Die deutschen Symphonic Metal Legenden Xandria, kehren nach mehrjähriger Pause mit einem regelrechten Urknall zurück! „The Wonders Still Awaiting“ ist nicht nur das stärkste, gewaltigste und vielseitigste Werk in ihrer bisherigen Laufbahn, es hat auch großes Potenzial, das Symphonic Metal Album des Jahres 2023 zu werden! 10/10

Der Lebenslauf von Xandria reicht zurück bis Mitte der 90er Jahre, als Mastermind Marco Heubaum den Grundstein legte, für all das, was die Band über viele Jahre so erfolgreich gemacht hat. Nachdem sich dann um die Jahrtausende herum, eine stabilere Bandkonstellation gefunden hatte, begannen die Arbeiten zum 2003 erschienen Debüt „Kill The Sun“. Ein tolles Album, mit dem ich damals auch Xandria für mich entdeckte. Bereits der Nachfolger brachte riesigen Erfolg, mit dem Titel-Stück und mega Hit „Ravenheart“, der bis heute, bei keiner Live-Show fehlt. Zwischen dem 2007 erschienen Werk „Salomé-The Seventh Veil“ und dem 2012 veröffentlichten Sensations-Album „Neverworld’s End“ mit Sängerin Manuela Kraller, gab es, wie zuletzt auch, schon mal eine etwas längere Schaffenspause, inklusive einiger stilistischer Veränderungen. Die Frühwerke mit Lisa Middelhauve am Mikro, waren neben sinfonischen Einflüssen, auch sehr stark von Dark Rock und sogar ein wenig Gothic geprägt. Ab 2012 war es dann der reine Symphonic Metal, mit opernhaftem Gesang, was auch mit den folgenden Alben „Sacrificium“ (2014) und dem bis dato letzten Album „Theater Of Dimensions“ (2017), konsequent fortgesetzt wurde. Diese beiden und auch die grandiose 2015er EP „Fire & Ashes“, dann mit Sängerin Dianne van Giersbergen. In dieser Konstellation haben Marco Heubaum und seine Band, wohl die bis dahin größte Erfolgsperiode gehabt. Im Spätsommer 2017 kam es dann ja bekanntermaßen, quasi über Nacht, zu dem überraschenden Ausstieg von Dianne. Der Split wurde, vor allem auch in den sozialen Medien, in sehr unschöner Weise breitgetreten und ausgeschlachtet. Die letzten geplanten Gigs in diesem Jahr, fanden dann mit Gastsängerin Aeva Maurelle (ex-Aeverium) statt. Danach wurde es merklich still um Xandria. Diese sehr aufgeregte und unrunde Phase Ende 2017, hat Marco Heubaum zu denken gegeben. Die Angelegenheit und ihre Nachwirkungen mussten erst mal aufgearbeitet werden und haben natürlich auch bei allen Beteiligten, ziemliche Spuren hinterlassen. Das ganze kam freilich zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, quasi auf dem Höhepunkt der bisherigen Bandgeschichte. Marco Heubaum hatte sich dann komplett aus der Öffentlichkeit zurück gezogen, vieles hinterfragt und die Sache erst mal sacken lassen. Die 2018er und 2019er Festival-Auftritte in Tschechien, fanden dann sogar ohne ihn statt. Allerdings hat er in all den Jahren nie wirklich aufgehört Musik zu komponieren. Er hat quasi im stillen Kämmerchen, nach neuer Inspiration, nach neuen Ideen und nach einer Vision für die Zukunft von Xandria gesucht. Das Ergebnis dieser längeren Findungsphase trägt nun den Namen „The Wonders Still Awaiting“ und wird exakt 6 Jahre nach dem letzten Album, das