Ich verfolge den Weg von Deep Sun nun schon seit einigen Jahren. Die sympathische Symphonic Metal Band hat es schon immer verstanden, großartige und facettenreiche Songs zu komponieren. Mit ihrem neuesten Epos „Dreamland – Behind The Shades“, gelingt den Schweizern aber nochmal ein richtiger Quantensprung, hin zu einem echten Genre-Highlight! 9,5/10

Man kann es kaum glauben aber Deep Sun gibt es nun schon seit mehr als 15 Jahren. Kontinuierlich haben die Schweizer ihren Weg verfolgt und sich mit einer starken Debüt-EP („Flight Of The Poenix“) und den zweit großartigen full-length Alben „Race Against Time“ und „Das Erbe der Welt“, vor allem in ihrer Heimat, bereits einen guten Namen machen können. Mit letzterem, konnten sie 2019 sogar eine sehr gute Chart-Platzierung erreichen. Die vielen langen Monate während der Corona-Zeit, haben bei Deep Sun die Kreativität enorm angespornt und neue Energien freigesetzt. All dies spiegelt sich in dem aktuellen Meisterwerk „Dreamland – Behind The Shades“ hervorragend wider. Den 5 Musikern ist hier im Kollektiv wirklich großes gelungen, was aber natürlich auch an der individuellen Klasse der einzelnen Künstler liegt. Zum 2019er Vorgänger gibt es personell auch nur einen Wechsel zu verzeichnen. Stephan Riner ersetzt Pascal Töngi an der Gitarre. Der hervorragend ausgebildete Saiten-Virtuose macht bei seinem Deep Sun – Debüt einen sensationellen Job. Die großen Melodien liefert weiterhin Thomas Hiebaum am Keyboard, für die tiefen Töne zeichnet, wie gewohnt, Angelo Salerno verantwortlich. Die gewaltige Power hinterm Schlagzeug hat ihren Ursprung bei Tobias Brutschi. Seine Ehefrau Debora Lavagnolo, sorgt mit ihrer wunderschönen, unglaublich vielseitigen Stimme dafür, dass jeder einzelne Song, die richtige Ausstrahlung und die gewünschten Emotionen liefert. Es ist beeindruckend, was Debora in den letzten Jahren, stimmlich, für eine großartige Entwicklung genommen hat. Aber Zielstrebigkeit gehörte ja schon immer zu ihren Tugenden. Möglicherweise wisst ihr das nicht, Debora Lavagnolo war vor ihrer Gesangslaufbahn bei Deep Sun und regelmäßigen Auftritten bei Hochzeitsveranstaltungen, ein Leichtathletik Superstar in der Schweiz! Vor allem über die Kurzstrecken war sie nur schwer zu bezwingen, hat etliche Meisterschaften gewonnen und durfte auch einige Jahre, den legendären Züricher Letzigrund, ihre zweite Heimat nennen. Aber auch mit Deep Sun sind nun, spätestens mit „Dreamland – Behind The Shades“, alle Weiche für eine rosige und erfolgreiche Zukunft gestellt. Die neuen Songs sind tatsächlich nochmal eine ganze Ecke stärker geworden, insgesamt etwas gradliniger, fokussiert auf mitreißende und eingängige