„Emerge“ ist der ausdrucksstarke und einprägsame Titel, der mittlerweile 3. Scheibe von Chaos Magic. Die in Chile basierte Band hat sich über die Jahre toll entwickelt. Die Vielseitigkeit ist von Album zu Album gestiegen und so können wir uns über ein sehr abwechslungsreiches, modernes Melodic Metal Meisterwerk freuen, das auch immer wieder sinfonische und progressive Akzente zu setzen weiß. 9/10

Chaos Magic wurde von der wundervollen, charismatischen Sängerin Caterina Nix gegründet. Entdeckt wurde die großartige Künstlerin einst von Timo Tolkki, dem früheren Stratovarius Mastermind. Dieser hatte ihr auch das selbstbetitelte, sehr erfolgreiche, 2015 veröffentlichte Debüt, auf den Leib geschrieben. Bereits aber für das 2019 erschienene Zweitwerk „Furyborn“, hat sich Caterina Nix mit ihrem chilenischen Landsmann Nasson zusammen getan, einem sehr vielseitig begabten Musiker, Songwriter und Produzenten, der übrigens vor wenigen Monaten ein herausragendes Solo-Album („Scars“) veröffentlicht hat! Gemeinsam haben nun Caterina Nix und Nasson akribisch am 3. Album von Chaos Magic gearbeitet und ein sehr emotionales, ausdrucksstarkes und facettenreiches neues Werk erschaffen. Die Einflüsse sind wirklich sehr umfangreich und liefern Elemente aus fast allen Genres der Rock- und Metal-Musik. Die Basis ist aber ein kraftvoller moderner Melodic Metal, bei dem die beiden chilenischen Künstler großen Wert auf tolle Vocallines aber auch druckvolle Bass- und Gitarren-Parts gelegt haben. Obendrauf gibt es hier und da, wunderbare orchestrale Arrangements zu hören und filigrane Keyboard-Sequenzen. Viele Aufgaben haben Caterina Nix und Nasson selbst übernommen, dennoch sind auf „Emerge“ natürlich auch noch weitere Musiker zu hören. Die Gitarren hat Mario Torres übernommen, die satten Drums hat, wie schon auf „Furyborn“, Carlos Hernández Miranda beigetragen. Als Gast für ein paar Keys und Piano-Parts auch wieder mit an Bord, Vivaldi Metal Project Superstar Mistheria. Für ein fantastisches Duett („Garden Of Winter“), konnte die wunderbare Elina Siirala gewonnen werden, die ihr ja sicher alle bestens, von Leaves‘ Eyes und Angel Nation kennt. Mix und Master für „Emerge“ hat Erick Martinez übernommen und dabei eine herausragende Leistung gezeigt. Das tolle Cover-Artwork stammt aus der erfahrenen und kreativen Hand von Künstler und Designer Stan W. Decker, der ja auch wahrlich kein Unbekannter ist (u.a. Timo Tolkki’s Avalon, Kiske/Somerville, Hardline). Veröffentlicht wurde das neue Chaos Magic Werk natürlich wieder über Frontiers Records, wie gewohnt. Das Album liefert knapp 50 Minuten spannende Unterhaltung und so wollen wir uns nun auch direkt der Musik zuwenden.

