Liebe Symphonic Metal Freunde, heute machen wir einen Ausflug nach Belgien. Für den 02.09.2022 steht die Veröffentlichung von „Obscura“ an, dem Album-Debüt von Gallia. Es erwartet euch ein vielseitiges und bombastisches Klangerlebnis. Kraftvoller, melodischer Power Metal, trifft auf cineastische, orchestrale Opulenz und eine spannenden Fantasy Geschichte gibt es noch mit dazu. 9,5/10

Ich hoffe ihr habt ein bisschen Zeit, liebe Leser, denn über Gallia und ihr Debüt „Obscura“, gibt es einiges zu erzählen. Die Geschichte dieser überaus talentierten Formation begann vor 8 Jahren, als Gitarrist Yannick Maris und Bassist Laurens Vandebroek die Band Gallia gegründet haben. Es dauerte dann auch gar nicht lange bis Sängerin Elyn Vandenwyngaert mit dazu gestoßen ist. Komplettiert wird das aktuelle Line-Up von dem sehr starken Schlagzeuger Ties Jehoul, der 2020 zur Band gestoßen ist. Der Ansatz von Gallia war es, etwas wirklich Großes zu erschaffen und nachdem man unter den vier Musikern auch sehr begeisterte Film-Fans findet, war es nicht verwunderlich, dass auch musikalische Komponenten, im Stile opulenter Fantasy-Blockbuster-Soundtracks, zum Zuge kommen sollten. Natürlich haben Gallia nicht sofort das volle Programm auffahren können und haben zu Beginn auch mit Cover Stücken ihre Fertigkeiten verfeinert. Ein tolles Beispiel ist hier ihre Version des Within Temptation Hits „Mother Earth“, aus dem Jahr 2017. Aber das erklärte Ziel war selbstverständlich eigene Musik zu erschaffen und so haben sich die überaus versierten und hochtalentierten Belgier dran gemacht und ihre ersten eigenen Songs komponiert, die mit der 2019 erscheinen EP „Everflame“ das Licht der Welt erblickt haben. 6 Stücke, die bereits von einer unglaublichen Größe und Vielseitigkeit geprägt waren. Um die Sache noch eindrucksvoller zu machen, wurden die Kompositionen zusätzlich auch noch in einer orchestralen Version aufgenommen, die die Brillanz, die dahinter steckt, noch deutlicher zum Vorschein gebracht hat. Im vorletzten Jahr wurde, quasi für zwischendurch, auch noch die Single „Cast It All Away“ veröffentlicht, auch sehr hörenswert! Bereits bei „Everflame“ hat die Storyline ihren Anfang genommen, die nun auf dem full-length Debüt „Obscura“, ihre spannende und aufregende Fortsetzung findet. Die Geschichte spielt in einer fiktiven Welt namens Terra Nova, in der Gallia viele Abenteuer erleben und auf ihrer Reise so manchen gefährlichen Moment überstehen müssen. All das ist in einer sehr genialen Weise, musikalisch umgesetzt worden. Alleine nur die unterschiedlichen Stimmungen, die mit den Instrumenten und der gewaltigen Orchestrierung erzeugt werden, erzählen diese Geschichte schon in außergewöhnlicher Form. Man fühlt sich sofort voll in der Storyline integriert, durchlebt die Gefühlswelten und am Ende dieses musikalischen „Fantasy Films“, der ja eigentlich „nur“ ein Metal-Album ist, freut man sich über das Happy End, das aber auch gleichzeitig nach einer Fortsetzung verlangt. Das ist