Heart Healer ist das neue Projekt des schwedischen Ausnahme-Komponisten und Gitarren-Virtuosen Magnus Karlsson. Der Titel „The Metal Opera“ spricht für sich und genau das, bekommt man in absoluter Perfektion, zu hören. Ein Symphonic-Metal-Album, von monumentaler Größe! 10/10

Fans des melodischen Heavy Metal, muss man Magnus Karlsson sicherlich nicht näher vorstellen. Der Multiinstrumentalist und versierte Songwriter, hat in seinem Leben schon mit fast allen Größen der Szene zusammen gearbeitet und etliche herausragende Alben veröffentlicht. Egal, ob das nun mit Primal Fear, Free Fall, Allen/Olzon, Allen/Lande oder auch Kiske/Somerville gewesen ist, er hat jeder dieser Bands und Kollaborationen seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt und das waren ja auch nur ein paar wenige Beispiele, aus seiner Vita. Sei es mit filigraner Gitarrenarbeit, gigantischen Arrangements oder der reinen Kompositions-Arbeit, Magnus Karlsson hat sich in den letzten beiden Dekaden, einen großen Namen gemacht und wird von vielen Musikern geschätzt und gerne für eine Zusammenarbeit angefragt. Heart Healer ist nun unter der Schirmherrschaft von Serafino Perugino, dem bekannten Inhaber von Frontiers Records entstanden. Der Gedanke war, eine Metal-Oper zu veröffentlichen, mit vielen großartigen Stimmen und gewaltigem, orchestralem Background. Da konnte natürlich kein besserer gefunden werden, als Magnus Karlsson. Er hat vielleicht das größte Talent, eine unerschöpfliche Kreativität und aus all den Jahren, auch hervorragende Kontakte, zu vielen großartigen Sängerinnen. Wie beispielsweise Noora Louhimo (Battle Beast) oder Anette Olzon (The Dark Element; Allen/Olzon; Ex-Nightwish), mit denen er ja bereits erfolgreich zusammen gearbeitet hat. Dazu gesellen sich noch weitere, phänomenale Stimmen, wie Ailyn Giménez (Her Chariot Awaits; Ex-Sirenia), Margarita Monet (Edge Of Paradise), Youmna Jreissati (Ostura), Netta Laurenne (Smackbound; Laurenne/Louhimo) und last but not least, die Hauptrolle in „The Metal Opera“, Adrienne Cowan. Eine der großen Shooting Stars der letzten Jahre, mit ihrer eigenen Band Seven Spires aber auch bestens bekannt, durch Sascha Paeth’s Masters Of Ceremony und natürlich durch ihre legendären Live-Auftritte, bei den letzten Avantasia-Tourneen. So, nun hab ich euch die Hauptprotagonistinnen alle vorgestellt. Selbstverständlich dürfen bei einer Metal-Oper auch die klassischen Instrumente nicht fehlen. Da wären an der Violine Erika Sävström Engman und am Cello Daniel Tengberg. Für die nötige Power sorgt Anders Köllerfors an den Drums und alle Saiten-Instrumente, Keys und Arrangements, liegen natürlich in der Hand des Meisters und Schöpfers höchstpersönlich. Magnus Karlsson hat sich für seine erste Metal-Oper auch eine schöne, düstere und vielleicht auch märchenhafte, in jedem Fall aber mystische Geschichte ausgedacht. Es geht dabei um eine junge Frau (Die Heilerin) von Adrienne Cowan gesungen, die eines Tages erwacht, ohne jede Erinnerung an ihre Vergangenheit. Sie stellt auf ihrer Reise fest, dass sie übernatürliche Kräfte besitzt. Sie kann, nur durch Handauflegen, Menschen heilen. Die Krux an der Sache ist nur, sie verliert dadurch selbst ihre Kraft und Energie. Sie trifft auf ihrem Weg mit einigen Leuten zusammen, manche davon wollen ihr helfen, andere, wollen sie einfach nur ausnutzen. So kommen hier sieben unterschiedliche Typen und Charaktere zusammen, die grandios, von den Ladies dargestellt und intoniert werden. Ich könnte mir das Ganze, aufgeführt, auf einer großen Bühne vorstellen, eben genau, wie bei einer klassischen Oper. Vielleicht kennen einige von euch auch die Live-Shows von Arjen Lucassen, als er 2019 an mehreren Abenden nacheinander, „The Electric Castle“ mit seiner Band Ayreon und einer Vielzahl von Musikern, im niederländischen Tilburg aufgeführt hat. So ein Rahmen könnte „The Metal Opera“ von Magnus Karlsson auch sehr gut zu Gesicht stehen. Das wäre sicher ein einzigartiges Erlebnis.

