Nach der Veröffentlichung ihres erfolgreichen Debüts „Equinox“, im Februar dieses Jahr, legen die schwedischen Symphonic Metal Newcomer Emetropia, nun noch eine „Symphonic Edition“ ihres grandiosen Erstlingswerks nach. Hier stehen vor allem die klassischen Parts im Fokus und geben den Stücken teilweise, ein komplett neues Erscheinungsbild. Selbstverständlich gibt es auch für diese Variante von „Equinox“ die volle Punktzahl. 10/10

Für die Musiker von Emetropia ist das Jahr 2022 vermutlich das aufregendste, das sie bislang erleben durften. Zunächst die Vorfreude auf den Release Day ihres Debüts „Equinox“ Ende Februar und nicht lange danach, im späten Frühjahr, die erste Europa-Tournee, im Vorprogramm von Visions Of Atlantis und Secret Rule. Sowohl die Veröffentlichung des Albums, als auch die anschließenden Konzerte, kann die sympathische Band aus Schweden, als Erfolg verbuchen. Nicht nur die Fans auf der Tour waren begeistert, auch die Presse, sowohl im Web, als auch die Print-Medien, waren sich ziemlich einig, dass Emetropia ein fantastisches Album gelungen ist und die Sterne für eine tolle Zukunft, ziemlich gut stehen. Ich hatte es in meiner ausführlichen Album Review, Anfang des Jahres schon geschrieben und auch in meinem Interview mit Keyboarder und Hauptsongwriter Liam Strand, war es ein großes Thema. Ein sehr deutliches Unterscheidungsmerkmal zu vielen anderen Bands, sind die exzellenten, wirklich brillant komponierten Orchester-Arrangements, in Kombination mit opulenten Chor-Passagen und dem traumhaften Gesang von Lisa Wallenberg, die ja auch die facettenreiche Storyline geschrieben hat. Um diesen gigantischen, klassischen Parts von „Equinox“, einen zusätzlichen Rahmen zu bieten, haben sich die Musiker von Emetropia dazu entschlossen, eine „Symphonic Edition“ ihres Debüts, noch als Ergänzung zum regulären Album, nach zu legen. Diese gibt es nun sogar in 2 Versionen. Da ist einmal die „Choral“ Variante, die natürlich die Orchester-Arrangements in den Mittelpunkt stellt aber auch die Chöre und Harmonien im Vordergrund erscheinen lässt. Und auch auf die wundervolle Stimme von Lisa Wallenberg, muss nicht verzichtet werden. Zusätzlich gibt es dann noch alle 9 Stücke in der „Orchestral“ Version, bei der ausschließlich die klassischen Arrangements zu hören sind, bis auf ein paar gelegentliche Background-Chöre. Das ist schlussendlich, pure, klassische Musik, ohne E-Gitarren, ohne Bass und ohne Schlagzeug. Erst bei diesen beiden Versionen, kommen viele Details bei den Orchester-Arrangements so richtig zum Vorschein und ganz besonders zur Geltung. So filigran, so facettenreich, so brillant! Großartig komponiert und arrangiert von Liam Strand. Das öffnet natürlich auch den Weg, vielleicht sogar ein kleines bisschen, bei Freunden der klassischen Musik zu punkten. Ich bin zwar auf diesem Gebiet sicher kein Experte aber ich kann mir gut vorstellen, dass es so manchen Klassik-Liebhaber gibt, der auch an der „Symphonic Edition“ von „Equinox“ große Freude hätte. Auch Fans opulenter Filmmusik, im Stile eines Hans Zimmer, könnten hier durchaus Spaß dran haben. Selbstverständlich ist diese Heavy Metal-freie Version des Albums, ein absoluter Leckerbissen für die Feinschmecker unter euch. Ich denke jeder Symphonic Metal Fan wird hier begeistert lauschen und auch aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Schon wirklich gewaltig, mit was für einem opulenten Klangkonstrukt „Equinox“ erschaffen wurde, das wird erst jetzt so richtig klar. Ich persönlich, bin ganz besonders von der „Choral“ Variante begeistert, weil ich durchaus ein bisschen Vocal fixiert bin. Es begeistert mich über die Maßen, wie es gelungen ist, die einzelnen Songs, so komplett wirken zu lassen, selbst ohne die traditionellen Metal-Instrumente. Da hat natürlich auch Michele Guaitoli (Visions Of Atlantis, Temperance) wieder seinen Anteil, da er auch hier, wieder für Mix und Master zuständig war. Das wunderbare Cover-Artwork von Jani Stefanovic wurde grundsätzlich von der Original-Version übernommen, jedoch hier in einer anderen Farbgestaltung. Sehr schön.