unglaublich stark gemacht und natürlich wird diese Geschichte auch gesanglich genial erzählt. Da hat Texterin und Stimmwunder Elyn Vandenwyngaert einen mega Job gemacht. Jeder Song beschreibt eine Episode der gesamten Erzählung und was wirklich cool ist, es gibt bereits sehr konkrete Pläne, die komplette Geschichte als Fantasy-Buch zu veröffentlichen, wo dann die Stories der einzelnen Lieder, in einer umfangreichen Episoden-Erzählung zu lesen sein werden. Da bin ich mal sehr gespannt drauf. Ihr habt nun einen kleinen Eindruck davon bekommen, worum es bei Gallia, im Speziellen bei „Obscura“, inhaltlich geht. Ein musikgewordener Fantasy-Blockbuster. Das erfordert natürlich ein hohes Maß an Genialität, wenn man das so umsetzten möchte. Dem belgischen Quartett ist das bis nahe an der Perfektion gelungen. Die orchestralen Arrangements sind absolut brillant geworden, die cineastische Ausstrahlung die erreicht wird, ist vom Niveau her, nicht weit weg von den Meisterwerken eines Hans Zimmer. Bekanntermaßen, einer der größten Film-Musik-Guru’s auf unserem Planeten. Wenn ihr nun aber denkt, das klingt alles recht nett, vielleicht sogar ein wenig kitschig aber wie sieht es denn eigentlich mit der metallischen Härte aus? Nun, die Antwort ist ganz einfach. Trotz dieses bombastischen Klangvolumens, das „Obscura“ umgibt, steht dennoch der melodische Power Metal klar im Fokus. Es mangelt zu keiner Zeit an schweren Gitarren-Riffs, da hat Yannick Maris bestens dafür gesorgt und auch die kraftvollen harten Rhythmen kommen niemals zu kurz, da haben Bassist Laurens Vandebroek und Drummer Ties Jehoul stets ein Auge drauf. Was „Obscura“ tatsächlich so groß werden lässt, ist eben genau die ideale Abstimmung aller Komponenten, die für ein homogenes Klangbild sorgen. Mir ist klar, dass es bei dieser Stilrichtung immer ein sehr schmaler Grat ist, dass man nicht abdriftet in Schmalz und Pomp. Das ist dann auch immer ein gefundenes Fressen für die Schreiberlinge in den Printmedien. Gallia haben diese Gratwanderung aber perfekt hinbekommen und Fans von epischem Cinematic-/Symphonic-Power Metal, werden hier ganz sicher ein ganz großes Highlight, ihrer Sammlung hinzufügen können. Gemixt und Gemastert wurde dieses Prachtstück übrigens von Yarne Heylen im Project Zero Studio. Auch bei der Produktion hat er der Band ein bisschen unter die Arme gegriffen. Ansonsten halten Gallia ihre Geschicke momentan noch selbst in der Hand. „Obscura“ wird Label unabhängig veröffentlicht. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass ein paar Plattenfirmen sehr schnell ihre Fühler ausstrecken werden, denn eine so ambitionierte Band, mit einem derart spannenden und gut ausgearbeiteten Konzept, hat sicher eine gute Zukunftsprognose und lässt sich auch bestimmt gut vermarkten. Und Fans gibt es für diese Art der Metal Musik eine ganze Menge. Nun will ich euch aber nicht länger auf die Folter spannen und erzähle euch noch ein bisschen was über die einzelnen Stücke dieses epochalen Meisterwerkes.

