Summer Breeze 2012, Sabaton sind gerade fertig … als auf der Nachbarbühne Dudelsäcke erklingen. Ok, ich bin eh schon da, also warum nicht noch ein bisschen zuschauen?

Die Spielleute von Saltatio Mortis – tiefgründige und gesellschaftskritische deutsch-sprachige Texte, eingängige Melodien, mittelalterlich angehauchte Instrumentierung, jede Menge Live-Power – das sind nur einige ihrer Markenzeichen. „Das Schwarze 1×1“ stand damals in den Startlöchern, doch ich möchte mich dem Album widmen, das mich bis dato am meisten berührt hat: „Sturm Aufs Paradies“, das bereits achte Studioalbum der Karlsruher bzw. Rheinländer.

Schon das Cover ist ein Highlight: Eine Abwandlung von Eugène Delacroix‘ Meisterwerk „Die Freiheit führt das Volk“, welches 1830 zur Französischen Revolution entstand. Für eine Revolution könnte so manche Textzeile aus Lasterbalk’s Feder durchaus gut sein. Man denke nur an „Gott würfelt nicht“ – das zum Nachdenken über lebensverlängernde Maßnahmen der modernen Schulmedizin anregt, oder die kritische Auseinandersetzung mit den Folgen radioaktiver Strahlung, verpackt im Text von „Fiat Lux“. Dann wären da noch „Hochzeitstanz“ – das die Vergewaltigung von Mädchen thematisiert, oder „Eulenspiegel“, dessen Geschichte wohl jeder kennt:

„Eure Bilder nehm‘ ich wörtlich
Verleihe euren Worten Tat
Zeig‘ der Welt den nackten Hintern
Tanze, springe, schlage Rad

Hohn und Spott sind meine Waffen
Häme meine Medizin
Ich bring‘ die ganze Welt zum Lachen
Halte ihr den Spiegel hin“

Lyrisch ist Saltatio Mortis einmal mehr ein absolutes Meisterwerk gelungen, das man in Punkto Vielfalt kaum steigern kann. Und auch musikalisch stehen sie Genregrößen wie In Extremo oder Subway To Sally in Nichts nach – in meinen Augen ganz im Gegenteil – so sind Saltatio Mortis meine Favoriten in diesen Gefilden. Mitreißend, druckvoll, vorgetragen mit einer riesigen Portion Spielfreude … Und so macht insbesondere der letzte Song der Standard-Variante „Wieder Unterwegs“ verdammt viel Lust auf die nächste Tour der Spielleute:

„Es liegt vor mir
Ein neues Abenteuer
Es zerrt der Wind
Erneut an meinem Haar
Der Staub der Straße
Hat mich endlich wieder
Ich hatte fast
Vergessen, wie es war“

Neben ihren rockigen Shows verpacken Saltatio Mortis ihre Titel gern auch mal in andere Gewänder – ganz ohne elektronische Hilfsmittel – und sind damit beim Mittelalterlich Phantasie Spectaculum von Gisbert Hiller, kurz MPS seit Jahren eine feste Größe.

Gratulation für dieses phantastische Album. Ich bin gespannt, was ihr 2015 in petto haben werdet.

Line up

Alea der Bescheidene (Gesang, Sackpfeife, Schalmei, Gitarre, Bouzouki)
Samoel (Gitarre, Bouzouki)
Bruder Frank (Bass, Chapman Stick, Electric Upright)
El Silbador (Dudelsack, Schalmei, Uilleann Pipe, Whistles, Small-Pipe, Highland-Pipe)
Luzi das L (Dudelsack, Schalmei, Whistles)
Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein (Drehleier, Dudelsack, Schalmei, Nyckelharpa)
Lasterbalk der Lästerliche (Schlagzeug, Davul)
Jean Mechant, genannt der Tambour (Percussion, Gesang)

 

Tracklist

  1. Habgier und Tod
  2. Hochzeitstanz
  3. Ode an die Feindschaft
  4. Eulenspiegel
  5. Sündenfall
  6. Nachtigall und Rose
  7. Gott würfelt nicht
  8. Nach Jahr und Tag
  9. Orpheus
  10. Spiel mit dem Feuer
  11. Fiat Lux
  12. Der letzte Spielmann
  13. Wieder Unterwegs
  14. Wer nicht kämpft (Bonustrack)
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