Das neue Epos der italienischen Melodic-/Symphonic Metal Band Temperance, trägt den wunderschönen Titel „Diamanti“. Und genau so, liebe Leser, klingt das Album auch. Strahlend schön, leuchtend in allen Farben, gut geschliffen, dennoch mit ein paar Ecken und Kanten. Dazu kommt noch eine gewisse opulente Extravaganz, die bei so einem Schmuckstück natürlich nicht fehlen darf. 10/10

„Diamanti“ ist nun tatsächlich schon das 6. Studioalbum, ich kann es kaum glauben. Dazu gesellt sich noch die wundervolle Akustik-Scheibe „Melodies Of Green And Blue“, die im Februar dieses Jahres, das Licht der Welt erblickt hat und mit einer tollen Streaming-Show gefeiert wurde. Nach dem 2020er Meisterwerk „Viridian“ kam ja dann als bald, der weltweite Lockdown und so konnten die Italiener diese geniale Scheibe überhaupt nicht live präsentieren. Aber untätig waren Temperance deswegen ganz und gar nicht. Man hat die viele Zeit sehr kreativ genutzt und zügig ein neues Album komponiert. Federführend dabei, Marco Pastorino (Gesang, Gitarre), Michele Guaitoli (Gesang, Keys) und Alessia Scolletti (Gesang). Ebenfalls mit an Bord sind, nach wie vor, Bassist Luca Negro und Drummer Alfonso Mocerino. Die personelle Beständigkeit bei Temperance in den letzten Jahren, ist sicher ein großer Plus-Punkt und sorgt für Teamgeist und eine eingespielte Truppe. Das ist nicht zu überhören. Vor allem Marco Pastorino und Michele Guaitoli waren in den letzten 1 bis 2 Jahren auch noch mit anderen hochinteressanten Projekten beschäftigt. Marco, unter anderem, beim Sensations-Debüt von Cristiano Filippini’s Flames Of Heaven am Mikro oder aber auch, bei dem aktuell erschienen Album der Band Wonders, ebenfalls eine tolle Scheibe! Michele war natürlich mit Songwriting und ausgedehnter Studio-Arbeit für das, im kommenden Jahr erscheinende, neue Visions Of Atlantis – Album beschäftigt, was ja bekanntermaßen, seit ein paar Jahren, sein zweites Standbein ist. Ich möchte hier auch gerne noch darauf aufmerksam machen, dass er auch, das sehr vielversprechende Debüt, der schwedischen Symphonic Metal Newcomer Emetropia produziert hat, Release Anfang 2022! Widmen wir uns aber nun „Diamanti“ diesem so wunderbaren und außergewöhnlichen neuen Meisterwerk von Temperance. Die Italiener haben es in den letzten Jahren geschafft sich, von Album zu Album, nochmal ein bisschen zu steigern und das ist ihnen tatsächlich auch mit „Diamanti“ wieder gelungen, obwohl „Viridian“ ja schon fast nicht mehr zu toppen war. Sie haben ihren eigenen, deutlich erkennbaren Stil entwickelt, dennoch gibt es vielerlei Einflüsse zu entdecken. Moderne Elemente, die hier und da an Amaranthe erinnern, bombastische Passagen die an Bands wie Rhapsody Of Fire denken lassen aber auch opulente, sinfonische Kompositionen, mit denen man sich sicherlich nicht hinter Nightwish verstecken muss. Bei einem Song („Litany Of The Northern Lights“) sind sogar Nordic/Folk-Elemente die Basis. Man muss auch sagen, dass man sich insgesamt, nochmal ein deutliches Stück mehr, in Richtung des Symphonic Metal entwickelt hat. Klarer Beleg dafür sind die deutlich gewaltigeren Orchester-Parts, die eigentlich bei fast allen Songs ein Hauptbestandteil sind. Einiges davon wurde mit Gastmusikern (u.a. Giovanni Lanfranchi und Luca Zanon) eingespielt, was die Sache noch authentischer und stärker macht. Die Aufnahme und die Produktion haben Temperance im Wesentlichen selbst in die Hand genommen, den finalen Mix und das Mastering hat natürlich, wer sonst, Großmeister Jacob Hansen erledigt. Wie gewohnt, eine brillante Arbeit. Veröffentlicht, wie zuletzt auch, über Napalm Records. Nicht unerwähnt lassen, möchte das tolle, ausdrucksstarke Cover-Artwork, aus der Hand von Yann Souetre.