Refrains. Die Orchester-Arrangements wirken extrem harmonisch und sind sehr punktgenau integriert. Die Stücke wirken einfach richtig schön rund und haben so einen sehr hohen Wiedererkennungswert und auch der berühmte Ohrwurm-Faktor ist regelmäßig am Anschlag. Fantastisch, was die 5 Schweizer hier gemeinsam kreiert haben. Wer sich mit der Musik von Xandria, alten Nightwish oder Visions Of Atlantis wohl fühlt, kann hier im Prinzip, blind zugreifen. Die zuletzt genannte Band bringt mich nun noch zu einem weiteren, großen Pluspunkt von „Dreamland – Behind The Shades“. Einige der Arrangements und die wesentlichen Teile der Produktion hat Frank Pitters übernommen, natürlich in dem Silverlinemusic Studio in Mattersburg. Ja Leute, das ist der Mann, der vor ein paar Jahren, durch sein umfangreiches Engagement, einen doch recht wesentlichen Anteil am höchst erfolgreichen Neustart der österreichischen Symphonic Metal Heroen Visions Of Atlantis hatte. Ihr seht also, Deep Sun haben hier nichts dem Zufall überlassen und einen fantastischen, sehr erfahrenen Produzenten mit ins Boot holen können, der durch seine tolle Arbeit, nun sicher auch die Schweizer, ein großes Stück nach vorne bringen kann und wird. Einen starken Label-Partner haben Deep Sun ja ohnehin schon seit Jahren. Auch das neue Epos wurde über Massacre Records veröffentlicht. Neu ist allerdings das Band-Logo, das durchaus was hermacht wie ich finde. Abgerundet wird das tolle Erscheinungsbild von „Dreamland – Behind The Shades“, durch das herausragende Cover-Design von Stefan Heilemann, der ja als Cover-Art-Künstler für seine Firma Heilemania, schon vielen Alben ein „Gesicht“ gegeben hat (u.a. Leaves‘ Eyes, Epica, Kamelot). Es wird damit auch sehr schön die Storyline die hinter dem Album steckt illustriert. Ich würde vielleicht nicht zwingend von einem reinen Konzept-Album sprechen aber eine Geschichte mit einem gewissen roten Faden, steckt schon dahinter, wenn gleich die Stücke alle, natürlich auch für sich alleine stehen können und hervorragend funktionieren. Die Story, um euch das kurz zu umreißen, beginnt damit, dass ein junges Mädchen, ihrem Lieblingsspielzeug, einem kleinen roten Ball, hinterher läuft, der in einen dunklen Wald gerollt ist. Trotz aller, vorheriger Warnungen, betritt sie den düsteren und unheimlichen Ort und findet dort ein Portal in eine andere Welt. Magisch angezogen, geht das Mädchen hindurch und landet in „Dreamland“, in einer Welt „Behind The Shades“, wo sie einige spannende und aufregende Abenteuer erlebt. Musikalisch, absolut brillant in einzelne Songs verfasst und mit all ihrer künstlerischen Vielfalt und Finesse, von den 5 großartigen Künstlern dargeboten.

