Die Karriere von Whiteabbey kommt allmählich ziemlich gut in Fahrt. Mit frisch unterschriebenem Plattenvertrag (bei Metalapolis Records) und Album Nr. 3 im Gepäck, startet die in Nordirland basierte Band nun so richtig durch. „Words That Form The Key“ ist ein kraftvolles, facettenreiches Album geworden, mit ein bisschen Symphonic Metal und ganz viel Melodic/Power Metal. 8,5/10

Wie alles begann… . Wir schreiben das Jahr 2020. Der Stormzone Gitarrist, Songwriter und Produzent Steve Moore hatte Ideen für ein neues Projekt und suchte passende Stimmen dazu. Er entdeckte die junge, hochtalentierte, niederländische Sängerin Tamara Bouwhuis (ex-Dim Crimson), nahm Kontakt mit ihr auf und schickte ihr die Rohversion des Songs „Leaving“. Sie machte sich an die Arbeit, nahm die Vocals auf und nur wenige Tage später, konnte sie ihm den Song bereits wieder zurück schicken. Steve Moore war von dem Ergebnis dermaßen begeistert, dass er sie fragte, ob sie nicht alle Stücke für sein neues Projekt singen möchte. Dies war dann wohl die Geburtsstunde von Whiteabbey und der Beginn des gemeinsamen Weges, von Tamara Bouwhuis und Steve Moore. Zunächst war Whiteabbey nur ein Studioprojekt. Steve lieferte die Musik und Tamara sorgte für die Lyrics und Vocallines. Es wurde schnell zur Tradition, die neuen Songs im Dreierpack zu veröffentlichen und mit dem jeweils letzten, dann ein 9 Tracks umfassendes Album heraus zu bringen. So entstanden dann die schlicht betitelten Werke „Volume One“ und „Volume Two“. Zudem haben Whiteabbey in 2022 auch noch ihre sensationelle Snow White – Trilogie veröffentlicht, die ganz einfach „Trilogy“ getauft wurde und das entsprechende Grimm’s Märchen, in drei Songs, aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Für mich, nach wie vor, ein must-have für alle Symphonic Metal Fans! Tamara Bouwhuis und Steve Moore bekamen in den letzten Jahren tolles Feedback auf ihre Musik und so wurde der Entschluss gefasst, aus Whiteabbey eine richtige Band zu machen, mit fester Besetzung und auch mit dem Gedanken an die eine oder andere „Live“ Performance. Die beiden haben zudem beschlossen, Whiteabbey zu ihrer Hauptaufgabe zu machen. Das Line-Up konnte mit Drummer Badger Duncan und Bassist Graham McNulty komplettiert werden. Letzterer war auch in der Vergangenheit schon immer mal wieder als Basser involviert und lieferte mit toller Märchenonkel-Stimme, auch die Erzählung, die die Snow White – „Trilogy“ begleitet. Zudem ist er auch Bandkollege von Steve Moore bei Stormzone. Man ist auch weggegangen von dem Dreier-Konzept, hat allerdings den Album-Rhythmus mit 9 Songs, aufrecht erhalten, die sich hier über 40 spannende Minuten verteilen. Ein weiterer, entscheidender Schritt nach vorne für Whiteabbey, war dann natürlich auch die Unterzeichnung des Plattenvertrags. Mit Metalapolis Records hat die Band nun einen Partner an der Seite, der ganz offensichtlich das große Potenzial erkannt hat und diese hochtalentierte Truppe auf ihrem Weg tatkräftig unterstützen möchte. Die 9 Songs von „Words That Form The Key“ offenbaren die vielschichtigen, musikalischen Einflüsse in all ihren Facetten. Zum einen sind aus dem sinfonischen Metal Sektor, die Frühwerke von Nightwish öfter ein Thema aber auch die Musik der mittleren Jahre von Within Temptation, kommt immer mal wieder durch. Dennoch ist klar erkennbar, dass der Fokus hier nicht bei opulenten Symphonic Metal Klanglandschaften liegt. Die Orchestrierung fällt meist dezent aus, oftmals sind es sogar nur „normale“ Keyboard-Sounds, die im Hintergrund für zusätzliche Melodiebögen sorgen. Vor allem natürlich Steve Moore, ist ja durchaus eher im traditionellen Metal zu Hause und somit sind diese Einflüsse auch immer wieder dominant. Speziell, was die teils richtig satten Gitarren-Riffs angeht, muss man sich nicht hinter den Größen des Heavy Metal und Power Metal verstecken. Somit erleben wir ein ziemlich kraftvolles, oft auch gitarrenlastiges Album, das eine sehr harmonische Kombination aus harten Klängen und dem wundervollen und facettenreichen Gesang von Tamara Bouwhuis bietet.

