Die fleißigen Italiener Frozen Crown, veröffentlichen bereits ihr 3. Album. „Winterbane“ heißt das gute Stück und liefert ein gewaltiges Feuerwerk, aus melodischem und sehr rasantem Power-Metal. 9/10

Ja, Leute, die Zeit vergeht wie im Flug. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich 2018 sehr euphorisch, über „The Fallen King“, das Debüt von Frozen Crown geschrieben habe und dann bereits 1 Jahr später, über den ebenso starken Nachfolger „Crowned In Frost“. Kaum zu glauben, dass nun schon das dritte Meisterwerk veröffentlicht ist. Und was auch kaum zu glauben ist, in welcher Beständigkeit der italienische Power-Metal-Fünfer, in höchster Qualität Scheiben abliefert. Davor ziehe ich gleich zu Beginn dieser Review, schon mal meinen Hut. Personell konnte diese Kontinuität leider nicht aufrecht erhalten werden. Für Album Nr. 3, mussten auch 3 neue Musiker gefunden werden. Ein schwerer Schlag für Frozen Crown. Ich vermute stark, dass hier möglicherwiese die Pandemie, eine mitentscheidende Rolle gespielt haben könnte. Allerdings haben die verbliebenen zwei, den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Mastermind und Hauptsongwriter Federico Mondelli (Gitarre, Keys, Synthies) und seine bessere Hälfte Giada „Jade“ Etro (Gesang), konnten relativ zügig Ersatz finden. Seit Anfang des Jahres sind neu mit an Bord, die junge, hochtalentierte Fabiola „Sheena“ Bellomo an der Lead Gitarre, Francesco „Ikki“ Zof am Bass und der dritte im Bunde, ist der aufstrebende, neue Schlagzeug-Gott Niso Tomasini. Eine herausragende Mischung aus jugendlicher Frische und dennoch bereits ordentlich gesammelter Erfahrung, komplettieren das Line-Up von Frozen Crown anno 2021. Und wie man unschwer hören kann, hat sich das in Sachen Power, Spielfreude und Ausdrucksstärke, auf „Winterbane“ deutlich bemerkbar gemacht. Das Album sprüht nur so vor Energie und Leichtigkeit. Fast wie ein junges, wildes, ungezügeltes Pferd, das nicht mehr einzufangen ist. Die musikalische Grundrichtung ist aber natürlich die gleiche wie bisher. Es gibt melodischen Power Metal, mit teils schwindelerregendem Tempo, im Besonderen, was Gitarre und Schlagzeug angeht. Dazu gibt es hier und da ein paar stark eingesetzte Keys und Synthies und natürlich nicht zu vergessen, der gelegentliche Schwenk zum Melodic-Death, wofür Federico Mondelli ja bekanntermaßen, eine Schwäche hat. Das Songwriting hat der begnadete Komponist, wie üblich, komplett selbst übernommen. Bei den Lyrics hat aber auch Giada Etro, einen guten Teil beigesteuert. Da Frozen Crown ja prinzipiell großen Wert auf Beständigkeit legen, hat auch bei „Winterbane“, Andrea Fusini letzte Hand angelegt und mit der Produktion wieder mal, einen grandiosen Job gemacht. Auch Album Nr. 3 ist natürlich über Scarlet Records erschienen. Alles nach dem Motto „never change a winning team“. Und das zahlt sich halt auch aus.

