Man kann wohl ohne schlechtes Gewissen sagen, dass Tobias Sammet mit seinem neuen Avantasia-Werk „Ghostlights, seine Doktorarbeit geschrieben hat.

Ein kreativer Musiker und überragender Komponist ist der Edguy-Frontmann ja schon immer gewesen aber mit „Ghostlights“ stellt er alles in den Schatten, was er bislang erschaffen hat. Nach ca. 1 ½ jähriger Entstehungsphase, hat sich Tobi Sammet mit seinem „Brother in Crime“ Sascha Paeth ins Studio begeben und mit der Unterstützung einer erneut illustren Gästeliste, eine Metal-Oper aus dem Hut gezaubert, wie sie wohl einmalig ist, in der bisherigen Musikgeschichte. Die Vielseitigkeit des neuen Avantasia-Albums ist größer denn je, sicher auch den diversen beteiligten Gästen geschuldet, denen Tobi die Songs, sowas von überragend auf den jeweiligen Leib geschnitten hat, dass mancher Künstler sich vielleicht ins geheim sogar wünschte, er würde deren eigene Alben mit komponieren. Inhaltlich wird die Geschichte des Vorgängers „The Mystery Of Time“ fortgeführt, jedoch mit teils anderen Charakteren. Auch Teil 2 ist inhaltlich stark philosophisch und wissenschaftlich geprägt.

„Mystery Of A Blood Red Rose“ ist die erste Single und der Opener des Albums. Der Song ist ein stimmungsvoller, leicht musical-angehauchter Hit im Meat Loaf-Stil. Kein Wunder, wäre dieser doch eigentlich die erste Wahl, als Sänger gewesen. Leider kam die Zusammenarbeit nicht zustande. Meister Sammet gelingt die Umsetzung aber ebenfalls vorzüglich und nimmt mit dem Liedchen sogar am deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest teil. Viel Glück Tobi, we all keep our fingers crossed, Germany 12 points!!

Song Nr. 2 ist dann ein 12-Minüter im Stile alter Hits, wie etwa “The Seven Angels” vom zweiten Avantasia-Album. Gastsänger hier u.a. Jorn Lande (Allen/Lande, Jorn) und Ronnie Atkins (Pretty Maids, Nordic Union). Ein großartiges, vielschichtiges Lied, bei dem alle Sänger brillieren können und die überragenden, kompositorischen Fähigkeiten von Tobi Sammet zu voller Entfaltung kommen. Das schwermütige, von Dee Snider (Twisted Sister) veredelte „The Haunting“, stellt für mich einen der ganz großen Höhepunkte da. Setzt dieser Song doch die Tradition früherer Stücke wie, „The Toymaster“ oder „Death Is Just A Feeling“ fort und setzt dem ganzen noch ein Sahnehäubchen oben drauf. Bei „Seduction Of The Day“ gibt sich Geoff Tate (Ex-Queensryche) die Ehre und wäre wohl froh selbst mal wieder so ein Brett auf eine Scheibe pressen zu können. Beim Titel-Stück „Ghostlights“ darf dann auch Michael Kiske (Kiske/Somerville; Place Vendome) endlich zeigen was er kann. Nach so vielen Jahren immer noch so sauber in diesen Höhen zu singen, ist fast schon ein medizinisches Wunder. Ganz großes Kino, Michi. Ich möchte noch drei weitere Songs ganz besonders hervorheben. Mit „Draconian Love“ geht die Avantasia-Hitmaschine einen Schritt in die Düsterromantik, im Stile von HIM und Konsorten. Als Gastsänger ist hier Herbie Langhans (Sinbreed) mit von der Partie und gibt diesem weiteren Album-Highlight die ganz besondere Note. Beim nachfolgenden „Master Of The Pendulum“ werden wir quasi Zeugen einer Idee, die niemals umgesetzt worden ist. Mit Gastsänger Marco Hietala erleben wir, wie dessen Hauptband Nightwish heute möglicherweise klingen würden, wenn man sich damals, nach Tarja’s Rausschmiss dafür entschieden hätte, mit ihm als Hauptsänger weiter zumachen. Kurzzeitige Überlegungen dieser Art gab es wohl mal. Das Stück ist so genial komponiert, dass hier selbst ein Tuomas Holopainen (Nightwish) ein wenig neidisch sein dürfte. Dann wäre da noch das mystische Duett mit Sharon Den Adel (Within Temptation), die nach längerer Abstinenz mal wieder mit an Bord ist. „Isle Of Evermore“ ist eine phänomenale Ballade im verträumten Darkwave-Gewand, die von sehnsüchtigen Emotionen geprägt ist. Überragend. Die weiteren Stücke sind allesamt vom gleichen, hochklassigen Niveau aber ich möchte hier weder ein Buch schreiben, noch euch die Chance nehmen, selbst auf musikalische Entdeckungsreise zu gehen. Natürlich ist es selbstreden, dass auch der Mastermind Tobi Sammet himself, bei all seinen Werken selbst singt und dies in grandioser Manier. Nebst der Vielzahl an Gastsängern, konnten Avantasia auch wieder viele namhafte, wie großartige Instrumentalisten für „Gostlights“ gewinnen. Mit Sascha Paeth, Oliver Hartmann und Bruce Kulick möchte ich hier nur ein paar nennen. Verbleibt mir nur noch der Tipp auf die anstehende Tour im März, mit ca. dreistündigen Shows und auch hier mit einer Vielzahl der Gastmusiker dieses und vorangegangener Avantasia-Werke. Also, gebt Gas, die Konzerte dürften bald alle ausverkauft sein.

 

Band

Tobias Sammet (Gesang)
Sascha Paeth (Gitarre, Bass, Keys)
Michael Rodenberg (Keys, Orchestrationen)
Felix Bohnke (Schlagzeug)

 

Gastmusiker

Jorn Lande (Gesang)
Ronnie Atkins (Gesang)
Robert Mason (Gesang)
Dee Snider (Gesang)
Geoff Tate (Gesang)
Michael Kiske (Gesang)
Herbie Langhans (Gesang)
Sharon Den Adel (Gesang)
Marco Hietala (Gesang)
Bob Catley (Gesang)
Oliver Hartmann (Gitarre)
Bruce Kulick (Gitarre)
Cloudy Yang (Backing Vocals)

Titel

  1. Mystery Of A Blood Red Rose
  2. Let The Storm Descend Upon You
  3. The Haunting
  4. Seduction Of Decay
  5. Ghostlights
  6. Draconian Love
  7. Master Of The Pendulum
  8. Isle Of Evermore
  9. Babylon Vampyres
  10. Lucifer
  11. Unchain The Light
  12. A Restless Heart And Obsidian Skies
  13. Wake Up To The Moon (Digi-Book Bonus)
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