Der chilenische Multiinstrumentalist und Produzent Nasson hat vor kurzem sein Solo-Debüt vorgestellt. Zu hören gibt es modernen Melodic Metal mit vielen unterschiedlichen Einflüssen. „Scars“ offenbart aber nicht nur seine Vielseitigkeit als Komponist und Musiker, wir werden auch Zeuge davon, was für ein herausragender Sänger er ist. 9/10

Nasson Prudant, wie der aus Santiago de Chile stammende Musiker mit vollem Namen heißt, ist den Meisten unter euch, vermutlich durch seine Tätigkeit bei Sinner’s Blood bekannt und/oder der Zusammenarbeit mit Caterina Nix, seit deren letzten Chaos Magic Album „Furyborn“. Dort ist der talentierte Südamerikaner weitestgehend durch seine großartige Gitarren-Arbeit, sein Talent als Komponist und seine Versiertheit, hinter den Reglern zu Ruhm und Ehre gekommen. Für sein Solo-Debüt „Scars“ hat er zusätzlich auch Bass, Piano und den Gesang übernommen. Ich kann euch eines sagen, das ist absolut herausragend, was Nasson auf diesem Album stimmlich bietet. Als ob er sein ganzes Leben lang nie etwas anderes getan hätte. Gut, das ist sicher ein Talent, das ihm aufgrund seiner Herkunft ein wenig im Blut liegt. Viele Kollegen aus dem südamerikanischen Raum, haben außergewöhnliche Stimmen. So ist es dann natürlich auch nicht verwunderlich, dass Nasson von dort, einige Gäste eingeladen hat, allen voran, die wundervolle Caterina Nix, die die Backings singt aber auch ein paar Lead-Vocals. Dazu gesellen sich noch die Landsleute James Robledo (Robledo, Sinner’s Blood) und Giu Oliver (Mayank, Landfall). Als weiteren Stargast begrüßen wir das brasilianische Stimmwunder Mizuho Lin von Semblant. Allesamt zu hören bei dem Top-Hit „We Are The Army“. Damit das Album auch richtig gut Power und Rhythmus bekommt, hat Nasson den starken Drummer Rodrigo Leiva hinter die Schießbude gesetzt. Keyboard und Synthies-Akrobat Mistheria (u.a Bruce DickinsonChaos Magic und natürlich Solo) durfte sich bei dem epischen Stück „Mother Moon“ ein Denkmal setzen und Ignacio Torres wurde die Ehre zuteil, für 3 Stücke die Gitarren-Soli einzuspielen. Damit wäre ich mit den beteiligten Künstlern schon fast am Ende. Nachdem das Album, über Frontiers Records veröffentlicht wurde, darf aber natürlich einer nicht fehlen,  Alessandro del Vecchio. Dieser glänzt als Duett-Partner, gemeinsam mit Nasson, bei der Ohrwurm-Granate „When It Rains“.

Ein sehr großes Plus ist die Vielseitigkeit und die unterschiedlichen Einflüsse, die in die einzelnen Songs eingeflossen sind. Vom modernen Heavy Metal, über Melodic Metal und Hardrock, bis hin zu AOR und Rock der 70er und 80er, ist hier so ziemlich alles irgendwo mal in Sequenzen zu finden. Die tollen Keys und Arrangements geben den Stücken Tiefgang und Charisma. Es ist auch unverkennbar, dass „Scars“ für Nasson eine große persönliche Bedeutung hat, anders ist die Emotionalität und Intensität, bei einigen Stücken kaum zu erklären.

