Heute machen wir mal einen Ausflug nach Norddeutschland. Die Symphonic Metal Newcomer Heaven’s Guard haben ihr Debüt Album fertiggestellt. „Pathfinder“ weiß in jeder Hinsicht zu überzeugen und ebnet den Weg, für eine aufstrebende und hochtalentierte Band. 9/10

Unsere Reise führt uns nach Hannover, der Hauptstadt von Niedersachsen, bekanntermaßen, ein fruchtbarer Boden für gute Rockmusik. Der Startschuss für Heaven’s Guard fiel 2017. Etwa ein Jahr später war die Truppe dann vollzählig und bereit, sich den Aufgaben des Musik Business zu stellen. Man hat sich in der Folge mit dem Komponieren der Songs fürs Debüt beschäftigt und erste gemeinsame Live-Erfahrungen gesammelt, unter anderem, im Vorprogramm der tunesischen Modern Metal-Band Persona. Ende 2020 wurde der erste Song („The Cause Of Destiny“) per Video veröffentlicht, gleichzeitig auch der akustische und visuelle Anreiz, für das Crowdfunding Projekt. Auch der Schreiber dieser Zeilen, hat sich davon begeistern und überzeugen lassen. Nach dem die Vorfinanzierung einigermaßen erfolgreich abgeschlossen werden konnte, stand das Jahr 2021 unter einem guten Stern und „Pathfinder“ hat nach und nach Formen angenommen. Der kreative Kopf der hinter allem steht, ist Gitarrist Steven Meißner, der auch die Recordings gemacht hat. Wie er mir unlängst berichtet hat, war es ihm und der Band aber besonders wichtig, eine höchstmögliche Qualität beim Mix & Master des Albums zu erreichen. Klar, schließlich ist das ja auch abschließend dafür verantwortlich, wie das fertige Werk klingt, wie fein abgestimmt die Instrumente sind, wie gut alles mit den Orchester-Arrangements harmoniert und wie der Gesamteindruck für den Zuhörer ist. Da ist das richtige Equipment und eine große Erfahrung Gold wert, deshalb haben Heaven’s Guard dann auch keine Kosten gescheut und haben den Feinschliff ihres Debüts, in ausgesprochen routinierte Hände gegeben. Den Mix hat Tero „Tee Cee“ Kinnunen übernommen und das Mastering hat Mika Jussila in den weltberühmten Finnvox Studios durchgeführt. Beide haben erwartungsgemäß, einen mega Job gemacht. Sicher sind euch die Namen auch schon öfter mal begegnet, schließlich haben die beiden Tontechniker schon bei so manchem finnischen Metal Highlight Hand angelegt und für einen grandiosen Sound gesorgt. Eben diesen versierten, detaillierten aber niemals überladenen, deutlich am Heavy Metal orientierten Klang, wollten Heaven’s Guard für „Pathfinder“ auch haben. Die Band ist mit dem Ergebnis hochzufrieden, wie ich von Steven Meißner erfahren durfte und ich kann diesen guten Eindruck nur bestätigen. Das kann sich wirklich sehen oder besser gesagt, hören lassen. Natürlich stand vorher ein zeitintensiver Songwriting-Prozess an, für den, wie oben schon angedeutet, Steven Meißner federführend verantwortlich zeichnet. Nebenbei bemerkt, auch das ist fantastisch gelungen, lieber Steven! Bei den Lyrics hatte er ein wenig Unterstützung, da hat Doreen Fleck, die wundervolle Stimme von Heaven‘s Guard, auch einen guten Teil beigetragen. Komplettiert wird das Hannoveraner Quintett von Christopher Jakubeit am Bass, Kevin Küppers am Schlagzeug und Karsten Berger am Keyboard. Eine tolle, hochtalentierte Truppe die da zusammen gekommen ist, die, Berichten zufolge, auch live, eine starke Einheit bildet. „Pathfinder“ wurde mit einem sehr ansprechenden Artwork designed, besonders hervorsticht dabei das Cover, entworfen von Frozen Mistress Art. Veröffentlicht wurde dieses tolle Debüt Album übrigens über das kleine Label Boersma Records, die einigen sehr talentierten Rockbands, aus den unterschiedlichsten Genres, eine Heimat bieten. Musikalisch gibt es auf „Pathfinder“ einen lupenreinen, gelegentlich dezent progressiv akzentuierten Symphonic Metal zu hören, mit leicht finnischer Färbung, wen wunderts. Natürlich denkt man zunächst an ältere Nightwish – Sachen aber vor allem instrumental, findet man auch Querverweise zu Stratovarius oder auch Sonata Arctica. Wer sich also bei diesen Bands zu Hause fühlt und eine wundervolle, glockenklare, klassisch ausgebildete Stimme mag, die von einer satten Wucht metallischer Härte und einigen sehr fein arrangierten Orchester-Parts getragen wird, der ist hier goldrichtig.

