Die Symphonic-/Melodic-Metal-Band Temperance, stellt mit „Viridian“ ihr fantastisches neues Studio-Album vor und liefert damit einen weiteren Beweis dafür ab, was der italienische Markt, derzeit für großartige Rockmusik hervor bringt.

„Viridian“ ist mittlerweile das fünfte Meisterwerk von Temperance, die in unveränderter Besetzung am Start sind. Der in 2018 veröffentlichte, phänomenale Vorgänger „Of Jupiter And Moons“, hat die Italiener deutlich voran gebracht. Im Zuge der erfolgreichen Teilnahme an der Symphonic-Metal-Nights-Tour im Herbst 2018, hat Thomas Caser, seines Zeichens Mastermind von Visions Of Atlantis und Geschäftsführer von Napalm Records, die ambitionierten und hoch talentierten Musiker unter Vertrag genommen. Dies sollte Temperance, in Kombination mit dem unglaublich starken neuen Album „Viridian“, nochmal ein großes Stück weiter nach oben bringen. Verdient hätten sie es sich allemal. Weiterhin setzen Temperance auf die geballte Kraft von drei Sängern/innen. Allen voran, die wunderbare Alessia Scolletti. Neben ihr brilliert weiterhin Michele Guaitoli, der ja seit Herbst 2018 auch bei Visions Of Atlantis aktiv ist. Dazu kommt noch Marco Pastorino, der für die besonders ausdrucksstarken Gesangsmomente zuständig ist aber auch den Posten des Gitarristen und Hauptsongwriters inne hat. Luca Negro am Bass und Alfonso Mocerino am Schlagzeug, komplettieren die sympathische Band aus Italien. Die Texte stammen im Wesentlichen von Alessia und Michele. Dieser hat zusammen mit Marco auch die erneut hochklassige Produktion des aktuellen Hit-Albums übernommen. Den letzten Schliff haben Temperance wieder in die bewährten Hände von Jacob Hansen gelegt, der ja momentan, gefühlt, an jeder Melodic-Metal Neuerscheinung seinen Anteil hat. Nun, das Genre weiß eben, wer der Beste ist. Das wunderbare Cover-Artwork kommt auch aus gewohnter Hand. Yann Souetre durfte hier seiner Kreativität erneut freien Lauf lassen. Sehr ansprechend, wie ich finde.

Musikalisch bewegen sich Temperance weiterhin zwischen modernem Symphonic-Metal und eingängigem Melodic-Metal. Die Stücke auf „Viridian“, sind nach meinem Empfinden aber noch eingängiger, noch hitlastiger, noch ausdrucksstärker und noch mehr auf den Punkt komponiert, als auf ihren Vorgänger-Alben. Ich will sagen, dass Temperance hiermit sicher ihr komplettestes Werk abliefern und auch wenn man sicherlich nicht das berühmte Rad neu erfindet, darf man den tollen Musikern aber uneingeschränkt attestieren, dass sie ein ganz großes Gespür für Melodien und Refrains haben und dies in ihren Songs, auf eine nahezu perfekte Art und Weise verarbeiten. Das Album macht einfach nur Spaß.