Viele Stücke erscheinen tatsächlich in einem ganz anderen Licht. Die Stimmung, die Ausstrahlung, das jeweilige Erscheinungsbild, unterscheidet sich teils deutlich von den ursprünglichen Versionen. Beispielsweise „A Summer Breeze“ offenbart unglaublich viele Details bei den klassischen Arrangements, die im Original kaum heraus zu hören sind. Das Stück wirkt hier viel schwerer und auch recht düster und liefert sogar den einen oder anderen Gänsehaut-Moment. „That Fateful Night“, eines meiner Lieblingsstücke, ist ja doch ursprünglich recht heavy und sogar ein wenig progressiv. Hier kommen viel deutlicher die Dramatik und auch die brillanten Chöre zum Vorschein. Kombiniert mit den wundervollen Vocals von Lisa, ist das bei der „Choral“ Version, eine ganz besondere Offenbarung. Auch „Lord Of The Blizzards“ macht in den rein klassischen Varianten, einen kompletten Wandel durch. Hier gibt es so viele ruhige, mystische und epische Momente zu entdecken, die bei der Metal-Version, nur im Hintergrund stehen. „The First Leaf Falls“ liefert eine noch viel größere, emotionale Tiefe, wie es das Original tut. Im Besonderen die Streichinstrumente kommen hier so brillant zur Geltung und stellen die basislegende Melodieführung in den Fokus. Das klappt bei der „Orchestral“-Version wunderbar und mit den Chören und der traumhaften Stimme von Lisa Wallenberg, bei der „Choral“-Version, sensationell gut. Ich kann hier nur mein Haupt vor der kreativen Schaffenskunst von Liam Strand verneigen. Das ist einfach genial, was das schwedische Songwriter-Genie erschaffen hat. Das gilt selbstverständlich, für jeden einzelnen Song! Auch mein Top-Favorit „The Old Gods“, erlebt eine wahre Metamorphose auf der „Symphonic Edition“ von „Equinox“. Im Ursprung ja das stimmungsvollste Lied des Albums, das bei mir sehr oft schon, als „Gute-Laune-Lied“ herhalten musste. So kommt die Nummer hier, deutlich schwerer rüber und fast schon getragen. Natürlich bleiben die stimmungsgebenden Grundmelodien erhalten aber ohne die Kombination mit Schlagzeug und Gitarre, ist das Erscheinungsbild ein komplett anderes. Ich möchte aber klar betonen, dass ich hier auch von beiden Varianten sehr begeistert bin. Natürlich, möchte ich fast sagen, erhält dennoch die „Choral“-Version den Vorzug. Die Vocalline ist einfach so unglaublich stark, hat beinahe schon eine fesselnde Wirkung und on top, selbstverständlich in perfekter Harmonie, auch die opulenten Chöre. „Procession Of The Kings“ gehört ja zu den Stücken, die in einer Ur-Fassung schon auf der 2018er EP zu hören waren und für „Equinox“, eine Runderneuerung bekommen haben. Wie facettenreich und filigran die dafür komponierten Orchester-Arrangements aber nun tatsächlich sind, wird erst hier bei der „Symphonic Edition“ deutlich. In ihrer rein klassischen Version bewegen wir uns irgendwo zwischen bombastischer Filmmusik und Operette. Wenn man sich das mit Kopfhörern gönnt, hat man sofort das Empfinden, in einem großen Opernhaus zu sitzen. Es ist fantastisch gelungen, hier ein unfassbar großes Klang-Volumen zu erzeugen. Das ist Gänsehaut pur! Da hat nicht nur Liam Strand eine geniale, kompositorische Leistung vollbracht, sondern auch der finale Schliff von Michele Guaitoli, ist hier im Besonderen, hervorzuheben. In der „Choral“-Version, das möchte ich gerne noch ergänzen, kommt einmal mehr, der wundervolle Gesang von Lisa Wallenberg, in Kombination mit den Chören, derart gut zur Geltung, das ist ein echtes Vergnügen. Den Abschluss macht auch bei der „Symphonic Edition“ von „Equinox“, das monumentale, gut 11-minütige „His Final Endeavor“. In der Metal-Variante war das Stück natürlich auch schon extrem vielseitig, mitunter sogar recht wuchtig. Da hatten vor allem die beiden Gitarristen Olle Renius und Jonatan Jakobsson aber auch Schlagzeuger Oscar Heikkinen, etliche magische Momente. In der „Orchestral“ und der „Choral“ Version, wird die Wirkung hier aber noch mal getoppt, durch die Alleinstellung und Herausstellung, der orchestralen Arrangements. Ich bin sicher, dass bei so einem epischen, klassischen und vielseitigen Werk, auch viele Freunde der Klassik, ihre Ohren spitzen werden. Es kommt hier auch die Dramaturgie und die Emotionalität, die in „His Final Endeavor“ steckt, ganz hervorragend zur Geltung. Das hat schon was majestätisches, im Besonderen, wenn die Chöre dem Stück eine unglaubliche Größe, Tiefe und Erhabenheit verleihen.