„Pure Life Unfold“ war nicht nur die 1. Single, nebst Video, schon vor einigen Wochen, sondern ist auch gleichzeitig der Opener für diese herausragende Kollektion, an großartigen Hits. Das Stück ist sehr stimmungsvoll, mit gutem Tempo, dazu gleich mal eine Vollbedienung aus der Orchester-Abteilung und eine sehr stimmgewaltige Performance von Alessia Scolletti, Michele Guaitoli und Marco Pastorino. Es schließt sich die 2. Vorab-Single gleich an, „Breaking The Rules Of Heavy Metal“. Der Titel beschreibt die musikalische Begleitung ziemlich gut. Ein modernes Lied, durchaus mit einem leichten Hang zum Power Metal, schnell, hier und da auch mal wild, mit gewaltiger Power aus der Rhythmus-Abteilung um Luca Negro und Alfonso Mocerino. Schön abgestimmte Wechsel am Mikro und eine starke Botschaft, runden ab. Mit Textzeilen wie „…Metal is for all, we’re a union…“, trifft man nicht nur den Kern der Sache und ins Herz eines jeden Metal Fans, man hat damit auch eine Live-Hymne geschaffen, die alle vereint. Etwas, das es in der heutigen Zeit umso mehr braucht. Kommen wir zum Titel-Stück, ihr ahnt es schon, Single Nr. 3. „Diamanti“ wurde vor ein paar Tagen, gemeinsam mit einem wunderbaren, aufwändig produzierten Video, vorab veröffentlicht. Vielleicht der größte Hit den Temperance in ihrer Band-Geschichte bislang geschrieben haben. Auch in kommerzieller Hinsicht, bestimmt ein Volltreffer! Nach kraftvollem Beginn geht es erstmal relativ ruhig weiter, Michele Guaitoli mit sanfter Stimme, begleitet sich selbst am Piano, es folgt eine kontinuierliche Steigerung, wundervolle Orchester-Arrangements, großartiger Spannungsaufbau. All das führt hin zum traumhaft schönen Refrain, mit grandioser, erhabener Melodie-Führung. Das besondere Highlight sind die italienischen Lyrics beim Chorus, die dem Stück einen ganz außergewöhnlichen Charme verleihen. Marco Pastorino glänzt hier aber auch mit ein paar starken Riffs und der opulente Mittelteil, sorgt für ordentlich Klang-Volumen. Ich liebe diesen Song! „Black Is My Heart“ kommt recht flott ums Eck, mit sehr feinen Streicher-Parts. Alessia Scolletti macht gesanglich hier den Anfang. Michele und Marco setzen dann im Weiteren noch mit ein. Das Stück ist ziemlich intensiv und emotional, nach einem wunderbaren Solo und einem ruhigen Übergang, gibt es noch ein gewaltiges Finale. Am Anfang von „Litany Of The Nothern Lights“ gibt es erst mal ein paar echt starke Chöre, die Live, ganz sicher zum Mitsingen einladen. Hier haben wir dann den Nordic-/Folk- Einfluss, den ich oben schon erwähnt habe. Fette Riffs und feine Arrangements begleiten diesen extrem stimmungsvollen Hit. Ob das vielleicht die 4. Single wird? Wäre jedenfalls bestens geeignet. „You Only Live Once“ ist der nächste Song. Und weil das eben vermutlich so ist, wie der Titel es verrät, werfen die Italiener hier wirklich alles in die Waagschale, was es an instrumentaler Power gibt. Gewaltiger, klassischer Hintergrund, opulente Chöre, kraftvolle Drums, starke Gitarren-Präsenz und die drei fantastischen Stimmen, sorgen dafür, dass dieser Track so überragend geworden ist. Nightwish lässt grüßen aber wer genau hinhört, kann hier, gerade beim Refrain, die ganz deutliche Komponisten-Handschrift von Marco Pastorino erkennen. „I The Lonliness“ begeistert mit einer sehr filigranen Melodie-Führung. Ausdrucksstark und flott voran gehende Passagen, aufgelockert von einer feinen Piano-Sequenz. Die Aufteilung der Vocals ist grandios und der teils leicht melancholische Unterton, gibt dem Stück die Ausstrahlung. „Codebreaker“ klingt modern, kommt ziemlich wuchtig daher. Knallharte Drums und satte Riffs, begleiten diesen Highspeed-Hit. Alessia und Michele mit kraftvollen Power-Vocals, auch Marco setzt ein paar Highlights. Eine tolle Nummer, um die Nackenmuskeln zu trainieren. „The Night Before The End“ beginnt sinfonisch mit dominanten Streichern aber auch fetten Drums. Üppige Chöre und eine wundervoll agierende Alessia Scolletti, die, wie ich finde, stimmlich nochmal ordentlich an Kraft zugelegt hat. Michele Guaitoli darf dann bei der 2. Strophe ran, auch Marco Pastorino bekommt wieder seine Momente und so wird aus dem Stück eine monumentale Hymne, die abwechslungsreicher kaum sein könnte. Ein schöner Piano-Part fördert die Dynamik des Songs und auch das fantastische Solo, leistet seinen Beitrag zum grandiosen Gesamteindruck. Einfach nur genial! „Fairy Tales For The Stars“ startet ein wenig verhaltener, mit ein paar balladesken Augenblicken, auch im Verlauf. Wundervolle Streicher-Passagen begleiten über weite Strecken. Gesanglich sehr emotional und tiefgehend, teils mehrstimmig, was der Sache Volumen und Ausstrahlung verleiht. Die gut in Szene gesetzte Instrumentierung unterstützt das perfekt. Der Fun-Track des Albums ist zweifelsfrei „Let’s Get Started“. Ein Party-Song und ein echter Live-Knaller, wie er kaum besser sein könnte. Er kommt mit viel Groove rüber und auch mit einer ordentlich Portion Rock ’n‘ Roll. Alessia mit einer absoluten Glanzleistung, die ihr stimmliches Vermögen, hier ganz besonders gut zeigen kann. Wild, mitreißend, ungezügelt, so kann man das Stück auch gut beschreiben. Der dreistimmige Refrain, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Das macht wirklich gute Laune! Kommen wir zum großen Finale. Dafür haben sich Temperance noch einen ganz besonderen Leckerbissen aufgehoben. „Follow Me“ ist ein epischer Melodic-/Power-Metal-Hit, im Stil von Rhapsody Of Fire oder Cristiano Filippini’s Flames Of Heaven. Neben fetten Riffs und stark eingesetzten Arrangements gibt es auch einen Piano-Part, A-Capella-Sequenzen, ein paar starke Übergänge, feine Tempo-Wechsel und natürlich, sehr facettenreich komponierte Vocallines, mit einem herausragenden Refrain, als Sahnehäubchen oben drauf. Geschrieben von Michele Guaitoli und Marco Pastorino, umgesetzt von allen fünf Musikern, in brillanter Art und Weise.

