Die deutsche Hardrock Truppe Kissin‘ Dynamite hat, dem Cover Design entsprechend, ein ziemlich explosives, neues Album veröffentlicht! „Back With A Bang“ haut mit eben jenem Knall, ihre Fans aus den Socken und hält den eigenen Qualitätsstandard am oberen Limit! 9,5/10

Was 2007 als rebellische Teenager Rock Band begann, ist heute von der Hardrock/Sleaze Rock Landkarte nicht mehr wegzudenken. Kissin‘ Dynamite haben in den vergangenen gut anderthalb Jahrzehnten den Stadionrock in Deutschland wieder salonfähig gemacht und mit vielen, oftmals ausverkauften Tourneen, auch im restlichen Europa, die Maßstäbe für hochklassigen Rock, Hardrock und Sleaze Rock gesetzt. Die Schwaben konnten schon in jungen Jahren, mit ganz viel Enthusiasmus, selbst gestandene Rocker von ihrer Musik und ihrer Vision überzeugen, auch wenn viel Arbeit und Promotion notwendig war. Schon vom ersten Moment an, war Kissin‘ Dynamite im Prinzip eine Art Familien-Projekt, bei dem sich auch die Eltern der damals noch sehr jungen und unerfahrenen Truppe, im organisatorischen Bereich mit eingebracht haben. Über all die Jahre ist aus Kissin‘ Dynamite nun eine routinierte und genreführende Band geworden, der familiäre Charakter ist aber dennoch stets präsent geblieben. Ein guter Beleg dafür, wie eingeschweißt man als Band ist, zeigt auch die Tatsache, dass es erst einen Besetzungswechsel gab. Somit sieht auch der aktuelle Bestand aus wie folgt. Am Mikro natürlich Mastermind Hannes Braun, an den Gitarren, sein Bruder Ande Braun und Jim Müller, am Bass hören wir wie gewohnt Steffen Haile und an den Drums Sebastian Berg, für den „Back With A Bang“ das erste Kissin’ Dynamite Album ist, dass er eingespielt hat. Für den Vorgänger „Not The End Of The Road“, kam er erst zur Truppe, als die Aufnahmen bereits durch waren. Den wesentlichen Teil des Songwritings für Album Nr. 8, haben Hannes Braun und seine Lebensgefährtin Anna Brunner (Exit Eden, League Of Distortion) übernommen, die auch einige Backing-Vocals beigesteuert hat, jedoch haben auch die anderen Bandmitglieder ihren kreativen Input geleistet. Weitere externe Kräfte, die an ein paar der Songs beteiligt waren, sind enge Freunde der Band, wie beispielsweise John Diva (John Diva & The Rockets Of Love) oder Hartmut Krech (Elephant Music). Letzter hat der Band ja schon in frühen Jahren ein wenig Starthilfe gegeben und ist bestens bekannt, als federführender Komponist für Beyond The Black und All For Metal. „Back With A Bang“ ist das zweite Album, dass über das österreichische Label Napalm Records veröffentlicht wird. Die Albumproduktion und der Mix lagen in den Händen von Hannes Braun, der sich in den vergangenen Jahren zu einem echten Allroundtalent entwickelt hat. Gemastert wurde das neue Meisterwerk von Robin Schmidt (24-96 mastering), der dem Album einen tollen finalen Schliff verpasst hat. Das wirklich ausdrucksstarke Cover Artwork hat sich Holger Fichtner einfallen lassen. Auch wenn „Back With A Bang“ auf dem gleichen, extrem hohen Level weiter macht, wo der 2022er Vorgänger „Not The End Of The Road“ aufgehört hat, sind durchaus ein paar Veränderungen erkennbar. Speziell gilt dies für die Ausstrahlung und die Grundstimmung. Das vorherige Album wirkte durchaus ein wenig dunkler, was vermutlich darauf zurück zu führen ist, dass der gesamte Songwriting Prozess während der Corona Pandemie stattfand, wo ja allgemein eher Trübsal und große Verunsicherung auf der Tagesordnung standen. „Back With A Bang“ hingegen bringt den Frohsinn zurück und liefert fast durchweg positive Vibes und eine fast schon euphorisch wirkende Stimmung. Es ist einmal mehr gelungen, für eine derart große Hitdichte zu sorgen, dass eigentlich jeder einzelne Song geeignet wäre, um ihn als Single zu veröffentlichen. Es dürfte somit auch bei den anstehenden Festival Shows und Tourneen nicht einfach werden, eine Setlist zusammen zustellen. Aber wer die große Qual der Wahl hat, sich aus 12 neuen mega Krachern, ein paar heraus zu picken, der braucht sich glaub ich nicht beschweren. Es gibt 46 Minuten lang explosive Adrenalin Ausschüttung, gepaart mit einer ganzen Menge emotionaler Momente. Ein musikalisches bzw. kompositorisches Highlight jagt das nächste. Die Entwicklung der ja immer noch relativ jungen Truppe aus Baden-Württemberg, ist wirklich beeindruckend und man darf davon ausgehen, dass die Begeisterung bei den Fans und auch die Charterfolge (u.a. Platz 2 Deutsche Album Charts), sicherlich ähnlich sein werden, wie schon beim Vorgänger. Wir dürfen uns in Deutschland glücklich schätzen, so eine großartige und immer bodenständig gebliebene Band zu haben, die die Tradition großer Hardrock Truppen würdig weiterführt. Hier nun noch ein kleiner Einblick meinerseits, in die einzelnen Songs.