OK, das klingt jetzt alles ein bisschen so, als würde ich die „Symphonic Edition“ von „Equinox“ über das „Original“ stellen. Nein, das tue ich freilich nicht. Als jahrzehntelanger Anhänger von hochklassigem Symphonic Metal, will ich grundsätzlich auch künftig nicht auf Gitarre, Bass und Schlagzeug verzichten. Dennoch will ich klar betonen, dass ich extrem begeistert bin, diese Songs, die mir alle so sehr ans Herz gewachsen sind, auch mal in einer anderen oder sogar zwei anderen Varianten, zu genießen. Es offenbaren sich viele neue Details, die man vorher kaum oder möglicherweise ganz anders wahrgenommen hat. Und gerade in der „Choral“-Version, steht die Erzählung der Geschichte dieses Konzeptalbums deutlich im Vordergrund und wirkt oft noch emotionaler und ausdrucksstärker, wie das bei mancher „Original“-Version der Fall ist. Als abschließendes Fazit kann ich eines klar festhalten. Alle 3 Varianten von „Equinox“ haben ihren ganz besonderen Reiz. Jeder kann für sich selbst herausfinden, welches Lied, in welchem Erscheinungsbild, am besten ankommt. Ich kann hier nur meine neuerlichen Glückwünsche an Emetropia aussprechen. Es ist wirklich ein Genuss, der Musik dieser sympathischen, schwedischen Band zu lauschen, die übrigens, wer es noch nicht erlebt hat, auch live, ein tolle Performance abliefern!

Band

Lisa Wallenberg (Gesang)
Liam Strand (Keyboard, Orchester-Arrangements)
Olle Renius (Gitarre)
Jonatan Jakobsson (Gitarre)
Oscar Heikkinen (Schlagzeug)

Titel

  1. Seasonal Warfare
  2. A Summer Breeze
  3. That Fateful Night
  4. Lord Of The Blizzards
  5. The First Leaf Falls
  6. Fall’s First Storm
  7. The Old Gods
  8. Procession Of The Kings
  9. His Final Endeavor
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