Ehe wir nun zum musikalischen Teil der Review kommen, möchte ich noch auf das sensationelle Layout und Coverdesign verweisen. Der Künstler Stan W. Decker hat hier wirklich großes vollbracht. Ein tolles Artwork. Um die Thematik des „Heilens“ auch im Logo, visuell unter zu bringen, hat man dort sehr elegant, eine abgewandelte Version des Äskulapstabs mit eingearbeitet. Schon in der griechischen Mythologie, ein Zeichen der Heilkunde und bis heute ein bekanntes Symbol in der Medizin. Sehr stark. Wie soll man nun so ein gewaltiges Meisterwerk dem Leser näher bringen? Eigentlich würde ich dazu neigen, zu sagen, hört es euch einfach an und lasst euch verzaubern. Die Musik spricht für sich und zwar von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ein Epos, das seines gleichen sucht, mehr muss man kaum sagen. Aber klar, so einfach mache ich es mir natürlich nicht. Magnus Karlsson ist es gelungen, seinen sieben Damen, die einzelnen Figuren perfekt auf den Leib zu komponieren und die Auswahl der Sängerinnen, hätte kaum besser ausfallen können. In einem extrem facettenreichen, logischerweise bombastischen und opulenten Gewand, gibt es 10 Stücke, die abwechslungsreicher nicht sein könnten. Die Songs transportieren die Stimmungen in einer außergewöhnlichen Art und Weise. Man fühlt sich fast schon selbst, tief in die Geschichte mit eingebunden. Das muss man als Komponist und Musiker erst mal schaffen. Hut ab!