Tick Tack sagt die Uhr zur Einleitung, als wollte sie mitteilen, es wird Zeit, dass es los geht. „Aperture“ ist ein instrumentales Intro, das klassisch arrangiert ist. Ziemlich düster und schwer, mit tollen Streichern und viel Volumen. „Return Of Time“ ist dann schon ein ganz gutes Beispiel, wie vielseitig die Kompositionen von Gallia sind. Mit fetten Chören, satten Violinen und druckvoller Metal-Power starten wir ins Vergnügen. Grundsätzlich ein sehr flotter Song, der aber auch viele Tempo-Wechsel aufweist. Ein Element, das allen Stücken zugrunde liegt und einen wesentlichen Teil der Dramaturgie ausmacht, denn wir haben ja auch eine durchgehende Storyline, die musikalisch umzusetzen ist. So gibt es dann auch einen ruhigen Piano-Part, der für Akzente sorgt. Elyn Vandenwyngaerten’s Gesang wirkt ausdrucksstark und energisch, sehr facettenreich. Eine ziemlich opulente Melodie-Führung begleitet „Blackout Queen“. Yannick Maris kann sich hier auch sehr gut mit filigraner Gitarren-Arbeit auszeichnen. Der Gesang wirkt zunächst sanft, später auch mal mit rockigen Nuancen. Der Song baut sich nach und nach gut auf und stellt mal die Orchestrierung, mal den Heavy Metal in den Vordergrund. Bei einem energiegeladenen Double-Bass Intermezzo stehen dann Drummer Ties Jehoul und Bassist Laurens Vandebroek im Fokus und liefern die druckvolle Vorlage für eine nachfolgende, epische Gesangspassage, mit der Elyn Vandenwyngaert sehr zu begeistern weiß. Wie gesagt, der musikalische Variantenreichtum kennt bei Gallia keinerlei Grenzen. So startet dann „Mirage“ mit stimmungsvollen Klängen vom Piano, die einen in die 50er Jahre nach Paris entführen, so ist zumindest mein Empfinden. Auch ein bisschen Musical-Musik kommt hier durch. Wunderbare Streicher-Arrangements gibt’s zur Begleitung, bombastische Chöre geben Volumen. Nach diesem eher ruhigeren Beginn folgt ein harscher Übergang, mit deutlichem Stimmungswechsel, bei dem dann auch wieder Gitarren und die energetischen Drums in den Vordergrund rücken. Es gibt im Weiteren viele Tempo-Wechsel, ein bisschen Dramatik kommt hinzu und den eingangs erwähnten Gedanken, untermalt eine kurze Text-Passage auf Französisch. Etwas unheilvoll geht es mit „Reflection“ weiter. Eine Spieluhr bildet die Einleitung und formt somit auch die düstere Grundstimmung. Mit großer Opulenz setzen die Instrumente nebst Orchester ein, die tolle Vocalline wirkt erhaben, bei kraftvoller Begleitung. Ruhige Sequenzen sorgen immer wieder für den Spannungsaufbau und sind gut geeignet, um eine emotionale Tiefe in den Song zu bringen. Sehr genial gemacht. „Path Of The Nomad“ ist ein Parade-Beispiel, um Cinematic Metal zu beschreiben. Sehr episch, mit brillanter Filmmusik Attitüde, die sehr prägend für die Stimmung ist. Wundervolle Streicher begleiten, der Vers-Teil kommt ausdrucksstark, fast schon in Erzählform rüber. Beim Refrain erhebt sich das Lied und verleiht dem Stück so, ein paar Nuancen des klassischen, früheren Nightwish Sounds. Die Orchestrierung, gerade im Mittelteil, ist überragend komponiert und das rasante Finale, ist ein würdiger und mitreißender Ausklang. „Free Me“ ist weitestgehend instrumental gehalten und hat eine sehr mystische Ausstrahlung. Die Streicher-Arrangements liefern eine wundervolle Melodie und verkörpern die Grundstimmung wirklich ausgezeichnet. Man spürt die Aussage die hinter dem Titel steht, in jeder Faser des Körpers. „Free Me“ ist aber auch gleichzeitig die Einleitung zum folgenden „Spirit Of The Sea“, das auch die Storyline ein gutes Stück voran bringt. Yannick Maris kann sich hier wieder ganz im Besonderen auszeichnen. Tolle Leadgitarre und grandioses Riffing. Die Vocals kommen getragen rüber und geben dem Gesamtbild eine gewisse Dramatik, wenn nicht sogar Theatralik. Die Nummer nimmt dann gut Fahrt auf, Laurens Vandebroek und Ties Jehoul treiben das Stück gut voran. Der recht schwungvolle Refrain ist dann wieder eine Spielwiese für Elyn Vandenwyngaert, die mit ihrer wundervollen Stimme ein paar echte Highlights setzen kann, auch bei einem richtig schönen mystischen Moment im Mittelteil. Fetten Symphonic Metal Bombast gibt es bei „Chaos“. Schwere Gitarren-Riffs, fast schon in Metallica Manier, stehen hier auf dem Programm. Richtig heavy wird es dann durch die donnernden Drums, da kommen auch etwas härter orientierte Metal Fans, voll auf ihre Kosten. Überhaupt sehr vielseitig instrumentiert, Elyn’s Gesang