Kardinal Sin kommen aus Schweden und werden, was melodischen Power Metal angeht, der großen musikalischen Tradition ihres Heimatlandes, in jeder Hinsicht gerecht. „S.A.L.I.G.I.A.“ ist ein herausragendes, sehr vielseitiges Werk geworden, an dem vor allem Genre Fans, große Freude haben werden. 9/10

„S.A.L.I.G.I.A.“ ist das 2. Album der schwedischen Melodic-/Power Metal Band Kadinal Sin, die nach dem starken Debüt „Victorious“ (2017; Re-Release 2018 über Massacre Records), nun mit ihrem neuen Werk, zum ganz großen Schlag ausgeholt haben. Aber fehlt da nicht noch was? Ja, natürlich! Kardinal Sin gibt es zwar formell gesehen, erst seit 2014, jedoch hat der Großteil der aktuellen Mannschaft, davor schon als Rough Diamond zusammen gespielt, die bereits 2005 ihren Startschuss hatten. Unter dem „alten“ Banner hat die Formation mehrere EP’s und 2012, ein vollständiges Album („Stories From The Old Days“) auf den Markt gebracht, ehe man sich dann 2014 in Kardinal Sin umbenannt hat. Damals, wie heute gibt Daniel Wikerman den Ton an und führt mit seiner charismatischen und sehr vielseitigen Stimme, gekonnt durch die einzelnen Stücke. Ebenfalls schon ewig dabei, Bassist Hannu Viita und Drummer Mikael Asp. Erst seit 2018 mit an Bord, ist Gitarristin Sophie Conte, die sich zusätzlich auch noch mit einigen sehr starken Backing-Vocals verdient gemacht hat. Produziert haben Kardinal Sin ihr neues Album in Eigenregie, den Mix hat Frederik Folkare übernommen, gemastert wurde „S.A.L.I.G.I.A.“ von Lawrence Mackrory. Das sehr düstere, fast schon apokalyptisch wirkende Cover-Artwork, stammt aus der Hand von Keyboarder Thomas „Geson“ Gustafsson und den Foto-Künstlern Lisa Runnels und Alex Demoura, die damit auch ziemlich gut die Ausstrahlung des Albums eingefangen haben. Nicht umsonst, ist in diesem Meisterwerk auch die dreiteilige „Wasteland Symphony“ enthalten. Die Trilogie hüllt die Welt in die dunkelsten Farben, alle drei Einzelstücke gehören dabei auch zu den absoluten top Highlights. Musikalisch bietet „S.A.L.I.G.I.A.“ ein sehr vielseitiges Erscheinungsbild. Die Einflüsse sind weit gefächert, aus der Welt der Metal Musik. Die Grundlage bildet aber weitestgehend, melodisch komponierter Power Metal, angereichert mit etlichen sinfonischen Arrangements. Aber es gibt auch ein paar progressive Passagen zu entdecken und so manches traditionell inspiriertes Metal Riff. Die größte Schnittmenge würde ich persönlich, mit den schwedischen Kollegen von Cryonic Temple sehen aber auch eine gewisse Vorliebe für Bands wie Avantasia, kommt immer mal wieder ein bisschen durch. Man darf nun hoffen, dass dieses kraftvolle und sehr ausdrucksstarke Album, den Weg in die Herzen vieler Fans findet, denn Kardinal Sin haben sicherlich das Zeug dazu, auch mal an die Tür der Genre Größen anzuklopfen. Mit Massacre Records haben die Schweden schon seit über 5 Jahren, einen guten und erfahren Label-Partner an der Seite, der sicherlich bestens geeignet ist, um Kardinal Sin dabei zu supporten, ein paar Stufen auf der Karriereleiter nach oben zu machen. Wenden wir uns aber nun den annähernd 50 Minuten Musik zu, die von der ersten bis zur letzten Sekunde mitzureißen vermag.