Der Titel-Track „Back With A Bang“ macht den Anfang. Ein rasantes, rhythmisch angelegtes Energiebündel, das im Sleaze Rock Gewand daher kommt und sowohl mit tollen Temposteigerungen, als auch einem kraftvollen und sehr „live“-tauglichen Refrain ausgestattet ist. „My Monsters“ war die zweite Single/Video Veröffentlichung. Eine riffdominierte Hymne, die mit einem grandiosen Spannungsbogen begeistert, der beim überragenden Power-Chorus seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt findet. Sehr cool sind auch die Keys zu den Vers-Passagen, die ein bisschen im ABBA Style rüberkommen. Hört mal genau hin. Das nachfolgende „Raise Your Glass“ machte als Single nebst Video, den Auftakt vor ein paar Monaten und schürte enorme Vorfreude aufs neue Album. Für mich persönlich, der allergrößte Hit den Kissin‘ Dynamite, respektive hier, Hannes Braun und Anna Brunner, jemals komponiert haben! Der Song transportiert den Spirit und die Leichtigkeit der 80er Jahre in Perfektion, wirkt inhaltlich sogar ein wenig autobiographisch und ist definitiv eine Hommage und ein Dankeschön, an alle Hardrock Fans auf unserem Planten. Zudem haben sich Kissin‘ Dynamite damit selbst ein Denkmal gesetzt. Eine echte Rakete, die neben der instrumentalen Stärke, natürlich auch mit einer brillanten Vocalline und einem sensationellen Chorus punkten kann. „Queen Of The Night“ ist ein sehr stimmungsvoller, klanglich opulenter Kracher, mit 80er typischen Lyrics, der ebenfalls das Talent zum Einzelhit hätte. „The Devil Is A Woman“ war unlängst die dritte Single inklusive bewegtem Bildmaterial. Eine Nummer die ich mir auch sehr gut schon auf dem Vorgänger-Album hätte vorstellen können. Es gibt eine gute Portion Sleaze Rock, Groove und Rock ’n‘ Roll zu erleben. Das Stück wirkt über weite Strecken wuchtig und rhythmisch. Neben der filigranen Gitarren-Arbeit von Ande Braun und Jim Müller, sind es hier entsprechend auch immer wieder Drummer Sebastian Berg und Bassist Steffen Haile, die sich ganz besonders in den Vordergrund spielen können. Eine tolle Nummer, die sicherlich langfristig im Live-Set verankert sein wird und die auch speziell Frontmann Hannes Braun, von seiner aller stärksten Seite zeigt. „The Best Is Yet To Come“ ist eine Midtempo Stadionrock-Hymne der Extraklasse. Nach ruhigem, emotional geprägtem Beginn, steigert sich das Stück nach und nach, hin zu seiner vollen Größe. Die Storytelling-Lyrics verleihen dem Song einen sehr authentischen Charakter, machen Mut und verbreiten Optimismus. Sehr stark! Das Stück wäre übrigens auch perfekter Stoff für die rockaffinen Radiosender! „I Do It My Way“ gehört zu meinen persönlichen Top-Faves, wenn man unter all diesen Hits überhaupt einzelne herauspicken kann. Nach sanftem, fest sogar leicht sphärischem Auftakt, mit gefühlvollen, nachdenklich wirkenden Vocals, bewegt sich das Lied sukzessive hin, zu einem erhabenen, eindringlichen Refrain, der mit großem Klangvolumen und höchster Ohrwurm Warnstufe ausgestattet ist. Ein wundervolles Stück, irgendwo angesiedelt, zwischen Power Ballade und Midtempo Granate. „More Is More“ kommt mit sarkastischem Unterton ums Eck und schwimmt ein bisschen auf der Erfolgswelle großer 80er Hits von Bon Jovi. Ein kraftvoller Song, mit sehr druckvoller Instrumentierung und ausdrucksstarkem Chorus, der sicher auch „live“ zum Mitsingen bestens geeignet wäre. „Iconic“ ist ein toller Melodic Rock Kracher, mit etwas Groove und tollem Songaufbau. Über eine starke Bridge, öffnet sich das Stück dann zum Refrain zu voller Stärke und reißt richtig gut mit. Unnötig zu erwähnen, dass die Nummer eine sehr nachhaltige Wirkung hat. „Learn To Fly“ ist geprägt von der tollen Rhythmus-Arbeit von Drummer Sebastian Berg und Tieftöner Steffen Haile, die für viel Groove sorgen. Die grandios gespielten Gitarren von Ande Braun und Jim Müller geben dem Stück einen ordentlichen Sleaze Rock Touch. Von kraftvollen Backings gestützt, ist hier auch die Vocalline, einmal mehr zu den großen Highlights zu zählen. „When The Lights Go Out“ ist ein recht wuchtiges Lied, mit einer ganz dezent modernen Note aber auch mit einem kräftigen Schwung Rock ’n‘ Rock im Blut. Hier kann man durchaus ein bisschen die kreative Hand von John Diva erkennen, der bei dieser Nummer ein paar Songwriter Credits für sich verbuchen kann. Das Stück könnte ich mir auch auf einem Album seiner eigenen Band gut vorstellen. Musikalisch, instrumental, ein recht facettenreiches Lied, veredelt mit ausdrucksstarkem Gesang. Auch wenn man es vom Titel her meinen könnte, „When The Lights Go Out“ ist nicht der Final-Track. Dafür haben die Schwaben eine wundervolle Ballade auserkoren, die von den Klängen der Akustik-Gitarre geprägt ist. Eine sehr typische Kissin‘ Dynamite Ballade, die auch an einem Lagerfeuer sitzend, bestimmt gut funktionieren würde. Der Song kommt mit großer, emotionaler Tiefe rüber und zeigt Sänger Hannes Braun von seiner gefühlvollen aber auch sehr charismatischen Seite. Das Stück begeistert mit tollem Spannungsaufbau und einem phänomenalen Chorus. Durch die Steigerung der Instrumentierung im Verlauf, gewinnt der Song an Intensität und bekommt sogar noch einen leicht hymnischen Charakter. Die Nummer ist ohne Frage auf dem selben hohen Niveau, wie so manch große Rock/Hardrock Ballade, die in den 80ern, auf MTV und den Radiostationen rauf und runter gelaufen ist. Ein großartiger Schlusspunkt, für ein überragendes Album!