Der „Prologue“ zu dieser Geschichte ist instrumental, klassisch arrangiert. Zunächst mit ruhigen Piano-Klängen, kraftvolle Chöre kommen dazu und ein paar Streicher intensivieren diese wundervolle, sanfte Einleitung. Mit Beginn des gut 7-minütigen, in 4 Abschnitte unterteilten Opus „Behind The Shades“, gibt es aber eine 180 Grad-Wendung und mit einem fast schon brutalen Metallica-Riff, zeigt Stephan Riner gleich mal, aus was für einem Holz er geschnitzt ist. WOW, das haut echt rein! Die Power der Rhythmus-Abteilung um Angelo Salerno und Tobias Brutschi tut dann noch ihr übriges. Tolle Orchester-Arrangements setzen aber nach wenigen Takten ein und geben dem Stück gleich mal ein ordentliches Volumen. Deep Sun gehen hier von Beginn an in die Vollen. „Introduction“ heißt der erste Abschnitt dieses 4-Teilers und zeigt auch gleich mal die Vielseitigkeit von Debora Lavagnolo am Mikro. Der zweite Teil „Imagination“ beginnt mit schönem Piano, steigert sich dann aber schnell über die Instrumentierung und die wunderbare Gesangsmelodie. Um für weitere Abwechslung zu sorgen, startet der dritte Abschnitt „Travelling“ wieder mit satter Gitarren-Dominanz und kraftvollem Schlagzeug. Auch Thomas Hiebaum hat hier seinen großen Auftritt, legt ein brillantes Keyboard-Solo hin. Der vierte und letzte Teil „Leaving“, kommt dann sehr stimmungsvoll rüber und könnte sicher auch als Soundtrack moderner Märchenverfilmungen dienen. Gut, dafür ist es vielleicht ein bisschen flott aber von der Ausstrahlung her allemal. „Dreammaster“ liefert opulente Arrangements, kombiniert mit tollen Keys und stellt erneut Thomas Hiebaum ins Rampenlicht. Diese schwungvolle Nummer hat wirklich alles zu bieten was einen Symphonic Metal Super-Hit ausmacht und so gibt es neben einer feinen Dramaturgie auch wieder ein sehr ausdrucksstarkes, schwermetallisches Klanggerüst, gekrönt von Debora Lavagnolo’s wundervoller, klassischer Sopran-Stimme. Sehr kraftvolle Backings geben da noch zusätzliches Volumen. Ach ja, ein feines Video gibt es dazu auch schon. „Living The Dream“ startet mit schönem Piano-Spiel, ein knackiger Übergang, begleitet von Tobias Brutschi’s Power-Drums, weist den Weg, hin zu einer kraftvollen Metal-Nummer, die mitunter, rasant voran treibt, begleitet von einer erhabenen Vocalline und einem sehr intensiven Refrain. Die Ohohoh-Parts liefern die Vorlage für einen bestens geeigneten „Live“-Song. Zu meinen absoluten Top-Favoriten gehört zweifelsohne „Killer In A Dream“. Auch dazu gibt es bereits einen musikalischen Kurzfilm. Nach der künstlerisch starken Piano-/Keyboard-Einleitung, gibt es rhythmischen, teils dezent progressiv akzentuierten, sinfonischen Power Metal der Extra-Klasse. Gigantische Chöre und eine sehr facettenreiche Gesangsmelodie, geben dem Stück schon ein bisschen was opernhaftes und mit sich steigernder Intensivierung, wirkt es fast so, als würde sich der Song förmlich erheben. Das ist ganz fantastisch gemacht und gibt dem Stück eine gewaltige Opulenz. MEGA! „In Silence“ ist dann, erwartungsgemäß möchte ich sagen, die Ballade des Albums. Wunderschön, sanft und sehr emotional. Von der Atmosphäre her, erinnert mich dieses tolle Lied ein wenig an „Sleeping Sun“ von Nightwish aber natürlich ohne es in irgendeiner Weise zu kopieren. Es ist einfach das Charisma was auch dieses Stück ausmacht. Je intensiver und kraftvoller die Instrumentierung im Verlauf wird, desto höher wird auch der Gänsehaut-Faktor. Ein paar schwere, im Hintergrund gehaltene Riffs, sorgen für sehr viel Energie und der majestätische, erhabene Gesang von Debora Lavagnolo ist ohnehin nicht von dieser Welt. Dramatisch, wild, kraftvoll legt „Secret Garden“ los und stellt wieder die druckvolle Power-Metal Seite von Deep Sun in den Vordergrund. Tobias Brutschi und Angelo Salerno können sich hier nach Herzenslust austoben. Dennoch lebt auch diese Nummer von der Abwechslung und so gibt es nach ruhigeren Momenten, immer wieder tolle Steigerungsläufe. Stephan Riner begeistert einmal mehr mit tollem Riffing aber auch ein schönes Solo gehört zu den Höhepunkten dieses Stücks. So, liebe Leser, nun kommen wir zu dem außergewöhnlichsten Song auf dieses Scheibe. Ich darf euch vorstellen, „Mitternachtstanz“. Der Party-Knaller schlecht hin, die Stimmungs-Kanone auf