Licht der Welt erblicken. Wie aus dem Nichts, gab es Anfang/Mitte Mai 2022, wieder Bewegung auf den sozialen Medien-Kanälen von Xandria. Nur wenige Tage vor dem Release, wurde mit geheimnisvollen Posts, die neue Single „Reborn“ angekündigt, die, dem Titel entsprechend, die Wiedergeburt von Xandria bedeutete. Parallel dazu, wurde auch die runderneuerte Mannschaft vorgestellt. Einziges verbliebenes Bandmitglied ist Mastermind, Komponist und Gitarrist Marco Heubaum. Die übrige Besetzung sieht nun wie folgt aus. Am Mikro hören wir das bis dato weitestgehend unbekannte Stimmwunder Ambre Vourvahis, an der zweiten Gitarre Robert Klawonn, am Bass Tim Schwarz und am Schlagzeug Dimitrios „Tacki“ Gatsios, den einige sicher schon von Stahlmann kennen. Die Bekanntgabe dieser umfangreichen Neubesetzung kam sicherlich ein bisschen überraschend, war aber auch nicht ganz verwunderlich. Denn einige der ehemaligen Musiker von Xandria sind ja in den vergangenen Jahren schon bei anderen Bands untergekommen, wie beispielsweise Steven Wussow bei Orden Ogan oder Gerit Lamm bei Catalyst Crime. Dass die neue Bandbesetzung hervorragend funktioniert und auch bereits live, eine starke Einheit bildet, hat die gemeinsame Herbst-Tour 2022 mit Visions Of Atlantis, sehr gut gezeigt. Was natürlich für eingefleischte Symphonic Metal Fans, vielleicht das größte Highlight im vergangen Jahr gewesen ist. Für mich persönlich auf jeden Fall. Nach und nach wurden dann weitere Singles, zusammen mit tollen Videos veröffentlicht. Drei davon wurden auch schon live gespielt. Sowohl bei den bereits veröffentlichen Songs, wie auch beim Rest des Albums, wird schnell deutlich, dass Marco Heubaum eine neuerliche, kleine musikalische Kurskorrektur durchgeführt hat. In all den Jahren der Zukunftsplanung für seine Band, hat der versierte Songwriter sehr viele Ideen gesammelt und in einem noch nie da gewesenen Schub an Kreativität, alle möglichen Einflüsse in die neuen Stücke einfließen lassen. Ein sehr großer Faktor für die unglaubliche Vielseitigkeit des neuen Albums, ist zweifelsfrei Sängerin Ambre Vourvahis. Eine sehr talentierte junge Dame, mit griechischen und französischen Wurzeln. Auf den letzten Werken gab es ja fast ausschließlich klassischen/opernhaften Gesang zu hören. Wie mir Marco Heubaum auch schon selbst erzählt hat, sorgt diese Stilistik mitunter, für eine etwas eindimensionale Ausdrucksform. Oftmals steht dabei die Gesangstechnik vor der Emotionalität. Und so hat sich der erfahrene Musiker dann schon frühzeitig dazu entschlossen, eine Stimme zu finden, die ein deutlich facettenreicheres Repertoire einbringen kann. Dementsprechend gibt es dann auf „The Wonders Still Awaiting“ auch nur wenige Ausflüge in die klassische Stimmlage, von den Chören mal abgesehen. Meist agiert Ambre mit normaler, klarer Stimme, mit der sie sehr viel Charisma, Wärme und emotionale Tiefe vermittelt. Allerdings beherrscht sie auch die große Kunst des gutturalen Gesangs. Ihre Growls haben ohne weiteres, das Niveau von Alissa White-Gluz (Arch Enemy) oder Melissa Bonny (Ad Infinitum). Dieses