Gleich der Opener „Reality“, der auch die erste Single war, zeigt vom ersten Moment an, was für eine bezaubernde Stimme die niederländische Sängerin besitzt. Ein bisschen Piano dazu, die tolle Lead-Gitarre von Steve Moore und schon sind wir mitten drin, im ersten Album Highlight. Fette Riffs übernehmen das Geschehen und auch die Rhythmus-Fraktion um Drummer Badger Duncan und Tieftöner Graham McNulty, legt gleich alles in die Waagschale, was sie zu bieten haben. Trotz der kraftvollen Instrumentierung, bleibt auch die Emotionalität nicht gänzlich auf der Strecke. Dafür sorgt Tamara Bouwhuis mit viel Ausdruck und Vielseitigkeit. „Dragonfire“ ist eine ziemlich rifflastige Nummer, mit gelegentlichen, progressiven Tendenzen. Der Schlagwort-Refrain macht den Song zu einem potenziellen „Live“-Track, um das Publikum mit einbinden zu können. Ansonsten stehen die Vocals erhaben über dem Stück und tragen sehr gut. Das große Highlight ist ein epischer Mittelteil, der fast schon betörende Wirkung hat. Genial auch die Keys, die dann zum finalen Chorus-Part hinführen. „Hold Fast“ ist ein relativ typischer Whiteabbey Song, mit wuchtigem Start, brillanter Gitarren-Arbeit aber auch starker, dominanter Präsenz der Rhythmus-Abteilung. Speziell Bassist Graham McNulty hat viele Passagen im Rampenlicht, speziell als Begleitung zum Vers. Mit einem gewaltigen Energieschub geht es dann rüber in den Refrain, bei dem die volle Power des Songs zur Geltung kommt. Hier und da kommt ein bisschen Dramatik zum Vorschein und klangliche Opulenz, mittels ein paar klassischen Arrangements. „Just Hold Me“ ist ein ganz besonderes Lied, bei dem ich auch den Eindruck habe, dass er für Tamara Bouwhuis eine große Bedeutung hat. Das Stück ist ein sehr gut gelungenes Cover der bekannten, norwegischen Künstlerin Maria Mena. Zwar bleibt die Grundessenz des Originals weitestgehend erhalten aber durch die druckvolle, sehr facettenreiche Instrumentierung und die traumhafte, hochemotionale Performance von Tamara, bekommt der Song viele neue Aspekte. Whiteabbey haben es hervorragend verstanden das Stück so zu gestalten, dass es wie ein eigenes klingt. Und genau das ist es ja, was eine gute Coverversion ausmacht. „You Should Be Running“ wandelt auf den bandtypischen Pfaden zwischen Symphonic und Power Metal. Die getragene Vocalline und der energetische Refrain sind gleichermaßen Highlights, wie die brillante Arbeit an der Gitarre von Steve Moore, sowohl bei den Riffs, als auch mit einem starken Solo. Ein paar Chor-Passagen im Hintergrund lockern auf und geben Klangvolumen. „All In The Past“ zeigt ganz speziell Tamara Bouwhuis in all ihrer Stärke und Emotionalität. Sie agiert bei dieser sehr sparsam instrumentierten, halbakustischen Ballade unglaublich gefühlvoll, wirkt gleichermaßen verletzlich. Die Stimmung könnte kaum trauriger und melancholischer sein. Interessant ist auch die technische Seite bei der Produktion. Der Klang wirkt sphärisch, an mancher Stelle hört es sich sogar fest wie eine alte Schallplatte an. Das gibt dem Stück zusätzliches Flair und lässt das Lied lebendig wirken. Kommen wir nun zu dem alles überragenden Prunkstück des Albums. „Ireland’s Final Witch“ wandelt stilistisch und klangtechnisch auf den Pfaden des Whiteabbey Überhits „Queen“ von der „Trilogy“ EP und hat auch dasselbe, extrem hohe Niveau. Mit knapp sechseinhalb Minuten ist es auch die längste Nummer auf dem neuen Album. Viel Platz also, um all die Kreativität und das große musikalische Talent unter zu bringen. Die Basis ist kraftvoller, sinfonisch akzentuierter Power Metal, bei dem sich neben Saitenhexer Steve Moore, vor allem auch Drummer Badger Duncan und Bassist Graham McNulty nach Herzenslust austoben können. Da der Song inhaltlich, in einer dunklen Epoche der irischen Geschichte spielt, ist es natürlich nur logisch, dass das Stück ziemlich finster wirkt. Dementsprechend auch die schweren, düsteren Vocallines. Ganz brillant von Tamara Bouwhuis umgesetzt, die uns als Krönung ihrer Leistung, einen grandiosen Refrain liefert, der durchaus majestätische Größe besitzt. Mit ähnlich großer Klasse schallt dann „Celtic Curse“ aus den Boxen. Nach starker Eröffnung, mit schöner Grundstimmung, treiben den Song dann harte Rhythmen und fette Riffs an. Generell sorgt hier das Spiel mit dem Tempo für viel Abwechslung und auch immer mal wieder für neuen Spannungsaufbau. Die Instrumentierung ist unglaublich vielseitig ausgefallen und ganz speziell der Mittelteil, darf als großer Höhepunkt betrachtet werden, mit epischem Ausmaß. Zum Ende des Albums kommt noch mal die emotionale Seite durch. „Think Of Me Sometimes“ zeigt einmal mehr die gefühlvolle Seite von Tamara Bouwhuis, die über weite Strecken, hauptsächlich von Steve Moore’s Akustik-Gitarre begleitet wird. Dazu kommen noch ein paar Keyboard Klänge und eine ganz dezente Orchestrierung für zusätzliche Tiefe im Klang. Eine wunderschöne Ballade, die auch den einen oder anderen Gänsehaut-Moment zu bieten hat. Nach einem stark gespielten Akustik-Solo, gibt es dann ein sehr intensives, beinahe schon hymnisch anmutendes Songfinale, bei dem nochmal alle Register gezogen werden. Ein brillanter Abschluss, für ein tolles Album!