Die Eröffnung ist kraftvoll und opulent, zusätzlich auch mit schönen Chören akzentuiert. „They Crashed In The Storm“ ist nicht nur ein toller Opener, sondern ist auch bestens als Video/Single Auskoppelung geeignet. Dies haben sich die Schweden wohl auch gedacht und den Song unlängst schon vorab veröffentlicht. Das Stück begeistert vor allem mit sehr starker Gitarren-Arbeit von Sophie Conte und einer ganz ausgezeichneten Vorstellung von Daniel Wikerman am Mikro, der in grandioser Weise die Führung inne hat und mit einem sehr volumenreichen Chorus-Part, dem Lied die Krone aufsetzt. Zusätzlich gibt es hier und da, ein paar progressive Ansätze, auch viele Tempo-Wechsel sorgen für einen stets spannenden Verlauf. „The Beginning Of The End (Wasteland Symphony Pt.1)“ ist nun der erste Teil der schon angesprochenen Trilogie. Der Auftakt ist unheilschwanger, die Orchester-Arrangements sind ganz brillant installiert, die gesamte Melodie-Führung einfach genial. Der Vers-Teil ist insgesamt relativ ruhig, hat aber einen fast epischen Charakter. Das Stück steigert sich in langsamen aber kontinuierlichen Schritten und vermittelt eine gute Portion Dramatik, die beim wunderbaren und getragenen Refrain, dann so richtig zur Geltung kommt. Im Weiteren sind es erneut die vielen Details und die tolle Arbeit mit der Geschwindigkeit, die die Nummer so interessant macht. Besonders ist auch der instrumentale Mittelteil hervorzuheben, mit ganz starker Orchestrierung und einem sehr schönen Gitarren-Solo. Mit „Siege Of Jerusalem“ hat meine Vorfreude auf dieses Album angefangen und ich konnte es kaum erwarten, die Promo zu bekommen. Wie ich nun weiß, hat sich meine hohe Erwartungshaltung zu 100% erfüllt. Das Stück wurde schon vor einigen Wochen als Single mit begleitendem Bildmaterial herausgebracht. „Siege Of Jerusalem“ begeistert mit sehr großem Facettenreichtum und erzählt eine spannende und authentische Geschichte aus der Vergangenheit. Entsprechend dem Inhalt wurde das Lied mit ein paar orientalischen Klängen gewürzt aber auch die satten Gitarren von Sophie Conte wissen sehr zu überzeugen. Die Power-Drums von Mikael Asp treiben das Stück gut an. Daniel Wikerman agiert zunächst mit sanfter Stimme, ehe die Nummer dann beim Refrain, zu majestätischer Größe heranwächst, sowohl instrumental, als auch gesanglich. Zur zweiten Strophe übernimmt dann zunächst Gastsängerin Ellinor Asp (The Project Hate MCMXCIX, Hellinor) die Lead-Vocals. Mit ihrer fantastischen, sehr volumenreichen und facettenreichen Reibeisenstimme, die irgendwo zwischen Marta Gabriel (Crystal Viper), Jutta Weinhold (Velvet Viper, Zed Yago) und Bonnie Tyler einzuordnen ist, gibt sie dem Song eine ganze Menge Ausstrahlung und viele Highlight-Momente. Sie agiert mit Daniel Wikerman dann immer wieder im Duett oder auch gerne mal zweistimmig, was für unfassbar viel Tiefe und Emotionalität sorgt. Mit all den wunderbaren Arrangements dazu, erreicht das Stück fast schon die opulente Größe eines Symphonic Metal Songs. Die eingebauten Schlachtrufe sorgen für viel Authentizität. MEGA!! Kommen wir zum zweiten Teil der Trilogie, „Lost Imperium (Wasteland Symphony Pt. 2)“. Die Einleitung kommt sehr verspielt rüber, mit filigraner Arbeit an Keys und Synths. Auch ansonsten überzeugt das Stück mit sehr vielschichtiger Instrumentierung, die auch etliche Tempowechsel vollzieht. Die Vocalline wirkt erhaben, kommt mit viel Volumen rüber, auch dank der Backings und geht einmal mehr, sehr gut ins Ohr. „Reveal The Sinners Soul“ startet mit schwerem Gitarren-Riff von Sophie Conte, fast schon ein wenig im Metallica Style. Ein paar klassische Arrangements kommen dazu und auch eine starke Chor-Passage im Hintergrund. Der Vers-Teil wirkt klanglich sehr intensiv, dazu kommt dann ein unheimlich melodischer aber auch energetischer Refrain, bei dem ich durchaus auch ein paar 80er AOR Einflüsse heraushöre, sowohl instrumental, als auch von der Gesangsmelodie her. In jedem Fall eine Monster-Hymne aber gleichermaßen, ein Stück der stilistischen Gegensätze, die von den Musikern ganz ausgezeichnet in Einklang gebracht wurden. Das Titel-Stück startet mit ziemlich viel stimmlicher Opulenz und feinen Arrangements, liefert in der Folge aber auch ebenso, ein paar ganz starke Riffs. „S.A.L.I.G.I.A.“ (Superbia Acedin Luxura Invidia Gula Ira Avartia) hat durchaus eine anklagende Ausstrahlung, mit deutlicher Aussagekraft. Die Dramaturgie ist sehr gut gelungen. Mit vielen Temposteigerungen wird Spannung erzeugt und reißt so, auch den Zuhörer immer wieder gut mit. Eine Melodic-Power Metal Granate der stärksten Sorte mit leichter, musikalischer Tendenz, hin zu Cryonic Temple. „In The Line Of Fire“ stellt erneut Sophie Conte in den Mittelpunkt des Geschehens. Der Track ist geprägt von ihren tollen Riffs aber auch die Vocal-Performance von Daniel Wikerman kann man nicht hoch genug einschätzen. Der Aufbau des Songs ist hervorragend inszeniert, mit toller Intensivierung beim Chorus, der nur sehr schwer wieder aus den Gehörgängen rauszubekommen ist. Dazu kommt noch eine fast epische Vocal-Bridge vor dem Gitarren-Solo. Genial! „Devastation“ startet trotz der inhaltlichen Dunkelheit, recht stimmungsvoll. Erneut, ein sehr abwechslungsreiches Lied, mit außerordentlich filigran gespielten Instrumenten. Die Gesangsmelodie wirkt getragen, der Chorus reißt dann, nach schönem Übergang, so richtig mit. Wirklich stark komponiert und umgesetzt. Ein paar schöne Streicher Parts sorgen für zusätzliche Akzente, ebenso wie das druckvolle Power-Finale. Der Auftakt von „The Velvet Lies“ ist ruhiger, fast schon ein bisschen mystisch. Es gesellt sich die wunderbar gespielte Lead-Gitarre dazu. Nach und nach steigert sich das Stück, kommt im Wesentlichen aber in mittlerer Geschwindigkeit daher, durchaus auch mit balladesken Zügen. Ein sehr schönes Lied bei dem für zusätzliche Backing-Vocals, Gastsänger Mathias Johansson in Erscheinung tritt, ebenso, wie schon beim Opener. Den krönenden Abschluss dieses grandiosen Albums bildet „The Aftermath (Wasteland Symphony Pt. 3)“, der letzte Teil der Trilogie und gleichzeitig vielleicht das Parade-Stück von „S.A.L.I.G.I.A.“. Kardinal Sin fahren hier nochmal alles auf was ihre Sound-Küche zu bieten hat. Satte Orchester-Parts, fette Gitarren-Riffs von Sophie Conte, dazu die enorme Schlagzeug-Wucht von Mikael Asp. Vor allem zum Vers-Teil spielt sich auch Tieftöner Hannu Viita in den Vordergrund, der dabei über weite Strecken, die dominante Begleitung für Daniel Wikerman ist. Auch der Sänger zieht zum Album-Schlussakkord, nochmal alle Register seines Könnens und zeigt sich vielseitiger denn je. Die Dramaturgie des Songs ist brillant inszeniert und einmal mehr, sind es die vielen Tempo-Wechsel, die das Stück so unterhaltsam machen. Ein großartiger Ausklang, eines sensationellen Albums!