„Not Today“ macht den Anfang. Ein modernes Stück, mit starkem Riffing, ergänzt durch ein paar feine Piano und Keyboard-Passagen. Nasson zeigt gleich von Beginn an sein Talent am Mikro. „Rom 108“ kommt wuchtig rüber, die kraftvolle Gitarren-Arbeit steht im Vordergrund, nebst sehr feinem Solo. Insgesamt mit einem hardrockigen Ansatz und einem ziemlich coolen Refrain. „Mother Moon“ ist einer meiner absoluten Top-Favoriten auf dem Album. Wir starten ruhig und mystisch, Nasson mit fast nur gehauchten Vocals, das Stück baut sich mit feiner Dramaturgie auf, zu einem epischen Meisterstück. Erinnert mich ein wenig an Lillian Axe der jüngeren Band-Geschichte. Sehr facettenreich, sogar ein wenig progressiv, tolle Riffs, dazu die herausragenden Klangeffekte von Gastmusiker Mistheria. Brillant! „Runaway“ begeistert mit flotter Lead-Gitarre und geht gut voran. Energiegeladen und mitreißend, ein großartiger Melodic Metal Hit. Sehr stark! „On The Other Side“ ist schwer und düster, fast schon melancholisch von der Ausstrahlung her. Nasson mit unglaublich starker Stimme, was in einem sehr emotionalen Refrain gipfelt. A new vocal-star is born! Einfach nur gigantisch diese Intensität. Die tollen Arrangements und das herausragende Piano-Spiel tun ihr übriges und Caterina Nix glänzt mit einem kurzen Gastspiel an den Lead-Vocals. „Bringer Of Sorrow“ ist die zuletzt veröffentlichte Single, nebst Video. Ein kraftvolles, progressiv akzentuiertes Stück, mit Elementen des klassischen Power Metal. Ein hymnischer Refrain untermauert diesen Eindruck und ein paar tolle Übergänge sorgen für Abwechslung. Ein weiterer Top-Favorit von mir ist „King Of Lies“. Ziemlich flott, mit treibender Kombination aus Gitarre und Schlagzeug. Schöne Tempo-Wechsel und ein sattes Riffing, begleiten diese herausragende Hymne, die absolut auf den Punkt komponiert ist und mit einem filigran inszenierten Finale ausgestattet wurde. Modern, kantig, fast schon ruppig, kommt „A New Beginning“ daher. Auch hier, einmal mehr, hat Nasson ein gutes Gespür für einen starken Chorus bewiesen. Caterina Nix mit herausragenden Backing-Vocals. Der absolute Hit auf „Scars“ ist für mich die Nummer „When It Rains“. Wie oben schon erwähnt, ein Duett zwischen Nasson und Alessandro del Vecchio. Eine grandiose, sehr emotionale Gesangsdarbietung von beiden. Das Stück hat einen schönen Rhythmus, kommt im mittleren Tempo daher. Eine gelungene Mischung aus Melodic Metal und Melodic Rock, mit Ohrwurm-Refrain und einer absolut genialen Steigerung der Intensität im Laufe des Songs, inklusive einem mega Finale. „We Are The Army“ ist dann die Vereinigung der Südamerika-Stars, die bei Frontiers Records unter Vertrag stehen. Ein ausdrucksstarker, flotter Metal Song mit einem Chorus der eigentlich zum Mitsingen, für die Bühne, wie geschaffen ist. On Lead Vocals, Caterina Nix, Mizuho Lin, James Robledo, Gui Oliver und natürlich auch Nasson. Freilich haben es sich die Künstler nicht nehmen lassen, dazu auch ein Video aufzunehmen. Den Abschluss dieses großartigen Albums macht das Lied „Rising“. Um der Vielfalt eine weitere Nuance hinzu zu fügen, gibt es hier noch einen richtig schönen modernen Rock Song, mit tollen Synthies und Arrangements. Eine Nummer die die stimmlichen Stärken von Nasson nochmal sehr gut in den Fokus stellt. Rodrigo Leiva spielt sich hier mit seinem ausdrucksstarken Schlagzeug-Spiel auch gut ins Rampenlicht. Stilistisch liegt das irgendwo in der Gegend von Smash Into Pieces oder Symphony Of Sweden. „Rising“ ist in jedem Fall ein sehr starker Ausklang, zu einem fantastischen ersten Solo-Werk des chilenischen Ausnahme-Künstlers.

Lieber Nasson, „Scars“ ist ein phänomenales Debüt geworden. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Album. Ich freue mich schon auf die nächsten Veröffentlichungen, vielleicht schon bald wieder an der Seite von Caterina Nix und Chaos Magic. Wer weiß? In diesem Sinn, „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Nasson (Gesang, Gitarre, Bass, Piano, Keys, Arrangements)
Rodrigo Leiva (Schlagzeug)

Gäste

Caterina Nix (Gesang)
Mizuho Lin (Gesang)
James Robledo (Gesang)
Gui Oliver (Gesang)
Alessandro del Vecchio (Gesang)
Ignacio Torres (Gitarre)
Mistheria (Synthies)

Titel

  1. Not Today
  2. Room 108
  3. Mother Moon
  4. Runaway
  5. On The Other Side
  6. Bringer Of Sorrow
  7. King Of Lies
  8. A New Beginning
  9. When It Rains
  10. We Are The Army
  11. Rising
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