Am 11.06.2021 werden die Bulgaren Metalwings ihr 2. Studio-Album veröffentlichen. Ich hatte vorher schon die Gelegenheit ausführlich rein zu hören. „A Whole New Land“ ist ein gigantisches Symphonic-Metal-Epos geworden, mit gewaltigen Orchester-Arrangements, donnernden Gitarren-Riffs und einer richtig fetten Produktion. 10/10

Metalwings wurden 2010 von Stela Atanasova gegründet. Die klassisch ausgebildete Sängerin und Violinistin, hat nicht nur eine begnadete Stimme, sondern ist auch als Komponistin, an verschiedensten (klassischen) Instrumenten, ein riesiges Talent. 2016 wurde die EP „Fallen Angel In The Hell“ auf den Markt gebracht, auf der als Bonustrack, auch die überragende 2012er Single „Crying Of The Sun“ zu finden ist. Kommerziell gesehen, wohl der größte Hit in der bisherigen Band-Geschichte. Im Frühjahr 2018 wurde dann das erste, vollständige Album „For All Beyond“ unters Volk gebracht. Nebenbei bemerkt, Metalwings haben mit dieser sensationellen Scheibe, damals auch den 1. Platz bei meiner Jahreswertung, in der Kategorie Heavy Metal belegt. Das vorangegangene Meisterwerk wurde, zumindest in Bulgarien und einigen umliegenden Ländern, recht umfangreich, auch live beworben. Zusammen mit Imperial Age, gab es sogar ein paar Gigs in Österreich. Die Erfolge haben Stela Atanasova weiter motiviert und somit startete dann auch bald das Songwriting für das neue Epos „A Whole New Land“. Ein vielsagender Titel, mit Spielraum für viele Interpretationen. Die Kompositionen stammen komplett aus der Hand der sympathischen Bulgarin, natürlich auch sämtliche Lyrics, die mit viel Tiefgang und großen Emotionen, geschrieben wurden. Die finale Produktion dieses monumentalen Werkes, hat Stela in die Hände von Jens Bogren gelegt, der gemeinsam mit Linus Corneliusson für Mix und Mastering, in den schwedischen Fascination Street Studios, verantwortlich war. Sämtliche klassischen und orchestralen Arrangements, hat die hochbegabte Sängerin natürlich selbst erledigt. Selbstverständlich kann man so ein aufwändig komponiertes Album nicht fertigstellen, ohne ein paar großartige Musiker. An der Gitarre haben wir Neuzugang Martin Emilov, der das langjährige, erst vor kurzem ausgestiegene Bandmitglied, Grigor Kostadinov, ersetzt hat. Am Bass ist Vlad Enev zu hören, Nikola Ivanov sitzt an den Drums und Angel Kitanov steuert noch ein paar ergänzende Keyboard-Klänge bei. Gesang, Violine, Orchester-Parts und weitere Keyboards, sind natürlich die Aufgabe der wundervollen Stela Atanasova. Bevor wir uns nun der Musik widmen, möchte ich gerne noch auf das tolle Cover-Artwork hinweisen, das aus der Hand des talentierten Künstlers Yasen Denev stammt. Eine sehr gut gelungene Arbeit, wie ich finde.