Herzlichen Glückwunsch an Kardinal Sin, zu einem echten Meilenstein in der Band Historie. Die schwedische Truppe kann wirklich stolz auf „S.A.L.I.G.I.A.“ sein. Vielleicht mag das jetzt noch ein Geheim-Tipp sein aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sich das recht bald ändert, wenn man sich in der Zukunft, auch vermehrt „Live“ zeigt. Melodic-/Power Metal Fans werden dieses Meisterstück sicher sehr zu schätzen wissen und bei so manchem, wird die Scheibe in Dauerrotation laufen.

Band

Daniel Wikerman (Gesang)
Sophie Corten (Gitarre)
Hannu Viita (Bass)
Mikael Asp (Schlagzeug)

Gäste

Ellinor Asp (Gesang) (Track 3)
Mathias Johansson (Backing-Vocals) (Track 1, 9)

Titel

  1. They Crashed In The Storm
  2. The Beginning Of The End (Wasteland Symphony Pt. 1)
  3. Siege Of Jerusalem
  4. Lost Imperium (Wasteland Symphony Pt. 2)
  5. Reveal The Sinners Soul
  6. S.A.L.I.G.I.A.
  7. In The Line Of Fire
  8. Devastation
  9. The Velvet Lies
  10. The Aftermath (Wasteland Symphony Pt. 3)
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