So, Herrschaften, jetzt heißt es „Anschnallen bitte“, es geht los. Mit aller Kraft und Geschwindigkeit starten wir durch. „Embrace The Night“ liefert eine gewaltige Wand an instrumentaler Stärke, dazu ein ganz dezenter Hauch, von orientalischem Klangmuster und über allem thront der wunderbare, kraftvolle Gesang von Giada „Jade“ Etro, die, wie ich finde, seit der letzten Scheibe, nochmal ganz ordentlich an Volumen und Variabilität zugelegt hat. Mit sehr coolem Riffing und etwas reduziertem Tempo startet „Towards The Sun“. Insgesamt etwas rhythmischer ausgelegt, Niso Tomasini überzeugt mit facettenreichem Schlagzeugspiel, ebenso Fabiola „Sheena“ Bellomo an der Lead. „Far Beyond“ begeistert erneut durch eine sehr präsente Gitarrenarbeit, hier sogar mit einem extrem hohen Wiedererkennungswert. Geniale Melodie zu Beginn, die sich im Laufe des Stückes wiederholt. Das hat das Zeug zu einem echten Klassiker! Nicht zu vergessen, dass es dazu auch ein feines Video gibt. Jade holt aus ihrer fantastischen Stimme alles heraus und liefert dann auch noch einen wirklich stimmungsvollen Mega-Refrain. Francesco Zof läuft am Bass sogar Gefahr, sich einen Knoten in die Finger zu spielen, was für ein Höllentempo. An dieser Stelle einen schönen Gruß an Dragonforce. „The Lone Star“ ist ein weiteres Beispiel für die ungebremste Spielfreude aller Musiker. Federico und Sheena zeigen auch hier wieder, was man mit einem Saiten-Instrument so alles anstellen kann. Ich verneige mich. Mit den getragenen Vocallines und einer prägnanten Melodie, ist dieses Stück perfekt geeignet für ein sing along bei Konzerten. „Crown Eternal“ ist ein weiterer Beleg dafür, warum ich Niso Tomasini oben, als neuen Schlagzeug-Gott tituliert habe. Gewaltig! Beim Gesang mischt sich hier nun Federico Mondelli mit ein und steuert ein paar Growls aber auch eine paar Sequenzen Klargesang bei. Der „beauty and the beast“-Charakter, könnte nicht besser umgesetzt werden. Mit launigem und dominantem Keyboard-Spiel beginnt „The Water Dancer“ und wird genauso stimmungsvoll fortgesetzt. Schöne Temposteigerungen, Jade mit überragender Vocalline, was in einem unfassbar coolen und mitreißenden Refrain gipfelt. Das macht so viel Spaß, liebe Leute. Ich hätte jetzt fast schon gesagt, dass „The Water Dancer“ mein absoluter Top-Favorit auf „Winterbane“ ist aber das nächste Lied, steht auf derselben Stufe. „Angels In Disguise“ erfreut den Fan nicht nur mit einem schönen Titel und extrem hohen Hit-Potenzial, nein, es gibt hier auch noch, ich sag mal, Familien-Zuwachs. Als Gast mit dabei, die großartige Federica Lanna, mit der Federico Mondelli ja auch bei Volturian zusammen arbeitet. Nachdem Giada Etro dort, bei dem großartigen Song „In A Heartbeat“, auf deren letztjährigem Debüt „Crimson“, einen Gastauftritt hatte, ist nun der Freundschaftsdienst umgekehrt. Die beiden jungen Damen sind nicht nur privat ein Herz und eine Seele, sie harmonieren auch als Gesangs-Duo sensationell. Wie bei Volturian, ist auch hier bei Frozen Crown, eine unglaubliche Magie zu spüren, wenn die beiden tollen Sängerinnen gemeinsam agieren. Durch Federica’s Beitrag bekommt dieser Song sogar einen mystischen Charakter. Hört es euch an und lasst euch verzaubern. Als ich das erste Mal die Tracklist von „Winterbane“ gelesen habe, bin ich beim nun folgen Stück, mit hochgezogenen Augenbrauen hängen geblieben. Ich dachte mir, kann das der Ernst sein oder ist das nur zufällig derselbe Titel? Nein, Frozen Crown haben tatsächlich den Mut bewiesen, den, in meinen Augen, Jahrhundert-Song von Judas Priest zu covern, nämlich „Night Crawler“. Nebenbei bemerkt, mein JP-Lieblingsstück. OK, dachte ich mir, ich lass mich überraschen. Ich kann euch aber gar nicht sagen, wie überrascht ich dann tatsächlich war und das schon nach den ersten 20-30 Sekunden. Es ist einfach der Hammer! Die instrumentale Power reißt einen förmlich aus dem Sitz. Sheena, Federico, Niso, Francesco, das ist wirklich unfassbar stark, ganz großes Kino! Und Jade? Einfach unglaublich! Natürlich muss einem klar sein, dass hier nicht Rob Halford singt aber hey, Jade singt „Night Crawler“ auf eine sensationelle Art und Weise, angepasst an ihre Stimme, bringt ihren eigenen Ausdruck mit rein und macht den Song, quasi zu ihrem eigenen. Fantastico!!! Gehen wir es nun ein klein wenig ruhiger an, ehe das große Finale kommt. „Tales Of The Forest“ ist ein schönes, emotionales Instrumental-Stück, vorwiegend mit Keys und Synthies, fungiert aber auch gleichermaßen als Intro, für das abschließende „Blood On The Snow“. Ein epischer, knapp 9-minütiger Leckerbissen. Hier sind alle Mitstreiter noch einmal maximal gefordert. Der Song bietet extrem viel Abwechslung, viele ausgedehnte Instrumental-Parts aber auch tolle Vocals, sowohl von Jade, als auch von Federico. Das Tempo wird hier in manchen Passagen nochmal gewaltig angezogen, Double-Bass-Gewitter in aller bester Manier, großartige Gitarren-Soli und Riffs. Melodic-Death-Power-Metal in Bestform. WOW! Ich brauch jetzt erst mal eine Verschnaufpause.

Mein Fazit ist sehr einfach. Frozen Crown gelingt es, sich mit „Winterbane“ noch einmal zu steigern und liefern ihr bis dato, stärkstes Album ab, was bei den beiden Vorgängern, wirklich nicht einfach war.

Herzlichen Glückwunsch an Jade, Sheena, Federico, Francesco und Niso, zu einem echten Meisterwerk! Jetzt wünsche ich mir nur noch das Ende der Corona-Pandemie und danach eine gemeinsame Tour mit Frozen Crown und Volturian. Dann ist die Welt wieder in Ordnung. In diesem Sinne, „Let’s get rocked, not infected!“

 

Band

Giada „Jade“ Etro (Gesang)
Fabiola „Sheena“ Bellomo (Gitarre)
Federico Mondelli (Gitarre, Keyboard, Synthies)
Francesco „Ikki“ Zof (Bass)
Niso Tomasini (Schlagzeug)

Titel

  1. Embrace The Night
  2. Towards The Sun
  3. Far Beyond
  4. The Lone Stranger
  5. Crown Eternal
  6. The Water Dancer
  7. Angels In Disguise
  8. Night Crawler
  9. Tales Of The Forest
  10. Blood On The Snow
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