„A Whole New Land“ setzt für mich, durchaus ein paar neue Maßstäbe, was die Kombination aus Heavy Metal und Orchester-Arrangements angeht. Die Song-Gerüste machen den Eindruck, als würde es sich um klassische Kompositionen handeln, die erst dann, durch den Einsatz von Gitarren und Drums, zu einem Symphonic-Metal-Alben, vereint worden sind. Das ist zwar insgesamt, vielleicht nicht ganz neu aber die Harmonie ist einzigartig und die Umsetzung absolut perfekt und zukunftsweisend. Die klassischen Instrumente nehmen eine große und sehr tragende Rolle ein, sind sehr fein abgestimmt und bilden einen gewaltigen Rahmen, für dieses herausragende Meisterwerk. Die Gitarren und das Schlagzeug wirken auf dem neuen Album, noch deutlich präsenter und druckvoller, als bei den früheren Veröffentlichungen von Metalwings. Mitunter kommen sogar ein paar progressive Elemente mit dazu. Die Stücke sind extrem filigran und abwechslungsreich geschrieben worden, allein die Partituren fürs Orchester, waren sicher eine Mammut-Aufgabe. Die tatsächliche Größe der einzelnen Songs, ist kaum mit Worten zu beschreiben. Das muss man einfach gehört haben, um zu erkennen, was Stela Atanasova hier gemeinsam mit ihren Kollegen erschaffen hat. Ich hab das Album sicherlich 15 Mal gehört, ehe ich mich getraut habe, etwas darüber zu schreiben und bin trotzdem sicher, dass ich bei weitem noch nicht jedes Detail entdeckt habe. Jedes Lied für sich, ist ein kleines Kunstwerk! Eines ist ganz klar. „A Whole New Land“ ist ganz bestimmt keine leichte Kost oder gar etwas für die „schnelle Küche“. Dieses sagenhafte Metal-Epos ist ein 11-Gänge-Gala-Menü, in einem 5 Sterne-Restaurant! Für mich, ohne Zweifel, eines der stärksten Symphonic-Metal-Alben aller Zeiten! Und das meine ich genau so, wie ich es hier schreibe! Zwei Dinge sind für den Genuss dieser Scheibe noch zwingend erforderlich, um die wahre Größe dieser Liedersammlung, in vollem Umfang, erfassen zu können. Ihr braucht viel Zeit und ein paar gute Kopfhörer, dann könnt ihr in die Musik tief eintauchen und werdet garantiert viel Vergnügen damit haben, diese wundervolle Scheibe zu genießen. Gute 67 Minuten Spielzeit sprechen hier auch ganz klar für sich. Das bekommt man in der heutigen Zeit nicht mehr so häufig geboten.

