Liebe Leser, ich möchte euch in diesem Artikel Whiteabbey vorstellen, eine noch relativ neue, in jeder Hinsicht aber außergewöhnliche, hoch interessante und sehr talentierte Band, die ihren Ursprung in Nordirland hat. Symphonic-/Power-Metal steht hier auf dem Programm und speziell an der 3 Songs umfassenden EP „Trilogy“, werden auch Freunde des Fairytale-Metal große Freude haben. 10/10

Whiteabbey ist die Schöpfung von Steve Moore, einem hochbegabten, sehr vielseitigen Gitarristen/Bassisten, Komponisten und Produzenten. Der Nordire ist ein erfahrener Musiker, der auch bei den Bands Stormzone und Fireland aktiv ist. Mit seiner Band Whiteabbey, hat Steve Moore nun vor etwa 2 Jahren angefangen Musik zu veröffentlichen. Dazu hat sich der vielbeschäftigte und sehr kreative Saitenvirtuose ein paar starke Kollegen mit an Bord geholt. Zum einen Schlagzeuger Ruddiger Spree, der mit beeindruckenden Leistungen aufwartet. An der zweiten Gitarre Stevie McLaughlin (Sandstone), der zusätzlich auch mit seiner kraftvollen Power Metal-Stimme zu überzeugen weiß. Das große Glanzlicht bei Whiteabbey ist aber zweifelsohne Sängerin Tamara Bouwhuis. Die niederländische Frontlady verfügt über ein herausragendes stimmliches Repertoire, begeistert mit sehr viel Charisma und zeigt sich unglaublich vielseitig. Tamara Bouwhuis singt übrigens auch bei der Symphonic Metal Formation Dim Crimson und hat zuletzt auch auf dem grandiosen Debüt der belgischen Symphonic-Truppe Epinikion, die Lead-Vocals für einen Song („In The Middle Of The Night“) beigesteuert. Mit dazu gehört aber auch noch Graham McNulty (Stormzone), der auf ein paar früheren Veröffentlichungen den Bass eingespielt hat, hier bei „Trilogy“ rundet er mit seiner tollen, tiefen Stimme, als Erzähler, die Geschichte ab und spricht die Einleitung und die Übergänge, im Stile eines Sir Ian Murray McKellen (u.a. Lord Of The Rings). Wirklich genial umgesetzt! Whiteabbey wählen einen sehr interessanten Weg, um ihre Musik unters Volk zu bringen. Es werden immer 3 Stücke im Paket veröffentlicht, die dann als Kapitel funktionieren. „Chapter 1“ bis „Chapter 3“ wurden dann abschließend auch noch zu einem full-length Album zusammen gefasst, das den simplen Titel „Volume One“ trägt. Bereits in den Anfängen ist das hohe musikalische Niveau sehr gut erkennbar. Zunächst verstärkt im melodischen Power Metal Gewand, mit progressiven Akzenten. Die sinfonischen Elemente kommen dort noch eher verhalten zum Einsatz. Die Songs wissen aber allesamt zu überzeugen und vor allem „Trapped“, „Once“ oder „Vanguard“ haben es mir ganz besonders angetan. Es folgten dann noch „Chapter 4“ und „5“, natürlich auch wieder mit jeweils 3 hochklassigen, sehr facettenreichen