Die international besetzte Symphonic Metal Band Imperia, serviert uns zu ihrem 20-jährigen Bestehen einen ganz besonderen Leckerbissen. „Dark Paradise“ ist ein facettenreiches, eindrucksvolles und mit sehr viel Finesse erschaffenes Meisterstück! 9/10

Imperia haben in ihrer langen Laufbahn schon so manches, großartiges Album zusammengeschraubt aber „Dark Paradise“, ihr mittlerweile siebtes, reguläres Studio-Album, ist für mein Empfinden, die Krönung ihrer bisherigen Schaffenskunst. In den 20 Jahren ihres Bestehens haben sich Imperia stets weiterentwickelt und auch immer wieder stilistische Feinheiten angepasst oder neue hinzugefügt. Bestimmt gab es schon Alben die mehr progressive Anteile hatten und es gab auch Werke die einen höheren Härtegrad aufgewiesen haben aber was die Vielseitigkeit angeht, den Ideenreichtum, die emotionale Ausstrahlung und auch das unglaublich große Gespür für tolle Melodien und eingängige Vocallines, da ist „Dark Paradise“ ganz weit vorne. Aktuell agieren Imperia als Quartett, wie gewohnt, mit internationaler Vielfalt. Am Mikro, natürlich, die norwegische Gesangsgöttin Helena Iren Michaelsen. An der Gitarre, ebenfalls schon von Anfang an dabei, der Finne Jan „Örkki“ Yrlund. Am Bass, auch schon zum Inventar zählend, der Belgier Gerry Verstreken und hinter der Schießbude sitzt der niederländische Drummer Merijn Mol. Die Produktion haben sich, wie gewohnt, Jan Yrlund und Gastmusiker Oliver Philipps geteilt, der auch wieder die Piano-Parts, die Orchester-Arrangements, zusätzliche Gitarren und ein paar Vocals beigesteuert hat. Mix und Master stammt aus der erfahrenen Hand des Großmeisters Jacob Hansen, von wem sonst, möchte man fast schon sagen. Der Album Titel „Dark Paradise“ hätte kaum besser für das musikalische Erscheinungsbild gewählt werden können. Düstere Stimmungen, treffen auf wundervolle Melodien und paradiesisch tolle Songstrukturen. Dies wird auch im Cover-Artwork in großer Brillanz dargestellt. Selbstverständlich stammt das Design aus der Hand von Jan Yrlund (Darkgrove Design). Die meisten von euch werden das sicher wissen. Der finnische Künstler ist nicht nur ein begnadeter Musiker, er ist auch ein hochtalentierter Grafikdesigner und hat schon so manchem Album, ein beeindruckendes Cover verpasst. Meine Lieblingsdesigns von ihm, nur um das mal kurz zu erwähnen, sind die Artworks für „Bringer Of Pain“ von Battle Beast und „A Virtual World“ von Metalite. Aber auch das Design für das neue Imperia Meisterwerk ist sehr eindrucksvoll und ausdrucksstark und natürlich sehr einprägsam. Das steigert den Wiedererkennungswert und ist selbstverständlich auch verkaufsfördernd. Das gilt aber, ich habe es oben schon angedeutet, natürlich in erster Linie auch für die grandiosen 10 Songs, die sich auf eine Gesamtspielzeit von knapp 50 Minuten verteilen. Stilistisch haben Imperia da angesetzt, wo sie mit ihrem 2021er Vorgänger „The Last Horizon“ aufgehört haben, jedoch noch ein bisschen facettenreicher, mit ein klein wenig mehr Tiefe im Detail und mit noch einer Portion mehr Eingängigkeit und Ausdrucksstärke. Erscheinen wird „Dark Empire“ am 26.07.2024 über Massacre Records, so wie üblich. In der Folge gibt es von mir schon mal ein paar kurze Einblicke in einige ausgewählte Stücke, die mich ganz besonders begeistert haben.