Stilmittel gab es ja ansatzweise schon auf „Theater Of Dimensions“ zu hören, dort aber mit Gastmusiker Björn Strid (Soilwork). Auf dem neuen, mittlerweile 8. Studio-Album, sind Elemente aus dem Melodic Death Bereich durchaus häufiger zu entdecken. Nicht nur gesanglich, auch bei so manchem Gitarren-Riff oder diversen Schlagzeug Einsätzen, ist dies gut heraus zu hören. Aber keine Sorge liebe Leser, „The Wonders Still Awaiting“ ist trotz aller Einflüsse, ein Symphonic Metal Album. Ich gehe sogar soweit zu sagen, eines der facettenreichsten, gewaltigsten und besten, das jemals veröffentlicht worden ist!! Marco Heubaum war es sehr wichtig, nicht nur seine grenzenlose Kreativität alleinverantwortlich und ohne Einschränkungen umzusetzen. Er wollte auch bei den Aufnahmen und der Produktion, überall die Hand drauf haben, um seine Visionen der letzten Jahre, bis ins aller letzte Detail, ins perfekte Licht zu rücken. Mix und Master hat dann allerdings Großmeister Jacob Hansen gemacht, der einmal mehr gezeigt hat, dass er zu den besten seiner Zunft gehört. Auf „The Wonders Still Awaiting“ ist alles etwas größer, opulenter und gewaltiger, wie man es sonst so kennt. Alleine die Spielzeit ist schon gigantisch. Wo bekommt man denn heute noch 13 Songs mit 74 Minuten Spielzeit angeboten? Ganz sicher nicht oft, beim neuen Xandria Epos aber auf jeden Fall! Ok, Marco Heubaum hatte natürlich jetzt auch genug Zeit viel Neues zu erschaffen und zu kreieren aber das ist schon ziemlich außergewöhnlich. Ein weiterer Beleg für die Größe dieses Meisterwerkes, ist das Einbeziehen des 40-köpfigen, klassischen Orchester und Session Chors aus Sofia und des bulgarischen Kinderchors, vom nationalen Radiosender BNR. Ihr könnt euch vorstellen, das gibt ein massives, stimmliches Klangvolumen. Auch die Orchester-Arrangements stammen aus bekannter und professioneller Hand. Dafür zeichnet niemand Geringeres verantwortlich, als Lukas Knöbl, der ja unter anderem, auch bereits mit Serenity und Visions Of Atlantis gearbeitet hat. Was aber viele vermutlich nicht wissen, er hat auch schon bei der Entstehung von Soundtracks für große Hollywood Blockbuster von Roland Emmerich mitgearbeitet, zuletzt für den von „Moonfall“. Für ein paar zusätzliche Highlights, stellte sich Ally Storch (Subway To Sally) zur Verfügung, die ihr großes Talent an Geige und Cello mit eingebracht hat. Ihr seht also, Marco Heubaum hat nichts dem Zufall überlassen, hat keinerlei Kosten und Mühen gescheut, um Xandria einen monumentalen Neustart zu ermöglichen. Auch die neue Bandbesetzung, scheint mir für die Umsetzung und die Zukunftspläne, ein absoluter Glücksgriff zu sein. Eine tolle und sehr sympathische Truppe. Große Unterstützung erfahren Xandria aber natürlich auch von Label Seite her. Die Band aus dem nordrhein-westfälischen Bielefeld, ist ja bereits seit dem 2012er „Neverworld’s End“ Album bei Napalm Records, die auch für das Comeback, allen Support leisten der nur möglich ist. Schauen wir uns nun die grandiosen, so unglaublich facettenreich komponierten Songs von „The Wonders Still Awaiting“ an.

