crime“ ist ein energetischer Headbanger, mit einem guten Metal Anteil im Sound. Mit druckvollem Schlagzeug, fetten Bass-Läufen und toller Gitarren-Arbeit, reißt der Song super mit und geht richtig gut ins Ohr. Stilistisch sehe ich hier ein paar Parallelen zu den ersten beiden Pretty Maids Alben, was in jeder Hinsicht als großes Lob und Gütesiegel zu verstehen ist. Alles was wir bis jetzt durch haben, macht „666“ zu einem tollen und absolut bemerkenswerten Debüt-Album. Die noch folgenden, letzten 3 Stücke, machen aus „666“ aber nun ein überragendes Genre-Highlight, ein wirklich sensationelles Debüt! Schnallt euch an! „Warrior From Hell“ macht den Auftakt zum dreiteiligen Monster-Hit Endspurt. Die Nummer gibt es noch vor dem Album-Release als Single, inklusive bewegtem Bildmaterial zu erleben. Sonia Anubis und Noelle dos Anjos begeistern mit schweren Riffs und brillant gespielten Soli und Lead-Gitarren Sequenzen. Die Power Rhythmen von Roxy Herrera und Hale Naphtha sorgen für einen druckvollen Background. Die Nummer kommt mit einem schönen Groove rüber. Trotz der härteren Auslegung, hat Sonia Anubis es sich nicht nehmen lassen, hier wieder ein paar Keys/Synths mit rein zu schmuggeln, die sich ausgezeichnet ins Klangbild einfügen. Die immer wieder mehrstimmigen Vocals kommen mit viel Kraft aus den Boxen und speziell der Refrain, hat definitiv Ohrwurm-Potenzial. Ein perfekter „Live“-Track, der garantiert von den Fans ein ums andere Mal abgefeiert werden wird. Als zusätzlichen, kleinen Spaß-Moment, haben die Ladies mit der Textzeile „…I’m a rock ’n‘ roll rebel…“ auch noch den großen Ozzy Osbourne zitiert. Nun kommen wir zu meinem persönlichen Top-Favoriten auf „666“! Wer mich kennt weiß, dass ich einen großen Faible für den 80er Glam Rock habe und genau das liefert „You’re A Cheater“ in all seinen schillernden Farben. Ein echter Stimmungsknaller, sehr unterhaltsam dargeboten, auch immer wieder mit verbalen Interaktionen zwischen Musikerinnen. Eine überragende Glam Rock Hymne wie sie Poison, Tuff oder Warrant nicht hätten besser machen können. Kristina Vega überzeugt hier nicht nur mit ihrer großartigen, charismatischen Stimme, sie zeigt auch, was sie für Entertainer Talente hat. Dies wird bei dieser Nummer natürlich „Live“ noch wesentlich besser zum Vorschein kommen. Hört euch nur an, wie sie Sonia Anubis und Noelle dos Anjos zu ihren grandiosen Gitarren-Soli animiert. Das wirkt richtig lebendig, fast mit ein bisschen „Live“-Charakter und so unglaublich 80er typisch. Ach ja, der Song hat ein Suchtpotenzial hoch zehn, speziell der Refrain, könnte nicht eingängiger sein! „High On Love“ ist dann das krachende Finale dieses fantastischen Albums. Die Nummer ist auch sehr tief in der Hairmetal Zeit verankert, jedoch mit etwas mehr Sleaze Rock Anteil und mehr Groove, wie das vorherige Stück. Vielleicht eher in der ersten Hälfte des goldenen Musik-Jahrzehnts verwurzelt. Geprägt wird das Lied einmal mehr, von der facettenreichen Gitarrenarbeit von Noelle dos Anjos und Sonia Anubis. Auch Bassistin Roxy Herrera und Schlagzeugerin Hale Nephtha können bei dieser Granate eines Rock-Hits, nochmal all ihr Können zeigen. Kristina Vega liefert bei einer genialen Vocalline und einem großartigen Chorus, eine ihrer stärksten Leistungen ab und erinnert bei ein paar Stellen, sogar fast ein bisschen an die legendäre Joan Jett. Und so geht dann ein Meisterwerk zu Ende, über das man noch lange Sprechen wird!

„666“ macht einfach nur riesigen Spaß! Man könnte als Motto für dieses Album die Rolling Stones zitieren, „…it’s only rock ’n‘ roll but I like it…“! Damit ist eigentlich alles gesagt. Die Musikerinnen von Cobra Spell zelebrieren den Sleaze Rock und Metal der 80er Jahre, wie nur wenige andere es heutzutage tun. Die Ladies machen dies mit viel Spaß, unglaublich großer Spielfreude und wirken dabei absolut authentisch. Klischees, ja! Parodie, nein! Spaß, ja! Klamauk, nein! Die musikalische Qualität steht zu jeder Zeit an erster Stelle! Nach den beiden starken EP’s, ist „666“ nun der nächste gewaltige Schritt für Cobra Spell, denen man ohne weiteres, eine große Karriere im Hardrock Genre prophezeien kann. Herzlichen Glückwunsch zu einem wahren Meisterwerk, auf das hoffentlich noch viele folgen mögen. Und nun wird es langsam wirklich höllisch heiß! „666“ wird am 01.12.2023 veröffentlicht!

Band

Kristina Vega (Gesang)
Sonia Anubis (Gitarre, Keys/Synths)
Noelle dos Anjos (Gitarre)
Roxana „Roxy“ Herrera (Bass)
Hale Naphtha (Schlagzeug)

Titel

  1. 666
  2. S.E.X.
  3. Satan Is A Woman
  4. Hotline 666
  5. Bad Girl Crew
  6. The Devil Inside Of Me
  7. Fly Away
  8. Love = Love
  9. Love Crime
  10. Warrior From Hell
  11. You’re A Cheater
  12. High On Love
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