Gut 3 Jahre nach ihrem glanzvollen Debüt „Undying“, legt die österreichische Symphonic/Melodic Metal Band Autumn Bride nach. Am 27.09.2024 bringt die Truppe aus Wien ihr grandioses Zweitwerk „Bedtime Stories“ unters Volk, mit dem sie sich nochmal ein gutes Stück steigern konnten! 9,5/10

Autumn Bride können im nächsten Jahr bereits ihr 10-jähriges Bestehen feiern. Da kommt ein neues Album natürlich gerade recht. Im Besonderen, wenn es so ein herausragendes Meisterwerk wie „Bedtime Stories“ zu bejubeln gibt! Knapp dreieinhalb Jahre liegen dann zwischen der Veröffentlichung des neuen Albums und dem wunderbaren Debüt „Undying“, das sicherlich für noch wesentlich mehr Furore hätte sorgen können, wäre es nicht mitten in der Corona Zeit erschienen. Nichts desto trotz ist es der Symphonic/Melodic Metal Band aus Wien gelungen, sich schnell eine gute und treue Fanbasis zu schaffen. Nachdem dann auch die Bühnen wieder betreten werden durften, gab es kein Halten mehr. Festival Aufritte unter anderem in Wacken, beim Nova Rock, dem Area 53 oder auch dem Full Metal Holidays, haben für einen noch größeren Bekanntheitsgrad gesorgt. Die letztjährigen Shows als Support für Visions Of Atlantis waren dann noch das Sahnehäubchen oben drauf. Als Schreiberling dieser Zeilen möchte ich auch die unlängst gespielte Headliner Show im Rahmen des Free & Easy Festivals im Münchner Backstage nicht unterschlagen. Ein wirklich gelungener Auftritt dieser tollen und sympathischen Band! Schon seit geraumer Zeit haben Autumn Bride an den Songs für ihr neues Album gearbeitet und mit dem wunderbaren „H.eart.H“, schon vor vielen Monaten, ein erstes Stück vorab veröffentlicht. Bis auf den Wechsel am Bass, der aber nun auch schon seit einer ganzen Weile von Ken Straetman gespielt wird, gab es keine Veränderungen im Bandgefüge, seit dem Debüt. Alexander Schmid sorgt weiterhin für viele tolle Riffs und wunderbare Gitarrenmelodien und Max Fingernagel haut in die Felle, als würde es kein Morgen geben. Für die ganz großen Momente und Gefühle am Mikro sorgt, wie gewohnt, Suzy Fingernagel (ehemals Pointinger), die auch auf „Bedtime Stories“ wieder eine herausragende Vorstellung gibt. Auch der komplette Produktionsablauf ist in bewährten Händen geblieben und offenbart eine wahre Glanzleistung von Norbert Leitner, der dem Album einen wirklich exzellenten Sound verpasst hat. Veröffentlicht wird „Bedtime Stories“, wie auch schon das Debüt, über FFS Label Services aus Österreich. Ich hatte eingangs schon angedeutet, dass sich Autumn Bride nach ihrem brillanten Erstwerk, nun nochmal ein Stückchen steigern konnten. Das ist zum einen der noch stärkeren Produktion zu verdanken aber natürlich auch der Entwicklung als Band, im musikalischen und auch im kompositorischen Bereich. „Bedtime Stories“ kommt mit noch mehr Feinheiten und größerem Klangvolumen daher, es wirkt facettenreicher, mitunter auch noch zielführender ausgerichtet, auf große, eingängige Refrains. Die stilistische Grundausrichtung zeigt auch ein paar kleinere Veränderungen. Die moderneren Elemente sind ein bisschen weniger geworden, dafür ist die Orchestrierung etwas stärker ausgefallen. Wenngleich man hervorheben muss, dass diese nur selten eine dominante Rolle einnimmt und sich weitestgehend sehr song- und klangdienlich im Hintergrund hält. Das sorgt für wundervolle Stimmungen, schöne Melodiebögen und für sehr viel Tiefe im Klang. Sehr stark gemacht! Überhaupt muss man sagen, dass „Bedtime Stories“ ziemlich emotional geprägt ist, oftmals eher düster, gelegentlich auch mal etwas traurig/melancholisch in der Ausstrahlung. Finstere Träume und der Kampf mit inneren Dämonen sind immer mal wieder das Thema und sicherlich nicht für Jedermann als „Gute-Nacht-Geschichten“ geeignet, um hier den Album-Titel aufzugreifen. Trotz aller Emotionalität, die vorwiegend mit der unglaublich facettenreichen, meist sehr rockigen und charismatischen Stimme von Suzy Fingernagel erzeugt wird, weist das neue Autumn Bride Werk auch wieder eine ordentliche schwermetallische Härte auf. Alexander Schmid’s kraftvolle Riffs prägen die Landschaft ebenso, wie die satten rhythmischen Parts von Tieftöner Ken Straetman und Drummer Max Fingernagel. „Bedtime Stories“ wirkt in jeder Hinsicht sehr ausgewogen und die 10 Stücke, die sich auf eine knappe dreiviertel Stunde Spielzeit verteilen, wissen allesamt zu überzeugen und zu begeistern!