Den Auftakt macht „Two Worlds“, mit schwerer, düsterer, fast unheilschwangerer Einleitung. Der gewaltige Chor hat seinen ersten Einsatz und sowohl die Orchester-Arrangements, als auch die Instrumente, kommen in imposanter Größe mit dazu. Marco Heubaum und Robert Klawonn lassen die Saiten ihrer Gitarren glühen. Ambre Vourvahis gibt die erste Kostprobe ihres vielseitigen Könnens zum Besten und zeigt vom ersten Moment an, dass sie die perfekt Wahl ist, als neue Frontlady von Xandria. Neben der wundervoll interpretierten Vocalline und einem brillanten Refrain, sind auch die ersten Growls zu vernehmen. Metal und Klassik harmonieren in Perfektion. Der Facettenreichtum ist riesengroß, es gibt viele Breaks und etliche getragene Passagen. Man hat manchmal den Eindruck, als würde man sich in der Oper ein klassisches Stück anhören, so vielseitig ist das alles. Übrigens, den Kurzfilm dazu, gibt es ab dem 31.01.2023 zu sehen! „Reborn“, ihr wisst es alle, läutete letztes Jahr im Mai den Neuanfang ein. Die Urgewalt des 40-köpfigen Chors eröffnet das Stück. Mit starker, punktgenauer Inszenierung und großem Abwechslungsreichtum, gehört das Lied sicher langfristig zu den Favoriten von der Band und gleichermaßen von ihren Fans. Ein Symphonic Hit der besten Sorte, mit majestätischem Monster-Chorus. Ich schreibe hier nicht mehr dazu, ihr habt das Stück sicher alle schon oft gehört und auch das tolle Video gesehen. Das spricht einfach für sich. „You Will Never Be Our God“ war die 2. Single nebst bewegten Bildern. Als Gast ist hier Ralf Scheepers (Primal Fear, Avantasia) zu hören, der als Gesangspartner für Ambre Vourvahis eingeladen wurde. Hier sind deutliche Einflüsse aus dem Melodic Death zu hören aber auch eine gute Portion Power Metal. Neben sanften, gefühlvollen Gesangsparts, gibt Ambre wieder einige harsche Töne von sich, in Kombination mit der kraftvollen Stimme von Ralf Scheepers, entlädt sich dabei eine große Menge Energie. Vor allem die Rhythmus-Abteilung um Tim Schwarz und Dimitrios Gatsios hat hier alle Hände voll zu tun. Die Power die da rüberkommt ist enorm. Getragen wird aber auch dieser Song, von genialen Orchester und Chor Passagen und natürlich satten Riffs. Das Titel-Stück „The Wonders Still Awaiting“ hat ebenfalls bereits ein Video verpasst bekommen. Wenn ich mir das Album so an höre, hat das „Warten auf Wunder“ vielleicht doch schon ein Ende gefunden. Ok, kleiner Scherz am Rande. Meine Begeisterung für dieses wundervolle Werk, kennt eben keine Grenzen. Interessanterweise kommt die namengebende Textzeile des Titel-Songs hier gar nicht vor, stattdessen ist diese aber in den Lyrics des Openers zu finden. Eventuell spannt sich da ein inhaltlicher Bogen. Das Tempo ist hier ein klein wenig zurück gefahren. Wir starten mit Piano, Chor und Orchester. Es gibt zwar dadurch auch ordentlich Bombast, das ist aber gut austariert und wirkt absolut nicht überladen. Ambre Vourvahis führt mit ruhiger Stimme durch den Vers-Teil. Die Steigerung erfolgt dezent, der Refrain ist erhaben, mit einer sehr eingängigen Melodieführung, die wunderbar ins Ohr geht und fast ein bisschen verträumt wirkt. Instrumentale Härte ist natürlich dennoch vorhanden. Ein beinahe sphärisch wirkender Mittelteil mit tollem Solo und eine epische Schlussphase komplettieren das Vergnügen. „Ghosts“ wurde bereits im letzten Herbst, live auf der Tour vorgestellt, noch bevor das Lied offiziell, als 3. Single veröffentlicht wurde. Das Stück wurde mit großer Begeisterung gefeiert und das völlig zu Recht. Satte Schlagzeug-Power, ein Melodic Death typisches Gitarren-Riff, grandiose