Mit dem Titel-Stück „A Whole New Land“ geht das Meisterwerk los, das sind gleich mal über 8 Minuten geballte Power, in all ihren Variationen. Ein langes instrumentales Intro, klassisch akzentuiert und von feinen Percussions begleitet, steigert sich der Song langsam und wird dann von krachenden Drums und fetten Gitarren abgelöst, ehe Stela, mit ihrer unverkennbaren, weichen Stimme einsetzt und mit gehauchten Vocals die ersten Töne singt. Viele Tempowechsel sind ein deutliches Merkmal, nicht nur vom Opener. Generell ein Stilmittel, bei fast allen Liedern. Ein wundervolles Violinen-Solo und ein überragender Refrain, komplettieren diesen mega starken Auftakt. „Monster In The Mirror“ wurde kurz vor Weihnachten 2020 als Single veröffentlicht. Ein sehr aufwändig produziertes, wirklich sehenswertes Video dazu, folgte dann Mitte März, dieses Jahres. Da wird die etwas mystische und spannende Geschichte die hinter dem Song steht, perfekt in Szene gesetzt, vor toller Kulisse und mit talentierten Darstellern. Als Gastsänger mit ein paar Growls, ist hier Ivo Kalyonski mit dabei. Er ergänzt sich perfekt mit Stela Atanasova‘s wundervoller Stimme und gibt durch die gutturalen Klänge, dem Stück die finstere Note. Die großartige Stela, begeistert hier erneut, nicht nur am Mikro. Auch die schönen Momente durch ihr Violine-Spiel, lassen dem anspruchsvollen Musik-Fan, das Herz aufgehen. Der druckvolle Einsatz, sowohl der klassischen Instrumente, als auch der Gitarren, machen aus diesem Song einen Hit. „Like A Willow Without Tears“ beginnt mit sanften Piano-Klängen, wird mit einsetzenden Streichern und Drums deutlich stimmungsvoller, ehe dann die geballte sinfonische Kraft los legt. Eine wundervolle Melodie-Führung, mit dann, melancholischem Unterton, ist genauso für dieses Lied charakteristisch, wie die explosionsartigen Übergänge. Es wird deutlich, dass Stela Atanasova sehr viel Wert darauf gelegt hat, eine optimale Balance zwischen Klassik und Heavy Metal zu finden. Der grandiose Refrain hat bei mir erst nach dem zweiten oder dritten Durchlauf gezündet, dafür dann aber richtig. Wirklich genial! Mit einem tollen Spannungsaufbau begeistert „I See Your Power“. Wunderschöne Klänge von Klavier und Violine. Sanfte Vocals und ein paar balladeske Momente, sind die Grundessenz. Flotte Steigerungen, eine getragene Vocalline zum Chorus hin und ein echt rasanter und progressiver Mittelteil, sind die Würze. Mega gut! Der nächste Song trägt den schönen Titel „Silence“. Besonders „silent“, um ein kleines Wortspiel zu machen, ist das Stück aber nicht. Klar, es gibt einen ruhigen Vers-Teil und auch weitere entspannte Momente sind Bestandteile von „Silence“ aber die Hauptelemente sind donnernde Drums und flotte Gitarren, ergänzt durch dominante Streicher und feine Piano-Klänge. Im zweiten Drittel kann man auch ein paar, an traditionelle, osteuropäische Musik angelehnte Tonfolgen entdecken. Stark mit eingebaut. Zu „Still Believe In Us“ hat es letztes Jahr im Frühjahr schon ein Video, mit Live-Ambiente gegeben. Eine schwermütige und traurige Ballade, die aber auch ein kleines bisschen, hoffnungsvolle Stimmung in sich trägt. Stela wird vorwiegend von der Akustik-Gitarre, Streichern und Piano begleitet. Gänsehaut garantiert! „Killer Of The Angel’s Love“ ist ein weiterer 8-Minuten-Track. Jede Sekunde ein Hochgenuss! Nach verhaltenem Beginn steigert sich das Stück aber zügig, immer mehr Instrumente setzen ein und einer der aller größten Hits dieses Monumental-Werkes, ist geboren. Opulente Orchester-Arrangements bilden den Klangteppich, genial eingesetzte Gitarren, gepaart mit druckvollem Bass/Schlagzeug-Spiel, setzen die Highlights. Die Krone auf diesem Hammer-Song ist der Refrain. Stela bei diesem Lied mit einer ganz besonders herausragenden Performance. Ausdrucksstark aber gleichzeitig sanft und dann wieder mit klassischer Stimme. Die attraktive Lady ist einfach unschlagbar gut! „Wonders Of Life“ startet ziemlich wuchtig. Stela wirkt im ruhigen Vers-Teil fast, als würde sie eine Geschichte erzählen, mit so viel Gefühl und Wärme. Ein fantastisches Solo auf der Violine hat sie dann auch noch parat. Dezente, flüssige Temposteigerungen sorgen für die perfekte Umsetzung der Dramaturgie. ÜBERRAGEND! Beinahe wie ein Chanson fängt „Passengers Between The Rails Of Life“ an. Ein fast schon an Hardrock erinnerndes Gitarrenriff und immer rasanter werdende Drums, bringen den Song in Fahrt. Dazu natürlich im Verlauf, wieder wunderbare und opulente Orchestrierung. Als weiteren Höhepunkt gibt es hier einen hymnischen Refrain und einen Text, der so viel dunkle Wahrheit enthält. Stela Atanasova weiß diesen, in all seiner Emotionalität, perfekt zu vertonen. Meine Begeisterung kennt keine Grenzen! „Second Chance“ kommt als Halbballade daher. Sanfte, wunderschöne Verse, getragener, gefühlvoller Chorus, dezent instrumentiert. Zum großen Finale kommen dann Drums, Bass und Gitarre in voller Kraft dazu und bilden einen gewaltigen Ausklang für diese Gänsehaut-Nummer. Spitze! In Bulgarisch gesungen, ist das abschließende „Milo Moe Libe“. Begleitet von Piano, Flöten, Streichern und sogar Panflöte, ist dies eine wundervolle, etwas experimentellere Ballade, mit ganz leichtem Hang zur Ethno-Musik. Tolle Chöre untermalen die sanften, wunderschönen Vocals von Stela. Ein sehr feines und emotionales Ende, eines gigantischen und beeindruckenden Meisterwerkes.

Liebe Stela, ich gratuliere dir und deinen Musikern zu diesem fantastischen, unbeschreiblich starken neuen Album. „A Whole New Land“ ist ein Meilenstein in der Geschichte von Metalwings. Ich finde aber auch, dass ihr den perfekten Weg gefunden habt, wie man klassische Musik mit Heavy Metal kombiniert. Besser kann man das nicht machen! Ich würde mir sehr wünschen, die Songs einmal live, mit Orchester, auf einer großen Bühne zu erleben.

In diesem Sinne, bleibt gesund und kreativ. „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Stela Atanasova (Gesang, Violine, Keyboard, Orchester-Arrangements)
Martin Emilov (Gitarre)
Vlad Enev (Bass)
Nikola Ivanov (Schlagzeug)
Angel Kitanov (Keyboard)

Titel

  1. A Whole New Land
  2. Monster In The Mirror
  3. Like A Willow Without Tears
  4. I See Power
  5. Silence
  6. Still Believe In Us
  7. Killer Of The Angel’s Love
  8. Wonders Of Life
  9. Passengers Between The Rails Of Life
  10. Second Chance
  11. Milo Moe Libe
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