kommt sehr energisch rüber, mit unter wirkt sie hier fast ein bisschen trotzig. Insgesamt ein recht finsteres Stück. Einen weiteren mega Top Hit des Albums, gab es unlängst schon mit tollem Video zu bewundern. Die Rede ist von der epochalen Monster-Hymne „Euphoria“. Der Titel mag es schon ein bisschen implizieren, hier wurde großer Wert auf die Stimmungen und das Charisma des Songs gelegt. Die Dramatik, der Spannungsaufbau ist einfach herausragend. Die Melodieführung ist schlichtweg genial, die Arrangements sind fantastisch. Die unheilschwangere Atmosphäre zu Beginn, wird unter anderem, mit ein paar asiatischen Klangmustern erzeugt, ich würde deren Ursprung im indonesischen Raum verorten. Elemente die auch im Weiteren, immer wieder mal vorkommen. Das Lied ist so unglaublich abwechslungsreich inszeniert, mit einer Wandlungsfähigkeit die außergewöhnlich ist. Starke Riffs, tolle Breaks, wundervolle Streicher und alles zielt auf den überragenden Refrain ab, der eine unfassbare Größe hat! Eine Hymne der Extraklasse, ein wahres Meisterwerk, ein mitreißender Symphonic-Kracher, wie man ihn in so einer Qualität, wirklich nicht oft zu hören bekommt. Ich bin beeindruckt!! „Tears Of Gold“ lässt den Hörer zunächst mal kurz durch schnaufen, nimmt aber dann auch schnell Fahrt auf und entwickelt sich zum nächsten opulenten Top-Hit. Yannick Maris liefert wieder die kraftvolle Grundlage mit seinen starken Riffs. Laurens Vandebroek und Ties Jehoul verleihen dem Stück die notwendige, rhythmische Power. Sehr kraftvoll umgesetzt. Wie so oft, spielt auch hier die Arbeit mit dem Tempo eine große Rolle, um für Abwechslung und intensiven Hörspaß zu sorgen. Gerade beim dramatisch anmutenden Mittelteil werden die kompositorischen Talente der Belgier wieder sehr deutlich. Das ist die ganz hohe Kunst. Aber auch gesanglich gibt es hier viel zu entdecken. Elyn Vandenwyngaert legt alle Facetten ihres Könnens in die Performance und gibt dem Song die passende Ausstrahlung und geht emotional, durch ein Wechselbad der Gefühle. Man merkt gut, die Spannung in der Storyline, hat sich zum Höhepunkt gesteigert. … und Tick Tack, die Uhr hat wieder angefangen zu ticken. Das bedeutet, wir kommen langsam zum Ende. „New World“ ist der brillante und geniale Abschluss von „Obscura“. Bis über die Mitte des Songs hinaus, ist „New World“ im balladesken Gewand gehalten. Die Stimmung ist geprägt von Melancholie, wunderbare Piano-Klänge untermalen das sehr gut. Passend dazu der ziemlich tiefe und sanfte Gesang von Elyn, die ihrer Emotionalität noch einmal freien Lauf lässt. Die Arrangements werden sukzessive etwas intensiver und es setzt, zunächst noch verhalten, das Schlagzeug ein, ehe wir zu dem für mich epischsten Moment des Albums kommen, nämlich dem zwar relativ kurzen aber unfassbar filigranen und energiegeladenen Gitarren-Solo von Yannick Maris. Jedes Mal wenn ich diesen Übergang und dieses brillante Solo höre, bekomme ich Gänsehaut. Checkt das bitte mit Kopfhörern, dann werdet ihr wissen was ich meine. Das letzte Drittel des Stückes liefert eine klare Wendung, auch von der Stimmung her. Die Nummer ist dann deutlich flotter unterwegs, druckvolles Riffing, und sattes Schlagzeug führen den Song und das Album ins Ziel, getragen von einer phänomenalen Vocalline, starken Chören und sehr volumenreichen Arrangements.

Möglicherweise erleben wir hier die Geburt eines neuen Sterns am Symphonic-Metal Firmament! Wer nach einer derart hochklassigen EP, nun auch noch so ein Monster Debüt vorlegen kann, ist sicherlich für höhere Ziele geschaffen! „Obscura“ ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Mit diesem Talent, derart gewaltige Songs zu komponieren und der Hingabe, eine so umfangreiche und spannende Geschichte dazu zu verfassen, können es Gallia sicherlich noch sehr weit bringen. Gebt dieser Band bitte euren Support, ich finde, das haben sie sich verdient. Und nicht vergessen, Release Day ist der 02.09.2022! Herzlichen Glückwunsch an Gallia zu einem fantastischen Debüt-Album!

Band

Elyn Vandenwyngaert (Gesang)
Yannick Maris (Gitarre)
Laurens Vandebroek (Bass)
Ties Jehoul (Schlagzeug)

Titel

  1. Aperture
  2. Return Of Time
  3. Blackout Queen
  4. Mirage
  5. Reflection
  6. Path Of The Nomad
  7. Free Me
  8. Spirit Of The Sea
  9. Chaos
  10. Euphoria
  11. Tears Of Gold
  12. New World

(c) Gallia

(c) Gallia

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