Die Spanier Last Days Of Eden stehen schon seit Jahren, für facettenreichen, hochklassigen Symphonic Metal, mit keltischen und folkigen Elementen. Mit ihrem neuen Album „Butterflies“, wird dieser faszinierende Stil-Mix weiter perfektioniert und offenbart ein wundervolles, musikalisches Klangerlebnis. 9/10

Last Days Of Eden haben ihre Reise 2013 begonnen. Es folgte 2014 zunächst eine EP („Paradise“), ehe dann mit „Ride The World“ und „Chrysalis“ die ersten beiden regulären Alben entstanden sind. Zusätzlich hat das spanische Sextett mit „Traxel Mör“ und „Chrysalis Symphonic“ zwei instrumentale Scheiben veröffentlicht. Last Days Of Eden haben, wie so viele andere Bands auch, die lange Corona-Pause genutzt, um sich mit viel Kreativität und Liebe zum Detail, neuen Kompositionen zu widmen. Die Mühe hat sich zweifelsfrei gelohnt. „Butterflies“ gehört ganz sicher zu stärksten Symphonic Metal Alben des Jahres 2021. Der ganz besondere Reiz, der der Musik von Last Days Of Eden zu Grunde liegt, sind die keltisch/folkigen Elemente. Ihr fragt euch vielleicht, wo das wohl bei einer spanischen Metal-Band herkommt? Nun, die Truppe um Sängerin Lady Ani stammt aus der Provinz Asturien, in der die keltischen Einflüsse historisch tief verwurzelt sind. Somit ist es dann natürlich wenig überraschend, dass auch in der traditionellen Musik dieser Gegend, sehr viele keltisch/folkige Elemente zu finden sind. Es liegt ihnen also im Blut und könnte somit auch kaum authentischer sein. Bereits von Beginn an, haben Last Days Of Eden diesen wunderbaren Stil-Mix zu ihrem Aushängeschild gemacht und sich damit nicht nur in ihrer Heimat, einen Namen gemacht. Das internationale Interesse dürfte durch ihr 3. Album, nun sicherlich noch deutlich zunehmen Die Musik ist sehr mitreißend, opulent, stimmungsvoll und kraftvoll aber auch emotional und gelegentlich verletzlich. Der wesentliche Teil der Musik wurde von Produzent, Gitarrist und Sänger Daniel González, kurz Dani G., komponiert. Ihm zur Seite stehen die wundervolle Frontlady Ana Martinez Fojaco, kurz Lady Ani genannt, Sara Ember an der Violine, Andrea Joglar mit Dudelsack und verschiedenen Arten von Flöten, Javi González am Bass und für die Schlagzeug-Power, sorgt Leo Duarte. Die Produktion hat Dani G. übernommen und damit einen grandiosen Job gemacht. Veröffentlicht wurde „Butterflies“ über die deutsche Plattenfirma El Puerto Records, dem neuen Partner von Last Days Of Eden. Sicherlich eine sehr fruchtbare Partnerschaft, die auch in den nächsten Jahren, noch für viele hochkarätige Alben sorgen könnte. Ein verdammt starker Anfang ist gemacht.