„Awake“ beginnt klassisch instrumentiert, um dann mit Magnus‘ wunderbarem Gitarrenspiel Tempo aufzunehmen, ehe die anfangs, fast zerbrechlich wirkende Stimme von Adrienne Cowan, den Beginn der Story erzählt. Eben wie sie erwacht, verwirrt ist und sich an nichts erinnern kann. Ein sensationeller und sehr authentischer Start in „The Metal Opera“. „Come Out Of The Shadows“ beginnt fast cineastisch. Tolle Melodien, gefolgt von progressiv angehauchtem Riffing und dann die feinen Vocals der libanesischen Wunderstimme Youmna Jreissati. Toll! Der eindringliche Gesang von Margarita Monet und das kraftvolle Organ von Netta Laurenne, komplettieren dieses Melodic-Metal-Highlight. „Who Can Stand All Alone“ ist ein Duett mit Adrienne Cowan und Anette Olzon. Ein wunderschöner, getragener Song mit ruhigen und kräftigen Momenten. Die beiden Stimmen ergänzen sich großartig. Ein gewaltiger Refrain liefert den Höhepunkt dieses Tracks. Mit unheilvollen Streichern und dominanten Drums startet „Back To Life“. Margarita mit ausdrucksstarkem Gesang, dazu die wundervolle, fast schon einzigartige Stimme von Ailyn Giménez, geben diesem Stück den Glanz. Großartige Arrangements, grandiose Gitarrenarbeit und Orchesterparts runden ab und Adrienne macht beim Chorus aus dem Duett, ein Trio. „Into The Unknown“ war die erste Single-/Video-Veröffentlichung von „The Metal Opera“. Wenn man bei diesem Album irgendwelche Stücke besonders hervorheben will, dann gehört dieses sicherlich dazu. Ich bin ein großer und bekennender Battle Beast-Fan und somit ist die Solo-Vorstellung, die Noora Louhimo hier gibt, natürlich ein besonderer Leckerbissen. Zweifelsohne, hat sich die Finnen mit der großen Stimme, in den letzten Jahren ganz noch oben, an die Spitze gesungen. Jeder der sie schon live erlebt hat, weiß, was für eine unfassbare Power sie hat. Jedoch ist Noora auch in der Lage mit sanfter Tonlage zu brillieren und genau diese Kombination aus beidem, gepaart mit der gewaltigen Wand an instrumentaler Kraft, macht „Into The Unknown“ für mich, zu einem unglaublichen und einzigartigen Meisterstück. Die Rolle der „Geheilten“, spielt Noora hier auch mit Bravour. Ich kenne aktuell keine ausdrucksstärkere und facettenreichere Metal-Stimme, als die, der blonden Skandinavierin. Mit sanften Keyboard-Klängen und ein paar feinen Streichern beginnt „When The Fire Burns“, ehe Magnus Karlsson mit toller Gitarren-Melodie einsetzt. Zu dem teils recht rhythmisch angelegten Stück, liefern Youmna, Ailyn und Netta die Vocals. Ein paar ruhige Augenblicke aber auch wuchtige Riffs im Mittelteil, liefern weitere Würze, für diesen tollen, variantenreichen Song. Der sanfte Ausklang ist gleichzeitig eine gute Vorlage für das folgende „Evil’s Around The Corner“. Ein schwerer, düsterer Beginn, steigert sich zu einem gewaltigen, dramatischen und bombastischen Monster-Track. Ein fantastisches Duett zwischen Noora Louhimo und Adrienne Cowan ist das Sahnehäubchen auf dieser Hymne. Durch den Teil der Geschichte, die in diesem Stück erzählt wird, entsteht eine gewaltige Spannung zwischen den beiden Rollen/Sängerinnen, die so real spürbar ist, das man permanent gegen Gänsehaut ankämpfen muss. Explosiv, elektrisierend und einfach nur mega intensiv. WOW! „Mesmerized“ ist das Paradelied für Anette Olzon. Wunderbare Melodieführung, opulente Arrangements, durchweg ein Top-Hit. Bei den Versen erinnert der instrumentale Teil, stark an alte Nightwish (Oceanborn/Wishmaster) und im übergroßen Refrain, fühle ich mich fast ein bisschen an Magnus Karlsson’s schwedische Kollegen Metalite erinnert. Ein ganz außergewöhnlicher Song, der alles hat, was ich am Symphonic-/Melodic-Metal so liebe. Danke dafür! „Weaker“ ist im Grunde, als Ballade angelegt, jedoch mit üppigem und sehr ausdrucksstarkem Chorus. Adrienne Cowan ist hier gesangstechnisch, als Alleinunterhalterin unterwegs. Mit warmer, weicher aber dennoch kraftvoller Stimme, macht sie diesen emotionalen Höhepunkt des Albums, zu einem weiteren Hit. In der Story beginnt sie hier langsam aber sicher zu verstehen, was mit ihr los ist und wie es um sie steht. Einmal mehr Gänsehaut-Alarm. Nun kommen wir schon zum großen Finale, jedoch lässt uns Noora Louhimo zu Beginn aber auch am Ende, mit deutlichen Worten wissen, dass es noch nicht vorbei ist. „This Is Not The End“ ist dementsprechend, der Titel des opulenten und grandiosen Abschlusses. Alle Sängerinnen dürfen nochmal ran und zeigen was sie können. Magnus Karlsson packt instrumental auch alles aus, was er hat. Ja, das ist die ganz große Kunst, ohne jede Frage. Der 7-stimmige Refrain setzt diesem wunderbaren Lied die Krone auf und sowohl inhaltlich, als auch dem Titel entsprechend, darf man guter Hoffnung sein, dass es in absehbarer Zeit, eine Fortsetzung von „The Metal Opera“ zu bewundern gibt. Auch das Video zu diesem Song ist sehenswert. Es liegt mir fern hier irgendeine Kritik äußern zu wollen, bitte nicht falsch verstehen aber als Idee für eine Fortsetzung, würde ich mich freuen, wenn es dann zusätzlich, vielleicht auch noch eine klassisch ausgebildete Sopran-Stimme geben würde, wie beispielsweise eine Amanda Somerville (Exit Eden; Avantasia; Kiske/Somerville), mit der Magnus ja auch schon gearbeitet hat aber auch eine Dianne van Giersbergen (Ex Libris; ehem. Xandria) könnte ich mir hier in einer weiteren Rolle, sehr gut vorstellen.

Lieber Magnus Karlsson, herzlichen Dank für dieses fantastische Album! Glückwunsch an dich und deine Ladies, zu „The Metal Opera“. Ein Meisterwerk der absoluten Spitzenklasse!

In diesem Sinne „Let‘s get rocked, not infected!“

Band

Magnus Karlsson (Gitarre, Bass, Keyboard, Arrangements)
Adrienne Cowan (Gesang)
Noora Louhimo (Gesang)
Anette Olzon (Gesang)
Ailyn Giménez (Gesang)
Youmna Jreissati (Gesang)
Netta Laurenne (Gesang)
Margarita Monet (Gesang)
Erika Sävström Engman (Violine)
Daniel Tengberg (Cello)
Anders Köllerfors (Schlagzeug)

Titel

  1. Awake
  2. Come Out Of The Shadows
  3. Who Can Stand All Alone
  4. Back To Life
  5. Into The Unknown
  6. When The Fire Burns Out
  7. Evil’s Around The Corner
  8. Mesmerized
  9. Weaker
  10. This Is Not The End
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