Lange waren Kissin‘ Dynamite ja eigentlich gar nicht weg, das vergangene Album liegt nicht mal zweieinhalb Jahre zurück aber dennoch sind sie nun mit einem gewaltigen Knall wieder da. „Back With A Bang“ festigt ihre Top-Position in der deutschen und europäischen Hardrock Szene. Wenn man die Qualität der vergangenen Scheiben anderer Genre Größen unseres Landes damit vergleicht, sind Kissin‘ Dynamite ohnehin schon ganz weit voraus. Man kann der sympathischen Truppe aus dem Schwabenland nur gratulieren. „Back With A Bang“ ist ein weiterer Meilenstein in der Bandgeschichte und zweifelsohne, eines der stärksten Hardrock Alben des Jahres. Glückwunsch zu diesem Meisterwerk!

Band

Hannes Braun (Gesang)
Ande Braun (Gitarre)
Jim Müller (Gitarre)
Steffen Haile (Bass)
Sebastian Berg (Schlagzeug)

Titel

  1. Back With A Bang
  2. My Monsters
  3. Raise Your Glass
  4. Queen Of The Night
  5. The Devil Is A Woman
  6. The Best Is Yet To Come
  7. I Do It My Way
  8. More Is More
  9. Iconic
  10. Learn To Fly
  11. When The Lights Go Out
  12. Not A Wise Man
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