Stücken, die schon eine gute Portion mehr klassische Arrangements beinhalten. Bislang wurden diese beiden Kapitel aber noch nicht offiziell veröffentlicht, sind aber natürlich über YouTube zu finden. Da kommt dann möglicherweise, demnächst noch irgendwann „Chapter 6“, um in der Folge, als Gesamtwerk zu erscheinen. Mal sehen wie es da weiter geht. In der Zwischenzeit hat sich Steve Moore aber mit einem anderen Thema beschäftigt, um das es hier in diesem Artikel vordergründig gehen soll, nämlich die aktuelle EP „Trilogy“. An einem winterlichen Abend, war er mal wieder beim Komponieren an seiner Gitarre gesessen, als es wohl ziemlich geschneit hat. Dies hatte dann zur Folge, dass er dem Song an dem er gerade gearbeitet hatte, den Titel „Snow“ gab. Wie ich von Steve erfahren durfte, kam dann der Gedanke auf, sich mit der Thematik des Märchens Snow White (Schneewittchen) auseinanderzusetzen. Bekanntermaßen ist dies ja eine recht umfangreiche und komplexe Geschichte, zu der es schon viele Adaptionen und Versionen in Bild und Ton gegeben hat. Die Vielschichtigkeit dieses Märchens der Gebrüder Grimm, hat den kreativen Songwriter auf die Idee brachte, die Story aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen und wie man das von Whiteabbey gewohnt ist, in 3 Stücke zu verpacken. Der Blickwinkel aus der Sicht von Snow White („Snow“) und auch der von ihrer bösen Stiefmutter („Queen“) war natürlich sofort klar. Die dritte Perspektive gestaltete sich dann etwas schwieriger, wie mir Steve Moore berichtet hat. So entschied er sich nach längerem Abwägen für den Spiegel („Mirror“), als dritten Blickwinkel. Dieser spielt ja in dem Märchen eine wichtige Rolle, in dem er der bösen Stiefmutter/Königin, immer wieder sagt, wer nun die Schönste im Lande sei und was sie tun müsse, um eben die Schönste zu bleiben. Natürlich kennt ihr das alle. Aber ist das denn auch tatsächlich so? Diese Frage hat sich Steve Moore immer wieder gestellt. Hat der Spiegel vielleicht gar nicht die Funktion des „Ratgebers“ für die Königin? Reflektiert er vielleicht einfach nur exakt das, was sie eigentlich ohnehin schon wusste? Ein interessanter Gedanke oder nicht? Mit dieser Herangehensweise viel es ihm dann nicht mehr schwer die Lyrics zu verfassen. Und so hat auch das letzte Puzzle-Teil Form angenommen und der Song „Mirror“ wurde erschaffen. Neben all den tollen Ideen und der genialen musikalischen Versiertheit, möchte ich, ehe wir uns den 3 Stücken von „Trilogy“ zuwenden, nicht unerwähnt lassen, dass Steve Moore nicht nur der kreative Kopf von Whiteabbey ist. Die Sachen werden natürlich auch alle von ihm selbst produziert. Dies geschieht dann immer im Firemachine Studio in Nordirland.