„Better Place“ ist nicht nur der kraftvolle, absolut grandiose Opener, er ist auch die erste Single/Video Veröffentlichung gewesen, die ihr vermutlich auch schon mehrfach genossen habt. Ein wunderbarer Auftakt in dieses Album, der mit starkem Spannungsaufbau, hymnischen Momenten und einer sensationellen Vocal-Performance von Helena Iren Michaelsen überzeugt. „Reach My Tears“ kommt mit einer folkigen Note daher und einem recht opulenten Klangbild. Die Orchester-Parts sind eher punktuell gesetzt und sehr geschickt integriert. Zum Vers wirkt der Song noch ein wenig verhalten, erhebt sich dann aber zum Refrain zu voller Größe. Eine tolle Nummer mit melancholischem Mittelteil und auch den ersten Growls von Helena. Zu meinen ganz großen Favoriten zählt auch „The Tree Of Life“, bei der die Arbeit von Gastmusiker Oliver Philipps sehr gut zum Tragen kommt. Wundervolle Piano-Parts, dazu sehr schöne Streicher-Arrangements. Der Songaufbau ist großartig gelungen, über balladeske Momente, bis hin zu opulenten, kraftvollen Passagen mit hymnischer Ausstrahlung. Hier ist einmal mehr auch die stimmliche Größe und Vielseitigkeit der Norwegerin gut zu sehen. Sie wandelt spielend zwischen normaler und klassischer Technik und schaltet genauso schnell um, zu finsteren Growls. Es gibt nicht viele Sängerinnen die das in so hoher Qualität und Brillanz beherrschen. Habt ihr schon mal was von Oriental Melodic Death Metal gehört? Nein? Imperia haben diesen Stil für den Song „Soldiers Of Hell“ extra erfunden! Eine sehr wuchtige Nummer, die neben den druckvollen Riffs von Jan Yrlund, auch die Rhythmus-Abteilung um Drummer Merijn Mol und Tieftöner Gerry Verstreken, ganz besonders in den Fokus stellt. Die Nummer ist ein echtes Kraftpaket, in finsterem, sehr stark orientalisch anmutendem Soundgewand. Der Hauptteil der Vocals ist gegrowlt, der Chorus kommt dann aber in klarem Gesang. Stark gemacht! „Void Of Emptiness“ ist der Beginn des absolut überragenden Abschluss-Quartetts. Jan Yrlund’s starke Lead-Gitarre begeistert gleich zum Start, die schöne Grundstimmung und die getragene Gesangsmelodie erinnert ein wenig an die Musik von Dark Sarah. Ein paar fiese, fast schon diabolisch wirkende Gesangs-Parts reißen den Zuhörer aus dem Sitz und setzen einen echt coolen, zwischenzeitlichen Höhepunkt. Sehr stark ist hier die Arbeit mit dem Tempo gelungen und auch die kompositorische Vielseitigkeit ist wirklich eindrucksvoll. Wunderbar ist auch der eingebaute Piano/Streicher-Part, mit dem zwischendurch die Spannung nochmal neu aufgebaut wird. „Hope Of Joy“ ist mein persönlicher Top-Favorit. Eine Midtempo-Symphonic-Metal-Granate der Extraklasse! Nach sanftem Start mit Piano und Gitarre, kommen schnell die klassischen Arrangements mit dazu, die dem Song eine positive, hoffnungsvolle Stimmung geben. Das Stück entwickelt sich zu einem episch-hymnischen Mega-Hit, mit viel Klangvolumen und unglaublich eingängiger und nachhaltiger Melodieführung. Stimmlich absolut überragend, was Helena Iren Michaelsen hier zeigt. Zum Niederknien stark! Fürs Songfinale bekommt das Stück noch etwas mehr Schwung und eine noch höhere Intensität verpasst. „Lost Souls“ startet mit Klängen von der Akustik-Gitarre und ein paar sehr schönen Arrangements. Auch hier ist der Spannungsaufbau ganz hervorragend gelungen. Die Power-Ballade wandelt zwischen opernhafter Theatralik und der dramatischen Ausstrahlung eines Musicals. Der Song kommt mit opulentem Sound und sehr abwechslungsreichem Gesang daher, liefert aber auch großartige Gitarren-Parts von und mit Jan Yrlund. Der Refrain erreicht dann sogar majestätische Größe. Ein paar Flötenklänge lockern zwischendrin auf und setzen ein Highlight, genauso wie eine kurze Duett-Sequenz, für die Gastmusiker Oliver Philipps seine Stimme zur Verfügung gestellt hat. Auch wenn das Stück meist im ruhigeren, mittleren Tempo zu Hause ist, muss man hier nochmal die tolle Arbeit von Drummer Merijn Mol und Bassist Gerry Verstreken hervorheben, die mit starken Passagen glänzen. Der abschließende Song „The Demons‘ Fireplace“ zeigt sich in schwermütigem, dunklem, tief emotionalem Gewand. Den wesentlichen Teil des Stückes machen Piano, die klassischen Arrangements und die wunderbare Stimme von Helena Iren Michaelsen aus, die nochmal alles aus sich heraus holt und mit vielen sanften Übergängen zwischen den Gesangstechniken und Tonlagen glänzt. Eine absolut epische Ballade mit toller Dramaturgie und ganz viel emotionaler Ausdrucksstärke. Da kann man an mancher Stelle durchaus auch mal Gänsehaut bekommen. Ein würdiges Finale, für ein überragendes Album!

Imperia haben sich über all die vielen Jahre ihres Bestehens zu einer eindrucksvollen Band entwickelt und einen treuen Fankreis aufgebaut. Leider haben sie aber immer noch nicht ganz den Stellenwert in der Symphonic Metal Szene erreicht hat, den sie schon längst verdient hätten. Für mich gehören sie zu den stärksten und vielseitigsten Symphonic Bands in Europa. Ganz speziell der Vorgänger „The Last Horizon“ und das neue Meisterwerk „Dark Paradise“, sind für mich echte Genre Highlights, mit denen man locker, mit den ganz „Großen“ auf Augenhöhe agiert. Vielleicht gibt das neue Album nochmal einen ordentlichen Karriereschub. Ich würde es ihnen sehr wünschen. Auf alle Fälle gibt es in diesem Jahr eine Menge zu feiern für Imperia. Zum einen das 20-jährige Bandjubiläum und zum anderen natürlich „Dark Paradise“, das überragende neue Werk! Zu beiden Anlässen meinen herzlichsten Glückwunsch! Auch wenn der Release Day 26.07.2024 noch ein paar Wochen entfernt ist, die Vorfreude auf dieses Wunderwerk musikalischer und kompositorischer Finesse lohnt sich und ist jede Minute der Wartezeit wert!

Band

Helena Iren Michaelsen (Gesang)
Jan „Örkki“ Yrlund (Gitarrre)
Gerry Verstreken (Bass)
Merijn Mol (Schlagzeug)

Gast

Oliver Philipps (Piano, Orchestrierung, Gitarre, Gesang Track 9)

Titel

  1. Better Place
  2. Reach My Tears
  3. The Family Chain
  4. The Tree Of Life
  5. Reflection
  6. Soldiers Of Hell
  7. Void Of Emptiness
  8. Hope Of Joy
  9. Lost Souls
  10. The Demons‘ Fireplace
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