Legions Of The Night haben dieser Tage ihr Debüt vorgestellt. „Sorrow Is The Cure“ ist ein musikalisches Epos deutscher Machart. Filigrane Kompositionen, spannende Songstrukturen und eine geballte Ladung Heavy Metal, sind die Eckpfeiler eines wahrhaftigen Meisterstückes. 9/10

Legions Of The Night ist das neueste Baby von Dawn Of Destiny-Mastermind Jens Faber. Und um hier gleich mal schön das Phrasen-Schwein zu bedienen, wo Jens Faber drauf steht, ist auch Jens Faber drin. „Sorrow Is The Cure“ trägt seine typische und unverkennbare Handschrift. Das Album ist zu wesentlichen Teilen im Corona-Jahr 2020 entstanden und wurde an verschiedenen Orten des Landes zusammengeschraubt. Dem talentierten und von mir sehr geschätzten Multiinstrumentalisten und Songwriter, ist es ein weiteres Mal gelungen, eine Sammlung grandioser Stücke zu schreiben, die einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Für Legions Of The Night hat sich Jens Faber noch zwei namhafte und gleichermaßen versierte Mitstreiter an Bord geholt. Am Schlagzeug hat Philipp Bock Platz genommen, mit dem er schon seit Jahren bei Dawn Of Destiny zusammen arbeitet und fürs Mikro konnte niemand Geringeres, als Henning Basse (u.a. Metalium) gewonnen werden. Alle weiteren Instrumente, inklusive der Produktion, lagen in der Hand des Meisters. Für Mix und Master zeichnet Dennis Köhne verantwortlich und das tolle Cover-Artwork steuerte Hans Trasid bei. Es bleibt also alles in einem bewährten Team, mit dem Jens bei DoD schon die besten Erfahrungen gemacht hat.

Was gibt es musikalisch auf „Sorrow Is The Cure“ zu entdecken? Nun, das Legions Of The Night Debüt verschreibt sich der großen Liebe zu Savatage, jedoch kommt hier und da auch wenig Queen mit durch, was schon fast ein bisschen in der Natur der Sache liegt. Denn auch die US-Amerikaner waren ja schon immer, von Freddie Mercury’s Lebenswerk beeinflusst. Die variantenreichen Songgebilde liegen Jens Faber ja quasi im Blut. Viele strukturelle Prallelen zu seinen Kompositionen für Dawn Of Destiny oder auch für Malefistum, sind natürlich deutlich erkennbar. Das große Markenzeichen sind die schnellen und überraschenden Tempo-Wechsel, die sich hier finden lassen aber auch Bestandteil vieler Meisterwerke von Jon Oliva’s Band sind und waren. Wer also das Warten satt hat, ob es nun irgendwann noch ein neues Savatage Album geben wird oder nicht, man hält sich da sehr bedeckt und ist nicht gerade mitteilsam, dem kann ich „Sorrow Is The Cure“ nur wärmstens empfehlen, denn besser werden es Jon Oliva, Al Pitrelli, Zak Stevens und Konsorten, definitiv auch nicht hinbekommen. Ein weiteres, ganz großes Plus bei Legions Of The Night ist natürlich Sänger Henning Basse. Es gibt sicher nur wenige Stimmakrobaten im Metal-Genre, die so kraftvoll, ausdrucksstark, und facettenreich am Mikro agieren, wie er. Vollkommen egal, ob das nun die Power-Vocals sind, die sanfte Begleitung zu den vielen, wunderbaren Piano-Passagen oder die vereinzelten Screams, er hat einfach alles super drauf, gibt dem Album eine sehr persönliche Note und ist der kongeniale Partner für Jens Faber. Die unglaubliche Kraft die hinter den Stücken steckt, kommt natürlich auch nicht von ungefähr. Philipp Bock macht einmal mehr, einen sensationellen Job und gehört für mich, schon seit Jahren, zu den besten Drummern unseres Landes.