Chor und Orchester-Parts, viele Tempo-Variationen, genialer Spannungsaufbau, herausragende Melodieführung und eine sehr charismatische, stimmliche Performance, sind die Grundessenzen dieser Nummer. In einem Wort, phänomenal! „Your Stories I’ll Remember“ offenbart die emotionale Seite des Albums am deutlichsten. Die epische Ballade liefert ein paar keltisch/folkige Klangmuster und zeigt damit ein weiteres Indiz für die Vielseitigkeit dieses Comebacks. Ambre agiert sehr sanft und gefühlvoll. Die Instrumentierung ist zunächst etwas zurückhaltend, später aber nach und nach, ein Stück weit intensiver. Eine wirklich tolle Dramaturgie, die so, auch immer wieder für Anflüge von Gänsehaut sorgt. Im Besonderen bei dem wirklich bombastischen Song-Finale, wo nochmal alle Register gezogen werden. Wunderschön! „My Curse Is My Redemption“ gehört unter all diesen mega Stücken, zu meinen persönlichen Top-Favoriten. Eine Nummer die sich bereits beim ersten Durchlauf, in meine Gehörgänge gebrannt hat. Die Einleitung kommt mit Piano und Streicher-Parts daher, Dimitrios Gatsios meldet sich allmählich aus dem Hintergrund und gibt den Takt vor. Das Lied nimmt Fahrt auf, die Spannung steigt. Das ganz große Highlight dieses Songs erwartet den Hörer dann beim Chorus, der energiegeladener und intensiver kaum sein könnte. Episch, hymnisch, gigantisch! Ich glaube, das sagt alles. Etwas Dramatik kommt bei „Illusion Is Their Name“ auf. Wunderbare Streicher und eine brillante Lead-Gitarre machen den Anfang. Ein scharfer Übergang bringt die Kehrtwendung, hin zu einer Power Metal Granate, mit rasanter Geschwindigkeit. Tim Schwarz und Dimitrios Gatsios sind da einmal mehr, die treibenden Kräfte. Ambre Vourvahis agiert im steten Wechsel zwischen Clean Vocals und Growls. Dieses stimmungsmäßige Wechselbad der Gefühle, spiegelt sich auch in den Lyrics wieder, die man durchaus, als authentisch für unsere heutige Zeit sehen kann. Auch ansonsten ist die Nummer unglaublich abwechslungsreich, woran federführend, die klassischen Arrangements von Lukas Knöbl und die filigran gespielten Gitarren von Marco Heubaum und Robert Klawonn verantwortlich sind. „Paradise“ startet mit Klängen vom Cello, vermutlich von Ally Storch, dazu ein bisschen engelsgleicher Gesang. Der Songaufbau ist sehr facettenreich, mit schöner Steigerung, satte Riffs und ein toller, opulenter Refrain kommen dazu. Sehr stark komponiert! Einmal mehr, geht hier das Lob an Marco Heubaum! „Mirror Of Time“ ist grundsätzlich recht wuchtig, mit druckvoller Gitarrenwand und einer energiegeladenen Orchestrierung. Dennoch macht sich zunächst bei den Vocals, erst mal ein bisschen Melancholie breit. Später, auch beim flotten Chorus, ist es dann so ein Spielchen zwischen Engel und Teufel. Ambre wechselt mühelos ihre Gesangsstile, was auch großen Einfluss auf die unterschiedlichen Ausstrahlungen hat, die der Song offenbart. Eine wunderbare klassische Ouvertüre bildet den Anfang von „Scars“. Alles in allem, in etwas ruhigerem Fahrwasser unterwegs, der Spannungsbogen wird eher im Hintergrund gespannt. Erneut zeigt sich der Facettenreichtum und das große Herzblut, mit dem Marco Heubaum dieses Album komponiert hat. Die Grundstimmung ist ein wenig düster, einige Breaks und die stimmliche Vielfalt, setzen zusätzliche Highlight-Momente. Vor allem der Auftakt zu „The Maiden And The Child“ erinnert ein bisschen an Filmmusik. Gerade die Dramatik und die volumenbildenden Chöre, vermitteln diesen Eindruck. Da hat Lukas Knöbl wieder ganze Arbeit geleistet! Im Weiteren ist das Stück eine eher typische Symphonic Metal