Los geht es dann gleich mit dem Titel-Track „Emerge“. Nach kurzer Keyboard-Einleitung gibt es umgehend die volle Heavy Metal Breitseite. Modernes Riffing, mit Nasson’s dominanter Bass Begleitung. Die Vocalline wirkt getragen, der Refrain emotional, ausdrucksstark und zeigt gleich von Beginn an, eine ganz brillant agierende Caterina Nix. Ein paar gelegentliche, klassische Arrangements sorgen für eine starke Ausstrahlung und runden diesen kraftvollen Start ab, zu dem es auch schon einen Visualizer gibt. Ziemlich ruppig und wild startet „Beneath Your Skin“ und zeigt eine progressive Färbung. Die Drums von Carlos Hernández kommen sehr druckvoll rüber. Auch Nasson begeistert wieder durch sein sehr präsentes Bass-Spiel und ist auch mit ein paar Vocals zu hören. Wer sein tolles Solo-Album kennt, wird hier immer wieder die deutliche Handschrift erkennen. Caterina Nix legt bei dem ruhigeren Vers-Teil sehr viel Gefühl in ihre wundervolle Stimme und gibt sich sehr vielseitig, auch durch aus mal etwas rockig oder gar soulig. Der Chorus wirkt erhaben und geht sehr gut ins Ohr. Mario Torres zeigt hier nicht nur einige tolle Riffs, er hat auch eines von vielen genialen Gitarren-Soli auf Lager. Zudem ist dies auch die neuste Video-Veröffentlichung, die pünktlich zum Album Release Day kam. Zu meinen Top-Favoriten gehört definitiv „The Impossible“. Tolle Keys, ein paar elektronische Elemente und eine sehr eindringlich und emotional vorgetragene Gesangsmelodie, sorgen für eine tolle Stimmung und verleihen dem Stück so, eine dezente Amaranthe-Schlagseite. Auch das sehr intensive Finale unterstützt diesen Eindruck. Ein besonderes Glanzlicht dieser Scheibe ist zweifelsohne die wunderschöne Halbballade „Garden Of Winter“. Mistheria hier mit einem großartigen Beitrag am Piano, dazu gesellt sich die wunderbare Elina Siirala an die Seite von Caterina Nix. Gemeinsam tragen die beiden Damen eine hochemotionale, tiefgehende, einfach nur traumhaft schöne Nummer vor. Mal wechselnd im Duett, mal zweistimmig, was vor allem den fast schon hymnischen Refrain, zu einem übergroßen Highlight macht. Die zunächst dezente Instrumentierung steigert sich im Verlauf und auch jeweils beim Chorus und setzt so große Energien frei. Einen weiteren Akzent bringt eine kurze Passage mit der Akustik-Gitarre, die einen Hauch von spanisch/südamerikanischem Flair mit reinbringt, ehe es dann zu einem majestätisch, opulenten Abschluss kommt. Wir kommen hier tatsächlich von einem Top-Hit zum nächsten und so ist auch „Hearts Gone Dark“ ein ganz außergewöhnlicher Song. Synths und Keys zur Einleitung dazu dann eine schöne Orchestrierung. Carlos Hernández setzt mit druckvollem Schlagzeug ein, auch Nasson und Mario Torres greifen ins Geschehen ein. Schön rhythmisch gehalten, ein wenig progressiv, durchaus mit einem gewissen Groove, der sogar ein bisschen hardrockig wirkt. Das Tempo zieht an, Caterina Nix mit sehr kraftvoller Stimme, was abermals, in einem gewaltigen und sehr eingängigen Refrain mündet. Es wird immer wieder die Spannung neu aufgebaut durch regelmäßige Tempo-Wechsel. Ein weiteres starkes Solo ist dann noch die Krönung. Wie ich gelesen habe, gibt es dieses Stück wohl auch noch in einer speziellen Bonus-Version, mit Jake E. (Cyhra, ex-Amaranthe) als Gastsänger, die ich bislang aber leider noch nicht zu Gehör bekommen habe. Wird möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt noch veröffentlicht. „Beyond The Silence“ kommt zunächst mit dominanten Keys und einigen Percussions daher und erinnert ein wenig an moderne Pop-Musik. Das nimmt aber ein schnelles Ende, in dem