Mit einer opulenten Einleitung starten wir ins Vergnügen. „Obscurity“ klingt sehr orchestral mit kraftvollen Chören aber auch gleichermaßen wuchtig, wenn Kevin Küppers in die Felle haut. Doreen Fleck begleitet das Stück mit ihrem wundervollen Sopran und sorgt für ein wenig Dramatik in der Grundstimmung, die durch einen feinen, sehr dezenten orientalischen Touch im Mittelteil, noch untermauert wird. Feiner Auftakt. „Veiled In Mist“ packt dann deutlich mehr die Metal Keule aus. Steven Meißner mit dominantem Gitarrenspiel, immer wieder im Duell mit den sehr flotten Keyboard-Parts von Karsten Berger. Ja, dabei werden ein paar Erinnerungen an alte Stratovarius Songs wach. Wunderbare Streicher-Arrangements sorgen für eine schöne Stimmung und Doreen’s Gesang, ist einmal mehr das Sahnehäubchen. Gewaltig und volumenreich kommt „Fallen Angels“ daher. Das Stück nimmt richtig gut Fahrt auf, bei der die Rhythmus-Fraktion um Kevin Küppers und Christopher Jakubeit sich gut ins Rampenlicht spielen kann. Mit engelsgleicher Stimme führt uns Doreen Fleck durch den Song, mit einem überragenden Refrain, als zwischenzeitlichen Höhepunkt. „Heaven’s Guard“ ist nicht nur namensgebend für die Hannoveraner, sondern ist auch einer der stärksten Stücke des Albums. Was zunächst etwas modern, sogar ein wenig progressiv klingt, entpuppt sich zu einem monströsen Symphonic Metal Hit der Extraklasse. Angeführt von Steven Meißner’s powervollen Riffs, begleitet von den ausdrucksstarken Keys von Karsten Berger und getragen von wundervollen, orchestralen Arrangements, reißt einen der Song buchstäblich vom Sitz. Die zwischenzeitlichen Breaks und Tempo Verschärfungen sorgen für eine tolle Stimmung und Doreen lässt das Stück fast schon majestätisch erscheinen. MEGA! „Passenger Of Charon“ begeistert mich durch seine große Energie und die kraftvolle Instrumentierung, die hier sehr viel Platz bekommen hat, sich in voller metallischer Stärke zu entfalten. Die begleitenden Chöre runden den Gesamteindruck hervorragend ab. „Deepest Voice“ war Ende letzten Jahres die zweite Veröffentlichung von „Pathfinder“. Wer bei den schönen Piano-Klängen zu Beginn denken mag, jetzt kommt eine Ballade, sieht sich schon nach kurzer Zeit getäuscht. Auch hier wird der Gitarren-Arbeit freier Lauf gewährt, dennoch kommt das Stück etwas emotionaler, bei den teils verträumt wirkenden Vocallines, sogar fast schon melancholisch rüber. Ein Stück wie gemalt, für die wunderschöne Stimme von Doreen Fleck. Toll harmonierende Streicher-Parts vervollständigen diese facettenreiche Komposition, die wiederholten Tempo-Intensivierungen, sorgen für Abwechslung. „The Cause Of Destiny“ ist das Stück mit dem alles irgendwie begonnen hat, zumindest war es das Lied, mit dem Heaven’s Guard Ende 2020 auf sich aufmerksam gemacht haben. Ein großartiger, toll arrangierter Song, mit perfekter Harmonie und bestens abgestimmten