„The Last Night Of Fall“ ist der vielsagende Titel, des 2. Albums von False Memories. Die Italiener veröffentlichen eine wundervoll düstere und facettenreiche Lieder-Kollektion, mit einer deutlichen Gothic-Metal-Schlagseite aber auch vielen progressiven Elementen. 9/10

Zu Beginn möchte ich euch einstimmen, mit ein paar Worten zur Historie von False Memories. Gegründet wurde die Band 2015 von Gitarrist, Komponist und Produzent Francesco Savino. Bereits 1 Jahr später wurde eine 5-Track-EP veröffentlicht, ehe dann 2018 „Chimerical“, das erste full-length Album, das Tageslicht erblickte. Zunächst noch in Eigenregie vermarktet. Im selben Jahr musste der Abgang von Ur-Sängerin Valentina Pucci kompensiert werden. Mit Rossella Moscatello konnte dann aber zügig ein großartiger Ersatz gefunden werden. „Chimerical“ wurde dann über Rock Of Angels Records nochmal neu auf den Markt gebracht, inklusive, von Rossella gesungenen Bonus-Tracks. Für das neue Meisterstück „The Last Night Of Fall“, konnten die Italiener einen Deal mit Frontiers Records bekommen, was ihren Karriereweg sicher sehr positiv beeinflussen wird. Die weitere Besetzung der Band besteht nun aus Moreno Palmisano an der zweiten Gitarre, Gianluca Zaffino am Bass und hinterem Schlagzeug sitzt Emanuele Cossu. Das Songwriting für „The Last Night Of Fall“ haben sich Rossella Moscatello und Francesco Savino geteilt. Ich möchte an dieser Stelle auch noch auf das beeindruckende Cover-Artwork hinweisen, das von Federico Mondelli (Frozen Crown, Volturian) stammt, der ja nicht nur ein begnadeter Songwriter und Gitarrist ist, sondern auch schon viele Album-Cover designt hat.

Musikalisch haben sich False Memories ein gutes Stück weiter entwickelt. Für „The Last Night Of Fall“ haben die 5 Musiker einen deutlich Metal-lastigeren Ansatz gewählt. Die teils etwas experimentell und mitunter sogar poppig wirkenden Momente von „Chimerical“, sind deutlich weniger geworden. Die musikalische Richtung in 2021 ist ziemlich klar definiert. Hin zum Gothic-Metal, mit erkennbar, progressiver Ausrichtung. Die Kompositionen von Rossella Moscatello und Francesco Savino sind extrem vielseitig, detailverliebt und wirken auf sehr unterschiedliche Arten hochemotional. Man kann gut erkennen, dass die beiden Songwriter viel Herzblut in die Lieder gesteckt haben und diesen Spagat zwischen harten Riffs, wuchtigen Drums und bittersüßen Melodien, fast bis zur Perfektion ausgearbeitet haben. Ich bin ein großer Freund dieser schweren und düsteren Stücke. Man kann sich dabei wunderbar in einer anderen Welt verlieren, hervorragend abschalten und seinen Gedanken freien Lauf lassen. Die schweren Gitarren-Riffs tragen einen dabei großartig und Rossella’s wunderschöne Stimme, tut dann noch ihr übriges. Wirklich toll! Ich würde es teilweise ein bisschen mit den frühen Werken von Evanescence oder Within Temptation vergleichen aber auch die Alben von Walk In Darkness, können einen ganz guten Aufschluss darüber geben, wohin die musikalische Reise bei False Memories hin geht.