der Bühne, der Gute-Laune-Hit fürs Wohnzimmer. Wie und wo immer ihr dieses Lied hört, es wird euch garantiert Freude bereiten. Wie ihr euch sicher schon denken könnt, lebt hier die alte Tradition von Deep Sun erneut auf, zwischendurch auch mal ein Stück mit deutschem Text zu schreiben. Ich nehme das jetzt mal vorweg und beschreibe diese, im mittelalterlich/folkigen Stil arrangierte Mega-Nummer, in nur wenigen Worten, mit der aller letzten Textzeile des Songs. „Mitternacht, Mitternacht, wir tanzen durch bis der Boden kracht“! OK, besser kann man die Ausstrahlung, die Stimmung und die Wirkung nicht beschreiben. Ich muss immer wieder grinsen wenn ich das höre bzw. lese, weil es zwar spaßig aber gleichzeitig auch wunderbar authentisch klingt. Echt super! Musikalisch gesehen, ist das Lied unfassbar mitreißend und obwohl es stilistisch, einen etwas anderen Weg geht und dadurch heraussticht, passt es dennoch perfekt rein. Um das aber deutlich zu formulieren, auch hier gibt es satte Gitarren und donnerndes Schlagzeug zu bewundern, man nehme als Beispiel nur das Highspeed-Finale. Zunächst etwas ruhiger beginnt „Hands In Anger“. Der Eindruck hält aber nicht lange an, denn Angelo Salerno und Tobias Brutschi geben wieder einen powervollen Rhythmus vor. Tom Hiebaum kann hier wieder mit feinen Keys glänzen und auch die tollen Streicher-Parts sind genial installiert. Zu Debora Lavagnolo’s traumhafter Stimme, die hier sogar gelegentlich etwas rockig rüber kommt, gesellen sich auch ein paar finstere, ausdrucksstarke Growls dazu. Ich bin nach meiner Recherche nicht ganz sicher, würde diese aber Tobi zuschreiben. Das Stück ist in jedem Fall sehr facettenreich, liefert viele Tempowechsel, begeistert zusätzlich mit einer sehr starken Vocal-Bridge, Backing Shouts und einem brillanten Instrumental-Teil. Auch Headbanger werden ihren Nacken gut trainieren können. Ein weiterer Song der im Live-Programm nicht fehlen darf! „Rogue (Dreaming Leprechaun Pt.II)“ startet und endet mit dezent eingesetzten, mittelalterlich/folkigen Nuancen aber bei weitem nicht so ausgeprägt, wie bei „Mitternachtstanz“. Insgesamt hat das Stück einen cineastischen Charakter, mit einer schönen Grundstimmung. Toll arrangiert, gewürzt mit satten Gitarren und komplettiert durch eine kraftvolle, getragene Gesangsmelodie. Ein sehr eingängiges Stück, das ein wenig an Visions Of Atlantis erinnert, vor der „Pirates“-Zeit. Kein Wunder, bei Frank Pitters als Produzent. Nun kommen wir zum großen Showdown, dem größten Knaller dieses Albums,“Euphoria“!  Zumindest, nach meinem persönlichen Geschmack. Inhaltlich ein deutlicher Bezug zum echten Leben, zum Leben als Musiker. So werden hier anschaulich und emotional, die letzten Momente vor dem Weg auf die Bühne beschrieben, auch welch erhabenes und euphorisches Gefühl es ist, dann vors Publikum zu treten. Natürlich ist das auch übertragbar auf andere Situationen des täglichen Lebens. Musikalisch absolut genial umgesetzt. Es kommt nochmal die ganze Energie zum Vorschein, die den Sound von Deep Sun ausmacht. Es wird wieder toll mit dem Tempo gespielt, ruhige Phasen werden von kraftvollen Power Metal Parts abgelöst und so kann sich jeder der 5 Musiker, nochmal in all seiner individuellen Stärke dem Publikum präsentieren. Die gewaltige Orchestrierung und die satten Chöre gehören ebenso zu den Highlights des Album-Finales, wie der wundervolle, sehr opulente Refrain, der nachhaltig, für großen Eindruck sorgt. Bravo!!

Herzlichen Glückwunsch an Deep Sun! Die sympathischen Schweizer haben für „Dreamland – Behind The Shades“ nicht nur 11 wunderbare, abwechslungsreiche, hochklassige und eingängige Songs komponiert, sondern haben auch für die finale Entstehung dieses brillanten Meisterwerks, sehr viele gute Entscheidungen getroffen. So darf das gerne weiter gehen! Hoffentlich bis bald mal „live“.

Band

Debora Lavagnolo (Gesang)
Stephan Riner (Gitarre)
Angelo Salerno (Bass)
Tobias Brutschi (Schlagzeug)
Thomas Hiebaum (Keyboard)

Titel

  1. Prologue
  2. Behind The Shades
  3. Dreammaster
  4. Living The Dream
  5. Killer In A Dream
  6. In Silence
  7. Secret Garden
  8. Mitternachtstanz
  9. Hands In Anger
  10. Rogue (Dreaming Leprechaun Pt. II)
  11. Euphoria
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