H.e.a.t sind zurück mit ihrem mittlerweile 7. Studio-Album. Zweifelsfrei ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsgeschichte der schwedischen Hardrock Band. Aber es geht hier auch ein bisschen „back to the roots“. Musikalisch orientieren sich H.e.a.t ein wenig mehr an ihren Anfängen und mit Kenny Leckremo ist auch ihr ursprünglicher Sänger wieder mit an Bord. 9/10

H.e.a.t feiern in diesem Jahr ihr 15 jähriges Bestehen und wie könnte man dieses Jubiläum besser ehren, als mit einem grandiosen neuen Album, das auch durchaus, den Zeitgeist früherer Tage einfängt. Die Schweden hatten schon von Beginn an das Glück von vielen Leuten gehört zu werden, so konnten sie bereits ganz früh mit Bands wie beispielsweise Toto auftreten aber auch Metal Legenden wie Edguy, hatten sich den Support der schwedischen Hardrocker, schon vor etlichen Jahren mal für eine Tour gesichert. Mit ihrem Hit „1000 Miles“ kamen sie bei der schwedischen Vorauswahl zum 2009er Eurovision Song Contest bis ins Finale. Nach dem 2. Album „Freedom Rock“ hat sich Sänger Kenny Leckremo aus persönlichen Gründen von der Band zurückgezogen, ohne aber jemals den Kontakt abreißen zu lassen. Ihm folgte für die Laufzeit von 4 Alben Erik Grönwall nach, mit dem H.e.a.t ihren Erfolg und den Bekanntheitsgrad weiter vergrößern konnten und mit ihren Scheiben und diversen Singles, etliche Charter-Platzierungen erreichten, inzwischen auch europaweit. Im Oktober 2020 gaben die Schweden bekannt, dass Erik Grönwall ausgestiegen ist. Wer ein bisschen im Thema ist, weiß, dass es ein paar Monate später, für Erik eine desaströse Krebsdiagnose gab, die allerdings nicht ursächlich war, für seinen Ausstieg bei H.e.a.t. Das möchte ich hier nochmal klar betonen. Nach hartem Kampf hatte er die Krankheit dann besiegt und ist mittlerweile der neue Frontmann bei den US-Legenden Skid Row. Und ich will an dieser Stelle auch das grandiose New Horizon Debüt, das Erik gemeinsam mit H.e.a.t Keyboarder Jona Tee, Anfang dieses Jahres herausgebracht hat, nicht unterschlagen. Aber nun zurück zu „Force Majeure“. Für die verbliebenen 4 Musiker von H.e.a.t stellte sich dann vor knapp 2 Jahren die Frage, wie soll es weiter gehen? Es gab schlussendlich aber nur eine denkbare Option für die Schweden. Man ist auf Ur-Sänger Kenny Leckremo zugegangen und hat ihn gefragt, ob er wieder Lust hätte dabei zu sein. Nachdem Kenny’s Gründe, wegen denen er seiner Zeit ausgestiegen war, nicht mehr existent waren, gab es ein sofortiges und begeistertes „ja“ zu hören. Ende Oktober 2020 wurde dann feierlich, in aller Freundschaft, der Staffelstab, bzw. das Mikro, von Erik Grönwall an seinen Vorgänger und Nachfolger Kenny Leckremo übergeben. Die harte Zeit der Corona-Pandemie haben H.e.a.t dann bestens genutzt, um an „Force Majeure“ zu feilen. Das tolle Album ist der verdiente Lohn für die harte aber höchst kreative Arbeit, veröffentlicht übrigens wieder über das deutsche Label earMUSIC. Ein paar Dinge haben sich aber deutlich hörbar verändert. Die musikalische Ausrichtung geht wieder ein Stück mehr, in Richtung der früheren Werke. Der Sound ist kantiger, gradliniger, hat mehr Groove, gelegentlich sogar einen Hauch Sleaze Rock Attitüde. In jedem Fall weniger Melodic Rock, weniger experimentelles, dafür deutlich mehr klassischer Hardrock, mit 80er Jahre Prägung. Nichts desto trotz gibt es aber auch auf „Force Majeure“ viele große Melodien und tolle Arrangements zu bewundern. Dafür hauptverantwortlich ist Jona Tee, der nicht nur als versierter Songwriter, sondern natürlich auch als Keyboarder und Produzent, eine wichtige Rolle bei der Entstehung dieses fantastischen Albums gespielt hat. Neben dem schon erwähnten Rückkehrer Kenny Leckremo, haben wir noch, wie gewohnt, „Sky DavidsDave Dalone an der Gitarre, Jimmy Jay am Bass und Don Crash hinterm Schlagzeug. Eine weitere interessante Idee die man mit der Entstehung von „Force Majeure“ entwickelt hat, ist die Gründung der fiktiven, futuristischen Stadt H.E.A.T-City, die als Kulisse für das neue Album dient. Dem Vernehmen nach, ist das aber erst der Beginn und man soll künftig noch eine ganze Menge aus dieser schillernden Metropole zu hören und zu sehen bekommen. Wir sind sehr gespannt.