Instrumenten, dazu kommen gewaltige Chöre und eine grandiose Gesangsdarbietung. Ganz klar, eine Nummer auf Nightwish Niveau früherer Jahre. Das Stück begleitet mich nun schon seit über einem Jahr sehr regelmäßig. Ein echter Top-Hit! Wuchtig und rifflastig ist „Plato’s Cave“. Dadurch, dass der Song mit einem etwas schleppenden Tempo versehen wurde, kann man gut den Spannungsaufbau verfolgen. Ein Stück, das kaum in ein normales kompositorisches Schema passt, das sehr vielseitig und abwechslungsreich geschrieben wurde und in der Mitte des Liedes, mit einem kraftvollen, opulenten Instrumental-Teil aufwartet. Mittels der getragenen Gesangslinie wirkt der Song schwer und düster. Das Titelstück „Pathfinder“ ist ein weiteres Top-Highlight des Albums. Wieder einmal toll ausbalanciert zwischen den klassischen Arrangements und der gewaltigen Wand aus schwermetallischer Power. Dazu gesellen sich sehr stark installierte Keys und eine weitere Glanzleistung von Doreen Fleck am Mikro. Eines der facettenreichsten Lieder ist sicherlich „Worlds“. Auf jeden Fall ein Top-Favorit von mir, den ich sehr gerne auch mal live erleben würde. Voluminöser Klangteppich zu Beginn, mit großartigen Keys, was sich im weiteren Verlauf noch intensiviert, dazu immer wieder plötzliche Verschärfungen der Geschwindigkeit. Der erhabene und ausdrucksstarke Gesang von Doreen ist preisverdächtig, die fetten Chöre intensivieren das Klangerlebnis. Der reguläre Teil des Albums wäre damit vorbei, es folgt aber noch ein sehr feiner Bonus-Track, der weit mehr ist, als das. „Symbiosis“ beginnt etwas verhalten, insgesamt ist das Stück schon etwas ruhiger aber aufgrund der recht dominanten Drums von Kevin Küppers, sind wir doch ein gutes Stück weg von einer Ballade. Der Song hat eine schöne Ausstrahlung, die unter anderem, mit ein paar dezenten, fernöstlich angehauchten Klangmustern erreicht wird. Begleitet von filigranen Streicher-Arrangements und einer sehr einprägsamen Melodieführung, bringt uns dieses wundervolle Stück, zum Ende eines brillanten Debüt Albums.

Heaven’s Guard gehören mit ihrem Erstlingswerk „Pathfinder“ definitiv zu den großen Hoffnungsträgern der nächsten Generation hochklassiger Symphonic Metal Acts. Herzlichen Glückwunsch an Heaven’s Guard zu einem außergewöhnlichen Debüt, das Fans des Genres begeistern wird und für die Band selbst, sicherlich die eine oder andere Tür öffnen dürfte. In diesem Sinn, „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Doreen Fleck (Gesang)
Steven Meißner (Gitarre)
Christopher Jakubeit (Bass)
Kevin Küppers (Schlagzeug)
Karsten Berger (Keyboard)

Titel

  1. Obscurity
  2. Veiled In Mist
  3. Fallen Angels
  4. Heaven’s Guard
  5. Passenger Of Charon
  6. Deepest Voice
  7. The Cause Of Destiny
  8. Plato’s Cave
  9. Pathfinder
  10. Worlds
  11. Symbiosis (Bonus Track)
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