Mit dem schönen, düster-schweren, wunderbar orchestrierten Intro „Lilith“ geht das Vergnügen los, ehe es dann mit „Underworld“ gleich einen ersten Paukenschlag gibt! Über weite Strecken ein sehr kraftvolles und mitunter auch wuchtiges Stück. Die Drum/Riff Passage vor den Strophen erinnert deutlich an Nightwish zu „Oceanborn“ und „Wishmaster“ Zeiten. Überragend gemacht und mit ganz hohem Energielevel ausgestattet. Der Vers kommt zunächst ein bisschen sanfter rüber, mit typischen Autumn Bride Vibes, ehe sich der Song dann zum getragen Refrain erhebt. Ein erstes großes Ausrufezeichen, sowohl instrumental, als auch gesanglich! „The Wolf“ ist stilistisch gesehen, sicher das am modernsten anmutende Stück des Albums, das man sich auch ganz gut auf dem Debüt hätte vorstellen können. Sehr gute Melodieführung, tolle Arbeit mit dem Tempo und gewürzt mit einer ziemlich rockigen Ausstrahlung. Das Titel-Stück „Bedtime Stories“ gehört für mich zu den aller größten Hits des Albums und ist eigentlich auch Pflicht für eine Single/Video Veröffentlichung. Die schweren Riffs von Alexander Schmid stehen hier genauso im Mittelpunkt, wie die sensationelle, mal ausdrucksstarke, mal sehr gefühlvolle Vocal-Performance von Suzy Fingernagel, die hier auch ein paar wenige, kurze Ausflüge in die klassische Stimmlage unternimmt. Die Nummer bewegt sich meist im mittleren Tempo und begeistert mit einer wunderbaren Orchestrierung. Ein sehr intensives Lied, das aber auch mit ein wenig Dramatik und klanglicher Opulenz punkten kann. Die eine oder andere Passage lässt mich vom Stil her, an die deutsche Symphonic Truppe Elvellon denken. „Ashes To Ashes“ startet mit einem kurzen Mix aus Folk und Ethno, ehe dann aber sehr schnell Riffs und harte Rhythmen den Ton angeben. Trotzdem ist auch dieser Song vorwiegend im Midtempo Bereich unterwegs. Basser Ken Straetman bekommt einige starke Momente im Rampenlicht. Der Vers-Teil kommt fast ein bisschen im Erzählmodus daher, bevor sich dann der Chorus erhebt und mit viel Ausdruck und großer Eindringlichkeit, seinen Weg bis in die Tiefen der Gehörgänge findet. Instrumental eines der facettenreichsten Stücke, mit ein paar schönen Steigerungen und einer unaufdringlichen, absolut großartig harmonierenden Orchestrierung. „Sparks“ gehört für mich auch zu den ganz besonders herausragenden Songs. Eine Nummer die definitiv Einzelhit-Potenzial hätte und mit einer sehr launigen, eingängigen und schwungvollen Melodieführung begeistert. Tolle Lead-Gitarre, ein feines Solo und starke Riffs von Alexander Schmid, dazu fette, druckvolle Parts von Drummer Max Fingernagel und als Krönung, eine absolut brillante Gesangsleistung von Suzy Fingernagel. Das Stück ist sehr nachhaltig und man wird es so leicht nicht wieder los. Kompositorisch ist hier auch eine sehr klare, bandtypische Handschrift erkennbar. Wie schon erwähnt, wurde ein Lied bereits vor längerer Zeit vorab als Single veröffentlicht. Hinter dem sonderbar klingenden Titel „H.eart.H“ verbergen sich natürlich die beiden Worte Heart und Earth, die freilich auch eine sinnbildliche, inhaltliche Funktion haben. Mehr wie diese eine Erde haben wir eben nun mal nicht. Musikalisch kommt diese sehr emotional-ausdrucksstarke Nummer in recht sinfonischem Gewand daher, mit schöner Piano/Streicher Einleitung, satter Schwermetall-Instrumentierung und hymnischem Chorus. Auch der Ohrwurm-Alarm ist aktiviert, wegen der mehr als eingängigen Melodieführung. Das Stück ist recht stimmungsvoll, was auch auf die abwechslungsreiche Tempogestaltung zurück zu führen ist. Eine stark inszenierte Nummer, die auch im Live-Set bereits eine sehr gute Rolle spielt. „Your Hand“ ist nicht nur der emotionale Höhepunkt auf dem neuen Album, das Lied dürfte diese Rolle auch bei künftigen Konzerten einnehmen. Vor dem inneren Auge sehe ich schon das Lichtermeer aus Handy-Lampen, die sich sanft hin und her bewegen. Eine wirklich wunderschöne Ballade, die von Beginn an, für Gänsehaut-Momente sorgt. Das über weite Strecken recht sparsam instrumentierte Stück, ist geprägt von der gefühlvollen aber auch sehr charismatischen Stimme von Suzy Fingernagel, die dem Song viel Tiefe, Intensität aber auch eine durchaus traurig anmutende Grundstimmung gibt. Die Dramaturgie ist gut angelegt und verleiht der Nummer im Verlauf noch mehr Größe, auch durch den Einsatz wunderbarer Streicher, die für mehr Volumen sorgen. „Foreign Flames“ ist ganz bestimmt auch ein guter Kandidat für das Live-Set der Zukunft. Eine ziemlich kraftvolle Nummer mit beschwingter Gesangsmelodie und sehr starken Riff und Bass Sequenzen. Dramatik, Power, Klangvolumen, all das gibt es hier im Überfluss und als Krönung eine epische Bridge vor dem Monster-Chorus und vor dem fetten Final-Part, ein tolles Gitarren-Solo. Zum Abschluss haben Autumn Bride eine richtig schöne Symphonic Metal Granate zu bieten, ein echtes Kraftpaket. Der Song verfügt über einen tollen Aufbau, starke klassische Arrangements, richtig satte Riffs von Alexander Schmid und wird angetrieben von der druckvoll agierenden Rhythmus-Fraktion um Ken Straetman und Max Fingernagel. Die Herren glänzen allesamt an ihren Instrumenten, brillieren mit starker, gut inszenierter Tempo Arbeit und liefern das musikalische Grundgerüst, für eine der stärksten Gesangsleistungen, die ich von Suzy Fingernagel bislang gehört habe! Ein überragendes Kracher, zum Ende eines eindrucksvollen Album-Highlights 2024.

