Wer im Jahre 2020 über hochklassigen, modernen Melodic-Metal sprechen oder schreiben möchte, sollte als erstes seinen Blick nach Italien richten. Volturian heißt die nächste musikalische Sensation, die dieses wunderschöne Land hervorgebracht hat. Das begnadete Debüt-Album „Crimson“, lässt garantiert keinerlei Wünsche offen.

Aber der Reihe nach. Volturian ist eine, erst vor kurzer Zeit gegründete Band, die aus hochtalentierten aber auch durchaus, im Symphonic- und Melodic-Metal-Genre bekannten Künstlern besteht. Allen voran, die bezaubernde und wunderbare Sängerin Federica Lanna (ex-Sleeping Romance) und Gitarrist, Keyboarder und Hauptsongwriter Federico Mondelli (Frozen Crown), die die Band gemeinsam im letzten Jahr gegründet haben. Den beiden zur Seite steht noch Alberto Mezzanotte (ebenfalls Frozen Crown) am Schlagzeug und Massimiliano Rossi am Bass. Die musikalische Herkunft der Musiker, lässt hier natürlich schon eine gewisse Richtung vermuten, jedoch ist das Konzept von Volturian ein deutlich vielschichtigeres, als nur eine Kombination aus dem melodischen Power-Metal von Frozen Crown und dem sphärischen, oft betörenden Symphonic-Metal von Sleeping Romance. Die Bandbreite reicht von harten Melodic-Death-Riffs, über Amaranthe-typische Electronic-Parts, bis hin zu Pop&Wave-Elementen aus den 80er/90er-Jahren. Das alles wurde in 10 hochklassige Melodic-Metal-Tracks verpackt, die ein sehr hohes Maß an Eigenständigkeit, Abwechslungsreichtum und v.a. kompositorischer Finesse aufweisen. Federico Mondelli hat  ein unfassbar starkes Debüt kreiert und mit Federica Lanna die perfekte Sängerin dafür gefunden, um die jeweiligen Stücke bestens zu intonieren. Ich muss ja schon sagen, dass ich Federica‘s Weggang von Sleeping Romance persönlich sehr bedauere aber wenn ich mir dann anhören wie vielseitig und absolut überragend sie bei ihrer neuen Truppe Volturian agiert, so ist dies wenigstens halbwegs, zu verschmerzen. Ihren früheren Kollegen wünsche ich an dieser Stelle ein gutes Händchen für eine geeignete Nachfolgerin. Das wird nicht einfach werden, die Fußstapfen sind groß. Produziert wurde „Crimson“ übrigens von Andrea Fusini, der auch die Frozen Crown-Alben zusammengeschraubt hat und auch vom Label her, wurde ein altbewährter, heimischer Platz bei Scarlet Records gefunden. Sollte sich übrigens jemand fragen, wer eigentlich dieses großartige Cover-Artwork entworfen hat, dem sei gesagt, dass auch dies, aus der Hand des Meisters stammt, nämlich Federico Mondelli höchstpersönlich. Ihr seht schon, ein absolutes künstlerisches Multitalent.

In der Folge nun noch ein paar Worte zu den einzelnen Stücken. Allerdings möchte ich vorweg nehmen, dass ausnahmslos alle Tracks auf dem Volturian-Debüt, kleine Meisterwerke sind und ich fast nach jedem Durchlauf ein neues Lieblingsstück habe… . Fantastico!