„Black Shades“ startet ruhig und etwas melancholisch, ehe dann eine fette Wand aus Gitarrenriffs und gewaltigen Drums einsetzt. Ein sehr modernes Stück, mit traumhaften Vocals. „Rain Of Souls“ ist eine eher getragene Hymne mit einer recht emotional wirkenden Rossella. Dazu gibt es auch ein sehr feines Video. „Voices“ ist einer meiner absoluten Favoriten auf „The Last Night Of Fall“. Mit Streichern zu Beginn und tollen Arrangements. Ein wirklich schwerer und düsterer Song, der aber auch mit explosiven Wechseln begeistert und einem überragenden Refrain. Siehe auch hier das Video dazu. Großartig! Mit feinen Piano-Klängen und erneut, toll inszenierten Orchester-Parts, startet „Hysteria“. Knackige Riffs treiben den Song dann voran. Mit unheilschwangerer Einleitung beginnt „The Illusionist“. Ein relativ ruhiges und sehr verspieltes Stück und wenn Rossella Moscatello dann zum Refrain übergeht, ist es ein bisschen, als ob die Sonne aufgeht. Sehr stark! Auch dazu gibt es bereits ein kurzes Filmchen. Bei „Erased“ stehen dann Francesco Savino und Moreno Palmisano mit ihrer fantastischen Gitarrenarbeit wieder etwas mehr im Vordergrund. Ein rifflastiger, progressiver Rocker, mit einem grandiosen Solo, dem aber auch das druckvolle Bass-Spiel von Gianluca Zaffino und Emanuele Cossu’s Power, sehr gut zu Gesicht steht. Spitze! Mit einem, ich sag mal, Geisterbahn-typischen Intro startet „White Crows“, entwickelt sich dann zu einem sehr energetischen Lied, mit einem echt finsteren Text. Die attraktive Italienerin mit einer ganz herausragenden Leistung am Mikro. Top! Mit schweren, wuchtigen Riffs und gewaltigen Drums wartet „Unfaithful Dream“ auf. Ein etwas ruhigerer Vers-Teil wird mit starker Temposteigerung zum Refrain geführt. Ein weiteres Top-Highlight auf diesem wunderbaren Album. Bei „Sea Of Nothingness“ hebt Emanuele zu Beginn, mit Monster-Drums, die Welt aus den Angeln. Mystische Vocallines und donnernde Gitarren begleiten diesen Hammer-Song und als Höhepunkt gibt es gegen Ende noch ein fantastisches, sphärisches Solo. Toll! „Deep Breath“ vereint in Perfektion die düsteren Emotionen mit gewaltiger, instrumentaler Power. Ein Stück, das ich mir auch auf der Bühne sehr gut vorstellen kann. Kommen wir zum großen Finale und ich meine das tatsächlich wörtlich, es ist gewaltig. „Don’t Forget“ ist eine dezent balladesk angehauchte Hymne, die eigentlich alles vereint, was False Memories so stark macht. Wunderbar in Szene gesetzte Gitarren, schwere, getragene Vocallines, mit einem wunderschönen Refrain. Rundherum ein mega gut komponierter Song, der ohne Frage, als nächste Single verwendet werden sollte. Macht die Augen zu und lasst euch fallen. Die Musik wird euch zweifelsohne tragen. Ein phänomenaler Abschluss, eines grandiosen Albums!!

Herzlichen Glückwunsch an Rossella, Francesco, Moreno, Gianluca und Emanuele! „The Last Night Of Fall“ ist eine fantastische Scheibe geworden, die so extrem viel zu bieten hat, dass man auch nach dem x-ten Mal anhören, noch neues entdecken kann. False Memories sollte jeder kennen, der gerne hochklassigen, düsteren und progressiv akzentuierten Gothic-Metal hört.

In diesem Sinne, bleibt gesund. „Let’s get rocked, not infected!“

Band

Rossella Moscatello (Gesang,Keys)
Francesco Savino (Gitarre,Keys)
Moreno Palmisano (Gitarre)
Gianluca Zaffino (Bass)
Emanuele Cossu (Schlagzeug)

Titel

  1. Black Shades
  2. Rain Of Souls
  3. Voices
  4. Hysteria
  5. The Illusionist
  6. Erased
  7. White Crows
  8. Unfaithful Dream
  9. Sea Of Nothingness
  10. Deep Breath
  11. Don’t Forget
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