Mit ihrem dritten Album „Words That Form The Key“ machen Whiteabbey den nächsten, großen Schritt in ihrer Laufbahn. Der Weg vom Studio-Nebenprojekt, hin zu einer echten, vollwertigen Band, kann der Schlüssel zum Erfolg sein. Das Talent, die Ideen und die Kreativität bringen sie zweifelsohne mit. Sie haben auch schon erreicht, absolut bandtypische Klänge und Melodiebögen zu kreieren, mit denen man ihre Musik eindeutig identifizieren kann und das bereits nach drei Alben und einer EP. Tolle Leistung! Wenn es gelingt, in der nahen Zukunft mal einige Konzerte zu spielen, werden Whiteabbey ihren Bekanntheitsgrad sicher schnell noch vergrößern können. Dann kann aus einem Geheimtipp auch schnell ein Top-Act werden, denn eine große Fanbasis für den musikalischen Stil von Whiteabbey gibt es zweifelsfrei. Ein kleiner Wunsch fürs nächste Album meinerseits, wäre eine etwas opulentere Orchestrierung, für ein größeres Klangvolumen und noch etwas mehr Tiefe im Sound. Aber nun freuen wir uns erst mal über das aktuelle Werk, das genug Anlass zum Jubeln gibt! Herzlichen Glückwunsch an Whiteabbey zu „Words That Form The Key“, einem großartigen Album, zu dem man sicherlich viel positives Feedback bekommen wird. Release Day ist der 23.02.2024!

Band

Tamara Bouwhuis (Gesang)
Steve Moore (Gitarre)
Graham McNulty (Bass)
Badger Duncan (Schlagzeug)

Titel

  1. Reality
  2. Dragonfire
  3. Hold Fast
  4. Just Hold Me
  5. You Should Be Running
  6. All In The Past
  7. Ireland’s Final Witch
  8. Celtic Curse
  9. Think Of Me Sometimes
Tagged with →  
Share →

Schreibe einen Kommentar