harte Gitarren und wuchtiges Schlagzeug die Führung übernehmen. Eine schöne, sehr vielseitige Vocalline steht über der kraftvollen Instrumentierung. Das tolle Gitarren-Solo wirkt ziemlich rockig. Eine opulente, sinfonische Einleitung gibt es bei „Days Of Lions“ zu bewundern. Der Vers-Teil ist eher ruhig gehalten, zunächst auch nur sparsam instrumentiert. Ein kontinuierlicher Spannungsaufbau ist aber gut zu erkennen und so gibt es dann einen schweren, sehr intensiven Chorus zu hören, mit einer fantastischen Caterina Nix. Nach schönem, kurzem, melancholischem Keyboard-Intro, kracht es bei „In The Depths Of Night“ wieder ordentlich. Nasson und Carlos Hernández geben gemeinsam den Rhythmus vor und legen so die Basis für den nächsten super Song. Wieder sehr abwechslungsreich komponiert, mit Fokus auf einen überragenden Refrain. Mario Torres einmal mehr, mit einem brillanten Solo. „Victims Of Our Heaven“ ist vielleicht der Mega-Hit von „Emerge“, jedenfalls nach meinem persönlichen Empfinden. Wir starten mit akustischer Gitarre und sanften Vocals, die Caterina Nix mit so viel Tiefe und Gefühl darbietet, das ist echt genial. Aber auch Nasson greift hier zum Mikro und leistet seiner Landsfrau Gesellschaft. Gemeinsam singen die beiden ein fantastisches Duett, beim Chorus dann natürlich zweistimmig, was für sehr viel Kraft, Intensität und Volumen sorgt. Das ist  wirklich großartig, wie diese zwei Stimmen harmonieren. Ich finde ja, die beiden sollten künftig mehr Duette singen. Denn, dass Nasson auch ein sehr starker Sänger ist, weiß man nicht erst seit seinem diesjährigen Solo-Werk „Scars“. Insgesamt kann man „Victims Of Our Heaven“ durchaus als Halbballade bezeichnen aber die teils doch recht druckvolle Instrumentierung, gibt dem Stück eine gewisse Schwere und tiefgehende Energie. Und weiter geht es mit den Chaos Magic Super-Hits. „When If Not Today“ liefert einen rockigen Groove, mit durchaus Hardrock verdächtigen Gitarren-Riffs. Die Nummer ist sehr mitreißend, vor allem der hymnische Refrain ist ganz großes Kino und ja, das ist ein echter Ohrwurm! Der charismatische Gesang von Cati verstärkt diese Wirkung deutlich. Dazu kommt noch ein facettenreicher Instrumental-Part, ein paar feine Arrangements und fertig ist das Meisterstück. „What’s Your Fuel“ bildet den Abschluss dieses tollen Albums. Zum Ende gibt es nochmal eine moderne, rifflastige Metal-Granate, mit sehr dominantem Bass-Spiel von Nasson. Auch Caterina Nix offenbart erneut alle Facetten ihres großen, stimmlichen Talents und so findet „Emerge“ einen sehr energetischen, ausdrucksstarken und kraftvollen Ausklang.

Caterina Nix und Nasson können nun langsam anfangen die Früchte ihrer gemeinsamen Arbeit zu ernten. Die beiden haben auf „Emerge“ deutlich gezeigt, wie eng sie zusammengewachsen sind, sowohl als Musiker, wie auch als Songwriter. Ganz offensichtlich, ein sehr harmonisches und kreatives Team. Mit starken Bandkollegen und tollen Gästen an Bord, kann man Chaos Magic nur gratulieren, zu einem wunderbaren, sicherlich sehr erfolgreichen neuen Album, das schon jetzt, die Vorfreude auf weitere große Band-Highlights weckt.

Band

Caterina Nix (Gesang)
Mario Torres (Gitarre)
Nasson (Bass)
Carlos Hernández Miranda (Schlagzeug)

Gäste

Elina Siirala (Gesang)
Mistheria (Piano, Keyboard)

Titel

  1. Emerge
  2. Beneath Your Skin
  3. The Impossible
  4. Garden Of Winter
  5. Hearts Gone Dark
  6. Beyond The Silence
  7. Days Of Lions
  8. In The Depths Of Night
  9. Victims Of Our Heaven
  10. When If Not Today
  11. What’s Your Fuel
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