Granate, wie man sie von den letzten Xandria Alben kennt. Es gibt viel Tempo mit einem hohen Energielevel und eine getragene Vocalline bei den Versen, die in einen opulenten und kraftvollen Refrain übergeht. Sehr gut installiert sind die engelsgleichen Chor-Passagen, die sich gelegentlich mit Ambre Vourvahis’s Growls duellieren. Als wäre das nun alles noch nicht genug, erleben wir mit dem abschließenden XL-Stück „Astéria“, noch ein Epos in einem Epos, wenn man so will. 9 Minuten musikalischen und kompositorischen Gaumenschmaus, aus dem Feinkostladen. Der Start ist ein wenig mystisch gehalten, es kommen typische Klangmuster aus dem südosteuropäischen Raum dazu. Es gibt sogar ein paar Textzeilen auf Griechisch, was freilich bestens zum Songtitel passt. (Asteria ist eine Figur aus der griechischen Mythologie) Natürlich ist auch dieses Lied geprägt von großem Abwechslungsreichtum. Sanftere Augenblicke zum Vers, gewaltige Übergänge, dazu orchestrale Opulenz, mit schweren und finsteren Chor-Einlagen und ganz viel kraftvolle, metallische Härte. Sowohl die Rhythmus-Fraktion um Tim Schwarz und Dimitrios Gatsios, als auch die Saitenvirtuosen Marco Heubaum und Robert Klawonn, können sich bei diesem finalen Highlight Stück, nach Lust und Laune austoben. Selbst die Darbietung von Ambre Vourvahis wirkt hier fast ein bisschen spielerisch. Die Nummer hätte vom gesamten Erscheinungsbild her, auch das Zeug zum Soundtrack für ein cineastisches Historien-Drama, aus der Traumfabrik Hollywood. Der schwere, opulente aber auch stimmungsvolle Abspann, unterstreicht diese These noch zusätzlich.

OK, das war vermutlich meine längste Review, die ich bisher geschrieben habe. Aber ein Album dieser epischen Größe, verdient auch eine entsprechende Würdigung! Das neue Xandria Meisterstück „The Wonders Still Awaiting“ hat mir gezeigt, was ich in den letzten Jahren während ihrer Pause, so sehr vermisst habe und warum ich mich dieser Band schon seit 20 Jahren so verbunden fühle. Es ist einfach diese individuelle Klasse, die grenzenlose Kreativität, die große Authentizität und vor allem auch das eingebrachte Herzblut, was Xandria so besonders macht. „The Wonders Still Awaiting“ ist nun der verdiente Lohn, für all die harte Arbeit und die Entbehrungen der letzten Jahre. Ich finde, dass Marco Heubaum mit dem Songwriting für dieses Album, sogar ein klein wenig, den Symphonic Metal neu erfunden hat. Zumindest haben er und seine Band, diesem stark frequentierten Genre, ein übergroßes, sehr modern und frisch klingendes Highlight geschenkt, über das man noch lange sprechen wird. Herzlichen Glückwunsch an Xandria zu diesem fantastischen neuen Werk, auf das da noch viele weitere folgen mögen! Falls ihr es noch nicht wissen solltet, es gibt Anfang Februar, rund um den Veröffentlichungstag, drei Club-Konzerte in Deutschland (02.02. Essen, 03.02. Leipzig, 04.02. München), um in einem kleinen Rahmen, das große Album „The Wonders Still Awaiting“ vorzustellen. Release Day ist der 03.02.2023!

Band

Ambre Vourvahis (Gesang)
Marco Heubaum (Gitarre, Keyboard)
Robert Klawonn (Gitarre)
Tim Schwarz (Bass)
Dimitrios „Tacki“ Gatsios (Schlagzeug)

Gäste

Ralf Scheepers (Gesang) (Track 3)
Ally Storch (Geige, Cello)

Titel

  1. Two Worlds
  2. Reborn
  3. You Will Never Be Our God (feat. Ralf Scheepers)
  4. The Wonders Still Awaiting
  5. Ghosts
  6. Your Stories I’ll Remember
  7. My Curse Is My Redemption
  8. Illusion Is Their Name
  9. Paradise
  10. Mirror Of Time
  11. Scars
  12. The Maiden And The Child
  13. Astéria
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