Kaum eine Band verkörpert den Rock ’n‘ Roll in der heutigen Zeit so authentisch wie Thundermother. Dem schwedischen All-Girl-Quartett, ist mit ihrem 5. Album „Black And Gold“, der ganz große Wurf gelungen. Eine sensationelle Scheibe, von der jeder Hardrock Fan der 70er und 80er Jahre begeistert sein wird. 9,5/10

Thundermother wurden 2010 von Gitarristin und Komponistin Filippa Nässil gegründet. Es folgten bald die ersten Alben und Tourneen. Die Zeit war erfolgreich aber auch ein bisschen turbulent. In 2017 hat die kreative Musikerin ihre Band komplett reformiert und mit dem neuen Team, einen echten Glücksgriff gemacht. Sowohl zwischenmenschlich, als auch musikalisch, läuft es absolut rund und perfekt. Thundermother sind inzwischen zu einer verschworenen und höchst kreativen Einheit geworden. Das hat man schon sehr gut auf dem 2020er Album „Heat Wave“ hören können und noch viel besser zeigt sich die Einheit, auf dem neuen Megaseller „Black And Gold“, das schon in aller kürzester Zeit, tolle Charterfolge verbuchen konnte. Neben Gitarristin Filippa Nässil, gehören zu dem schwedischen Hardrock-Quartett Emlee Johansson, die mit ihrem kraftvollen Schlagzeug-Spiel, stets für die nötige Power sorgt. Ebenfalls nicht mehr weg zu denken, Neuzugang Mona Lindgren, die mit starker Leistung am Bass, für viel Furore sorgt. Und am Mikro, die einzigartige, wundervolle, sensationelle Guernica Mancini, die man ohne Zweifel, zu den stärksten Sängerinnen in der Rock-Geschichte zählen kann, nein, zählen muss! Mittlerweile ist auch das Songwriting eine Gemeinschaftsarbeit und das macht sich durchaus bemerkbar. Aus einer Vielzahl an Songideen, die die 4 Ladies zusammen getragen und ausgearbeitet haben, wurden schließlich die 12 stärksten Stücke ausgewählt. Es reiht sich ein Hit an den nächsten, bei einer knappen dreiviertel Stunde Spielzeit. Von Hardrock über Blues Rock und Sleaze Rock, bis zu vereinzelten Elementen des Country Rock und Glam Rock, wird so ziemlich alles abgedeckt. Dargeboten, mit sehr viel Spielfreude, großem Ideenreichtum, einem riesigen Gespür für eingängige Melodien und Rhythmen und natürlich mit verdammt viel Groove. Frei nach den Rolling Stones, „It’s only rock ’n‘ roll (but I like it)“! Genau mit diesem Ansatz scheinen die Damen das Thema Songwriting angegangen zu sein, denn die Stücke machen einfach nur Spaß, gute Laune und lassen den Rock ’n‘ Roll hoch leben. Die Ladies leben dieses Feeling mit jeder Faser ihrer Körper und das macht sie so authentisch aber auch gleichzeitig zu einer tollen Live-Band. Das hat sich natürlich über all die Jahre auch schon in der ganzen Welt herum gesprochen und so gab es selbst während der Corona Pandemie einige Shows zu erleben, teils unter lustigen, bis hin zu skurrilen Umständen. Es wurden sogar Konzerte in zwei oder drei Etappen gespielt, um alle Fans unterzubringen, im Rahmen der behördlichen Regularien. Wirklich sympathisch, wie sehr sich die 4 Schwedinnen um ihr Publikum bemühen. Das alles und vor allem ihre unglaubliche, musikalische Stärke und Brillanz haben vielleicht auch dazu geführt, dass Thundermother aktuell, in den USA und Kanada, als Support der Scorpions unterwegs sind. Und wie man hört, mit riesigem Erfolg und großartiger Resonanz. „Black And Gold“, um wieder zum Album zurück zu kehren, ist sicher das kompletteste ihrer bisherigen Laufbahn. Aber das Songwriting alleine, reicht für ein vollumfängliches Hörvergnügen natürlich noch nicht aus. Für den starken Klang hat der dänische Produzent Søren Andersen gesorgt, in den Medley Studios. Das sehr ausdrucksstarke Cover Artwork stammt aus der Feder von Andreas Werling, der hier das Markenzeichen der Band (die Faust mit dem Blitz) deutlich in den Vordergrund gestellt hat. Sicher auch als eine Art Botschaft zu verstehen. Zudem ist „Black And Gold“ inzwischen schon das 2. Album, das über das deutsche Label AFM Records erschienen ist. Wie es scheint, eine gute fruchtbare Liaison.