Los geht es mit „Crimson Dust“, einem unheilschwangeren Intro im Electronic-Dance-Gewand. „New Life“ ist dann die erste Single-Veröffentlichung gewesen. In typischer Frozen Crown-Power, mit eingestreuten Growls, dazu die betörende Stimme von Federica Lanna. Eine echte Hymne! Mit toller Grundmelodie und stampfendem Schlagzeug legt „Haunting Symphony“ los. Der von der Stimmung her, sehnsüchtig bis getragen wirkende Refrain, erinnert ein wenig an Sleeping Romance-Großtaten. Ein überragender Song! „Broken“ kommt mit vielen elektronischen Elementen daher und ist ein sehr modernes Stück. Auch hier Federico wieder mit ein paar Growls, für die stimmlichen Akzente an der richtigen Stelle. Das Lied war übrigens die zweite Single-Veröffentlichung, kurz vor Erscheinen des Albums. Spätestens da war mir klar, was „Crimson“ wohl für ein Monster-Album werden würde. „The Killing Joke“ steht bei mir ganz hoch im Kurs. Ein sehr wuchtiger Song mit ordentlichem Pop&Wave-Ambiente. Die Grundstruktur und die Keyboard-Melodien klingen fast ein bisschen nach einer Hommage an Eurythmics „Sweet Dreams“. Sensationell verpackt zu einem rifflastigen, sehr rhythmischen, modernen Metal-Kracher, dazu natürlich, der unfassbar starke und variable Gesang von Federica. Einfach nur genial! Beim folgenden „In A Heartbeat“ gibt es dann noch weiteren Zuwachs aus der Frozen Crown-Familie. Deren Frontlady Giada Etro darf hier im Duett mit Federica Lanna glänzen. Die beiden Stimmen harmonieren großartig und könnte ich mir sogar, als Zukunftsmodell, für weitere gemeinsame Songs, sehr gut vorstellen. Die unbändige Kraft dieses Stückes ist überwältigend. „Between The Sleepers“ begeistert durch das fantastische, sehr stimmungsvolle Gitarrenspiel von Federico Mondelli. Alberto Mezzanotte kann sich hier aber auch ein weiteres Mal, als einer der talentiertesten Nachwuchs-Schlagzeuger des Genres, in den Vordergrund spielen. Sehr kraftvoll und präzise. Das macht große Freude. Mit cooler Keyboard-Melodie, kräftigen und modernen Drums dürfte „Days Before You Died“, eine zentrale Rolle bei den Konzerten einnehmen. Eine perfekte Nummer zum Abtanzen und Bangen. Kann man von der Power her, ein kleines bisschen mit Nightwish’s  „Wish I Had An Angel“ vergleichen. „Forevermore“ ist ein wunderbarer Melodic-Metal-Hit mit schönem Steigerungsverlauf zum Refrain hin. Unnötig zu erwähnen, dass Federica hier wieder mal eine Glanzleistung abliefert. Zum Abschluss vom Volturian-Erstling, gibt es dann noch einen ganz besonderen Leckerbissen, dazu muss ich aber ein klein wenig ausholen. Es wurden ja, nach dem leider viel zu frühen Tod von Roxette’s Marie Fredrikkson, etliche von deren Stücken gecovert, um dieser einzigartigen Pop/Rock-Gruppe zu gedenken und die Ehre zu erweisen aber nur wenigen ist es gelungen, dabei den Spirit des Originals einzufangen und gleichzeitig ein paar eigene Akzente unterzubringen, die das Stück dann doch zu ihrem eigenen macht, ohne „billig“ zu klingen. Volturian ist dies, wie ich finde, mit ihrer Version von „Fading Like A Flower“, übrigens einem meiner Lieblingslieder von Roxette, ganz ausgezeichnet gelungen und ich bin sehr begeistert, wie die vier Italiener diesen Welthit, zu ihrem eigenen gemacht haben. Sehr stark!

Als Fazit, bleibt mir nur ein großes Kompliment und meine herzlichsten Glückwünsche an Federica, Federico, Alberto und Massimiliano, zu diesem überrangenden Meisterwerk auszusprechen. Gerade wenn man weiß, dass die Band ihren geografischen Ursprung im italienischen Epizentrum der Corona-Krise hat, so ist dies aktuell ein sehr beschwerlicher Weg. Da hast du ein Mega-Album am Start, willst es eigentlich der Welt vorstellen und was bleibt dir übrig? Warten, beten und durchhalten, bis der ganze Mist endlich vorbei ist. Wie heißt unser deutsches Sprichwort so schön? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es kommt hoffentlich bald die Zeit, wo ihr uns euer wunderbares Debüt auch live vorstellen könnt. Ich freue mich schon sehr darauf, dich liebe Federica wiederzusehen und den Rest von euch auch endlich kennenzulernen.

In diesem Sinne, „let’s get rocked, not infected“!

Band

Federica Lanna (Gesang)
Federico Mondelli (Gitarre, Keyboard, Gesang)
Massimiliano Rossi (Bass)
Alberto Mezzanotte (Schlagzeug)

 

Titel

  1. Crimson Dust
  2. New Life
  3. Haunting Symphony
  4. Broken
  5. The Killing Joke
  6. In A Heartbeat (feat. Giada „Jade“ Etro)
  7. Between The Sleepers
  8. Days Before You Died
  9. Forevermore
  10. Fading Like A Flower
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