Den Anfang der Trilogy macht „Snow“. Eingeleitet mit der wunderbaren, sonoren Stimme von Graham McNulty, im Stile eines alten Märchen-Onkels, der die Geschichte mit ein paar Worten erzählt und dem Ganzen so, eine großartige Ausstrahlung aber auch eine tolle Dramatik verpasst. Begleitet von schweren, mystisch anmutenden Streichern und Drums, wird geschickt übergeleitet und es setzen die Gitarren mit ein. Stilistisch sind hier viele Facetten erkennbar. Neben den klassisch/orchestralen Arrangements, sind vor allem ein paar keltisch/folkige Klangmuster auffällig, die genau für die richtige Stimmung sorgen. In der Kombination mit der sehr starken Gitarrenarbeit von Steve Moore und Stevie McLaughlin, schwebt hier sogar ein Hauch von Gary Moore-typischem Songwriting über dem Stück. Die wundervolle, vielseitige Stimme von Tamara Bouwhuis ist dann exakt das, was dieses tolle Lied noch gebraucht hat, um zu einem echten Top-Hit zu werden. Der Refrain kommt erhaben und hymnisch rüber und liefert damit auch genau die emotionale Tiefe, die hinter diesem Teil der Storyline steckt. Brillant! Graham McNulty leitet dann wieder mit seiner einzigartigen Stimme großartig über, in dem er einen weiteren Teil der Geschichte erzählt und das Vorwort zu „Mirror“ spricht. Hier gibt es zunächst wundervolle, schwere Klänge vom Piano, was auch im Weitern ein ständiger Begleiter des Stückes ist. Sehr düster und richtig finster ist das Charisma dieses Songs. Die Lead-Vocals übernimmt hier Stevie McLaughlin, der mit seiner rauen und tiefen Power-Metal-Stimme genau das ausstrahlt, was dieser Part benötigt. Das Grundtempo ist eher verhalten, steigert sich aber im Verlauf deutlich und begeistert mit einem krachenden Abschluss. Der Chorus ist kraftvoll, ausdrucksstark und thront etwas über dem Lied, insgesamt noch gestärkt, durch opulente Backing-Chöre. In der großen Hoffnung, dass Whiteabbey bald regelmäßig auf der Bühne stehen können, ist dies auch ein perfektes Stück, um das Publikum mit einzubinden. Kommen wir nun zu „Queen“, dem finalen Stück von „Trilogy“. Ja, das ist dann der Teil mit dem vergifteten Apfel, da habt ihr sicher alle schon drauf gewartet. Für mich, der absolute Top-Favorit auf dieser wunderbaren EP. Ein Symphonic-Metal Mega-Hit, ganz im Stile der frühen Nightwish Alben oder auch im Fahrwasser der letzten Veröffentlichungen von Xandria. Ja, und auch ein Hauch „Phantom Of The Opera“, begleitet diesen unfassbar genialen Song. Auch wenn wir hier von einem volumen-reichen wirklich bombastisch arrangierten und kraftvoll instrumentierten Symphonic-Metal-Monster sprechen, wurde Steve Moore beim Komponieren dieses Stückes witzigerweise, aus einer vollkommen ungewöhnlichen Ecke inspiriert. Er hat mir berichtet, dass eine seiner Töchter wohl ein großer Fan von J-Pop-Künstlerin Saiki K ist und einer ihrer Songs, hat Steve dann wohl irgendwie den Anstoß fürs Songwriting gegeben. Tatsächlich herauszuhören ist davon bei „Queen“ freilich nichts, nicht stilistisch und es wurde natürlich auch nichts abgekupfert. Aber ich finde es hochinteressant, wo talentierte Komponisten Inspirationen fürs Songwriting finden. Das zeigt deutlich, man muss immer für alles offen sein. Ideen tauchen manchmal auch an Stellen auf, wo man sie nie vermutet hätte. Kommen wir aber nun zurück zu „Queen“. Auch hier steht wieder die gesprochene Einleitung von Graham McNulty am Anfang. Fette Orchestrierung, die druckvollen Gitarren von Stevie McLaughlin und Steve Moore, dazu dann noch das donnernde Schlagzeug von Ruddiger Spree, sind aber gerade mal der Anfang der Superlativen, bei diesem unglaublich starken Track. Die Melodie-Führung ist sensationell, die Dramaturgie des Stückes fantastisch inszeniert, was auch durch die variable Tempogestaltung gut unterstützt wird. Und Tamara Bouwhuis, die hier wieder die Lead-Vocals übernommen hat, singt wie von einem anderen Stern. Brillant wie die talentierte Sängerin hier agiert, sich wunderbar gegen die instrumentale Wand behauptet und im Besonderen dem Refrain, zu einer majestätischen Ausstrahlung verhilft, ganz dem Titel entsprechend. Dazu gibt es noch ein wundervolles Solo zu bewundern, das fast schon ein bisschen sphärisch klingt und die Überleitung zu einem gewaltigen Finale bildet. Zum Ausklang von „Trilogy“ spricht Graham McNulty noch ein paar abschließende Worte, die man durchaus so deuten könnte, dass eine Fortsetzung nicht ausgeschlossen ist.

Herzlichen Glückwunsch an Whiteabbey zu dieser wirklich phänomenalen 3-Track-EP „Trilogy“. Vielen Dank an Steve Moore und Tamara Bouwhuis, dass ihr mir ein paar tiefere Einblicke in die Entstehung von „Trilogy“ ermöglicht habt, die ich hier gerne auch mit unseren Lesern geteilt habe. Für mich steht eines fest. Whiteabbey haben definitiv das Zeug dazu, eine große Band zu werden! Egal, ob das nun die Songs von „Chapter 1“ – „Chapter 5“ sind oder die Stücke von „Trilogy“. Das ist alles zu 100% überzeugend! „Trilogy“ liefert zwar „nur“ gute 15 Minuten Spielzeit aber das gehört zu den stärksten 15 Minuten, die in 2022 bislang veröffentlicht worden sind! Bitte weiter so!

Band

Tamara Bouwhuis (Gesang)
Stevie McLaughlin (Gesang, Gitarre)
Steve Moore (Gitarre, Bass)
Ruddiger Spree (Schlagzeug)
Graham McNulty (Erzählung)

Titel

  1. Snow
  2. Mirror
  3. Queen
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