Es geht dann auch gleich ohne Kompromisse los. „The Light In The Sky“ ist ein schöner, kraftvoller Groove Rocker, der die Rhythmus-Abteilung um Emlee Johansson und Mona Lindgren gleich gut ins Rampenlicht stellt. Auch Filippa Nässil lässt ihr Können aufblitzen und liefert einige coole Riffs und ein sehr feines Solo. Guernica Mancini mit intensiver Vocal-Präsenz. Vor allem der Refrain ist hier sehr stark, mit Tendenzen zu großen Hardrock-Hits vergangener Tage. Das Titelstück „Black And Gold“ kommt mit bluesiger Note rüber und gibt dem Stück zu dem, einen gewissen Sleaze Rock Charakter. Auch die berühmte Talk Box die unter anderem Bon Jovi in den 80er Jahren gerne mal eingesetzt haben, kommt hier zum Zug. Die Backings und Shouts machen aus der Nummer auch einen Parade-Song für die Bühne. Da sind dann gleich alle mit dabei. „Raise Your Hands“ liefert eine schönen Rock ’n‘ Roll Groove. Bassistin Mona Lindgren und Gitarristin Filippa Nässil stehen hier klar im Spotlight. „Hot Mess“ schlägt nun einen ganz anderen Weg ein. Für mich persönlich, einer der aller größten Hits überhaupt, in jeder Hinsicht. Grundsätzlich darf man den Song wohl als Halbballade betiteln. Das Lied verfügt über so viele Facetten, das ist echt unglaublich gut. Die Grundessenz und ein möglicher Ideengeber, sind vermutlich die großen Aerosmith Balladen vom „Get A Grip“ Album („Cryin‘“, „Crazy“, „Amazing“), dazu kommt eine Vocalline, die beim Refrain an Avril Lavigne’s Nr.1 – Hit „I’m With You“ denken lässt. Gekrönt wird dieser unfassbar geile Song mit der brillanten Stimme von Guernica Mancini, die hier wirklich im permanenten Gänsehaut Modus agiert. So intensiv, so emotional, so ausdrucksstark. Diese Rauheit, dieser fast schon schwarze Soul, den sie hier in ihre Stimme legt, ist absolut einmalig und nicht von dieser Welt. Erinnert mich an manchen Stellen, ein klein wenig an ihre schwedische Kollegin Sofia Lilja von Nubian Rose. Bei „Wasted“ ziehen die Ladies das Tempo aber wieder deutlich an und Filippa Nässil begeistert einmal mehr mit grandioser Gitarren-Arbeit. Wir sind wieder ein wenig in der Sleaze Rock Ecke unterwegs, hier und da gibt es ein paar Cinderella – Momente. Die Nummer reißt ordentlich mit und dürfte auch auf der Bühne, unglaublich viel Spaß machen. „Watch Out“ legt dann noch mal einen Zahn zu und verlangt Emlee Johansson und Mona Lindgren alles ab. Das Stück ist recht schwungvoll, mit schöner Stimmung und einem sehr energetischen Chorus, getragen von starken Backings. Guernica Mancini singt hier förmlich alles in Grund und Boden. Überragend! „I Don’t Know You“ ist sicher der perfekt Song für die wenigen Radio Sender die Rockmusik spielen, wie beispielsweise Radio BOB und Rock Antenne. Mit bluesigen Akzenten und feinem Groove ausgestattet, dazu ein paar rein gemischte Live-Effekte, obendrauf eine super Melodieführung und ein Refrain im Ohrwurm-Format. Fertig ist die Stadion-Rock-Hymne. Was brauchst du noch mehr für einen mega Hit? Richtig, Airplay!! „Looks No Hooks“ versprüht einen ganz anderen Duft. Hier