„Synergy“ heißt das neue Album von Janet Gardner und Justin James. Man kann den beiden nur gratulieren, denn sie haben eine fantastische Hit-Kollektion komponiert, die kaum treffsicherer hätte werden können.


Janet Gardner ist nun schon mit ihrem dritten Solo-Album am Start, dass sie, wie üblich, gemeinsam mit ihrem Ehemann Justin James komponiert hat. Den meisten unter euch, muss ich den Namen der US-amerikanischen Sängerin wohl kaum näher erläutern. Natürlich ist euch Janet Gardner als die Grande Dame des Hardrocks oder auch als langjährige Frontlady von Vixen bekannt. Nach der für viele doch sicher schmerzlichen Trennung von ihrer Band, hat sich Janet voll auf ihre Solo-Karriere konzentriert, um dabei ihrer Kreativität absolut freien Lauf lassen zu können. Mit ihrem Ehemann Justin James hat sie da natürlich einen kongenialen Partner an ihrer Seite und nach einem starken, recht modern ausgefallenen Debüt (self-titled) und dem letztjährigen Hammer-Album „Your Place In The Sun“, haben die beiden nun noch mal eine ordentliche Schippe drauf gepackt. Der Titel „Synergy“ beschreibt es schon perfekt. Das Zusammenspiel und die musikalische Harmonie zwischen der grandiosen Stimme von Janet und dem überragenden Gitarren-Spiel von Justin, könnte kaum besser sein. Die beiden haben sich selbst die Latte für künftige Aufgaben ganz schön hoch gelegt. Ich finde es sehr bemerkenswert, dass die immer noch hoch attraktive Janet über all die Jahre ihrer Karriere, nicht das Geringste von ihrer Stimme eingebüßt hat. Ganz im Gegenteil, sie wirkt auf „Synergy“ noch jugendlicher, frischer und variabler, als jemals zuvor. Chapeau! Übrigens auch live. Ich hatte das ganz große Vergnügen sie kurz vor ihrem Ausstieg bei Vixen noch auf einem denkwürdigen Gig in Regensburg zu erleben und auch zu treffen. Ein ganz außergewöhnliches Erlebnis, dieser charmante Lady zu begegnen. Im Besonderen, weil sie leider, weder mit ihrer ehemaligen Band, noch als Solo-Künstlerin, in den letzten 25 Jahren in unserem Land, live, recht aktiv war. Ich hoffe ja sehr, dass es nach Abschluss der Corona-Krise, die Chance auf ein Wiedersehen gibt. Was hat sich denn nun auf dem neuen Album alles geändert, fragt ihr? Als erstes natürlich der Band-Name. Nach dem wohl für die ersten zwei Solo-Werke Janet’s Name, der ja nun allen Genre-Kennern bekannt ist, als Aushängeschild genutzt wurde, haben sich die beiden ab dem neuen Album dazu entschlossen, ihre beiden Namen zu verwenden und fortan, als Gardner/James zu agieren. Schließlich ist die Band ja auch ein gemeinsames Projekt, von Janet Gardner und Justin James, also nur die logische und richtige Konsequenz. Das Cover-Artwork ist ansprechend, sehr originell und sticht sofort ins Auge. Und musikalisch? Nun, da haben sich die beiden wirklich selbst übertroffen. Kaum ein Song gleicht dem anderen. 11 Stücke die eine bunte Mischung aus Einflüssen der 70er und 80er-Jahre zum Vorschein bringen, gewürzt mit ein paar modernen Klängen, die aber nur sehr dezent ausfallen. Kurz gesagt, „this album rocks like hell!“

Der Opener hätte mit „Wounded“ nicht besser gewählt werden können. Das mag jetzt sentimental klingen aber ich hatte tatsächlich ein bisschen feuchte Augen, als ich den Song zum ersten Mal gehört hab. Eine Hardrock-Granate vom aller feinsten. Melodisch, griffig, einprägsam und ja, der hätte auch ohne weiteres schon vor dreißig Jahren, auf einer der ersten beiden Vixen-Alben seinen Platz finden können. Definitiv mein Hardrock-Song des Jahres 2020. Mit Vollgas geht es dann schon weiter. „You Can Kiss This“ kommt ebenfalls aus der 80er-Ecke. Ganz viel Rock’n’Roll, eine ordentliche Portion Sleaze-Rock und Hair Metal. Ich fühle mich dabei fast ein bisschen an die Anfänge von Skid Row erinnert. Unbeschreiblich stark! „Rise Up“ kommt mit einem Hauch Blues-Rock daher. Justin James kann sich hier voll austoben, ein Muss für die Bühne! „Running To Her“ ist mein amtlicher Sommerhit des Jahres. Ein Gute-Laune-Rocker, wie man ihn nicht besser komponieren kann. Stadionrock aus der Champions-League. Justin glänzt dabei noch mit einem genialen Gitarren-Solo. Ein göttlicher Ohrwurm. Etwas rockiger, rifflastiger und mit ein paar orientalischen Tonfolgen, weiß dann „Lonely We Fight“ zu überzeugen. Janet mit sehr ausdrucksstarken Vocals. Der Refrain mit Background-Shouts, ja, genau wie in den „guten alten Zeiten“. Mit sanften Piano-Klängen beginnt „Say You Will“, übrigens von Janet gespielt. Eine sehr emotionale Ballade, bei der die hübsche Sängerin ihr volles Stimmrepertoire zeigt. „I Promise“ ist eine lupenreine AOR-Granate. Im Midtempo gehalten, cooles Riffing von Justin James und natürlich ein überragender Refrain. Da bleibt garantiert kein Fuß still stehen. Das macht einfach nur Spaß und ja, es weckt viele Erinnerungen, danke dafür! „On A Wire“ schließt sich da perfekt an, kommt aber etwas rhythmischer rüber und ist ziemlich groovy. Dann wird wieder der Rock’n’Roll ausgepackt. Bei „Gone“ steht ganz klar der Rock der 70er Pate. Janet erinnert hier stimmlich fast ein wenig an Joan Jett und es gelingt ihr damit, selbst den Opa, von der Couch zu fegen. This is pure R’n’R at its best. I love it! „Flying On Faith“ beginnt ruhig mit Piano-Intro. Justin mit dominanter Gitarre und Janet mit getragenen Vocals, insgesamt vielleicht der am modernsten ausgefallene Song auf „Synergy“, könnte man sich auch als Filmsoundtrack vorstellen. Er groovt sehr gut und passt perfekt, als Stimmungsaufbau für das große Finale. Denn mit dem abschließenden „Talk To Myself“ tobt sich das Duo Gardner/James nochmal richtig aus. Ein wunderbares Rock-Potpourri, das eigentlich das Zeug für ein Rockmusical, im Stile einer Rocky-Horror-Picture-Show hat. Justin mit grandioser Gitarrenarbeit und Janet holt nochmal alles aus ihrer phänomenalen Stimme raus. Ein fantastisches Ende, eines überragenden Albums.

Ich würde sagen, Janet, Justin, „Synergy“ ist euer Meisterstück. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung. Congratulations is all I can say.

Band

Janet Gardner (Gesang, Gitarre)
Justin James (Gitarre)
Anthony Gemignani (Bass)
Richie Rivera (Schlagzeug)

 

Titel

  1. Wounded
  2. You Can Kiss This
  3. Rise Up
  4. Running To Her
  5. Lonely We Fight
  6. Say You Will
  7. I Promise
  8. On A Wire
  9. Gone
  10. Flying On Faith
  11. Talk To Myself
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