Vier Jahre nach ihrem Mega-Album „To Hell“, stellen Dawn Of Destiny nun den Nachfolger vor. Das neue Baby hört auf den Namen „The Beast Inside“ und knüpft nahtlos an das hohe Niveau seines Vorgängers an.

Ich kann es eigentlich kaum glauben, dass schon 4 Jahre ins Land gezogen sind, seit die Ruhrpottler Dawn Of Destiny, mit „To Hell“, bei mir den Thron der 2015er Jahreswertung erklommen haben. Nun, Jens Faber, seines Zeichens Mastermind der Melodic-Metal-Truppe, hat die Zeit offenbar sehr kreativ genutzt und für sich, seine Mitstreiter und natürlich die wachsende Fangemeinde, ein neuerliches Meisterwerk komponiert. Das kann ich euch nach dem, bestimmt fünfzehnten Durchlauf, mit Sicherheit versprechen. Wie gewohnt an seiner Seite, Gesangswunder Jeanette Scherff, am Schlagzeug Philipp Bock und am Keyboard Dirk Raczkiewicz. Sämtliche Saiteninstrumente und diverse Piano-Parts, kommen vom Chef persönlich, der natürlich auch wieder seine großartige Stimme zum Einsatz bringt, wenn gleich ein wenig zurückgeschraubt, verglichen mit dem Vorgänger. „The Beast Inside“ kommt ohne Gastmusiker aus und ist nach meinem dafür halten, noch etwas melodischer und vielleicht auch eingängiger geworden, als das 2015er Werk. Gab es bei „To Hell“ noch eine ordentliche Portion moderner Metal-Klänge zu hören, so ist das neue Album von Dawn Of Destiny etwas stärker im traditionellen Melodic-/Power-/Symphonic-Metal einzuordnen.

Das 12 Songs umfassende Meisterwerk könnte dennoch nicht abwechslungsreicher sein. Am besten sollte man „The Beast Inside“ als Gesamtkunstwerk betrachten und in einem Stück genießen. Jedoch sind in den einzelnen Liedern so unglaublich viele Facetten zu entdecken, die von spanisch angehauchten Akustik-Klängen, über orientalische Melodiebögen, bis hin zu Melodic-Death-Passagen reichen, dass man sie natürlich auch individuell hören und sich jeder seine Highlights rauspicken kann. Bei derart komplexen Kompositionen und spannender Dramaturgie im jeweiligen Songaufbau, ist man geneigt, an Verläufe von guten Thrillern zu denken, die ja auch von unerwarteten Wendungen und vielen Überraschungsmomenten leben. Seid mir bitte nicht böse liebe Leser, wenn ich folgenden Vergleich anstrebe, das ist auch in keiner Form despektierlich gemeint, denn ich bin ein großer Nightwish-Fan und musikalisch kann man es eh nicht wirklich vergleichen. Wenn ich mir aber nun dieses unfassbare Talent von Jens Faber, gepaart mit der großen Klasse seiner Bandkollegen vor Augen führe, muss ich fast fragen, wer ist eigentlich Tuomas Holopainen, der ja zweifelsfrei, der begnadetste Komponist im Metal-Zirkus ist? Was ich damit natürlich sagen will ist, wie unglaublich schade ich es finde, dass es eine Band wie Dawn Of Destiny mit ihrem, inzwischen 7. Weltwunder, ok, ihrem 7. Studio-Album, immer noch nicht geschafft hat, große Hallen zu füllen und „nur“ als Geheimtipp, unter Heavy-Metal-Feinschmeckern gilt. Vielleicht kann ja „The Beast Inside“ diesen Status korrigieren. Ich würde mich wahnsinnig darüber freuen, denn solch virtuose und anspruchsvolle Musik, sollte schon ein größeres Publikum haben.