Mit Spieluhr und düsterer Dramatik geht es instrumental los. „Cast The Spell“ ist wirklich ein schöner und opulenter Auftakt zu einer knappen Stunde Hörgenuss für feinsinnige Symphonic Metal-Ohren. Bereits Song Nr. 2 „Abracadabra“ gehört zu meinen absoluten Top-Favoriten auf „Butterflies“. Das Stück klingt ein bisschen wie die schwermetallische Fortsetzung von Andrew Lloyd Webbers „Phantom Of The Opera“. Gewaltig, orchestral, genial und dramaturgisch, stark arrangiert. Dazu gesellen sich fette Riffs, begleitet von donnerndem Schlagzeug. Weitere Highlights sind eine mörderisch gute Bridge und natürlich die fantastischen Vocals von Lady Ani. Es folgt die direkte Überleitung zu „The Garden“, das sehr stimmungsvoll startet, dann aber auch einige ruhige Momente offenbart und mitunter nachdenklich oder gar melancholisch wirkt. Der erhabene Refrain kommt etwas verträumt rüber. Begleitet wird das Lied von eher zurückhaltender Gitarrenarbeit, die feinen keltischen Elemente sorgen für das tolle Charisma dieses Songs. „Silence“ kommt dann sehr kraftvoll und mitreißend ums Eck. Sara Ember und Andrea Joglar kommen hier voll zum Zug. Eine volle Breitseite der Folk-Abteilung sorgt hier für die Essenz einer gewaltigen Hymne. Auch die starken, großartig in Szene gesetzten Drums von Leo Duarte stehen immer wieder im Vordergrund, ebenso Dani G., mit einem ganz wunderbaren Solo. Nun wird es etwas mystisch. „Mirror, Mirror“, ein weiterer Top-Favorit von mir, begeistert durch üppige Orchester-Klänge, eine mega starke Vocalline, mit einem ausdrucksstarken und emotionalen Refrain, fette Chöre und tolle Folk-Passagen komplettieren den Höreindruck. Sanftes Meeresrauschen, ein paar Streicher und schwermütige Piano-Klänge, sind die wesentlichen Elemente des schönen Instrumental-Stücks „Moments“. Ein feines Liedchen zum Träumen und Entspannen. Bei „The Secret“ ändert sich die Stimmungslage dann aber umgehend. Mit gewaltiger Metal-Power reißt einen das Stück von der ersten Sekunde an vom Sessel. Schwere Riffs und eine tolle folkige Melodie-Führung machen daraus eine getragene Hymne, die durchaus, auch auf dem letzten Nightwish Release („Human .II. Nature“), einen Platz hätte finden können. „Crown Of Thorns“ ist eine wunderschöne Ballade. Teils halbakustisch, mit wundervoller Flöten-Melodie und einer hochemotional agierenden Lady Ani, die hier als Duett-Partner Dani G. mit dazu bekommt. Tolle Ausstrahlung und intensive Wirkung, echt stark! Auch „To Hell & Back“ ist als Duett komponiert. Hier gibt es einen hochkarätigen Gast zu begrüßen. Georg Neuhauser, der Frontmann von Serenity darf seine tolle Stimme mit einbringen. Nun, ihr kennt ihn ja vermutliche alle und wisst, dass es kaum einen Song gibt, der durch sein Zutun, nicht an Qualität und Stärke gewinnt und so ist es dann auch hier. „To Hell & Back“ ist mein klarer Top-Hit auf „Butterflies“! Musikalisch gibt es das volle bombastische Symphonic Metal-Paket, natürlich auch hier, mit einer keltischen Färbung. Satte Riffs, fette Drums und etliche Tempo-Wechsel sorgen für viel Freude beim Zuhörer. Ich hab selten ein so starkes und mitreißendes Instrumental-Stück gehört, wie das folgende „Traxel Mör“. Eine Celtic/Folk-Hymne der Extraklasse, da hätte sicher auch Irish-Folk Pionier und Lord Of The Dance – Gründer, Michael Flatley, seine Freude dran. Das dürfte auch live, ein absoluter Stimmungs-Kracher sein, bei dem sich vor allem Andrea Joglar und Sara Ember, einmal mehr, voll austoben können. Es gibt aber durch aus auch metallische Unterstützung, also ist dies gleichermaßen eine Spielwiese für Dani G., Javi González und Leo Duarte. Sanfte Piano-Klänge, begleitet von Meeresrauschen machen die Einleitung zu „Save The World“, einem Stück, das inhaltlich sehr nachdenklich stimmt und dies auch im begleitenden Video, gut veranschaulicht. Es wechseln sich stimmungsintensive und ruhigere Passagen ab, immer aber mit einem leicht düsteren Unterton. Eine kontinuierliche Steigerung der Instrumentierung und ein überragender Refrain zeigen deutlich, dass Last Day Of Eden dieser Song sehr wichtig ist und auch auf dem Album eine zentrale Rolle spielt. Kommerziell gesehen, sicherlich der größte Hit, in der bisherigen Band-Geschichte, würde ich mal meinen. Opulent und sehr facettenreich geht es weiter. „Abandon“ ist ein weiterer Ohrwurm, mit tollen Chören, starken klassischen Sequenzen und Dani G. mit ein paar ergänzenden Vocals, an der Seite von Lady Ani, die hier ganz besonders glänzt, wie ich finde. Der Chorus ist phänomenal! „The Journey“ ist ein Parade-Stück für die Bühne. Begleitet von einer recht fröhlichen Melodie, rhythmisch instrumentiert, einem Refrain der zum Mitsingen einlädt und ein paar ganz herausragenden Celtic/Folk-Momenten, die auch für ein furioses Finale des Songs sorgen. Apropos Finale. Leider kommen wir nun schon zum letzten Lied dieser wunderbaren Scheibe. Das hat es aber auch in sich. „Falling Angels“ ist nicht nur der würdige und hochklassige Abschluss von „Butterflies“, sondern ist auch das vielleicht vielseitigste und aufwändigste Stück des Albums, gleich mit vier Gastmusikern. Sänger Henning Basse (u.a. Legions Of The Night, Metalium) begleitet Lady Ani in grandioser Weise, zusätzlich konnten die Tri State Corner Musiker, Ioannis und Lucky Maniatopoulos für einen Beitrag gewonnen werden und Diego Palacio (Celtian) unterstützt mit einigen keltisch/folkigen Instrumenten. Die zahlreichen Gäste geben dem Stück viel Volumen, eine sehr starke Ausstrahlung und großen Facettenreichtum. Wer genau hinhört, kann sogar eine Passage von Henning Basse heraushören, die an Savatage erinnert.

Ihr seht also, Last Days Of Eden sind sehr filigran und vielschichtig in ihrem Schaffen und somit ist „Butterflies“ ein durchweg abwechslungsreiches, spannendes und kompositorisch hochklassiges Meisterwerk geworden. Ich kann nur gratulieren und meine herzlichsten Glückwünsche nach Spanien senden. In diesem Sinn, „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Lady Ani (Gesang)
Dani G. (Gitarre, Gesang)
Andrea Joglar (Dudelsack, Flöten)
Sara Ember (Violine)
Javi González (Bass)
Leo Duarte (Schlagzeug)

Titel

  1. Cast The Spell
  2. Abracadabra
  3. The Garden
  4. Silence
  5. Mirror Mirror
  6. Moments
  7. The Secret
  8. Crown Of Thorns
  9. To Hell & Back
  10. Traxel Mör
  11. Save The World
  12. Abandon
  13. The Journey
  14. Fallen Angels
Tagged with →  
Share →

Schreibe einen Kommentar