finden sich ein paar Elemente des 60er und 70er Rock ’n‘ Roll, vorgetragen mit brillanter Gitarren-Arbeit von Filippa Nässil. Eine kurze Bass-Solo-Vorstellung von Mona Lindgren dürfen wir auch bestaunen und Guernica Mancini zeigt sich bei diesem Fun-Track, einmal mehr, unglaublich facettenreich und legt auch wieder ein bisschen Soul in ihre Stimme. „Loud And Free“ ist ein cooler Riff-Rocker, der außerdem mit starker Lead-Gitarre zu überzeugen weiß. Das ist so ein Stück wo du einfach immer mit den Füßen mitgehen musst und dich unmöglich still halten kannst. Der Chorus lädt wieder mal zum Mitsingen ein, was das Lied freilich zur perfekten Live-Nummer macht. „Try With Love“ ist ein richtig guter Hardrock-Knaller im Stile der späten 80er. Instrumental bin ich hier stilistisch ein kleines bisschen bei Skid Row. Stimmlich ist das von Guernica natürlich wieder genial mit ihrer Rockröhre vorgetragen, mal energisch, mal getragen, das volle Programm eben. „Stratosphere“ kommt für mich eher im 70ies Style rüber oder frühe 80ies. Hier mal einen Hauch Punk, dort einen Touch alte Alice Cooper aber vor allem, die unglaubliche individuelle Stärke von Thundermother, die sehr gut zeigen, wie vielseitig die Schwedinnen doch sind. Sehr cool ist hier übrigens auch der spaßige a cappella Ausklang, ganz klar, ein weiteres Highlight. A propos Ausklang. Leider kommen wir schon zum letzten Song dieses fantastischen Albums. Zum Schluss gibt es dann noch eine wunderschöne Ballade, die aber auch ihre Ecken und Kanten hat. Inhaltlich wird hier die Gefühlslage beschrieben, wenn man nach einer Show in die Kabine geht und nochmal alles revuepassieren lässt. Musikalisch gibt es, als Begleitung, die Akustik-Gitarre, hier und da ein paar dezente Country Rock Elemente, gesanglich tief bewegend und hochemotional, natürlich mit maximaler Ausdrucksstärke vorgetragen. Das Stück gewinnt nach und nach an noch mehr Intensität und hat gelegentlich sogar ein paar hymnische Augenblicke zu bieten. Ein würdiger Abschluss, für ein echt hart rockendes und groovendes Album. Gut gemacht, Ladies!

Thundermother wurden ja früher immer mal ganz gerne, als die „weiblichen AC/DC“ bezeichnet. Ich denke davon sind wir aber nun schon lange weg. Die Eigenständigkeit und die Stilsicherheit sind mit den Alben „Heat Wave“ und vor allem mit dem neuen Meisterstück „Black And Gold“, deutlich gewachsen und die Handschrift ist sehr klar geworden. Die Schwedinnen haben ihren Sound gefunden, der so unglaublich mitreißend ist und ebenso viel Spaß macht. Das ist einfach geiler, zeitloser Rock ’n‘ Roll! Herzlichen Glückwunsch Ladies, zu einer wirklich coolen Scheibe!

Band

Guernica Mancini (Gesang)
Filippa Nässil (Gitarre)
Mona Lindgren (Bass)
Emlee Johansson (Schlagzeug)

Titel

  1. The Light In The Sky
  2. Black And Gold
  3. Raise Your Hands
  4. Hot Mess
  5. Wasted
  6. Watch Out
  7. I Don’t Know You
  8. Looks No Hooks
  9. Loud And Free
  10. Try With Love
  11. Stratosphere
  12. Borrowed Time
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