Was soll ich sagen? „Diamanti“ ist ein sensationelles Album geworden! Temperance haben es tatsächlich geschafft, sich noch einmal selbst zu übertreffen. Glückwunsch an Alessia, Michele, Marco, Luca und Alfonso! Eigentlich wäre ich heute, am Release-Day von „Diamanti“, in Memmingen beim Konzert gewesen, wo sie gemeinsam mit Leaves‘ Eyes und Catalyst Crime ihr neues Meisterwerk gefeiert hätten. Corona sei Dank…, ist auch das mal wieder verschoben worden, auf Dezember nächsten Jahres. Immerhin hat mir das aber die Gelegenheit gegeben, gleich heute am Erscheinungstag, diese XL-Review zu schreiben. Erfreulicherweise kam das Album bereits einige Tage früher mit der Post. Dann hoffen wir, dass es vielleicht wenigstens schon im März mit ein paar Live-Shows klappt, wenn Temperance bei Tarja, als Support mit dabei sind. In diesem Sinne, bleibt gesund und „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Alessia Scolletti (Gesang)
Michele Guaitoli (Gesang, Keys)
Marco Pastorino (Gesang, Gitarre)
Luca Negro (Bass)
Alfonso Mocerino (Schlagzeug)

Titel

  1. Pure Life Unfolds
  2. Breaking The Rules Of Heavy Metal
  3. Diamanti
  4. Black Is My Heart
  5. Litany Of The Northern Lights
  6. You Only Live Once
  7. I The Loneliness
  8. Codebreaker
  9. The Night Before The End
  10. Fairy Tales For The Stars
  11. Let’s Get Started
  12. Follow Me
Tagged with →  
Share →

Schreibe einen Kommentar