Bereits der Opener „The Beast Inside Our Beauty“ ist Beleg für die unheimlich große Variabilität mit der Jens Faber die Stücke schreibt. Gefühlt zwei Dutzend Tempowechsel, dazu die grandiose und für mich noch mal deutlich umfangreicher gewordene Stimme von Jeanette, machen den Anfang eines gewaltigen Albums. „It’s My Fate“ ist etwas ruhiger, dennoch ziemlich rhythmisch, mit akustischen Klängen. Sehr emotional mit großartigem Refrain. „Pain In Me“ ist ein rifflastiger Power-Metal-Kracher, der auch gut auf dem Vorgänger hätte stehen können. „Fight Your Inner Demons“ ist auch einer der Songs, die von den immer wieder kehrenden Steigerungsläufen lebt, dazu eine fast schon mit souliger Stimme agierende Jeanette Scherff. Die wuchtigen Drums von Philipp Bock und die tolle Keyboard-Arbeit von Dirk Raczkiewicz machen aus dem Stück eine prädestinierte Live-Granate. Bei „Peace Of Mind“ zeigt uns Jens Faber mal wieder, was für eine grandiose Stimme er hat, die perfekt zu Jeanette passt. Leider insgesamt etwas zu selten. Somit aber ein absolutes Highlight. „Looking For A Hero“ kommt im Prinzip wuchtig, aggressiv und rifforientiert daher, begeistert aber nebst dem, mit einem hymnischen Refrain und massiven Tempo-Wechseln. Hammermäßig! „Signs In The Sky“ geht ein wenig in die sinfonische Richtung, hält aber das Tempo ziemlich am Anschlag. Dazu im Mittelteil ein Gitarren-Riff, bei dem selbst Metallica blass werden würden. „Surrounded“ liefert neben einem orientalisch angehauchten Klangteppich, ein paar sehr geile Growls von Jens. Das bläst dir schier die Birne weg. Beim folgenden „Why Am I Here“ wechseln sich wieder rhythmische Passagen an der cleanen Gitarre, mit Power-Riffs und hymnischen Gesangsparts ab. „Already Dead“ wurde schon vor einer Weile veröffentlicht, begleitet von einem recht coolen Video und hat bei mir dafür gesorgt, den Veröffentlichungstermin von „The Beast Inside“ kaum erwarten zu können. Ein echter Monster-Track! Geniale Keys, Helloween-artige Gitarren-Melodien, Power-Drums und dazu ein Refrain, der einen nicht wieder los lässt. Das grundsätzlich sehr flotte „If We Close Our Eyes“ kommt zu Beginn fast im Kasatschok-Stil daher. Dazu liefert Jens wieder ein paar Vocals, clean und Growls. Zum Ende wird es dann nochmal richtig emotional. „Longing“ ist die Ballade des Albums und vielleicht auch die schönste und intensivste, die ich in diesem Jahr gehört habe. In die hochemotionalen Lyrics kann sich vermutlich jeder reinversetzen und sie nachempfinden. Selbst hartgesottene Rocker wird dieser Song, nicht kalt lassen. Jeanette liefert dazu eine ihrer großartigsten Gesangsleistungen ab, dazu wunderbare Piano-Klänge von Jens. Hier ist Gänsehaut zu 100% garantiert.

Als Fazit kann ich Dawn Of Destiny ganz klar attestieren, dass sie sich mit „The Beast Inside“ wieder mal ein klein wenig neu erfunden haben, einige ungewohnte und spannende Facetten ihrem, ohnehin schon authentischen und ausdrucksstarken Sound hinzugefügt haben und in jedem Fall beim Schreiber dieser Zeilen, ganz hoch im Kurs stehen, auch was die diesjährige Jahreswertung angeht. Hoffentlich schafft ihr es demnächst mal ein paar Gigs auch im süddeutschen Raum zu spielen, denn live ist mir der Genuss eures Schaffens leider bislang verwehrt geblieben. In jedem Fall, meinen herzlichsten Glückwunsch zu diesem Meisterwerk!

Band

Jeanette Scherff (Gesang)‘
Jens Faber (Gitarre, Bass, Gesang, Piano)
Dirk Raczkiewicz (Keyboard)
Philipp Bock (Schlagzeug)

 

Titel

  1. The Beast Inside Our Beauty
  2. It’s My Fate
  3. Pain In Me
  4. Fight Your Inner Demons
  5. Peace Of Mind
  6. Looking For A Hero
  7. Signs In The Sky
  8. Surrounded
  9. Why Am I Here?
  10. Already Dead
  11. If We Close Our Eyes
  12. Longing

 

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