Der Opener „Mission Impossible“ wurde schon vor ein paar Monaten nebst tollem Video veröffentlicht und hat ordentlich Appetit gemacht. Musikalisch ist das Stück im Fahrwasser von Amaranthe zu finden. Sehr wuchtig und mit einer ordentlichen Portion elektronischer Spielereien, ein super Einstieg. Inhaltlich gibt es genau das, was der Titel verspricht. Der Song ist eine Hommage an die Action-Streifen mit Tom Cruise. Genau genommen, für alle Fans, wie ich auch einer bin, geht es um die Story des zweiten Teils der Reihe. „I Am The Fire“ ist vielleicht der größte Ohrwurm-Kracher des Albums. Ein druckvoller, Melodic-Metal-Hit mit genialer Melodieführung und einer ganzen Menge 80er-Jahre-Vibe, im Besonderen beim Refrain. Einfach nur cool!! „Start Another Round“ kommt recht stimmungsvoll daher. Ein eher rhythmisch gehaltenes Lied, das sicher auch live seine Wirkung nicht verfehlen wird. Das folgende „My Demons Can’t Sleep“ stellt v.a. die zwei Herren am Micro, in den Vordergrund. Michele und Marco brillieren zu einem sehr flotten Rocker, mit unbändigem Refrain. Dazu gibt es auch ein sehr feines Video. Der Titel-Track ist etwas progressiv, mit teils dominantem Keyboard-Spiel. Insgesamt aber ein schneller Bombast-Kracher, mit starkem Wechsel-Gesang. Auch perfekt für die Bühne zum mitsingen.  „Let It Beat“ schraubt das Tempo etwas zurück. Fast schon ein wenig AOR-lastig. Alessia Scolletti kann hier an der Seite von Michele Guaitoli besonders glänzen. Fantastische Vocallines. Eines der stärksten Duette seit langem, mit einem gewaltigen Finale. Unwiderstehlich!! „Scent Of Dye“ ist ein eher ruhiges Stück, dafür umso ausdrucksstärker. Michele singt phänomenal und Marco Pastorino liefert hier die besonderen Gesangs-Momente, wie oben schon mal angedeutet. Im Besonderen die Damen-Welt dürfte verzückt sein. Wer Bombast mag, wird bei „The Cult Of Mystery“ fündig. Vielleicht der gewaltigste Song auf „Viridian“. Alfonso Mocerino haut in die Felle, als wenn es kein Morgen gäbe und gibt dem Stück so die unbändige Power, Marco mit sehr feinem Gitarrensolo und auch Luca Negro dürften danach die Finger glühen. Dazu gibt es ein paar tolle Chöre und orchestrale Highlights. Ein echter Knaller! „Nanook“ kommt im derzeit beliebten, folkigen Gewand daher und sorgt für eine sehr schöne Grundstimmung. Nichts desto trotz ist der Song recht zügig unterwegs und Alessia und Michele zeigen wieder mal in Bestform, was sie drauf haben. Ein weiteres Highlight von „Nanook“ ist ein Kinderchor (Coro Sant‘ Angela Merici) im Mittelteil und zum Ende. Der Dudelsack wird übrigens von Gastmusiker Alex Coghy gespielt, die Harfe von Sara Bressani. Ich bin zwar ein großer Freund melodischer und knackiger Metal-Songs aber ich mag auch zwischendurch, gerne mal eine schöne Ballade. „Gaia“ ist so eine. Wunderbar gesungen, sehr emotional und intensiv. Ein Gänsehautstück par excellence. Gelegentlich erinnert mich das Lied ein wenig an „Hymn“ von Barclay James Harvest, von der Intensität her in jedem Fall. Marco wieder mit großartiger Gitarrenmelodie. Eine hammermäßige Ballade! Das abschließende „Catch The Dream“ ist dann mal ganz was anderes und ein eher unerwartetes Schlussstück. Das Lied kommt als großartiger Gospel-Song daher. Stellt die drei Sänger, v.a. Marco, nochmal ganz im Besonderen, in den Vordergrund. Im Background ist ein echter Gospel-Chor (Nuvoices Project) zu hören. Tolle Nummer!

Das Fazit zu „Viridian“ ist wirklich einfach. Temperance haben damit definitiv ihr bisher stärkstes Album veröffentlicht. Ein Meisterwerk voll von knackigen Songs, vielen emotionalen Momenten und einer ganzen Menge Ohrwürmern. Ich freue mich schon sehr die Italiener bald wieder live zu erleben. Wer es noch nicht weiß, Temperance haben die Ehre, im April, mit niemand geringerem, als Tarja Turunen, auf Tour gehen zu dürfen. Michele Guaitoli ist übrigens schon im Februar, mit seiner Zweit-Band Visions Of Atlantis unterwegs.

Also, herzlichen Glückwunsch an Alessia, Michele, Marco, Luca und Alfonso. Mille grazie!

 

Band

Alessia Scolletti (Gesang)
Michele Guaitoli (Gesang, Keyboard)
Marco Pastorino (Gitarre, Gesang)
Luca Negro (Bass)
Alfonso Mocerino (Schalgzeug)

 

Titel

  1. Mission Impossible
  2. I Am The Fire
  3. Start Another Round
  4. My Demons Can’t Sleep
  5. Viridian
  6. Let It Beat
  7. Scent Of Dye
  8. The Cult Of Mystery
  9. Nanook
  10. Gaia
  11. Catch The Dream
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