Bereits zum Debüt „Undying“ war ein sehr auffälliger Unterschied zu den meisten anderen Bands des Genres ganz klar im Blickpunkt, nämlich die rockige, oftmals raue, gelegentlich auch mal soulige und immer gefühlvoll-charismatische Stimme von Suzy Fingernagel. Damit heben sich Autumn Bride natürlich deutlich von vielen Bands aus dem Symphonic/Melodic Metal Sektor ab. Das ebnet ihnen auch den Weg zu Fans, die mit den üblichen, typischen Stimmen dieses Genres, nicht so viel anfangen können. Das Ganze dann noch kombiniert mit dem herausragenden Songwriting, gibt ihnen zwar vielleicht keine Alleinstellung aber dennoch eine exponierte Position, in dieser speziellen Nische des Metal. Die Vorzeichen sind also ziemlich gut, mit „Bedtime Stories“ den Fankreis schnell weiter wachsen zu lassen und den Erfolg voran zu treiben. Ich kann an dieser Stelle nur meine herzlichsten Glückwünsche an die Musiker von Autumn Bride übermitteln, die sich spätestens jetzt mit „Bedtime Stories“, eine großartige Basis für eine erfolgversprechende Laufbahn gelegt haben. Knapp 2 Monate sind es noch, bis das neue Meisterwerk erscheint aber Genre-Fans dürfen jetzt schon mal anfangen, sich auf den 27.09.2024 zu freuen!

Band

Suzy Fingernagel (Gesang)
Alexander Schmid (Gitarre)
Ken Straetman (Bass)
Max Fingernagel (Schlagzeug)

Titel

  1. Lilith (Intro)
  2. Underworld
  3. The Wolf
  4. Bedtime Stories
  5. Ashes To Ashes
  6. Sparks
  7. H.eart.H
  8. Your Hand
  9. Foreign Flames
  10. Northwind
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