„Train To Nowhere“ startet mit einem mystisch/dramatischen Unterton. Jans Faber’s wunderbares Piano-Spiel wird sanft von Henning Basse begleitet, ehe dann der gewaltige Übergang zu einem rasanten Power-Metal-Song kommt. Der stetige Tempo-Wechsel sorgt, wie immer für die Spannung, ein tolles Solo ist das berühmte i-Tüpfelchen. Drums, Bass und Keys sorgen für einen aufregenden Auftakt von „Lie“. Henning gelingt es mit Bravour die schwermütige Stimmung zu erfassen und ein paar fette Riffs untermalen diesen Eindruck noch deutlich. Ohne Zweifel einer ganz großen Genie-Streiche ist „Walls Of Sorrow“. Melancholischer Beginn, mittels erneut, sehr feinem Piano-Spiel, ein überragender Refrain und diese unglaublich filigran komponierten Spannungsbögen, machen diesen Song nicht nur energiegeladen und kraftvoll, sondern auch melodisch, abwechslungsreich und mitreißend eingängig, zugleich. Spitze! „Find The Truth“ wird von einem coolen Metallica-typischen Riffing begeleitet. Der 80er Vibe der dem Stück zugrunde liegt, untermauert diesen Eindruck noch zusätzlich. Die Krönung dieses Power-Songs, ist eine herausragende Vocalline. „Someday Somewhere“ ist im wesentlichen eine sehr feine Piano-Ballade, die im Verlauf an Intensität noch gewinnt, wenn nach dem ersten Refrain die übrigen Instrumente mit einsteigen und die emotionalen, durchaus traurigen Lyrics, noch viel mehr an Wirkung gewinnen. Ein mega Highlight des Albums! „We All Walk Alone“ beginnt etwas unheilschwanger, entpuppt sich dann als wuchtiger Riff-Rocker, einmal mehr, extrem vielseitig, auch Henning Basse mit einer weiteren Glanzleistung. „Shoot And Save“ ist eine besondere Spielwiese für Philipp Bock. Die fetten Drums, kombiniert mit Jens Faber’s genialem Gitarre-Spiel entfachen ein wahres Feuerwerk. Mit Henning’s fantastischer Stimme wird daraus eine Hymne der Extra-Klasse. Das zentrale Meisterstück des Albums ist sicher der titelgebende Song „Sorrow Is The Cure“. Schwere Piano-Melodie, sanfte und kräftige Vocals, großartige Gitarren-Melodien, gewaltige Breaks mit massiven Tempo-Steigerungen, ein überragender Refrain und ein super Solo, das sind die Zutaten und Merkmale dieser sensationellen Nummer. Wahnsinn! Sehr rhythmisch und eher düster kommt „Pay The Price“ ums Eck. Ein temporeiches Lied mit einem erneut, sehr starken Chorus und einem feinen Piano-Outro. „Rescue Me“ ist die zweite Ballade auf dem Legions Of The Night – Debüt. Ich lege mich hier ganz klar fest, das ist mein erklärtes Lieblingsstück des Albums. Um es mal mit ein paar bildhaften Worten aus der  Literatur zu beschreiben. Man stelle sich einen lauen Frühlingsmorgen vor, leichte Nebelschwaden liegen noch über den Feldern und Wiesen und dann geht allmählich die Sonne auf. Ok, ich schweife etwas ab aber dennoch, so wirkt dieser Song auf mich, wenn gleich die Lyrics, schon auch eine etwas gedrückte Stimmung vermitteln, das soll nicht unerwähnt bleiben. Hier kommt nun auch ganz klar der Querverweis zu Queen zum Vorschein, noch mehr sehe ich sogar eine Verbindung zu Brian May’s Mega-Hit „Too Much Love Will Kill You“, einer der größten Songs, die im Umfeld von Queen jemals entstanden sind, wie ich finde. „Rescue Me“ hat eine sinfonisch/orchestrale Untermalung, wundervolle Streicher-Arrangements und brilliert ganz im Besonderen, mit der unglaublichen Stimme von Henning Basse. Die Nummer kann man locker 20-30 Mal am Stück hören und das Suchtpotenzial wird nur noch größer. Gänsehaut pur! Jens, das ist eine deiner besten Kompositionen! Zum Ende dieses wundervollen Albums gehen Legions Of The Night den direkten Weg, um ihrer Vorliebe für Savatage zu offenbaren. „Sirens“ bekommt einen frischen, zeitgemäßen Anstrich und ich bin mir sicher, dass auch Jon Oliva begeistert ist, seinen Klassiker in dieser Version zu hören.

Lieber Jens, ich kann dich nur zum wiederholten Male, zu einem weiteren, metallischen Kunstwerk beglückwünschen. Du, Henning und Philipp habt da ein verdammt starkes Legions Of The Night Debüt hingelegt. Ich hoffe sehr, dass „Sorrow Is The Cure“ keine Eintagsfliege ist, denn ich hätte natürlich beim Nachfolger, gerne eine Cover-Version von „Chance“ oder „Gutter Ballet“ mit drauf. Als nächstes, liebe Leser und Freunde der Schaffenskunst von Jens Faber, dürfen wir uns aber erst mal auf ein neues Dawn Of Destiny Album freuen. Da ist der Entstehungsprozess schon ziemlich weit vorangeschritten, wie ich hörte. In diesem Sinne bleibt gesund, „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Henning Basse (Gesang)
Jens Faber (Gitarre, Bass, Piano, Keys, Gesang)
Philipp Bock (Schlagzeug)

Titel

  1. Train To Nowhere
  2. Lie
  3. Walls Of Sorrow
  4. Find The Truth
  5. Someday Somewhere
  6. We All Walk Alone
  7. Shoot And Save
  8. Sorrow Is The Cure
  9. Pay The Price
  10. Rescue Me
  11. Sirens
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