Bereits mit dem Opener „Back To The Rhythm“, wird die musikalische Kurskorrektur recht deutlich. Der Titel liefert dazu auch die passende Aussagekraft. Ein ziemlich kraftvoller Start mit satten Gitarren und einem sehr launigen Refrain. Dazu gibt es auch schon ein Video, genauso, wie auch zu Track Nummer 2, „Nationwide“. Ein ziemlich rasanter Rocker, mit schönem Sleaze Rock – Groove, der mit ausdrucksstarkem Riffing und tollem Solo begeistert. Kenny Leckremo führt stimmlich sehr gekonnt und souverän durch den Song. „Tainted Blood“ ist rhythmisch und wuchtig veranlagt und vermittelt ein cooles 80er Hardrock-Flair. „Hollywood“ zeichnet sich durch die filigrane Lead-Gitarre von Dave Dalone aus. Der mitreißende Groove-Rocker stellt aber auch die Rhythmus-Abteilung um Jimmy Jay und Don Crash ins Rampenlicht. Ein wirklich spaßiger Party-Rock-Hit, mit einem tollen Chorus, der nach sehr viel Live-Präsenz verlangt. Das Stück wurde auch schon vorab, als Single/Video veröffentlicht. „Harder To Breathe“ kommt druckvoll aber auch etwas schwer rüber, was sicher maßgeblich an dem geschickt verschleppten Tempo liegt. Ein paar starke Backings gibt es zu hören. Der Vers-Teil kommt getragen rüber, der Refrain ausdrucksstark. Einer meiner persönlichen Top-Favoriten ist „Not For Sale“. Schön kraftvoll, mit tollem Spannungsaufbau, wunderbarer Gitarren-Arbeit und einem sehr intensiven und energiegeladenen Refrain, der richtig gut ins Ohr geht. Eine echte Gute-Laune-Hymne! „One Of Us“ würde ich als Halbballade bezeichnen. Ein richtiger Top-Hit, ein Ohrwurm der obersten Kategorie. Tolle Keys und feine Arrangements von Jona Tee, wirklich ganz brillant gemacht. Kenny Leckremo zeigt sich von seiner stärksten Seite und agiert unglaublich vielseitig. Nach ruhigerem Beginn wird das Lied immer kraftvoller und intensiver, bringt dann auch die emotionale Ausstrahlung hervorragend zur Geltung, was im Besonderen, das fast schon extatische Finale, so unglaublich stark macht. Eine ganz andere Sprache spricht das folgende „Hold Your Fire“. Hier steht wieder der sleazig angehauchte Rock ’n‘ Roll – Groove im Vordergrund. Eine sehr coole Nummer, die mitreißender kaum sein könnte und sicher im Live-Programm nicht fehlen darf. „Paramount“ könnte da nun kaum gegensätzlicher sein. Sehr opulent arrangiert, beinahe schon cineastisch, fast theatralisch, was bei einem Song mit diesem Titel, wohl auch kaum besser passen könnte. Sehr stimmungsvoll inszeniert, da hat Jona Tee wahrlich eine Glanzleistung vollbracht. Der Refrain kommt absolut hymnisch rüber und wirkt schon richtig majestätisch. Also, wenn man dieses Stück ein bisschen anders abmischt und die Gitarren mehr in den Vordergrund stellt, kann das auch was für eine Symphonic und/oder Power Metal Band sein. Sicher der ungewöhnlichste Song auf dem Album aber auch der außergewöhnlichste und für mich, vielleicht sogar der stärkste. „Demon Eyes“ macht dann wieder sehr deutlich, welchen musikalischen Weg H.e.a.t grundsätzlich, mit „Force Majeure“ eingeschlagen haben, nämlich rasanten, kompromisslosen, gradlinigen Hardrock. Hier kommen vor allem Dave Dalone, Jimmy Jay und Don Crash wieder voll auf ihre Kosten und treiben diese flotte und fetzige Rock-Nummer vor sich her. Zum Ende gibt es eine Midtempo-Hymne der Extraklasse. „Wings Of An Aeroplane“ wartet zunächst mit balladesken Zügen auf. Daraus entwickelt sich aber spätestens mit dem mega Refrain, ein genialer Top-Hit, der eine sehr intensive Ausstrahlung vermittelt und einmal mehr, Kenny Leckremo in Bestform zeigt. Ein tolles, sehr energiegeladenes Song-Finale, lässt dieses herausragende neue H.e.a.t Album, mit großem Facetten-Reichtum und kompositorischer Finesse, wunderbar ausklingen.

H.e.a.t können wirklich stolz auf sich sein. „Force Majeure“ ist wohl das kompletteste Album in ihrer Bandgeschichte. Da kann ich dem schwedischen Quintett nur meinen Glückwunsch aussprechen. Der Erfolg dürfte mit dieser tollen Scheibe vorprogrammiert sein. Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Geschichten aus H.E.A.T-City.

Band

Kenny Leckremo (Gesang)
Dave Dalone (Gitarre)
Jimmy Jay (Bass)
Don Crash (Schlagzeug)
Jona Tee (Keyboard)

Titel

  1. Back To The Rhythm
  2. Nationwide
  3. Tainted Blood
  4. Hollywood
  5. Harder To Breathe
  6. Not For Sale
  7. One Of Us
  8. Hold Your Fire
  9. Paramount
  10. Demon Eyes
  11. Wings Of An Aeroplane
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